Di, 14.08.2007, Tag 25 (Cuiabá)

Viel gibt es von diesem Tag eigentlich nicht zu berichten. Ich hatte mir vorgenommen, in Ruhe verschiedene Tour-Anbieter für eine Tour in den Pantanal abzuklappern und außerdem meinen Flug zurück nach Florianópolis zu buchen. Die Suche nach einem Tour-Operator zog sich dann den ganzen Tag hin, vor allem da deren Büros mal wieder über die ganze Stadt verteilt waren und das Bussystem einmal mehr nicht wirklich auf meiner Seite stand. Außerdem brachte ich einige Zeit bei Natureco zu, bei denen ich schließlich auch eine 7-tägige Tour buchte. Ich denke, damit ein ganz gutes Angebot bekommen zu haben und am Abend stellte sich dann heraus, dass sich Pete für die ersten 3 ½ Tage auch noch anschloss, was natürlich ganz nett war, da ich sonst aufgrund meines Wunsches die ganze Transpantaneira bis zu ihrem Ende hinunter zu fahren während dem ersten Teil der Tour ganz allein mit dem Guide gewesen wäre.

Wegen der ganzen Organisiererei und dem Rennen durch die Stadt bei gnadenloser Hitze war ich am Abend ziemlich erschlagen. Außerdem hatte ich den ganzen Tag keine Zeit für ein Mittagessen gehabt und musste dann auch noch mit einem einfachen HotDog zufrieden sein, da rund um das Hostel alle Lanchonettes sehr früh dich machten.

Die Angestellten des Hostels waren glaube ich ein wenig enttäuscht, dass ich keine Tour bei ihnen gebucht hatte. Aber deren Angebot hatte nunmal nicht zu meinen persönlichen Vorstellungen von meiner Pantanal-Erfahrung gepasst.

Am Abend war ich dann trotz des knappen Abendessens glücklich und zufrieden, dass ich alles unter Dach und Fach bekommen hatte und freute mich auf die bevorstehenden 7 Tage im Pantanal, von denen ich mir eine ganz besondere Erfahrung versprach.

Mo, 13.08.2007, Tag 24 (Brasília)

Um ausreichend Zeit im Pantanal zu haben hatte ich inzwischen meine Idee verworfen, von Brasília aus noch den “Parque Nacional da Chapada Veadeiros” zu besuchen. Statt dessen hatte ich für heute Abend einen Flug nach Cuiabá gebucht und hatte daher noch einen knappen Tag für Brasília zur Verfügung.

Heute fuhren auch wieder Busse und auf der Fahrt in die Stadt flammte zwischen Andy und mir die Weltverschwörungsdiskussion vom Vorabend wieder auf. Er war schon ein harter Brocken: Die Klimaerwärmung aufgrund des CO2-Ausstoßes, sowie das Ozonloch sah er als Verschwörung der Industrie an, die diese Zusammenhänge und Phänomene erfunden hatte, um irgendwelche Produkte besser verkaufen zu können.

An der Rodoviária wurde unsere Diskussion dann aber beendet, da sich unsere Wege trennten. Ich fuhr weiter zum Kongress, wo ich an einer sehr interessanten Führung teilnahm. Der ganze Gebäudekomplex, von dem wir nur einen kleinen Teil besichtigten war der bisher beeindruckendste. Die Sitzungssäle von Kongress und Senat waren mit modernster Technik ausgestattet – bis hin zum Fingerprint-Scanner für die Identifikation jedes Abgeordneten vor der Stimmabgabe. Lustig war auch der Garten vor den Büros der Senatoren, in dem jeder von ihnen vor seinem Fenster typische Pflanzen aus seinem Staat hatte.

Nach dieser Führung war es auch schon Zeit für ein Mittagessen, das ich nach einem Hinweis im öffentlichen Kongress-Restaurant einnahm. Anschließend machte ich einen Abstecher zum Platz der drei Gewalten und schaute mir dort kurz eine Ausstellung im Foyer des obersten Gerichtshofes an, den man unter der Woche leider nicht besichtigen konnte. Außerdem gab es in einem unterirdischen Raum unter dem “Praça de Três Poderes” noch ein Modell der ganzen Stadt zu sehen, das recht beeindruckend war.

Der “Palacio da Justicia” war wegen Renovierungsarbeiten für Besucher leider geschlossen und so fuhr ich mit dem Bus zur “Ponte JK”, die ebenfall architektonisch interessant zu sehen war. Ich marschierte sie sogar einmal entlang und anschließend leider noch ein ganzes Stück weiter in Richtung zurück zum Regierungsviertel. Auf der breiten, autobahnähnlichen Straße verkehrten zwar einige Busse, aber es gab keine Haltestellen. Ohne diese erwartete ich nicht, dass sie für mich halten würden. Als ich irgendwann genug von der Lauferei in der prallen Sonne hatte, versuchte ich es dann aber doch und siehe da, der erste Bus hielt sogar an.

Da es inzwischen zwar später war als erwartet, ich aber beschloss, dass mein Zeitplan trotzdem noch einen Abstecher zum “Templo da Boa Vontade” erlaubte, nahm ich von der Rodoviária einen Bus dorthin. Der “Cobrador” reagierte auf meine Frage, ob der Bus dorthin fahren würde ganz erstaunt – ganz nach dem Motto: “Was will denn dieser Gringo so weit außerhalb des Zentrums?”. Trotzdem ließ ich mich nicht beirren und blieb bei meinem Entschluss, diesen Abstecher noch mit zu nehmen und habe das auch nicht bereut.

Der Tempel war eine Pyramide mit einem großen Kristall an der Spitze, der die positiven Energien bündeln sollte. Im Inneren befand sich ein Saal mit einer großen Spirale auf dem Fußboden, die man zu Sphärenklängen bis zu ihrer Mitte direkt unter dem Kristall entlang laufen konnte. Der Tempel war angeblich offen für alle Religionen, mit den angeschlossenen Gebäuden, die wohl eine Art Schule waren, war ich mir aber nicht ganz sicher, inwiefern es sich um eine Art Sekte handelte. Nichts desto trotz war es irgendwie ein mystischer Ort, von denen es rund um Brasília angeblich einige gibt – inklusive einer Siedlung, in der die Bewohner geduldig auf die Ankunft von Außerirdischen warteten. Diese war aber weiter entfernt, so dass ich sie leider nicht besuchen konnte.

Nach der Besichtigung des Tempels kehrte ich zum Hostel zurück, um mein Gepäck zu holen. Eigentlich wollte ich den Bus auf seinem Rückweg wieder erwischen, was mir seltsamer Weise aber nicht gelang. Deshalb musste ich einige Zeit auf den nächsten warten und wurde bereits etwas nervös. An der Rodoviária ließ der Bus zum Flughafen dann auch noch auf sich warten und als wir endlich den Flughafen erreichten und ich einchecken wollte, wurde mir mitgeteilt, dass ich zum anderen, ein gutes Stück entfernten Terminal 2 gehen musste. Ziemlich entnervt nahm ich ein Taxi dorthin und checkte schließlich etwa 5 Minuten vor Aufruf zum Boarding ein. Im Flugzeug war dann auch noch mein Platz belegt, woraufhin eine ganze Familie auf Portugiesisch auf mich einredete und mir auf ziemlich unfreundliche Art und Weise erklärte, dass ich irgendeinen anderen freien Platz nehmen könne, da wohl generell irgendetwas schief gelaufen war. Die Fliegerei in Brasilien ist eben immer für eine Überraschung gut.

Schließlich saß ich aber und mit leichter Verspätung ging’s dann auch los. Ich hatte mich über die Angaben in meinem Ticket bereits beim Kauf gewundert, da es so aussah als würde der Flug nur 45 Minuten dauern. Was ich allerdings nicht bedacht hatte war, dass wir nach Cuiabá eine Stunde Zeitverschiebung hatten. Und so dauerte der Flug an und ich wunderte mich bis zur Landung und der Zeitangabe des Piloten, mit der es mir dann auf einen Schlag klar wurde.

Um 20:40 Uhr Ortszeit erreichten wir ganz nach Plan Cuiabá und nachdem ich mein Gepäck und ein paar Flyer von Touranbietern eingesammelt hatte, machte ich mich auf den Weg. Als ich mich unterwegs nach dem Weg zum Hostel erkundigte, wurde ich unfreiwillig von einem Freelance-Guide zum Hostel geleitet, der anschließend natürlich Geld wollte. Ich wurde ihn mit 2 R$ und der Ausrede, dass ich nicht mehr hätte nach ein paar Minuten aber los. Wenig später tauchte dann noch Pete aus England auf, der ebenfalls im gleichen Zimmer einquartiert war. Für ein angeblich brandneues Hostel war dieses sehr einfach und wirkte von der Ausstattung her ein wenig unfertig. Aber immerhin hatten wir zwei Klimaanlagen im Zimmer, was bei der Hitze in Cuiabá (tagsüber bis zu 45 °C) recht angenehm war.

Nach diesem weiteren anstrengenden Tag zuerst in Brasília und dann mit der Hektik rund um den Flug fiel ich sehr müde ins Bett.

So, 12.08.2007, Tag 23 (Brasília)

Unsere Ankunft in Brasília gegen 6:00 Uhr riss mich aus meinem Halbschlafzustand, in dem ich den größten Teil der Fahrt verbracht hatte. Zusammen mit Nicola und Stefano, den beiden Italienern suchten wir erstmal einen der Rodoviária-typischen Imbiss-Stände für einen Café auf. Unter allen Rodoviárias, die ich bisher kennen gelernt habe, war das hier die komischste. Alles wirkte irgendwie halbfertig und improvisiert. Aber da wir uns ja nicht lange hier aufhalten wollten, konnte uns das gerade egal sein.

Auf der Suche nach einem Bus in die Stadt, machten wir dann die erste seltsame Entdeckung: Es gibt in Brasília zwei Rodoviárias: Zum einen die neue Rodoferroviária, an der wir soeben angekommen waren und die Estação Central, die die Locals “Rodoviária” nannten. Nach ein wenig Herumfragen hatten wir den einzigen Bus gefunden, den es hier zu geben schien und der uns zur Rodoviária im Zentrum brachte. Dort trennten sich unsere Wege, da Nicola und Stefano ein Hotel in der Nähe des Zentrums aufsuchen und ich das HI Hostel ausprobieren wollte. Wenig später sollte ich herausfinden, dass ich mir ohne weiteres auch ein deutlich teureres Hotel hätte leisten können und damit bei den zusätzlichen Kosten für Taxis wahrscheinlich sogar besser gefahren wäre. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer.

Nachdem ich nach der üblichen Herumfragerei mit diversen widersprüchlichen Antworten schließlich die Box gefunden hatte, an der der Bus zum Hostel abfahren sollte, fand ich heraus, dass dieser heute irgendwie nicht fuhr. Ein wenig entnervt nahm ich deshalb ein Taxi und wurde dabei gleich mal übers Ohr gehauen. Auf die Frage, wieviel es etwa zum Hostel kosten würde, wurden mir 20 R$ genannt. Als ich beim Losfahren nach dem Einschalten des Taxameters fragte, meinte der Fahrer, dass es dann etwa 22 R$ kosten würde. Später fand ich heraus, dass es in Wirklichkeit ca. 10 R$ waren. Das einzig Gute an dieser dauernden Bescheißerei hier in Brasilien ist, dass die Beträge in Euro umgerechnet nicht so gewaltig sind, dass man daran zu Grunde geht. Trotzdem ärgert man sich natürlich jedes Mal aufs Neue.

Am Hostel angekommen, das wirklich ziemlich außerhalb in der Pampa neben einem Campingplatz lag, auf dem ich aber kein einziges Zelt sah, erfuhr ich, dass die Busverbindungen Sonntags “schwierig” (O-Ton) seien. Immerhin hatten sie dort aber eine Art Fahrplan aushängen, nach dem ich ausreichend Zeit für eine Dusche hatte, bevor der nächste Bus zurück in die Stadt fuhr.

Das Problem war nur, dass der angekündigte Bus nie kam. Ich wartete und wartete und versuchte mich als Anhalter, was bei brasilianischen Autofahrern aber keinerlei Aussicht auf Erfolg hat. Schließlich gab ich entnervt auf und ließ ein Taxi rufen. Ich hatte fast schon den Entschluss gefasst, in der Stadt nach einem Mietwagen Ausschau zu halten. Die Fahrt kostete dann aber “nur” 10 R$ statt der 20, die ich auf dem Hinweg bezahlt hatte. Daher schob ich diese Idee unter Berücksichtigung der Fahrweise der Brasilianer und der Verkehrsverhältnisse in Brasília (Hauptstraße mit 6 Spuren pro Richtung) wieder bei Seite.

An der Rodoviária angekommen machte ich mich zu Fuß auf den Weg zum “Platz der drei Gewalten”, um den herum der Präsidentenpalast, der Kongress und Senat und der oberste Gerichtshof angesiedelt waren. Auf dem Weg dorthin kam ich an der “Cathedral Metropolitana” vorbei, die wie die meisten öffentlichen Gebäude in Brasília vom brasilianischen Star-Architekt Oscar Niemeyer entworfen worden war. Sie ist dementsprechend futuristisch und ohne das Kreuz auf der Spitze der Kuppel würde wohl niemand auf die Idee kommen, sie für eine Kirche zu halten.

Mit diesen ersten fantastisch futuristischen Gebäuden war mein Unmut über das Verkehrsproblem erstmal vergessen. Jetzt war ich ja mittendrin in dem Teil Brasílias, wegen dem ich extra hier her gekommen war. Von der “Cathedral Metropolitana” ging ich direkt weiter zum Präsidentenpalast, da ich gelesen hatte, dass dieser nur Sonntags zu besichtigen war. Und tatsächlich bekam ich auch eine Führung zusammen mit einer Gruppe anderer Teilnehmer. Leider zwar auf Portugiesisch, aber das Wesentliche bekam ich schon mit.

Nach dem Präsidentenpalast schlenderte ich zunächst ein wenig über den “Praça de Três Poderes”, der eigentlich nichts weiter war als ein großer betonierter Platz mit einigen Skulpturen und zwei Ausstellungsräumen. Da ich zuvor am Palacio Itamaraty (= Sitz des Außenministeriums) bereits auf später vertröstet worden war, kehrte ich dann dorthin zurück und traf zufällig Nicola und Stefano wieder, die gerade von einer Tour kamen. Sie wollten weiter zum TV-Tower, wo wir uns später evtl. treffen wollten. Ich selbst nahm erstmal an der nächsten Führung durch den Palast teil, dessen Gebäude sowohl von außen als auch von innen genauso beeindruckend war wie schon der Präsidentenpalast. Die Niemeyer’schen Entwürfe sind wirklich sehr für Regierungsgebäude geeignet, da sie diese gewisse “Stärke” und “Gewalt” ausstrahlen, die solchen Gebäuden meines Erachtens anhaften sollte.

Lustig an der Führung durch den “Palacio Itamaraty” war, dass wir praktisch nur durch Säle für Cocktail-Empfänge und Dinner geführt wurden. Scherzhaft konnte man sich da fragen, ob die Herren Diplomaten auch irgendwo arbeiteten.

Nach der Führung – die nebenbei z.T. doch in Englisch gehalten worden war – machte ich mich auch auf zum TV-Tower. Da die 75 Meter hohe Aussichtsplattform vom Boden aus nicht besonders hoch ausgesehen hatte, versprach ich mir zunächst nicht allzu viel vom Ausblick über die Stadt. Meine Erwartungen wurden aber um Längen übertroffen: Man konnte von da oben sehr schön die künstliche Flugzeugform der Stadt erkennen und bekam einen tollen Eindruck von ihrem total symmetrischen Entwurf. So verweilte ich auch einige Zeit auf dem Tower und machte mich dann auf den Weg zurück zum Kongress, von dem aus ich den Sonnenuntergang bewundern wollte. Dieser war über der Stadt wirklich schön anzusehen, wobe er vom Dach der konkaven Kuppel des Kongresses vermutlich noch schöner gewesen wäre. Entgegen den Informationen in meinen Reiseführern konnte man aber wohl nicht dort oben umher laufen.

Da ich zum Mittagessen nur einen HotDog, ein paar Chips und Süßigkeiten gehabt hatte, wollte ich nach dem Einbruch der Dunkelheit in eines der großen Einkaufszentren fahren. Wegen des chaotischen Bussystems und der Tatsache, dass Nachfragen einen meist nur mehr verwirrte, beschloss ich gleich ein Taxi zu nehmen, was aber leider nicht ganz billig war. Da war es also wieder – das Transportproblem in dieser so super durchdachten und organisierten, aber nicht für Fußgänger geplanten Stadt. Brasília war eben definitiv nur für Leute mit Auto entworfen worden. Unter diesem Gesichtspunkt kann man sich natürlich streiten, ob man die Stadt als Beispiel einer Stadt des 3. Milleniums anerkennen möchte oder nicht.

Das Einkaufszentrum lag schön am Ufer des künstlichen Sees “Lagoa Paranoa” und nach dem Essen vertrieb ich mir die Zeit noch ein wenig an dessen Ufer sitzend. Einmal mehr wollte ich versuchen, wenigstens bis zur Rodoviária mit dem Bus zu fahren – und einmal mehr kam dieser nicht, oder zumindest nicht annähernd zu der Zeit, die mir ein Parkplatzwächter nannte. Und so blieb mir nichts anderes übrig, als für 30 R$ mit dem Taxi zum Hostel zurück zu fahren.

Dort angekomen traf ich dann auch wieder auf Andy und aus ein paar Worten hin- und her entwickelte sich eine lange und handfeste Diskussion über Weltverschwörungen, von denen Andy ein großer Fan war. Die Diskussion dauerte dann auch bis ca. 0:30 Uhr und wäre vermutlich die ganze Nacht weiter gegangen, wenn ich nicht ziemlich müde mein Bett aufgesucht hätte.

So, 11.08.2007, Tag 22 (São João del Rei)

Nach dem Aufstehen stellte ich heute erneut fest, dass ich in einem etwas komischen Hostel gelandet war. Ich fühlte mich ein wenig wie in einem Altenheim, da ich bis auf die Eigentümerin nur von alten Damen und Herren umgeben war, von denen ich nicht genau wusste, ob sie dauerhaft dort wohnten oder selbst Gäste waren.

Das Frühstück, das im Preis von 10 R$ pro Nacht bereits inbegriffen war, fiel dementsprechend simpel aus: Eine Tasse Kaffee und ein Brötchen mit Butter – das war’s ;-). Alles in allem war es aber eine super-günstige Unterkunft, die für eine Nacht vollkommen OK gewesen war.

Für heute Abend stand die Weiterfahrt nach Brasília, Brasiliens hyper-modernen Hauptstadt auf dem Programm. Dafür musste ich um 14:00 Uhr erstmal zurück nach Belo Horizonte fahren und hatte daher noch einen halben Tag in São João del Rei.

Zunächst wanderte ich ein wenig durch die Stadt und schaute mir die paar Kirchen (diesmal aber nur von außen, da ich von innen inzwischen wahrlich genug gesehen hatte) und Kolonialbauten an. Im Gegensatz zu ouro Preto und Tiradentes waren diese hier aber inmitten der “Neustadt” verstreut, was erheblich den kolonialen Stil zerstörte, der mir in den anderen Städten so gefallen hatte. Nachdem ich meine kleine Rundtour beendet hatte, nutzte ich die restliche Zeit, um meine Fotos von der DigiCam auf DVDs zu brennen und wieder Platz für neue zu gewinnen. Außerdem buchte ich nach anfänglichen Schwierigkeiten (online konnte ich in Brasilien keine Flüge kaufen, da internationale Kreditkarten hier nicht akzeptiert werden und das erste Reisebüro erklärte mir, dass sie am WE keine Flüge für Montag buchen könnten) in einem Reisebüro meinen Weiterflug von Brasília nach Cuiabá. Nach einem anschließenden Imbiss-Mittagessen war es auch langsam Zeit zur Rodoviária zu fahren. irgendwie war ich froh, dass es nun weiterging. Von den alten Kolonialstädten hatte ich genug gesehen und São João del Rei war nicht so der Renner gewesen.

In Belo Horizonte hatte ich etwa 1 ½ Stunden Aufenthalt in der Rodoviária und somit genug Zeit, vor der Nachtfahrt noch etwas zu essen. Da ich irgendwie die Zeit falsch einschätzte war ich bereits eine Stunde vor Abfahrt auf der Plattform statt der üblichen 15 bis 30 Minuten. Also musste ich dort erneut ein wenig Zeit totschlagen. Gegen 18:45 Uhr kam der Bus aber und beim Eincheck wurde das erste Mal das Gepäck sogar gewogen. So wusste ich jetzt wenigstens, dass ich mit ca. 15 kg Gepäck + kleiner Rucksack unterwegs war.

Gegen 19:00 Uhr fuhren wir dann pünktlich in Richtung Brasília los. Neben mir saßen zwei Italiener, die ebenfalls auf Brasilien-Rundreise waren und mit denen ich mich eine Weile unterhielt. Der Film war wegen fehlendem Ton ja leider keine wirkliche Alternative als Zeitvertreib ;-). Gegen später beschäftigte ich mich aber mit der wohl besten Tätigkeit für Nachtfahrten, nämlich mit Schlafen. Aus irgendwelchen Gründen schlief ich allerdings nicht so gut wie sonst immer während den Busfahrten. Trotzdem ging die Zeit eigentlich wie im Flug vorbei und gegen 6:00 Uhr erreichten wir Brasília.

Fr, 10.08.2007, Tag 21 (São João del Rei)

Für heute hatte ich einen Abstecher in 2 weitere der kolonialen Goldgräberstädte, São João del Rei und Tiradentes, geplant bevor es morgen Abend weiter nach Brasília geht. Um 8:30 Uhr ging der Bus von der Rodoviária in Belo Horizonte, die ich inzwischen fast wie meine Westentasche kannte. Die Fahrt dauerte auf dem zum Teil miserablen Straßen (vergleichbar mit unserer A8 zwischen Karlsruhe und Stuttgart auf dem schlimmsten Stück) und einem kurzen Stopp in Congonhas etwa 3 ½ Stunden.

Als wir in São João del Rei ankamen, war ich zunächst schwer enttäsucht: Es war eine hundsnormale Kleinstadt und von schönen Kolonialbauten war weit und breit nichts zu sehen. Der Eindruck von Ouro Preto mit der grandiosen Aussicht auf die Stadt unmittelbar bei der Ankunft war da schon etwas ganz anderes gewesen. Allerdings muss ich fairer Weise auch sagen, dass wir im neuen Stadtteil von São João del Rei ankamen und im Gegensatz zu Ouro Preto die Landscahft hier bei weitem nicht so bergig war. Insofern musste die tolle Aussicht fehlen.

An der Rodoviária trennten sich meine Wege von denen Carlos’, der ebenfalls mit hier her gefahren war. Ich wollte zunächst mal eine Pousada für die nächste Nacht suchen und dort mein Gepäck deponieren. Anschließend hatte ich geplant, direkt weiter nach Tiradentes zu fahren, während Carlos sich São João del Rei anschauen wollte.

Da ich keinen Plan hatte, wann und wie häufig die Stadtbusse zwischen der etwas außerhalb liegenden Rodoviária und dem Centro verkehrten, nahm ich ein Taxi zur preislich vielversprechendsten Pousada im Lonely Planet. Der Taxifahrer bestand zwar darauf, dass es sich um eine Pensão und nicht um eine Pousada handelte, das war mir aber im Prinzip egal. In der Tat war es die einfachste Unterkunft, in der ich auf der gesamten Reise bisher genächtigt hatte – für 10 R$ inkl. Frühstück aber auch die günstigste. Und da ich ja sowieso nur eine Nacht bleiben und am nächsten Tag bereits weiter fahren wollte, war mir das gerade recht.

Nachdem ich mein Gepäck abgeladen hatte, machte ich mich sofort auf den Weg nach Tiradentes. Dazu musste ich erstmal mit dem Bus zurück zur Rodoviária fahren und dort in einen anderen umsteigen.

Bei der Ankunft in Tiradentes wiederholte sich das Spiel wie in São João del Rei und Mariana: Ich war zunächst enttäuscht, weil alles wie eine völlig normale Kleinstadt aussah. Nach wenigen Schritten war ich hier aber im Zentrum der Altstadt und dort reihten sich tatsächlich die bunten Kolonialbauten aneinander. Dazwischen holprige Kopfsteinpflastergassen und eigentlich wurde der koloniale Flair nur ein wenig von den touristischen Souvenirläden getrübt, die sich aber immerhin dem Stil anzupassen versucht hatten. Nach Ouro Preto war für mich Tiradentes jedenfalls die zweit schönste der kolonialen Goldgräberstädte in Minas Gerais.

Da ich einen ziemlichen Hunger hatte, kehrte ich zur Abwechslung zum immer ähnlichen Mineiro Essen à la carte oder vom Buffet mal in ein Restaurant mit italienischer Pasta ein. Die Pasta war zwar gut, aber nichts weltbewegend besonderes.

Nach dem Essen schlenderte ich ein wenig durch die Gassen und genoss ein Eis. Viel zu sehen gab es hier nicht, die Altstadt selbst ist halt die Sehenswürdigkeit, wobei ich nach fast einer Woche nun auch genug von den Kolonialstädten gesehen habe und mich auf die futuristische Architektur Brasílias und die Natur im Pantanal freute.

Bis die Maria Fumaça um 17:00 Uhr nach São João del Rei zurückfuhr hatte ich noch etwa 1 ½ Stunden Zeit. Also chillte ich noch ein wenig in dem kleinen Park vor dem Bahnhof.

Mit leichter Verspätung rumpelte die alte Dampflock dann gegen 17:00 Uhr auch los. Die Fahrt war irgendwie lustig – so nostalgisch durch die Berglandschaft mit gelegentlichem ohrenbetäubenden Pfeifen der alten Dame. Etwa eine ¾ Stunde später erreichten wir São João del Rei und bei der Einfahrt in die Stadt und in den Bahnhof jubelten uns einige Passanten zu – ganz als ob wir von einer (Goldgräber-) Mission lang erwartet zurück kämen.

Inzwischen wurde es bereits dunkel und ich verabschiedete mich einmal mehr von Carlos, der kurz vor der Abfahrt in Tiradentes wieder aufgetaucht war – diesmal mit Anhang – und ebenfalls mit der Maria Fumaça zurück gefahren war. Ich wanderte noch ein wenig durch die Stadt, auf der Suche nach einem Internet-Café. Und als ich im Einkaufszentrum schließlich eines fand, stolperte ich gleichzeitig über das Kino und beschloss spontan, mir noch “Transformers” anzusehen. Kein extrem schlechter Film, aber auch nicht unbedingt der Brüller des Jahres.

Do, 09.08.2007, Tag 20 (Gruta Maquiné)

Nach einigem Hin- und Herüberlegen am frühen Morgen, ob es evtl. doch besser wäre, noch eine Nacht im Hostel zu bleiben und morgen erst nach São João del Rei weiterzufahren, statt den Stress mit der knappen Busverbindung von der Höhle zurück auf mich zu nehmen, beschloss ich, es zumindest zu versuchen. Also ging’s “mit Sack und Pack” einmal mehr zur Rodoviária und von dort in etwa 3 Stunden zur “Gruta Maquiné”. Die Höhle selbst war im Prinzip einfach eine überdimensionale Version unserer Nebelhöhle und für kurze Zeit stellte ich mir die Frage, ob sie die lange Anfahrt wert gewesen war. Andererseits sind die Entfernungen hier eben auch überdimensional im Vergleich zu Deutschland, so dass 3 Stunden Busfahrt eigentlich nichts besonderes sind. Und im Vorfeld kann man eben nie wissen, ob eine Sehenswürdigkeit die Anfahrt wert ist oder nicht.

Die Höhle war immerhin gigantisch und die Führung interessant, wenn ich auch bei weitem nicht alles verstand. Außerdem hatte ich beim Aussteigen aus dem Bus noch einen Brasilianer aus Brasília getroffen, so dass ich nicht allein war. Bis auf eine etwas größere Gruppe war nämlich sonst niemand hier. Unser Führer knipste auf dem Rückweg sogar Schritt für Schritt die Lichter in der Höhle aus ;-).

Nachdem wir nach ca. einer Stunde aus der Höhle zurückkehrten, ging ich zusammen mit Carlos etwas essen. Anschließend hieß es weitere 2 Stunden warten – irgendwie kurios: Wir warteten und der Bus auf dem Parkplatz ebenso.

Pünktlich um 16:00 Uhr fuhren wir dann endlich los und kamen etwa 2 Minuten vor Abfahrt des Busses nach São João del Rei an – war ja irgendwie zu erwarten gewesen. Da mir das dann aber zu viel Hektik war, kaufte ich nur noch meine Bustickets für den nächsten Tag und nach Brasília am Samstag und begab mich dann mit einem Abstecher zum Hotel Madrid hinter der Rodoviária (das mir mit 28 R$ gegenüber den 16 R$ des Hostels jedoch zu teuer war) erneut zu dem etwas “komischen” aber unschlagbar günstigen Hostel, in dem ich schon zuvor zwei Nächte verbracht hatte. Immerhin wurde ich freundlich empfangen, wenn das Personal vermutlich auch seltsam von mir dachte. Aber was soll’s? – ich bin ja schließlich der Kunde, der das Geld mitbringt!

Morgen geht’s nun zu meiner letzten Station São João del Rei bzw. Tiradentes in Minas Gerais und am Samstag Abend dann weiter nach Brasília – die vermutlich vorletzte Station meiner Brasilien-Reise.

Mi, 08.08.2007, Tag 19 (Ouro Preto)

Heute Morgen war unser Hostel plötzlich voller Leute, die irgendwann in der Nacht angekommen sein mussten, wie der Geräuschpegel hatte vermuten lassen.

Nach dem Frühstück war für mich erstmal zusammenpacken angesagt – einmal mehr, so langsam habe ich mich daran gewöhnt – da ich am Abend zurück nach Belo Horizonte fahren wollte. Anschließend musste ich ein wenig auf Marjo warten, da wir zusammen unsere Bustickets kaufen und noch ein wenig die Stadt erkunden wollten. Wir schlenderten durch die engen und steilen Gassen und unterhielten uns viel. Marjo wollte eine Schokoladenfabrik finden, die allerdings mehr ein Café mit diversen sehr feinen Pralinés und heißen Schokoladen war. In einer Cachaçaria probierten wir uns durch das Angebot und ich fand dort auch Mitbringsel für meine Eltern. Von dort ging es weiter kreuz und quer durch die Stadt, wobei wir in diversen Läden für Kunsthandwerk und Souvenirs Halt machten. Die “Igreja de São Francisco de Assis” besichtigte ich dann allein, da Marjo sie bereits gesehen hatte. Anschließend trafen wir uns aber wieder, um etwas essen zu gehen. Unsere Suche nach etwas kleinem und leichten (z.B. einem Salat) endete in einem der vielen Buffet-Restaurants, das auch noch ausschließlich “Buffet livre” anbot, was wir erst bei der Suche nach der Wage herausfanden.

Nach dem Essen trennten sich unsere Wege, da ich die etwas außerhalb liegende “Igreja de Santa Efigênia dos Pretos” besuchen wollte, die Marjo ebenfalls bereits gesehen hatte. Der Aufstieg dorthin durch die wohl steilste Gasse Ouro Pretos war gleichermaßen anstrengend wie interessant von der Aussicht her. Die Kirche selbst war interessant zu sehen, da sie kaum Gold enthielt, dafür aber umso kunstvollere Schnitzarbeiten, überwiegend von dem berühmten Künstler Aleijadinho aus Ouro Preto. Anschließend stieg ich noch zur kleinen Kapelle hinab, die aber sehr ähnlich war – einfach nur wesentlich kleiner.

Mit dem Bus fuhr ich dann zum Praça Tiradentes zurück, da ich nicht nochmal die diversen Auf- und Abstiege durch die bergige Stadt auf mich nehmen wollte. Mehr aus Neugierde besichtigte ich dann noch die “Matriz de NS do Pilar”, die die zweit-prächtigste Kirche Brasiliens sein soll nach der “Igreja São Francisco” in Salvador, die wirklich nur so mit Gold vollgestopft gewesen war. Diese hier war zwar prächtig, ansonsten aber eben eine weitere der insgesamt 23 Kirchen hier in Ouro Preto. Inzwischen hatte ich wohl einfach genug davon gesehen.

Da es bereits fast 15:00 Uhr war, ging ich zurück zu dem Schokoladenfabrik-Café, in dem ich mich mit Marjo zum “Rendezvous” verabredet hatte. Marjo tauchte allerdings nicht auf und als ich zum Hostel zurück kehrte unterhielt sie sich dort mit einem brasilianischen Pärchen auf der Terrasse. Unser Treffen war aber sowieso nicht fest ausgemacht gewesen, insofern keine Beschwerden ;-).

Wenig später machte ich mich dann auf den Weg zum Bus und wurde freundlicherweise von Marjo und den beiden Brasilianern begleitet. Deren Namen weiß ich leider nicht, da es mit Backpacker-Bekanntschaften meist erst einige Stunden dauert, bis man auf die Idee kommt, die Namen auszutauschen. Soviel Zeit hatten wir aber diesmal nicht.

In Belo Horizonte angekommen musste ich feststellen, dass sich mein Plan für den nächsten Tag u.U. so nicht realisieren lassen würde, da die Busverbindungen zeitlich nicht ausreichend aufeinander abgestimmt waren. Ich bekam zwar einige Tipps von einem Verkäufer, wie ich es evtl. doch hinbekommen könnte, wollte mich aber am nächsten Tag einfach überraschen lassen, ob es so hinhauen würde, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Di, 07.08.2007, Tag 18 (Ouro Preto)

Nach dem Aufstehen änderte ich spontan meine Pläne für diesen Tag ein wenig. Statt heute einen vollständigen Stadtrundgang durch Ouro Preto zu machen beschloss ich, zuerst zur Minas de Passagem zu fahren. Das ist eine alte Goldmine aus der Zeit des industriellen Abbaus in Ouro Preto.

Als ich im Stadtzentrum auf den Bus wartete, hielt plötzlich ein Autofahrer und fragte alle Wartenden, ob sie zur Mine wollten. Natürlich war ich zunächst etwas skeptisch (man wird mit der Zeit eben vorsichtiger) und erkundigte mich erstmal nach dem Preis. Da mir 2 R$ im Vergleich zum Bus angemessen vorkamen, stieg ich mit ein und wurde tatsächlich ohne weiteres Drängen für diesen Betrag vor der Mine abgesetzt. Auf der Rückfahrt von Mariana am Nachmittag erlebte ich das wieder, fuhr aber trotzdem mit dem Bus zurück. Eigentlich ist das ja ein ziemlich tolles System. Die Autofahrer verdienen ein wenig und für Nicht-Autofahrer ist es praktisch.

Die Mine selbst war zwar interessant zu sehen und vor allem die Einfahrt mit dem alten “Drahtwagen” lustig, für stolze 17 R$ Eintritt wurde aber viel zu wenig geboten. Wir liefen zwei Stollen entlang, mein Führer erklärte ein paar Dinge auf Portugiesisch und nach etwa einer halben Stunde waren wir schon wieder oben. Dort wurde uns ncoh vorgeführt, wie man nach Gold siebt. Dazu war in einem Wasserbecken im Schlamm etwa 1 Gramm Gold “versteckt”.

Da ich viel früher als erwartet wieder aus der Mine kam, beschloss ich, noch weiter nach Mariana zu fahren. Mit dem Bus war ich in etwa weiteren 15 min dort. Zunächst war ich gegenüber Ouro Preto enttäuscht von der Stadt, bis ich den Weg in das historische Zentrum fand. Zuvor versuchte ich aber noch in der Touristeninformation die Abfahrtszeiten der Maria Fumaça in São João del Rei herauszufinden. Das war leichter gesagt als getan, da die Mädels in der sehr provisorisch wirkenden Touristeninfo keinen blassen Schimmer hatten. Sie wussten nicht einmal, dass zwischen São João del Rel und Tiradentes auch eine Maria Fumaça fuhr und schickten mich zum Bahnhof um die Ecke. Dort wusste aber auch niemand Bescheid, so dass ich erfolglos wieder abzog. An verlässliche und korrekte Informationen zu kommen kann in Brasilien ein beinahe unüberwindbares Hindernis sein. Zumeist habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich aus meinen Reiseführern mehr weiß als die Locals.

Nach diesem typisch brasilianischen Erlebnis besichtigte ich das historische Zentrum Es war ganz nett, wobei mir Ouro Preto eindeutig besser gefiel. Nach vielleicht einer Stunde war ich durch und kehrte zum Mittagessen in ein Buffet-Restaurant ein, das mit z.T. kaltem Essen aber nicht die beste Wahl gewesen war.

Anschließend kehrte ich mit dem Bus nach Ouro Preto zurück und bekam auf dem Rückweg zum Hostel in der dortigen Touristeninformation tatsächlich noch die Abfahrtszeiten der “richtigen” Maria Fumaça.

Zurück im Hostel machte ich es mir noch ein wenig auf der Terrase mit Blick auf die Stadt gemütlich. Wenig später tauchte dann Margeta wieder auf, die heute Mittag hier angekommen war. Es ist schon irgendwie lustig, wie man in einem so riesigen Land immer wieder dieselben Leute trifft. Und um noch eins draufzusetzen, “stolperte” ich beim Aufstehen aus der Hängematte später sprichwörtlich über Marjo, die ich am letzten Tag unseres Treks durch die Chapada Diamantina kennen gelernt und bereits am Sonntag im Hostel in Belo Horizonte wieder getroffen hatte. Wir unterhielten uns den ganzen Abend über die verschiedensten Themen – unter anderem über unsere persönlichen Erfahrungen mit den Brasilianern – und gingen zusammen Pasta essen. Es war netter Abend, den ich zu Beginn allein zu verbringen gefürchtet hatte. Aber so schnell und spontan können sich die Dinge eben ändern und einmal mehr wurde mir bewusst, dass dieses Kennenlernen so verschiedener Leute aus der ganzen Welt einer der ganz großen Vorteile des Reisens als Backpacker ist.

Mo, 06.08.2007, Tag 17 (Ouro Preto)

Als ich mich heute Morgen wie abgesprochen mit Margeta treffen wollte sagte sie mir, dass sie sich nicht wohl fühle und deshalb nicht zu der Höhle fahren wolle. Ich änderte daraufhin spontan meine Pläne, packte zusammen und fuhr weiter nach Ouro Preto. Auf der 2-stündigen Busfahrt gelang es mir mit den Informationen, die ich zuvor an der Rodoviária gesammelt hatte, einen Plan für diese Woche zu schmieden. Damit fühlte ich mich wieder richtig gut, da ich wieder das Gefühl hatte, meine kostbare Zeit hier intensiv zu nutzen und nicht nur von Station zu Station zu gondeln.

In Ouro Preto angekommen checkte ich erstmal in einer sehr toll oberhalb der Stadt gelegenen Jugendherberge ein. Anschließend machte ich mich auf, ein wenig durch die Stadt zu bummeln. Vor der Chico-Rei-Mine lernte ich ein Paar aus Pero kennen, die auch in der Juhe wohnten. Zusammen besichtigten wir die Mine mit einem Guide, der uns davor aufgegabelt hatte. Mir kam das schon komisch vor und prompt wollte er am Ende der kurzen aber interessanten Tour durch die niedrigen Stollen von jedem von uns 25 R$. Ich schloss mich dankbar den Entschuldigungen von Carlos an, nicht mehr Geld zu haben und gab ihm 2 R$. Carlos hatte den Eintrittspreis zur Mine zuvor bereits von stolzen 10 R$ pro Person ohne weitere Schwierigkeiten auf 5 R$ herunter gehandelt. Der kurze Spaziergang durch die Stollen war aber sehr interessant und lustig, da wir uns immer wieder unter niedrigen Passagen hindurch ducken mussten. Am Ende des Stollens gabs dann sogar noch eine kleine Kletterpartie.

Nach dem Minen-Besuch trennten sich unsere Wege wenig später wieder. Ich brachte einige Zeit in einem Internet-Café zu, um meine Tour in den Pantanal ein wenig zu planen, bzw. Kontakt mit Touranbietern aufzunehmen. Dann ging ich zum Hostel zurück, wo ich endlich diesen Blog auf den aktuellsten Stand brachte (18 Seiten Nachtrag). Abends ging ich noch einmal ein Stück in die Stadt, um eine Kleinigkeit zu essen. So wie die Stadt erleuchtet an den Berghängen hing, erinnerte sie mich sehr an Ski-Resorts in den Alpen bei Nacht.

Nach der Rückkehr beendete ich den Abend mit ein wenig Lesen und Chillen in der Hängematte – einer wirklich tollen Erfindung, die ich hier in Brasilien bereits nach kurzer Zeit sehr zu schätzen gelernt habe.

So, 05.08.2007, Tag 16 (Bus, Belo Horizonte)

Den größten Teil dieses Tages brachte ich im Bus zu, wo ich viel in meinen Reiseführern las und Pläne für die nächste Woche machte.

Gegen 17:00 Uhr erreichten wir Belo Horizonte, wo mich beim Aussteigen eine Slovakin ansprach, die im Bus die ganze Zeit in meiner Reihe gesessen hatte. Sie wollte zu einem Hostel nahe der Rodoviaria, schloss sich dann aber noch für kurze Zeit mir an, da ich checken wollte, ob ich evtl. gleich noch nach Ouro Preto weiterfahren konnte.

Nachdem ich die Hostels in Ouro Preto jedoch alle telefonisch nicht erreichen konnte, entschied ich mich für eine Jugendherberge in Belo Horizonte, wo ich später Margeta wieder traf. Auf dem Weg dorthin machte ich einmal mehr Erfahrungen mit der brasilianischen Art und Weise Auskünfte über den Weg zu geben. Statt zu sagen “tut mir leid, ich weiß es nicht”, erfinden Brasilianer eher die schönsten Wegbeschreibungen, die einen dann aber in die völlig falsche Richtung leiten, nur um überhaupt eine Antwort geben zu können. Es ist also immer ratsam mehrfach nachzufragen und dann der durchschnittlichen Auskunft zu folgen.

Beim Hostel angekommen stand ich dann erstmal vor verschlossenen Türen und musste einige Zeit warten, bis mein Klopfen erhört wurde. Insgesamt war es zwar sehr günstig und durchaus OK, die Angestellten wirkten aber ein wenig lethargisch.

Nach einem improvisierten Abendessen traf ich zufällig Marjo im Hostel wieder und unterhielt mich ein wenig mit ihr und Margeta. Mit letzterer verabredete ich mich für den nächsten Morgen für eine Tour zur “Gruta Maquiné” und ging dann auch bald ins Bett. Auf der langen Busfahrt hatte ich zwar geschlafen, aber natürlich nicht ausreichend und nicht besonders entspannend.