Puerto Varas

(Nachtrag von Samstag, 07.12.2013)

Nach den vielen Stunden, die ich in den letzten Tagen zu Fuß unterwegs war und der Nacht im Zelt, habe ich heute sehr gut geschlafen. Für die Weiterfahrt nach Puerto Montt bzw. Puerto Varas konnte ich mir glücklicherweise die Uhrzeit aussuchen und so habe ich die Abfahrt so gewählt, dass ich nicht allzu früh aufstehen muss und es auch noch für ein Frühstück reicht.

Die Fahrt führt zunächst durch eine Landschaft, die mich stark an die schwäbische Alb erinnert. Aber dann, kurz vor Puerto Varas kann ich einen super Ausblick auf den Volcán Osorno genießen. Dessen perfekte Form und weiße Schneehaube ist wieder einmal umwerfend!

Nach etwa fünf Stunden Fahrt erreichen wir Puerto Montt. Bevor der Bus im Terminal hält fährt er noch einen Umweg durch die engen Straßen, um eine Lieferung abzuladen. Die Busgesellschaften bieten hier auch meistens den Versand von Waren an. Für so ein riesiges Fahrzeug ist die Fahrt um die engen Kurven des Wohngebiets gar nicht so einfach.

Auf den letzten Metern kann ich meinen ersten Blick auf den Pazifik während dieser Reise genießen. Nach der Ankunft im Terminal nutze ich dessen perfekte Lage an der Uferpromenade auch noch für einen kurzen Fotostopp.

Dann nehme ich einen der vielen Minibusse nach Puerto Varas. Der Fahrer fährt bei teilweise laut aufgedrehter Musik äußerst langsam und ich frage mich, ob das Fahrzeug so schlecht motorisiert ist, oder das normal ist. Da ich beim Einsteigen deutlich das Ziel Puerto Varas genannt habe, gehe ich davon aus, dass mich der Fahrer entsprechend absetzen würde. Nachdem wir ein Stadtzentrum passiert haben und alle anderen Passagiere bereits ausgestiegen sind, frage ich dann aber doch nochmal nach. Obwohl ich in der zweiten Reihe sitze hat mich der Fahrer doch glatt vergessen und hätte mich kostenlos wieder mit nach Puerto Montt zurück genommen. Schnell beruhigt er mich aber und hält einige Meter weiter einen entgegenkommenden Minibus an, mit dem ich umsonst zurück ins Zentrum von Puerto Varas fahren kann.

Das Bild, das sich mir von der Uferpromenade aus bietet ist einfach unglaublich: Vor mir der Lago Llanquihue und dahinter in der Ferne die schneebedeckten Kegel der drei Vulkane Osorno, xyz und xyz!

Zunächst mache ich mich auf zu einem der im Lonely Planet genannten Hostels. Das erste befindet sich nicht mehr an der angegebenen Stelle, einen Aushang erklärt jedoch den Weg zur neuen Adresse. Unterwegs komme ich noch an einem anderen Hostel vorbei, das ein Bett im 6er-Dormatory frei hat. Das Hostel selbst erscheint mir auch ganz in Ordnung, als ich jedoch das Zimmer mit den sechs Betten nebeneinander sehe, lehne ich erstmal ab. Leider ist das eigentlich ausgewählte Hostel aber bereits voll und nur ein Doppelzimmer für 35.000 Pesos frei. Also steuere ich das nächste an, das aber ebenfalls belegt ist! Das kann ja heiter werden in Patagonien, wenn es schon hier so schwierig ist, eine Unterkunft zu finden.

Auf dem Rückweg ins Zentrum komme ich schließlich an einer Hospedaje vorbei, die ein einfaches und winziges Zimmer für mich frei hat. Für 10.000 Pesos habe ich hier aber mein eigenes Zimmer, das auch vollkommen in Ordnung ist. Lustig ist der Weg von der Rezeption zum Zimmer: Die Hospedaje besteht aus zwei ineinander übergehenden Häuser und man kann sich auf den engen und verwinkelten Fluren echt verlaufen. Überall hängen Pfeile, die den Weg zur Rezeption weisen und ohne diese wäre es auch unmöglich, diese zu finden.

Nachdem ich meine Sachen ausgepackt habe, treffe ich mich mit Angela und Alex, die ebenfalls heute in Puerto Varas angekommen sind. Wir wollen zunächst Wäsche waschen, womit wir am Samstag aber keinen Erfolg haben. Dann gehen wir in einem sehr touristischen Restaurant am.See etwas essen. Das Sandwich ist allerdings nicht gerade der Hit, da das Steak zum großen Teil fast roh ist. Auch der erträumte echte Capuchino von Angela entpuppt sich als Tüten-Nescafé! Leider bekommt man hier in Chile fast nirgends echten Kaffee, oder wenigstens Filterkaffee.

Nach der kleinen Pause und dem Austausch unserer Reisestories machen wir uns auf den Weg, um Infos für die Aktivitäten der nächsten Tage einzuholen. Eigentlich wollte ich das schon viel zeitiger machen, aber da kam die gemeinsame Pause dazwischen. Jetzt müssen wir uns sputen, bevor die Agenturen schließen.

Die Bootsfahrt von Petrohué nach Peulla stellt sich als sündhaft teuer heraus. Ebenso der Ritt zu Pferd von Cochamó nach La Junta im Valle Cochamó. Also beschließen wir, morgen einfach auf eigene Faust nach Petrohué zu fahren und dort spontan unser Glück mir einer Bootsfahrt auf dem Lago Todos Los Santos zu versuchen.

Inzwischen ist es auch zu spät, um noch weitere Dinge zu organisieren oder Infos einzuholen. Also genießen wir noch ein wenig die Aussicht über den See und auf die dahinter liegenden Vulkane bei Sonnenuntergang und schauen dann noch bei einer kleinen Party vom Hostel vorbei, in das Angela und Alex morgen umziehen werden und in dem eine Freundin von Alex arbeitet. Dort treffen wir auf einen Canadier, der einen vom Hostel organisierten Ausritt im Valle Cochamó gemacht hat und begeistert davon erzählt. Wir nehmen uns vor, morgen in diesem Hostel nochmal nach Pferden für den Weg von Cochamó nach La Junta zu fragen. Vielleicht würde es hier ja ein bezahlbares Angebot geben.

Nach einiger Zeit auf der Party verabreden wir uns für morgen und machen uns dann auf den Weg zurück zu unseren Unterkünften.

Trekking im Parque Nacional Conguillío (Teil 2)

(Nachtrag von Freitag, 06.12.2013)

Unangenehm früh klingelt heute Morgen der Wecker nach meiner ersten Nacht im Zelt auf dieser Reise und meiner ersten überhaupt in meinem neuen Hilleberg Akto Zelt. Ich will heute nicht zu spät aufbrechen, um zur Not die ganzen 20 km bis nach Captrén zu Fuß zurücklegen zu können und trotzdem noch den letzten Bus zurück nach Curacautín zu erreichen. Aber so früh wie geplant schaffe ich es einfach nicht aus dem Schlafsack :-).

Nachdem ich dann tatsächlich aufgestanden bin, gibt’s erstmal eine Dusche, die leider nicht ganz so schön warm ist wie noch gestern Abend. Dann mache ich mir ein einfaches Müsli aus Haferflocken, Rosinen und Milchpulver und packe anschließend meine Sachen zusammen. In der Zwischenzeit fahren die beiden britischen Pärchen bereits an mir vorbei. Sie sind also tatsächlich früher los gekommen als ich.

Als alles zusammengepackt ist mache auch ich mich auf den Weg. Bei der Administración fällt mir ein LKW auf, der vielleicht meine erste Mitfahrgelegenheit sein könnte…

Vom Centro de Informaciones folge ich dieses Mal der Schotterpiste und biege nicht auf den Waldweg ab, um nicht mögliche Mitfahrgelegenheiten zu verpassen. Und tatsächlich, nach nur kurzer Zeit kommt das erste Auto – allerdings mir entgegen :-(.

Ich muss aber kürzer warten als gedacht, denn wenig später kommt das Auto im Rückwärtsgang zurück, gefolgt von zwei LKWs, von denen ich einen ja bereits unten an der Lagune bemerkt hatte. Sofort versuche ich mein Glück und voila, ich werde tatsächlich mitgenommen. Zwar verstehe ich den Fahrer nur sehr schwer und weiß daher auch nicht genau, bis wohin er mich mitnehmen wird, aber die Richtung stimmt und jedes noch so kurze Stück ist besser als nichts :-).

Die Fahrt geht langsam und in Maßarbeit die tief eingeschnittene Schotterpiste entlang. Nebenbei wechsle ich ein paar Worte mit dem Fahrer, den ich noch immer nur sehr schwer verstehe. Bei der Laguna Captrén am Parkeingang schlägt dieser einen kurzen Stop vor. Die Fahrer beider LKWs vertreten sich einen Moment die Beine und tauschen sich sicherlich über diesen Gringo aus, den sie da aufgesammelt haben. Ich mache derweil noch ein paar Fotos.

Für die Weiterfahrt steigt der Beifahrer des zweiten LKWs nun bei uns mit ein – aus Neugierde, wie ich vermute :-).

Und tatsächlich, kaum sind wir losgefahren, fängt er an mich auszufragen. Woher ich komme, was ich hier mache und wie lange ich hier in Chile bin. Natürlich bleibt auch die immer etwas unangenehme Frage nicht aus, wie viel denn der Flug von Deutschland hierher gekostet hat. Ich weiß bei dieser Frage immer nicht, wie ich reagieren soll. Sagt man die Wahrheit, sind die Gesprächspartner immer zu tiefst entsetzt über den für sie unglaublich hohen Preis. So auch in diesem Fall: Unser Beifahrer meint nur, dass er sich für dieses Geld hier drei Autos kaufen könne. Naja, mir kommt es eher immer so vor als fehle den Leuten einfach das Gefühl für so hohe Beträge. Zum Glück ist diese Situation aber schnell wieder vergessen und wir unterhalten uns über belanglosere Dinge. Eine beliebte Frage ist auch immer, weshalb ich so gut Spanisch spreche. Ich erkläre dann immer, dass ich bereits im Studium Spanisch gelernt habe und außerdem inzwischen eine peruanische Freundin habe.

So fahren wir für vielleicht eine Stunde dahin und passieren auch Captrén. Ich bin meinem Ziel Curacautín also schon näher gekommen als gehofft. In einer Art Kieswerk ist dann Schluss mit dieser Mitfahrgelegenheit. Der Fahrer verabschiedet sich und der Beifahrer zeigt mir noch den Weg weiter in Richtung Curacautín. Dabei verstehe ich für einen Moment fälschlicherweise, dass er mich noch weiter mitnehmen kann, aber dieses Missverständnis klärt sich schnell. Die paar Pesos, die ich meinen Wohltätern als Dank anbiete werden überzeugt abgelehnt – damit habe ich wirklich nicht gerechnet!

Ich verabschiede mich, schultere wieder meinen Rucksack und trabe weiter der Schotterpiste entlang in Richtung Curacautín. Zu allererst fährt ein Polizeiwagen an mir vorbei, den abzuhalten ich mir aber nicht traue. Dann kommen mir mehrfach Autos und kleinere LKW entgegen. Nach einer ganzen Weile tauchen dann auch endlich Autos in meiner Richtung auf. Keines davon hält auf mein Zeichen jedoch an und so laufe ich lagsam aber stetig immer weiter. Ein Kleinwagen kommt sogar mehrfach an mir vorbei, der Fahrer lehnt mit einem Handzeichen meinen Mitnahmewunsch jedoch ab.

Schnell merke ich, dass sich die Strecke noch ganz schön hinziehen wird und hoffe ständig, dass irgendwann doch noch jemand für mich halten wird. Und tatsächlich, nachdem ich ca. fünf Kilometer marschiert bin, habe ich bei dem Fahrer eines alten Pickups Glück. Er fährt sogar ganz bis Curacautín und setzt mich nur einen Block vom Zentrum entfernt ab. Nach meiner letzten Erfahrung bedanke ich mich dieses Mal nur höflich, biete jedoch kein Geld an.

Auf direktem Weg gehe ich zum Hostel, wo ich ja einige meiner Sachen zurückgelassen hatte. Ich bin einige Zeit damit beschäftigt, meine Sachen für die Weiterreise zu packen und lerne dabei auch noch einen deutschen Langzeit-Backpacker kennen.

Schließlich verabschiede ich mich und mache mich einmal mehr auf den Weg zum Bus-Terminal. Dort muss ich ca. eine dreiviertel Stunde warten, bis der nächste Minibus nach Temuco vorbei kommt.

Etwa zwei Stunden später komme ich dann im Zentrum von Temuco an. Fälschlicherweise war ich davon ausgegangen, dass der Bus auch wieder das zentrale Terminal anfahren würde, an dem ich vor drei Tagen aus Santiago kommend angekommen bin. Aber es gibt noch weitere Terminals in der Stadt und ich werde kurz vor einem davon abgesetzt.

Das erste Hostel, das ich ansteuere ist angeblich voll belegt. Deshalb muss ich ein ganzes Stück zu einem anderen laufen, in dem ich dann aber zum Glück ein einfaches Zimmer bekomme. Endlich kann ich aus den Wanderstiefeln raus, die ich bereits seit heute Morgen trage. Leider hat das aber den unangenehmen Nebeneffekt, dass mein kleines Zimmer ohne Fenster innerhalb kürzester Zeit einen recht strengen Geruch aufweist :-). Naja, so zimperlich darf man da eben nicht sein.

Nachdem ich ein wenig meine Sachen geordnet habe, mache ich mich nochmal auf den Weg in die Stadt. Dort kaufe ich mein Busticket nach Puerto Montt für morgen und gehe in einem Fast-Food-Restaurant schnell noch eine Kleinigkeit essen. Dann geht’s zurück zum Hostel, wo ich nach einer kurzen Online-Session auch schnell ziemlich müde ins Bett falle.

Trekking im Parque Nacional Conguillío (Teil 1)

(Nachtrag von Donnerstag, 05.12.2013)

Nur sehr schwer schaffe ich es heute Morgen aus dem Bett. Gestern Abend ist es eben doch später geworden als gedacht. Für einen kurzen Moment denke ich über eine Planänderung nach, zumal die tatsächliche Erreichbarkeit des Parks ja auch noch fraglich ist. Aber dann raffe ich mich auf und sage mir “wer nicht wagt, der nicht gewinnt!” und breche auf zum Bus-Terminal – allerdings erst, nachdem ich die hoch moderne Schließanlage des Hostels erfolgreich bedient habe: Beim Verlassen wird ein Holzbalken so hinter der Haustüre positioniert, dass er diese beim Zuziehen von innen verbarrikadiert.

Am Terminal sind tatsächlich schon einige Leute unterwegs und es kommen drei Minibusse nach Temuco vorbei. Bei allen frage ich geduldig, ob sie nach Captrén fahren und werde auf den nächsten Bus vertröstet. Was ich kaum mitbekomme ist, dass zwischendurch der richtige, etwas größere Bus ohne nennenswerten Halt vorbei fährt. Als ich schließlich gegen 06:15 Uhr einen Einheimischen frage, wird mir klar, dass ich den einzigen Bus somit verpasst habe.

Da es heute keine andere Möglichkeit mehr gibt, nach Captrén zu kommen, gehe ich zurück zum Hostel. Dort ist natürlich um diese Zeit noch alles verschlossen und auch den geheimen Hintereingang, von dem mir die beiden Schweizer Sandra und Daniel erzählt hatten, bekomme ich nicht geöffnet. Also setze ich mich erstmal auf den Platz im Zentrum, um Alternativpläne zu schmieden. Zuerst denke ich darüber nach, einfach weiter zu fahren und den Parque Nacional Conguillío abzuhaken. Dann werde ich auf den Taxi-Stand direkt am Platz aufmerksam und denke mir, fragen kostet ja nichts. Der Lonely Planet schreibt etwas von 30.000 Pesos für die Fahrt zum Parkeingang. Entsprechend positiv überrascht bin ich vom dem Preis von 25.000 Pesos, den ich sofort genannt bekomme. Ich frage mehrfach nach, ob ich damit tatsächlich am Eingang des Parks und nicht wie mit dem Bus 12 km davor in Captrén abgesetzt werde. Mein Zögern reduziert den Preis dann sogar noch auf 20.000 Pesos, ohne dass ich eine harte Verhandlung im Sinn hatte. Wieder einmal sage ich mir “Ach was soll’s – wann kommst du schon mal wieder hier her?” und nehme das Angebot an. Eine Fahrt direkt zum Parkeingang ist schließlich alle Mal besser als von Captrén erst noch eine andere Transportmöglichkeit zu finden, oder die 12 km zu laufen.

Kurz bevor wir die Stadt verlassen, fällt dem Taxi-Fahrer auf, dass er noch tanken muss. Also geht es nochmal zurück. Die erste angefahrene Tankstelle hat noch geschlossen und ich bekomme Zweifel, ob mein Fahrer den Deal wohl doch noch platzen lassen will. An der zweiten Tankstelle bekommen wir dann aber Benzin und es kann losgehen.

Ein paar Kilometer nach der Stadtgrenze wird die Straße zu einer Schotterpiste. Mein Fahrer heizt aber unbeirrt weiter, obwohl es Schläge tut und das nicht mehr ganz taufrische Taxi einmal sogar mit dem Unterboden aufsitzt.

Während der Fahrt kann ich immer wieder die perfekte Form des Volcán Llaima bewundern und das letzte Stück führt durch eine Vulkanlandschaft, wie ich sie bereits von den Cap Verden und Teneriffa kenne. Schilder warnen vor vulkanischen Aktivitäten, was hier vermutlich nicht ganz unberechtigt ist. Schließlich brechen in Chile immer wieder einige der zahllosen Vulkane aus und der Kollege hier, der als einer der aktivsten Chiles gilt, spukte passend zu Neujahr 2008 das letzte Mal Lava. Dieses Schauspiel fehlt mir einfach definitiv noch auf meiner Liste von Erlebnissen!

Nach vielleicht einer dreiviertel Stunde Fahrt setzt mich mein Fahrer an der völlig verlassen Ranger-Station am Patkeingang am Fuße des Volcán Llaima ab. Als das Taxi abdüst wird mir für einen kurzen Moment schon etwas mulmig: Die Fahrt hier her hat länger gedauert als ich dachte und langsam ist mein Fahrer auch nicht gerade gefahren. Was, wenn ich hier völlig allein strande?

Schnell schiebe ich diese Gedanken beiseite und trabe los in den Park hinein. Kurze Zeit später komme ich an die Laguna Captrén, wo auch ein Wohnmobil und ein Auto stehen. Es ist zwar kein Mensch zu sehen, aber zumindest scheine ich nicht ganz allein zu sein. Zumal das Wohnmobil den Eindruck erweckt als schlafe darin noch jemand.

An der Lagune beginnt ein Wanderweg durch den Wald, von dem ich der Bezeichnung nach vermute, dass er mich zu der größeren Laguna Conguillío führen würde. Dort, so die Info der Hostelbetreiber, könne ich campen. Also marschiere ich los.

Der Weg verläuft zunächst entlang der kleinen Lagune und macht einige U-Turns. Kurz zweifle ich, ob er wohl nur um die Lagune herum führt und ich lieber der Schotterpiste hätte folgen sollen, aber dann biegt der Weg in die mir richtig erscheinende Richtung ab.

In Gedanken versunken laufe ich immer dem Weg nach durch den Wald. Vereinzelt gibt dieser den Blick frei auf den Volcán Llaima und die Gebirgskette der Sierra Nevada. Zumeist bekomme ich aber nur den Araucania/Coigüe-Mischwald zu sehen. Der Weg verläuft überwiegend eben und steigt nur einige wenige Male spürbar an.

Unterwegs kämpfe ich immer wieder gegen fast unsichtbare, sehr wohl aber spürbare Spinnweben zwischen den Sträuchern und schrecke einmal wohl die Kinderstube eines kleinen Vogels auf. Mama und Papa beschimpfen mich daraufhin lauthals und sind auch hörbar ungehalten darüber, dass ich nur wenige Schritte später eine kleine Rast einlege.

Schließlich passiere ich einen kleinen Bachlauf und der Weg fällt deutlich in ein Tal ab. Schon habe ich durch den Wald einen kurzen Blick auf die Laguna Conguillío erhaschen können und wenig später komme ich wieder auf der Schotterpiste raus. Ein paar Meter weiter befindet sich auch schon das Centro de Informaciones, in dem auch tatsächlich jemand da ist.

Ich bekomme die Bestätigung, dass das Campen offiziell nur an der Laguna Conguillío, nicht jedoch wie im Rother Wanderführer beschrieben oben in der Sierra Nevada erlaubt ist. Ich müsse mich nur unten in der Rezeption an der Lagune anmelden. Also gehe ich das letzte Stück dorthin hinunter.

Der Ausblick, der sich mir dort bietet, macht schlagartig die etwas beschwerliche Anfahrt vergessen und führt alle Überlegungen, diesen Park auszulassen ad absurdum! Aus dem Wald hinter mir ragt majestätisch der perfekt geformte und vergletscherte Kegel des Volcán Llaima heraus und am gegenüberliegenden Ufer erstreckt sich die ebenfalls schneebedeckte Gebirgskette der Sierra Nevada! Dazwischen die Laguna Conguillío mit ihrer tiefblauen Farbe – einfach unbeschreiblich schön und jede Strapazen wert! (Anm. des Autors: Ich habe bei diesem Anblick leider völlig vergessen, Fotos im JPEG-Format zu machen, deshalb müsst ihr leider warten, bis ich zurück bin und die zahlreichen RAW-Fotos konvertiert habe! Aber die werden dafür umwerfend – versprochen! Und Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude 🙂 )

Nachdem ich ein wenig die Aussicht genossen habe gehe ich zum Gebäude der Administración. Außer ein paar Bauarbeitern scheint aber niemand da zu sein und erst auf meine Nachfrage hin bekomme ich mitgeteilt, dass in Kürze jemand kommen wird. Ich warte ein paar Minuten und werde von den Einheimischen interessiert gemustert. Dann überlege ich mir, dass es eigentlich doof ist, hier herumzusitzen. Falls jemand Interesse an meiner Anmeldung und damit meinem Geld hat, wird er sich schon melden. Also gehe ich in Richtung des ausgeschilderten Campingplatzes. Der liegt leider nicht direkt am Ufer der Lagune, wie ich mir das vorgestellt hatte. Deshalb zögere ich noch einen Moment und Frage mich, ob ich mein Zelt wohl einfach direkt am Wasser aufschlagen kann. Im Centro de Informaciones wurde mir das angedeutet. Einen Moment später spricht mich ein Einheimischer an, der mich auch schon zusammen mit den Bauarbeitern gemustert hatte und hier so etwas wie der Chef zu sein scheint. Von ihm erfahre ich, dass das Campen nur auf den ausgewiesenen Plätzen erlaubt ist und ich mein Zelt dort ruhig schon aufstellen könne. Mit direkt an der Lagune campen ist also nix :-(.

Dem Hinweis folgend laufe ich über den Campingplatz und suche mir die vermeintlich schönste Parzelle aus. Der Platz bietet alles benötigte, bis hin zu warmen Duschen!

Ich baue mein Zelt auf und bereite mir erstmal ein kleines Frühstück aus meinen mitgebrachten Haferflocken. In der Zwischenzeit kommt ein Bus voller älterer Einheimischer an, die ich zunächst für Arbeiter halte.

Nach dem Frühstück ruhe ich mich ein wenig aus und breche dann auf in Richtung Lagune. Zunächst frage ich nochmal in der Administración wegen meiner Anmeldung nach und werde dieses Mal an die benachbarte Ranger-Station verwiesen. Dort verweist man mich zurück an die Administración und meint dann, dass ich einfach losgehen könne, es würde sich dann schon jemand melden. Offensichtlich hat die Hauptsaison noch nicht begonnen und wegen so vereinzelten Besuchern wie mir macht man sich nicht den Aufwand, Ankünfte zu überwachen. Zumindest war ich ehrlich und habe es versucht.

Ohne einen genauen Plan laufe ich zunächst einfach etwas an der Lagune entlang. Alle paar Meter stoppe ich zum Fotografieren (mit nettem Gruß an meinen Leser Nico), denn die Aussicht ist einfach derart genial, dass ich mir die entsprechenden Bildkompositionen nicht entgehen lassen kann. (Anm. des Autors: Auch diese Fotos gibt’s bisher nur im RAW-Format, sorry 😉 )

Nach vielleicht einer Stunde treffe ich auf ein Schild, das den Weg hinauf in die Sierra Nevada ankündigt. Diese war ja das ursprüngliche Ziel und so folge ich dem Weg einfach weiter, ohne genau zu wissen, wie weit ich kommen würde. Wegen des Verbots, oben zu campen, hatte ich meine Ausrüstung ja auf dem Campingplatz an der Lagune zurück gelassen.

Eine weitere halbe Stunde später treffe ich auf einen Wegweiser mit Entfernungsangaben. Bis zum ersten Aussichtspunkt sind es nur 800 Meter, bis zum zweiten etwas mehr als 2 Kilometer und bis ganz hinauf in die Sierra Nevada etwa 6 Kilometer. Spontan beschließe ich, einfach weiter zu gehen und unterwegs irgendwo umzukehren, wenn die Uhrzeit dies gebieten würde. Zum Glück wird es hier erst so gegen 21:00 Uhr dunkel und so habe ich noch ausreichend Zeit, um noch bei Helligkeit wieder den Campingplatz zu erreichen.

Der Weg verläuft nun recht steil ansteigend durch den Wald. Von ersten Aussichtspunkt bietet sich eine gigantische Aussicht auf die Laguna Conguillío und so mache ich hier eine Weile Rast.

Während ich so völlig alleine die atemberaubende Aussicht genieße, höre ich plötzlich Stimmen und wenig später tauchen zwei britische Pärchen mittleren Alters auf. Wir kommen kurz darauf ins Gespräch und so erfahre ich, dass sie mit dem Mietwagen hier sind und ebenfalls hoch in die Sierra Nevada wollen.

Ich beschließe, noch mindestens zum nächsten Aussichtspunkt, dem Mirador los Condores, weiter zu gehen und frühestens von dort wieder abzusteigen. Der Weg führt wieder leicht absteigend durch den Wald und unterwegs hole ich die beiden britischen Pärchen wieder ein, die vor mir den ersten Aussichtspunkt verlassen hatten.

Der Blick vom Mirador los Condores stellt noch einmal alles bisherige in den Schatten! Während links der Kegel des Volcán Llaima thront, erhebt voraus und rechts die Sierra Nevada – und weit unten die strahlend blaue Laguna Conguillío. Wenig später macht der Aussichtspunkt seinem Namen alle Ehre und ich kann zusammen mit den Briten, die inzwischen zu mir aufgeschlossen haben, einen Condor beobachten, wie er seine Kreise über der Lagune zieht. Das ist schon irgendwie ein majestätischer Anblick!

Wir halten uns hier eine ganze Zeit lang auf und dann bekomme ich von den Briten eine Mitfahrgelegenheit zurück zum Campingplatz angeboten. Perfekt – das ermöglicht mir den restlichen Aufstieg in die Sierra Nevada auch noch mitzumachen, da ich nach dem Abstieg nicht auch noch die anderthalb Stunden zum Campingplatz zurück laufen muss.

Der weitere Weg steigt stellenweise sehr stark an und im oberen Teil müssen wir einige Schneefelder überqueren. Außerdem ist die Wegfindung nicht mehr so einfach als bisher. Etwa 15 Minuten vor dem Ziel kommt uns ein anderer Tourist entgegen und ermutigt uns, den restlichen Aufstieg auch noch zu machen. Die Aussicht von dort oben sei toll, es würde sich also lohnen.

Schließlich erreichen wir das Ziel der Tour, den Mirador in der Sierra Nevada. Die Aussicht ist in der Tat schön, wobei sie nicht mit jener von Mirador Los Condores mithalten kann und sie auch den eher beschwerlichen Restaufstieg nicht wirklich lohnt. Zudem beginnt sich der Himmel inzwischen zuzuziehen und die Sicht ist damit nicht mehr so hervorragend wie zuvor.

Laut meinem Rother Wanderführer soll man hier oben ja campen können. Die Ranger hatten das ja verneint, aber tatsächlich sehen wir eine Gruppe Wanderer, die soeben ihr Zelt aufbauen. Es scheint also inoffiziell schon möglich zu sein. Aber ich hatte meine Ausrüstung ja auf dem Campingplatz zurück gelassen und muss daher heute noch absteigen.

Und genau das tun wir alle zusammen auch wenig später. Wir kommen gut voran und sind etwa zwei Stunden später beim Auto der beiden britischen Pärchen.

Zusammen fahren wir zum Campingplatz, wo inzwischen einiges mehr los ist. Außer der Gruppe Einheimischer, die ich am Mittag noch für Arbeiter gehalten hatte und bei denen es sich wohl um eine Art “Jung-Senioren-Ausflug” handelte, war auch noch eine Gruppe chilenischer Pfadfinder eingetroffen. Zu allem Übel hatten sich beide Gruppen im vorderen Teil des Campingplatzes breit gemacht, wo auch ich mein Zelt aufgebaut hatte. Da ich aber schon meine Ruhe haben will, wenn ich schon in der freien Natur unterwegs bin, packe ich kurz entschlossen meine Sachen und mein Zelt und ziehe in den hinteren Teil des Platzes um, in dem auch die Briten sich niedergelassen hatten.

Nach dem Wiederaufbau meines Zeltes genieße ich eine kurze, warme (!!!) Dusche und koche mir dann meine mitgebrachte Fertigpasta. Anschließend verkrieche ich mich auch schon in mein Zelt, weil es inzwischen etwas kühl geworden war. Außerdem will ich morgen nicht zu spät aufstehen, um die ca. 20 km bis nach Captrén zur Not auch zu Fuß zurücklegen zu können und trotzdem noch den Bus zurück nach Curacautín zu erreichen.

Fortsetzung folgt…

Reserva Nacional Malalcahuello-Nalcas

(Nachtrag von Mittwoch, 04.12.2013)

Beim Aufwachen wird mir heute sofort bewusst, dass ich mich inzwischen ein ganzes Stück südlicher befinde: Es ist empfindlich kalt!

Die Idee, mich mit einer warmen Dusche aufzuwärmen, funktioniert leider nicht, da das Wasser nicht warm wird oder ich nicht lange genug warte. So gibt’s eben nur eine Schnellreinigung :-). Anschließend frühstücke ich zusammen mit Sandra und Daniel, den beiden Schweizern aus meinem Zimmer. Wir tauschen uns wieder über unsere zurückliegenden Reisen und die Erlebnisse dabei aus.

Nach dem Frühstück ziehen Sandra und Daniel weiter. Sie sind mit dem Mietwagen in der Region unterwegs und damit nicht auf Busse oder Mitfahrgelegenheiten angewiesen. Ich beginne, meine nur groben Vorstellungen für die kommenden Tage zu konkretisieren. Zwischendurch lerne ich auch noch Maren aus Stuttgart kennen, die außer mir die einzige im Hostel ist. Da sie bereits in einem der Nationalparks in der Region und auch in Patagonien war, frage ich sie natürlich intensiv aus :-).

Mit Hilfe der Infos der Hostelbetreiber entscheide ich mich, morgen zu einer 2-tägigen Trekking-Tour im Parque Nacional Conguillas aufzubrechen. Heute möchte ich dafür noch Proviant besorgen und erneut versuchen, eine Gaskartusche für meinen Kocher zu finden. Vielleicht kann ich dann später noch eine kleine Tour in der Reserva Nacional Malalcahuello-Nalcas machen.

Zunächst schlendere ich ein paar Minuten durch die Stadt – oder wohl eher Dorf – und finde doch tatsächlich in der ersten Ferreteria die Gaskartusche, nach der ich in Santigo so vergebens gesucht hatte. Jetzt noch Proviant besorgen und die Trekking-Tour morgen ist gebongt.

Zurück im Hostel verstaue ich die Einkäufe und breche dann mit dem Bus auf nach Malalcahuello. Ich kann direkt bei der Ranger-Station aussteigen und bekomme eine vorbildliche Wegbeschreibung. In der Station sind zwei Praktikanten aus Kolumbien und so werde ich sogar noch bis zum Beginn des gut markierten Weges geleitet.

Der Weg steigt ziemlich steil an und verläuft praktisch gänzlich im Wald. Eigentlich hatte ich mir eher eine gemütliche Wanderung mit Aussicht auf die umliegenden, vergletscherten Vulkane vorgestellt :-). Aber ich gehe weiter, denn was noch nicht ist, kann ja noch werden… Und tatsächlich, vom ersten Aussichtspunkt aus kann ich trotz Wolken einen Teil der schneebedeckten Gebirgskette bewundern.

Ich gehe weiter immer dem Weg nach und komme an einem zweiten Aussichtspunkt vorbei. Von hier bietet sich ein noch schönerer Ausblick.

Da ich völlig allein unterwegs bin, habe ich viel Zeit, meine Gedanken kreisen zu lassen. Und so denke ich viel über meine Freundin Paola und unsere Beziehung nach.

Auf dem weiteren Weg bekomme ich Zweifel, ob ich es wohl rechtzeitig bis zum Piedra Santa schaffen würde. Um 18:15 Uhr muss ich wieder unten bei der Ranger-Station sein, um den letzten Bus zurück nach Curacautín zu erwischen. Die Rangerin hatte mir einen Rundweg erklärt, von dem ich von Anfang an Zweifel hatte was die benötigte Dauer angeht. Zumal die Karte, die ich ebenfalls in der Ranger-Station bekommen hatte, ganz andere Angaben zu den Gehzeiten macht. Da ich aber nicht so zwischendrin irgendwo abbrechen möchte laufe ich zügig weiter.

Schließlich, als ich schon nicht mehr damit rechne, erreiche ich die hiesige Baumgrenze und den Piedra Santa, einen niedrig gelegenen Gebirgskamm. So ohne den Schutz des Waldes bläst hier oben ein empfindlich kühler Wind – vielleicht schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf Patagonien und Feuerland. Außerdem beginnt hier auch der andere Weg, den mir die Rangerin als Rückkehr ins Tal beschrieben hatte.

Zunächst genieße ich ein wenig die Aussicht und mache Fotos der umliegenden Gebirgszüge. Dann entscheide ich mich spontan, es doch noch mit dem anderen Rückweg zu versuchen.

Der Weg führt zunächst am Gebirgskamm entlang und sollte laut Karte wenig später auf einen kreuzenden Weg zurück ins Tal treffen. Vergeblich halte ich nach den entsprechenden Markierungen Ausschau. Nach etwa einer weiteren halben Stunde beschließe ich umzukehren und auf dem gleichen Weg zurück zu gehen und so hoffentlich noch den Bus zurück zu erwischen.

Ich komme zügig voran, obwohl der Abstieg auf dem zum Teil sehr steilen Waldweg ganz schön anstrengend ist. Aber ich bin inzwischen guter Dinge, dass es mit dem Bus klappt. Ohne diese zusätzliche Sorge, wie ich nach Curacautín zurückkommen würde, kehren meine Gedanken schnell zu meiner Freundin Paola zurück.

Gegen 17:30 Uhr erreiche ich schließlich wieder die Ranger-Station und setze mich in der Einfahrt an die Straße, um auf den hoffentlich irgendwann vorbei kommenden Bus zu warten. So ohne Bewegung wird es schnell kühl, aber zum Glück finde ich in einer kleinen Hütte ein wenig Schutz. Die Wanderung war vor allem sehr anstrengend gewesen und hatte einen wesentlich größeren Umfang als ich es ursprünglich geplant hatte. Aber Abenteuer sind schließlich das, was passiert während man andere Pläne macht. Und unter anderem wegen der Abenteuer bin ich ja hier…

Schließlich kommt nahezu pünktlich tatsächlich der Bus und ich komme müde aber zufrieden im Hostel an. Dieses Mal klappt es auch mit der warmen Dusche und die chilenische Variante der 5-Minuten-Terine muss zwecks Bequemlichkeit als Abendessen herhalten.

Anschließend bereite ich noch meine Trekking-Tour der nächsten beiden Tage vor. Der Rucksack muss umgepackt werden, da ich nur die wirklich wichtigen Dinge mitnehmen und den Rest hier im Hostel zurücklassen werde. Außerdem bekomme ich vom Hostelbetreiber den entscheidenden Hinweis, dass mein Plan basierend auf dem Tourvorschlag des Rother Wanderführers nicht funktioniert. Erstens ist der Transport zum Park wesentlich komplizierter als gedacht und zweitens kann man wohl nicht in der Sierra Nevada campen, so dass Hin- und Rückweg in einem Stück zurückzulegen sind. Trotzdem halte ich an meinem Plan fest, morgen um 6 Uhr mit dem Bus nach Captrén zu fahren und von dort die restlichen 12 km zum Park irgendwie anders zurückzulegen – zur Not eben zu Fuß. Im Park selbst werde ich dann sehen, wo genau ich mein Zelt aufschlagen kann und welche Wege sich bzgl. Dauer und Machbarkeit anbieten.

Mitten in meinen Vorbereitungen kommt noch ein neuer Gast aus Tschechien an, der auch in meinem Zimmer unterkommt. Wir unterhalten uns eine Weile, bevor ich schließlich ziemlich erschlagen ins Bett falle. Von einem weiteren Abkömmlinge, der wohl mit dem Fahrrad unterwegs ist, bekomme ich praktisch nichts mehr mit.

On the Road Again…

(Nachtrag von Dienstag, 03.12.2013)

Es geht weiter… und zwar gen Süden! Da ich mehr Zeit für Patagonien und Feuerland haben will, sieht meine grobe Reiseplanung für heute einen längeren Transfer von Santiago nach Temuco vor. Die für den Weinbau bekannte Region “mittleres Chile”, die sich direkt südlich an Santiago anschließt möchte ich überspringen. Um aber doch noch ein wenig davon zu sehen, habe ich mich für eine Busfahrt bei Tageslicht entschieden.

Beim Frühstück komme ich noch mit einem australisch/brasilianischem Pärchen ins Gespräch. Wir tauschen begeistert Reisegeschichten aus, bis ich mich leider verabschieden muss, um mich im Supermarkt um die Ecke noch mit Proviant für die etwa 9-stündige Busfahrt einzudecken.

Anschließend mache ich mich auch gleich auf den Weg zum Bus-Terminal. Problemlos finde ich die auf meinem Ticket vermerkten Plattformen und richte mich dort auf ca. eine dreiviertel Stunde Warten ein. Ich beobachte wie ein Bus nach dem anderen ankommt und wieder abfährt. Etwa eine viertel Stunde vor der planmäßigen Abfahrt meines Busses werde ich ein wenig unruhig, da sich dieser immer noch nicht blicken lässt. Zur Sicherheit Frage ich nochmal an einem der Ticket-Schalter nach und bekomme die Bestätigung, dass ich an der richtigen Stelle warte. Schließlich trifft mein Bus dann auch ein und es kann losgehen.

Die erste Etappe fahren wir noch durch das wenig spektakuläre Stadtgebiet von Santiago. Und auch die nächsten Stunden ist die Landschaft recht langweilig – abgesehen natürlich von den Gipfeln der Anden, die ich in der Ferne im Dunst gerade so erkennen kann.

Ein interessantes Detail passt so gar nicht zu Südamerika: Die aktuelle Geschwindigkeit des Busses wird per GPS überwacht und zusammen mit der Lenkzeit des Fahrers auf einem Display den Passagieren angezeigt. Wird die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h überschritten, ertönt ein akustischer Alarm. Im Video der Sicherheitseinweisung (ähnlich wie im Flugzeug) zu Beginn der Fahrt werden alle Passagiere dazu aufgefordert, bei Geschwindigkeitsübertretungen den Fahrer darauf anzusprechen, oder sie zu melden.

Unterwegs legen wir einen kurzen Halt ein, um etwas zu Essen zu kaufen. Dann geht es weiter durch eine sich zunehmend verändernde Landschaft. Die vorher eher karge Vegetation weicht nun immer dichteren Wäldern. Wir kommen der Araucania Region also näher.

Gegen 19:30 Uhr erreichen wir schließlich Temuco. Im Terminal stelle ich fest, dass in einer halben Stunde noch ein Minibus nach Curacautín fährt – perfekt, so komme ich bereits heute ans Ziel und muss nicht erst in Temuco übernachten.

Ich sage der sehr jungen Busbegleiterin wohin ich in Curacautín möchte und wundere mich dann ein wenig, als diese ohne einen weiteren Hinweis dort aussteigt. Zumal ich der einzige Tourist mit Gepäck im Kofferraum des Busses bin. Irgendwo hält der Bus dann an und der Fahrer bedeutet mir, auszusteigen. Zum gesuchten Hostel ginge es da die Straße hoch. Da ich mir nicht sicher bzgl. dieser Info bin, frage ich gleich noch eine Einheimische. Sie erklärt mir den Weg, der in die 180 Grad entgegengesetzte Richtung verläuft – Willkommen in Südamerika :-). Die letzte Info kommt mir wesentlich verlässlicher vor und so marschiere ich los. Das Nest erscheint mir nach Santiago wie ausgestorben, aber immerhin komme ich an ein paar Hostels vorbei und scheine dem Zentrum näher zu kommen. Da es schon recht spät und so gar nichts los ist, mache ich mir schon ein paar Gedanken, ob ich heute wohl noch irgendwo unterkommen werde oder mein Zelt auf der Plaza aufschlagen muss :-).

Schließlich erreiche ich das Hostal Epu Pewen und nach ein paar Mal klingeln wird mir auch aufgemacht. Ich werde herzlich empfangen und entscheide mich für ein Bett im Dormatory für unschlagbare 7000 Pesos. Mit mir ist noch ein Pärchen aus der Schweiz im Zimmer und so unterhalten wir uns noch eine ganze Weile, bis schließlich schlafen angesagt ist.

Santiago de Chile

Puh, ich bin fertig! Den ganzen Tag war ich heute in der Stadt unterwegs… und ich muss leider sagen, dass Santiago im Vergleich zu anderen südamerikanischen Metropolen, wie etwa Buenos Aires oder Rio de Janeiro regelrecht unspektakulär ist. Dazu kommt, dass es hier momentan tagsüber um die 30 Grad hat – definitiv zu viel für eine Stadtbesichtigung! Aber natürlich perfekt, um meine Leser ein wenig mehr neidisch zu machen :-P.

Natürlich gibt es aber auch ein paar schöne Ecken, wie z.B. der Cerro Santa Lucía, von dem ich heute eine schöne Aussicht von oben auf die Stadt hatte. Neben dem Cerro San Cristóbal ist das die einzige nennenswerte Erhebung im ansonsten sehr flachen Stadtgebiet. Über mehrere Treppen und Pfade erreicht man verschiedene Terrassen und ganz oben einen Aussichtspunkt. Leider ist heute die Fernsicht ein wenig eingeschränkt, so dass man von den schneebedeckten Gipfeln der Anden, die direkt hinter dem Stadtgebiet in die Höhe ragen, nur den höchsten vage erkennen konnte. Aber ich denke, ich werde auf dieser Reise noch genug ziemlich hohe Berge sehen :-).

Ein weiterer Dämpfer beim Besuch des Cerro Santa Lucia waren die vielen verliebten Pärchen, die sich dort tummeln. So habe ich noch mehr an meine Freundin denken müssen, die ich sehr vermisse :-(.

Ansonsten habe ich heute noch den Cementerio General, den Obstmarkt La Vega Central, den Mercado Central, die Estación Mapocho und die Plaza de Constitución mit dem präsidialen Palacio de la Moneda besucht. Es war eine gelungene Tour, auf der ich einen guten Eindruck von der Sightseeing-Seite Santiagos bekommen habe. Zumindest dafür muss man nicht unbedingt hier gewesen sein.

Morgen früh geht es weiter gen Süden. Ich habe mich für eine Busfahrt am Tag entschieden, um wenigsten vom Bus aus ein wenig die Region des mittleren Chile zu sehen, die ich ansonsten ganz überspringen werde. Ziel der Fahrt ist Temuco, von wo ich dann übermorgen einen Tagesausflug in einen der nahegelegenen Nationalparks machen möchte. Da die Fahrt ca. 9 Stunden in Anspruch nimmt, wird morgen nicht mehr viel anderes auf dem Programm stehen.

Ankunft

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Vor wenigen Minuten bin ich in meinem Hostel in Santiago de Chile angekommen.

Beim Anflug auf Santiago könnte ich immer wieder die Aussicht auf die schneebedeckten Gipfel der Anden genießen – auch wenn die Sicht leider etwas eingeschränkt war, da ich nicht direkt am Fenster saß und außerdem auch noch über dem Flügel.

Nach der Landung gestaltete sich die Imigración als kleine Geduldsprobe – will heißen etwa eine Stunde in der Schlange auf den Stempel warten. Aber ich habe ihn und bin jetzt also offiziell in Chile angekommen.

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Momentan warte ich im Hostel, bis mein Zimmer fertig ist. Ich würde gerne duschen und aus den Wanderstiefeln raus. Hier hat es nämlich um die 20 Grad und es scheint die Sonne.

Sobald der Check-In erledigt ist werde ich mich ein wenig in der Stadt umsehen…

São Paulo

Vor etwa einer halben Stunde bin ich in São Paulo angekommen und warte jetzt auf meinen Weiterflug nach Santiago de Chile. Der Flug war recht angenehm, da ich die meiste Zeit geschlafen habe – zwar nie richtig fest, aber zumindest bin ich nicht vollkommen fertig. Außerdem war es ein super modernes Flugzeug!

Schon während des Fluges und jetzt hier auf dem Flughafen höre ich voller Begeisterung den Brasileiros zu :-). “Beleza, q linda, ao, ei, ões, …” – ich liebe diesen Sing-Sang :-)… da kommen gleich nostalgische Gefühle hoch! Leider verstehe ich bei weitem nicht mehr so viel wie damals – auch wenn mir mein Spanisch natürlich hilft.

In etwa anderthalb Stunden geht es weiter, dann nochmal vier Stunden Flug und ich bin am Ziel.