Tag 7: Algonquin Park (3)

Die zweite Nacht war ein wenig bequemener als die erste. Vermutlich gewöhnt man sich eben an alles ;-). Aber auch mein Kopfkissen habe ich ein wenig optimiert: Der wasserdichte Sack für die Kamera eignet sich dafür prinzipiell hervorragend – leider hat meiner ein kleines Loch, so dass ich nach wenigen Minuten wieder auf dem harten Boden lag. Trotzdem hatte ich in dieser Nacht ein wenig besser geschlafen als in der ersten.

Am Morgen unseres dritten Tages im Algonquin Park läuft eigentlich alles wieder nach demselben Schema ab: Baden im See als Ersatz für die Morgenwäsche, Zelte abbauen und in den Rucksäcken verstauen und anschließend Frühstück. Danach beladen wir wieder die Kanus und machen uns auf den Weg zurück zum Canoe Lake. Unterwegs begegnen wir in derselben Bucht wie am ersten Tag wieder einem – oder vermutlich DEM – Elch, der wieder dabei ist, Seerosen zu mampfen.

Die Route führt uns vom Littledoe Lake zurück in den Joe Lake und von dort über die bereits bekannte 295 Meter lange Portage in den Canoe Lake. Kurz nach der Portage legen wir eine kurze Mittagspause im Schatten im Kanu am Ufer sitzend ein. Dabei können wir sogar noch zwei Schildkröten beobachten, die wir wohl gestört hatten und die unter unseren Kanus umher paddeln. Mit den mehrfachen Elch-Begegnungen, am zweiten Tag sogar mit Jungem und zwei Schildkröten haben wir während unserer Tour wirklich viel Glück gehabt.

Insgesamt ist heute deutlich spürbar, dass wir alle von den letzten Tagen ziemlich geschafft sind. Daher werden Pläne, noch irgendwo zum Baden anzuhalten schnell begraben und wir paddeln durch bis zum Strand, an dem wir vor zwei Tagen unsere Tour begonnen haben. Dort entladen wir ein letztes Mal die Kanus, packen sie auf Jans Auto und fahren zurück zur Basis von Algonquin Outfitters. Mit der Rückgabe des gesamten Equipments endet ein wunderschöner, aber durchaus sehr anstrengender Trip in die Wildnis. Wir haben in kurzer Zeit viel erlebt und mit den Elchen vor allem viel gesehen. Immerhin konnte ich bisher noch nie einen Elch in freier Wildbahn beobachten – noch dazu aus so unmittelbarer Nähe.

Nachdem alle Formalitäten erledigt sind, relaxen wir erstmal eine ganze Weile am Ufer des Oxtongue Lake, bevor wir alle eine richtige Dusche genießen. Da wir bereits am Nachmittag unsere Kanus zurück gegeben haben, beschließen wir, noch nach Huntsville zu fahren, um dort die gemeinsame Zeit mit Jan und Elena bei einem Abendessen ausklingen zu lassen. Die beiden wollen von dort dann gleich noch ein Stück in westlicher Richtung weiterfahren, während unser nächstes Ziel, Ottawa, in östlicher Richtung liegt.

Huntsville selbst hat nichts beonsders viel zu bieten, aber das Abendessen in einem Steakhouse an der Riverfront ist sehr gut und sehr schön gelegen. Es ist ein gelungener Abschluss unserer Tour und der gemeinsamen Tage mit Jan und Elena. Anschließend verabschieden wir die beiden und fahren zurück in den Algonquin Park, wo wir uns für die Nacht auf einem Campingplatz am Tea Lake einquartieren. Am nächsten Tag wollen wir den Park auf dem Weg nach Ottawa vollends durchqueren und dabei ggf. noch an der einen oder anderen Stelle anhalten.

Tag 6: Algonquin Park (2)

Nach einer etwas unbequemen ersten Nacht im Zelt sind wir heute doch erst erstaunlich spät auf den Beinen. Ich hätte gedacht, dass wir gerade wegen der unbequemen “Betten” deutlich früher aufstehen würden. Die erste Aktion ist das Zusammenpacken der Zelte und das Frühstück. Dabei einigen wir uns darauf, statt der ursprünglich geplanten längeren Route mit vielen kleinen Portages, eine kürzere Strecke in den Burnt Island Lake zu nehmen. Zurück über den Littledoe Lake sollte es über den Bluejay Lake und einer 405 Meter langen Portage in das Vanishing Pond und von dort weiter über den Sunbeam Lake, den Treefrog Lake und den Jay Lake in den Burnt Island Lake gehen. Leider achten wir nicht auf einen Hinweis in der Karte, der uns später noch sehr deutlich selbst auffallen sollte: “Possible low water problems Bluejay Lake to Vanishing Pond and along Potter Creek! Check before trip.”

Nachdem alles zusammengepackt und wieder in den Kanus verstaut ist, legen wir ab. Die Strecke zurück zum Littledoe Lake kennen wir bereits vom Vortrag. Wieder müssen wir den kleinen Biberdamm überqueren und weiter geht es den Littledoe Lake entlang gen Osten. An dessen Ende paddeln wir einen kleinen Fluss entlang, der den Littledoe Lake mit dem Bluejay Lake verbindet. Kurz vor der 405 Meter langen Portage begegnen wir erneut einem Elchbullen. Er steht uns praktisch mittem im Weg, so dass wir eine kurze Pause einlegen und diese auch gleich zum Fotografieren und Beobachten nutzen. Wieder ist das Tier dabei, die Seerosen vom Grund des Sees zu fressen und wieder lässt es sich durch unsere Anwesenheit nicht in geringster Weise stören. Nach einer Weile zieht der Elch ein Stück weiter und wir können die restliche Strecke zu unserer Portage zurück legen.

Wieder müssen die Kanus entladen werden und sowohl Gepäck als auch Kanus die 405 Meter bis zum Ende der Portage geschleppt werden. Sehr nervig fallen diesmal die kleinen Blutsauger-Mosquitos aus, die uns nur Sekunden nach der Ankunft am Ufer regelrecht überfallen. Selbst das Bugspray scheint sie nur sehr schwer auf Distanz zu halten. Die Portage ist wesentlich schwieriger als die vom Vortag. Der Weg geht im sprichwörtlichen Sinne über Stock und Stein und ist noch dazu eben ca. um ein Drittel länger.

Auf der anderen Seite angekommen paddeln wir so schnell wie möglich weiter, weil die Mosquito-Plage an Land einfach um Faktoren übler ausfällt als auf dem Wasser. Die Fahrt geht über einen fast völlig mit Schilf zugewachsenen See und das Wasser wird immer flacher. Wir sitzen immer wieder auf und müssen uns mühsam im Stocherkahn fahren beweisen. Nach einer Weile erreichen wir eine Gabelung des schmalen Wasserwegs durch das Schilf, dem wir bisher gefolgt waren. Wir entscheiden uns für die Abzweigung nach links, müssen jedoch nach wenigen Metern feststellen, dass uns ein ziemlich großer Biberdamm den Weg versperrt. Da wir uns absolut nicht mehr sicher sind, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind, entscheiden wir uns gegen eine Überquerung des Damms. Die Karte, die wir von Algonquin Outfitters bekommen hatten ist einfach zu wenig detailliert, um uns den exakten Weg zu weisen. Nach kurzer Beratung beschließen wir, zu der Gabelung zurück zu kehren und unser Glück mit der anderen Abzweigung zu versuchen. Auch dort sitzen wir allerdings nach wenigen Metern auf und an ein Weiterkommen ist beinahe nicht mehr zu denken. Zu diesem Zeitpunkt fällt mir dann der bereits erwähnte Hinweis in der Karte auf und wir entscheiden uns, unseren Tagesplan zu ändern. Statt wie geplant am Burnt Island Lake zu übernachten, wollen wir zum Littledoe Lake zurück paddeln und dort unser Lager für die zweite Nacht aufschlagen. Den Burnt Island Lake könnten wir über einen anderen Weg nur über eine ca. 1,3 km lange Portage erreichen, was uns allen schlicht zu viel des Guten ist. Leider bedeutet dies für den folgenden Tag die Rückkehr auf demselben Weg wie auf dem Hinweg. Aber das lässt sich nun nicht mehr ändern, da wir einfach zu spät auf den Hinweis in der Karte aufmerksam geworden waren.

Auf dem Weg zurück zum Littledoe Lake müssen wir erneut die 405 Meter lange Portage hinter uns bringen. Anschließend sind wir alle ziemlich geschafft und freuen uns darauf, endlich unser Lager aufzuschlagen. Wo ist uns inzwischen eigentlich ziemlich egal.

Immerhin werden wir für unsere Rückkehr noch belohnt: Kurz nach der Portage, an der Stelle, an der am Morgen bereits der Elchbulle graste, stoßen wir auf eine Elchkuh mit ihrem Jungen. Als wir uns nähern ruft sie dieses zu sich und verschwindet im Wald. Einige gute Bilder gelingen mir aber trotzdem. Die Rückkehr hat sich zu diesem Zeitpunkt also bereits gelohnt.

Ziemlich ausgepowert erreichen wir schließlich einen Zeltplatz am Littledoe Lake, den wir zunächst nur ansteuern, um etwas zu essen. Mir war jedoch schon da klar, dass wir wohl dort bleiben würden. Damit bin ich zwar nicht ganz einverstanden, weil ich für unser Lager gerne einen schöneren Platz ausgesucht hätte. Jan und Elena steuern diesen Platz aber sehr zielstrebig an, ohne uns drei weiter zu fragen. Beim Aufbau der Zelte führt das zu einer kurzen, aber knackigen Diskussion, die aber – wie meistens in solchen Fällen – im Sande verläuft und nicht wirklich Klärung bringt. Zum Glück bessert sich die Stimmung gegen Abend wieder, so dass wir auch unseren zweiten Tag in der Wildnis vollends genießen können.

Zum Abendessen gibts heute sogar zwei Gänge: Nudeln mit einer sehr pikanten Soße und Fleisch und anschließend “Hashbrown Potatoes”, unter denen wir uns alle zunächst absolut nichts vorstellen können. Beim Kochen stellt sich heraus, dass es sich um gehakte Kartoffel handelt, aus denen man wohl soetwas wie Kartoffelpuffer hätte machen sollen. Weil wir zu faul sind, die Pfanne einzusauen, kochen wir sie allerdings nur. Ergebnis sind gekochte Kartoffelschnitzel, die nach rein gar nichts schmecken. Selbst Salz und Pfeffer ändern daran nichts mehr wirklich viel. Als wir den Rest im Feuer verbrennen wollen, stellen wir fest, dass er sich eher fürs Löschen eignet.

Nach diesem etwas seltsamen Abendessen – uns fehlt eben einfach noch die Erfahrung mit Trekking-Mahlzeiten – gibt es noch über dem Feuer gegrillte Marshmallows. Als uns die Angriffe der Mosquitos wieder zu dumm werden, streichen wir die Segel und hauen uns in unsere Zelte. Damit endet unser zweiter Tag in der Wildnis mit wieder sehr vielen Erlebnissen, von zwei Elch-Sichtungen über das Verlorengehen im Sumpf, bis hin zu einem äußerst schmackhaften Abendessen :-)…

Tag 5: Algonquin Park (1)

Heute steht Packen für die Wildnis und Abfahrt zu unserem 3-tägigen Kanu-Abenteuer im Algonquin Park auf dem Plan. Nach einem Continental Breakfast in der Basis von Algonquin Outfitters am Lake Oxtongue machen wir uns gemeinsam ans Packen der Rucksäcke. Anschließend werden die beiden Kanus auf dem Dach von Jans Auto festgezurrt. Dann gehts los zum Canoe Lake, wo wir unsere Fahrzeuge abstellen, die Kanus beladen und unsere Tour beginnen.

Zuerst paddeln wir den Canoe Lake entlang in Richtung Norden. Dafür dass wir absolute Kanu-Greenhorns sind kommen wir gut voran und erreichen schon bald die 295 Meter lange Portage zwischen dem Canoe Lake und dem Joe Lake. Hier ist noch alles für die “absolute beginners” markiert und Schilder weisen den Weg. Das sollte sich später ändern, wie wir noch feststellen werden. Wir treffen auf ein Paar, das ebenfalls mit dem Kanu unterwegs ist und legen erstmal eine Rast ein. Wir sind bereits voll in der Natur angekommen und genießen die Ruhe abseits der hektischen Zivilisation.

Nach der Mittagspause schleppen wir unsere Kanus und die Ausrüstung die knapp 300 Meter zum Ufer des Joe Lake. Die beiden Seen sind durch ein kleines Flüsschen verbunden, das aber einige Stromschnellen hat und somit nicht mit dem Kanu zu befahren ist. Das Tragen der Kanus auf dem Kopf ist für uns bzw. meinen Vater und Jan noch etwas ungewohnt, aber die Portage ist zum Glück nicht allzu lang. Am Joe Lake angekommen beladen wir sofort die Kanus und paddeln weiter in nördlicher Richtung zum Lake Tepee. Von dort geht es direkt über in den Fawn Lake. Kurz bevor wir diesen verlassen und in Richtung unseres Tagesziels, dem Lake Tom Thompson, in den Littledoe Lake abbiegen, entdecken wir in einer Bucht einen Elch beim Seerosen grasen. Er steht bis zum Bauch im Wasser und mampft genüsslich vor sich hin. Unsere Anwesenheit stört ihn nicht weiter, selbst als wir uns bis auf wenige Meter nähern. Wir verbringen hier einige Zeit und fotografieren und filmen ihn ausgiebig. Besonders hübsch sind diese Tiere ja nicht, das riesige, ein wenig pelzig aussehende Geweih mit den großen Schaufeln ist aber schon sehr beeindruckend.

Nachdem wir genug gesehen und fotografiert haben, fahren wir weiter und müssen auf dem Verbindungsarm zwischen dem Littledoe Lake und dem Lake Tom Thomson noch einen verlassenen Biberdamm überqueren. Diese perfekten Stauanlagen zu sehen und dabei zu wissen, dass sie rein instinktiv von Tieren errichtet wurden ist schon sehr interessant. Kurz nach dem Damm erreichen wir den Lake Tom Thomson. Leider ist die kleine Insel in seiner Mitte bereits bewohnt, so dass wir uns für einen anderen, aber ebenfalls sehr schön gelegenen Zeltplatz entscheiden. Dort angekommen bauen wir gleich unsere Zelte auf und machen uns dann daran, unser erstes Essen in der Wildnis vorzubereiten. Bei dieser Gelegenheit analysieren wir interessiert noch einmal alle Dinge, die uns John von Algonquin Outfitters eingepackt hat. So genau hatten wir sie im Eifer des Gefechts bei der kurzen Einweisung nicht überblicken können. Besonders lustig sind all die getrockneten und auf möglichst wenig Volumen und Gewicht getrimmten Zutaten. Richtiges Trekking-Essen habe ich bisher nur in Katalogen gesehen, geschweige denn welches gegessen. Das bevorstehende Abendessen und die nächsten Tage versprechen also auch von der kulinarischen Seite her interessant zu werden.

Zum Abendessen machen wir Nudeln mit panierten Putenschnitzeln. Die ganze Kocherei ist natürlich fotografisch festgehalten, wobei ich mich selbst ein wenig zurück halte. Man könnte das auf Erfahrungen in vergangenen Urlauben – wie z.B. Segeltörns – zurückführen. Zu viele Köche verderben bekanntlich den Brei und endlose Diskussionen übers das Wie und Warum des Kochens konnte ich noch nie besonders leiden.

Neben dem Essen ist auch eine andere Einrichtung des Zeltplatzes recht interessant: Das Klo. Es bestand aus einem Loch in der Erde, über das eine Holzkiste mit Deckel gebaut war, die einer Schatztruhe ähnlich sieht. Für die gewissen Geschäfte sitzt man also mitten im Wald zwischen Bäumen auf der Schatztruhe. Keine Hütte, keine Tür, nichts. Richtiges “Freiluft-Kacken” also ;-). Das Problem an der Sache ist aber nicht wirklich die Einfachheit der Einrichtung selbst, sondern der Schwarm von Mosquitos, der das “stille Örtchen” belagert. An den nächsten beiden Tagen sollten wir das noch “zu schätzen lernen”.

Nach dem Essen sucht mein Vater erstaunlich schnell das Zelt auf und wir anderen laufen noch ein kurzes Stück in der Umgebung des Lagers durch den Wald. In Ermangelung eines Weges kehren wir aber bald wieder um und lassen den Tag am Ufer sitzend ausklingen. Gegen später kommt noch einmal Action auf, als wir nach einer geeigneten Stelle suchen, um unser Fass mit den Lebensmitteln aufzuhängen. Es sollte dabei hoch genug und möglichst weit von Baumstämmen entfernt hängen, um alles Essbare möglichst unerreichbar für Bären zu verstauen. Auf einen nächtlichen Besuch eines solchen Weggefährten sind wir alle nicht besonders scharf.

Mit dem kollektiven Angriff der Mosquitos macht das draußen Zusammensitzen einfach keinen Spaß mehr und wir hauen uns alle in die Zelte. Damit endet unser erster Kanu-Tag, der wie bereits alle anderen Tage zuvor voller Erlebnisse war.

Tag 4: Fahrt zum Algonquin Park

Der heutige Tag ist ein reiner Transfer-Tag. Von Waterloo aus fahren wir zusammen mit Jan und Elena in den Algonquin Park, wo wir ab morgen eine 3-tägige Kanutour mit Camping in der Wildnis gebucht haben. Nach der Besichtigung der durchaus hektischen Metropole Toronto freuen wir uns alle auf etwas mehr Ruhe und die Abgeschiedenheit von der Zivilisation.

Wir treffen uns früh am Morgen mit Jan und Elena und gehen in Waterloo noch kurz einkaufen. Zum Frühstück fahren wir bei einem Williams Pub vorbei, der dem berühmten kanadischen Tim Hortons sehr ähnlich ist. Einmal mehr werden wir beim Bestellen unseres Frühstücks mit der schier endlosen Vielfalt der Auswahlmöglichkeiten und der trotz aller Freundlichkeit hektischen Bedienung konfrontiert, die so typisch für Nordamerika ist.

Trotz Stärkung und zwei Navis verfahren wir uns auf dem weiteren Weg in Richtung Algonquin Park ein wenig und kommen durch sehr ländliches, abgeschiedenes Gebiet. Hier leben auch die Mennoniten, eine Bevölkerungsgruppe Canadas, die ähnlich wie die Amish in den USA sehr einfach leben und sich mehr oder weniger dem technischen Fortschritt verweigern. Auf dem St. Jackobs Farmers Market in Waterloo waren wir bereits auf sie gestoßen. Frauen in typischen Trachten hatten dort ihre Waren angeboten.

Auf der restlichen Fahrt in den Algonquin Park schrotten wir beide 12 Volt Steckdosen im Cockpit unseres RVs und halten deshalb an einer Tankstelle, um dort die Sicherungen überprüfen zu lassen. Ohne Strom kein Navi und ohne Navi heutzutage kein Autofahren mehr :-). Der Besitzer der Tankstelle ist äußerst freundlich und nimmt sich unheimlich viel Zeit, um nach dem Fehler zu suchen – ganz nach der Art der Leute hier, die sich intensiv für alles zu interessieren scheinen und eine unheimliche Hilfsbereitschaft mitbringen. Leider kann er uns jedoch nicht wirklich weiter helfen und auch ein Anruf bei der Hotline unseres Vermieters führt nicht zum Erfolg. Statt dessen schaffen es unsere beiden Frauen, die eine, herausgebrochene Steckdose wieder notdürftig zu flicken, womit wir zumindest unser Navi wieder betreiben können. Und weiter geht die Fahrt in Richtung Algonquin Park. Nur wenige Meter später stellen wir fest, dass nun sämtliche Amaturen im RV ausgefallen sind. Also fahren wir die restliche Strecke ohne Tacho, Drehzahlmesser, Tankanzeige, etc. weiter. Zwei Tage zuvor war dieser Fehler bereits an Jans “neuem” Auto aufgetreten.

Gegen 16:00 Uhr erreichen wir die Basis von Algonquin Outfitters und bekommen sofort eine kurze Einführung in das Equipment, das uns für die Kanutour hergerichtet worden war. In einem der Hinterräume des ganz im Outdoor-Stil eingerichteten Hauses liegt auf einem großen Tisch alles ausgebreitet. Auf den ersten Blick stellen wir uns glaube ich im Stillen alle dieselbe Frage: Wollen wir 3 Tage oder 3 Wochen in der Wildnis überleben? Es ist einfach unglaublich, was alles an Ausrüstung für uns bereits liegt. Vom Zelt über die self-inflating Isomatte und den Schlafsäcken, bis zu aufklappbaren Sitzpolstern mit Rückenlehne. Auch die Lebensmittel wirken für einen 3-tägigen Trip in die Wildnis sehr umfangreich. Alles natürlich auf möglichst wenig Gewicht und Volumen getrimmt. So sind Nudeln in der Trekking-Fertigpackung dabei und Säfte bzw. Iced Tea gibt es als Granulat zum Aufgiesen. John von Algonquin Outfitters erklärt uns jeden einzelnen Ausrüstungsgegenstand und die eingeplanten Essensrationen. Zusammenpacken werden wir alles erst am nächsten Morgen, wenn wir auch die Kanus ausgehändigt bekommen und unsere Tour beginnt. Von der ursprünglich gebuchten Paddel-Einweisung ist hier an Ort und Stelle keine Rede mehr. Ich kann nicht sagen, ob das an unserer recht späten Ankunft nur ca. eine Stunde vor Ladenschluss liegt oder ob es andere Gründe dafür gibt. Jedenfalls ist die Einweisung nach etwa einer 3/4 Stunde erledigt und wir dürfen unseren RV und Jans Auto für die Nacht am See vor dem Haus von Algonquin Outfitters abstellen.

Den restlichen Tag verbringen wir mit Baden. Mein Vater versucht mit Jan und Elena, den Fehler mit dem Tacho an Jans “neuem” Auto zu beheben. Dafür fahren sie “noch schnell” in das ca. 45 km entfernte Huntsville auf der Suche nach passenden Sicherungen. Entfernungen haben hier in Canada eben eine ganz andere Bedeutung als bei uns in Deutschland. Am Abend grillen wir alle zusammen und genießen unser letztes “normales” Abendessen vor unserem Trip in die Wildnis. Dabei machen wir auch gleich intensive Bekanntschaft mit den allgegenwärtigen Mosquitos, die uns während unserer Kanutour noch schwer verfolgen sollten…

Tag 4: Niagara Falls

Heute machen wir mit Jan und Elena einen Tagesausflug zu den Niagara Falls. Die beiden kommen uns auf dem Campingplatz abholen und bringen überraschend das Frühstück mit. Das genießen wir noch in der Sonne vor dem RV und dann fahren wir in Jans Auto in Richtung Niagara Falls. Unterwegs halten wir beim Welland-Kanal, der den Lake Ontario mit dem Lake Erie für die Großschifffahrt verbindet. Auf den Great Lakes sind tatsächlich riesige Containerschiffe und Tanker unterwegs, die vom Atlantik kommend den St. Lawrence Strom bis hier her hinunter fahren. In Schleuse Nr. 3 wird gerade ein Frachtschiff hinuntergeschleust, was wir schön beobachten können.

Dann fahren wir weiter und halten in Niagara on the Lake, einem hübschen Ort mit sehr schönen und gepflegten Anwesen. Da ich mich generell für Geschichte und insbesondere für die Nordamerikas interessiere, besuchen wir das alte Fort, das heute als Live-Museum eingerichtet ist. Man kann dort einige rekonstruierte Gebäude besichtigen und es gibt eine Show, in der das Abfeuern einer alten Muskete aus dem 19. Jhdt. demonstriert wird.

Nach diesem letzten Stopp fahren wir endgültig hinunter zu den Niagara Falls. Ich bin schon die ganze Zeit über gespannt, wie mir die Fälle im Vergleich zu den Cataratas del Iguazú in Brasilien bzw. Argentinien gefallen würden. Als ich sie endlich zum ersten Mal sehe, kann ich zunächst gar keinen richtigen Vergleich ziehen. Die Cataratas del Iguazú sind völlig in den Urwald eingebettet, vor allem auf der argentinischen Seite. Die Niagara Falls dagegen sind umringt von einer richtigen Touristenstadt. Da sind Hotels, Casinos und Vergnügungsanlagen im Stil von Las Vegas. Tatsächlich ist der Vergleich mit Las Vegas gar nicht mal so weit hergeholt. Für mich trübt dieser ganze Rummel zunächst den Eindruck von der eigentlichen Attraktion und Naturgewalt, nämlich den Fällen.

Bei näherer Betrachtung beeindrucken diese aber dann doch. Sie teilen sich auf in die amerikanischen und die kanadischen Fälle. Beide sind von der Promenade aus in ihrer vollen Breite sehr schön zu sehen. Entlang der Promenade hat man unendliche Möglichkeiten, sie aus allen möglichen Perspektiven zu fotografieren. Am Ende der Promenade befindet sich eine Plattform, auf der wir das erste Mal recht nass werden. Der Wind treibt das Sprühwasser über die Menschenmenge.

Rund um die Fälle gibt es natürlich auch ettliche Attraktionen. Zwei davon machen wir sogar mit: Die “Journey behind the Falls” und eine Fahrt auf der “Maid of the Mist”. Bei der ersten geht es in einen Tunnel hinter den kanadischen Fällen. Von dort gibt es zwei Fenster, durch die man direkt in die herabstürzenden Wassermassen schauen kann. Außerdem gibt es noch eine Plattform, auf der man auf halber Höhe unmittelbar neben den Fällen stehen kann. Auch hier wird man zeitweise wieder richtig heftig nass.

Die Fahrt auf der “Maid of the Mist” ist dann nochmal ein richtiger Gag. Das Schiff fährt ganz nahe an die Fälle heran, bis man praktisch nichts mehr sieht. Besonders beeindruckend ist der durch das herabstürzende Wasser verursachte starke Wind, der hier am Fuße des Wasserfalls herrscht. Das Schiff kann im Wind und in der Strömung seine Position selbst bei voller Fahrt kaum halten. Immer wieder wird es abgedreht und der Kapitän steuert es wieder zurück, den Wassermassen entgegen.

Nachdem wir so die Fälle aus allen möglichen Perspektiven intensiv erlebt haben, suchen wir uns erstmal etwas zu Essen. Bis wir etwas geeignetes finden, dauert es eine Weile. Drinnen wollen wir wegen der Klimaanlagen nicht sitzen und Restaurants mit der Möglichkeit draußen zu sitzen scheint es nicht allzu viele zu geben. Nach einer Runde durch die Stadt werden wir dann aber fündig und genießen unser erstes richtiges Essen an diesem Tag.

Anschließend gehen wir noch einmal zu den Fällen hinunter. Ich möchte sie noch bei Nacht erleben, wenn sie in farbigem Licht angestrahlt werden. Natürlich weiche ich meiner Kamera auf dem Stativ nicht von der Seite ;-). Zu den Lichtspielen gibt es fetzige Musik und kurz nach 22 Uhr sogar noch ein Feuerwerk! Ich bin froh, mich durchgesetzt zu haben, darauf noch zu warten.

Direkt nach dem Feuerwerk rennen wir quasi zu unserem Auto, um auf der Heimfahrt nicht im Stau unterzugehen. Schließlich haben wir noch ca. 1,5 bis 2 Stunden Heimfahrt vor uns. Jan und Elena liefern uns direkt auf dem Campingplatz ab, bevor sie in ihre Wohnung weiter fahren.

Tag 3: Waterloo

Heute fahren wir in Jans Auto zum RV-Vercharterer in der Nähe des Flughafens. Leider ist inzwischen Regenwetter, so dass uns der Abschied von Toronto nicht allzu schwer fällt. Vom CN-Tower ist von unten nur der Turm, nicht aber das Restaurant und die Plattformen zu sehen. Die liegen völlig im Nebel oder tief hängenden Wolken.

Gegen 9:30 Uhr kommen wir auf der Basis des RV-Vercharterers an und ca. 1,5 Stunden später haben wir alle Formalitäten erledigt und können unser Wohnmobil übernehmen. Es ist sehr nett hergerichtet und die Übergabe klappt wie am Schnürchen. Kein Vergleich mit dem Theater, das wir seiner Zeit in Californien hatten.

Zuerst fahren wir auf den St. Jacobs Market in der Nähe von Waterloo. In zwei zweistöckigen Holzhäusern und an Marktständen verkaufen die Mennoniten dort ihre Waren. Besonders der Indoor-Teil des Marktes gefällt uns sehr gut. Es ist ein richtiges Treiben und die Waren sehen alle sehr verlockend aus. Wir essen hier zu Mittag – bei uns würde man es Gyros aus der Pitta nennen – und schlendern durch die Hallen. Für den Outdoor-Teil ist das Wetter einfach zu schlecht, so dass wir hier nur kurz vorbei schauen. Leider findet die Auktion von Kühen bzw. Pferden heute nicht statt, auf die Jan und Elena gebaut hatten. Das wäre sicherlich ein Erlebnis für sich gewesen, da man sich dort ihrer Beschreibung nach ins 18. Jhdt. zurück versetzt fühlt.

Vom Markt aus fahren wir weiter auf einen Campingplatz in einem Park in der Nähe der University of Waterloo. Dort stellen wir unseren RV ab und fahren in Jans Auto weiter zur Uni, wo er uns die zentralen Einrichtungen und seine Fakultät zeigt. Außerdem dürfen wir einen Blick in “sein Büro” werfen, das sich als ein Arbeitsplatz in einem fensterlosen Raum entpuppt.

Anschließend fahren wir ein wenig durch Waterloo und Kitchener, ohne jedoch weitere Stopps einzulegen. Die beiden Städte sind so weitläufig, dass das ohnehin wenig Sinn gemacht hätte. Außerdem haben sie auch nicht wirklich viel zu bieten. Schön ist aber eine kurze Rundfahrt durch ein besseres Viertel mit schönen Häusern und kleinen Villen.

Nach der kurzen Rundfahrt durch die Stadt nehmen uns Jan und Elena mit in ihre Wohnung. Dort schauen wir uns ihr Zimmer und das ganze Haus an und legen eine längere Pause ein. Ich muss schon sagen, dass Jan dort ziemlich gut eingerichtet ist. In meiner Zeit in Brasilien hatte ich da wesentlich weniger Möbel und Ausstattung.

Am Abend fahren wir noch einmal in die Stadt und kehren in einen Pub ein, in dem wir bei Chickenwings en masse und Bier aus dem Pitcher den Abend ausklingen lassen. Leider hatte ich mir den Tag über bereits eine Erkältung mit Halsschmerzen zugezogen – ein herzliches Dankeschön an die übermäßige Nutzung der Klimaanlagen in Supermärkten etc. – weshalb ich das Essen nur halbwegs genießen kann.

Nach dem Essen liefern uns Jan und Elena auf dem Campingplatz ab, wo wir unsere erste Nacht im RV verbringen.

Tag 2: Toronto

Wir treffen uns um 9:00 Uhr und ziehen typisch amerikanisch erstmal los, mit dem Ziel unterwegs zu frühstücken. Das setzen wir dann auf dem St. Lawrence Market auch gleich in die Tat um. Der Markt selbst erinnert mich stark an die Mercados Publicos, die zu jeder Stadt in Brasilien einfach dazu gehörten. Interessant ist hier der Vergleich des Marktes mit seiner Umgebung, einer 3-Millionen Metropole: Auf der einen Seite Protz und Seifenspender mit Desinfektionsmittel für die Hände an jeder Ecke, auf der anderen einfachste hygienische Verhältnisse an den Ständen des Marktes, die in Deutschland vermutlich sofort den Lebensmittelkontrolldienst auf den Plan gerufen hätten.

In der Nähe des St. Lawrence Markets entdecken wir mehr durch Zufall das Iron Flat House, das vor den hypermodernen Wolkenkratzern im Hintergrund ein skurriles Bild abgibt. Nach dem Frühstück schlendern wir weiter durch die Stadt und schauen uns die Union Station, den Bahnhof Torontos an. Von hier aus fahren die wenigen Züge in die unendlichen Weiten Canadas ab. Gegenüber des Bahnhofs werfen wir einen Blick in die Lobby des riesigen Royal York Hotels bevor uns unser Stadtbummel an der Royal Bank of Canada vorbei führt, die in einem der Wolkenkratzer untergebracht ist. Aus klimatischen Gründen sind sämtliche Fenster der Stahl-und-Glas-Konstruktion mit Gold überzogen. Ein weiteres gigantisches Gebäude ist das Eaton Center, eine der vielen riesigen Shoppingmalls Nordamerikas. Hier halten wir uns nur kurz auf, denn zum Shoppen fehlt uns leider die Zeit. Vor dem Eingang zur Mall bewundern wir Elvis Presley – bzw. eine Kopie von ihm: Ein Straßenkünstler im entsprechenden Outfitt tanzt nach einer ausreichenden Spende im Elvis Stil und verharrt anschließend wieder wie eine Statue in absoluter Bewegungslosigkeit.

Im Anschluss an die Mall, gehen wir am alten und neuen Rathaus (City Hall) vorbei. Letzteres liegt in einem kleinen Park mit Springbrunnen und gibt ein sehr schönes Fotomotiv ab. Hier legen wir eine kleine Rast ein, bevor wir weiterziehen nach Chinatown. Dort preisen uns Jan und Elena ein Überraschungsgetränk namens Bubble Tea an. Und eine Überraschung ist das Zeug wirklich: Es besteht aus einer Art Iced Tea verschiedener Sorten, in den schwarze Bubbles mit einer etwas seltsamen Konsistenz gemischt werden. Das Ganze wird typisch amerikanisch mit einem überdimensionalen Strohhalm aus einem Plastikbecher getrunken. Durch erstern flutschen die Bubbles richtig in den Mund. Anfangs erinnern sie mich stark an chinesische Reisknödel. Jan und Elena meinen, dass es sich um so etwas ähnliches wie Gummibärchen handelt. Später auf unsere Reise erfahre ich, dass sie wohl aus Tapioka gemacht werden. Jedenfalls gibt einem das Getränk im Anschluss das Gefühl, man sei mit Luft vollgepumpt worden. Lustig zum Ausprobieren ist es aber alle Mal.

Von Chinatown selbst sind wir zunächst etwas enttäuscht. Mit jener in New York oder San Francisco kann sie definitiv nicht mithalten. Nach ein wenig Suchen entdecken wir allerdings ein Viertel, das sich offensichtlich hinter der Bezeichnung Kensington Market versteckt. Hier bewundern wir einige sehr schön hergerichtete Häuser, die neben chinesischen Restaurants und Geschäften auch viel indische Kultur beherbergen.

Anschließend beschließen wir auf der Suche nach etwas zu Essen in Richtung Hafen zu gehen. Kurz darauf kehren wir in einen kleinen Pub namens “Crab Shack” ein, wo es u.a. Chicken Breast mit Pommes Frites gibt. Nach dem Essen und einem kurzen Stopp im Hotel zur Kontaktaufnahme mit unserem RV-Vercharterer, gehen wir weiter zum Hafen. Dort buchen wir gleich eine Bootsfahrt und legen nach einer kurzen Wartezeit auch schon ab.

Die Fahrt führt uns durch die vor der Stadt liegenden Toronto Islands, vorbei an dem kleinen City Airport, für den die Flugzeuge im Landeanflug sehr tief über der Bucht einfliegen. Die Toronto Islands bestehen aus mehreren kleinen Inseln, die von der Stadt aus nur mit dem Boot erreichbar sind. Es gibt dort einige Häuser und einen Yachtclub. Ob ich dort allerdings wohnen wollte, bezweifle ich, denn die letzte Fähre am Abend fährt um 22:30 Uhr. Besonders schön ist der Blick auf die Skyline der Metropole Toronto vom Boot aus. Erst von hier kann man das wirkliche Ausmaß der Stadt mit ihren riesigen Wolkenkratzern erfassen.

Im Anschluss an die Tour gehen wir direkt weiter zum CN-Tower. Jan und Elena hatten als Überraschung bereits im Vorfeld einen Tisch im Dreh-Restaurant reserviert. Vor der Fahrt hinauf muss jeder durch eine Schleuse, in der aus verschiedenen Richtungen Druckluftstöße blaßen. Angeblich wird hier nach Waffen bzw. Sprengstoff gesucht. Wie das allerdings genau funktionieren soll, ist mir ein Rätsel.

Im Restaurant, das sich in der Stunde einmal um 360 Grad dreht, essen wir sehr gut. Besonders zusammen mit der tollen Aussicht auf die Stadt unter uns, ist das ein ziemlich einmaliges Erlebnis. Nach dem Essen gehen wir noch hinunter zur Aussichtsplattform unterhalb des Restaurants. Von hier oben, auf ca. 346 Meter Höhe, haben wir einen grandiosen Überblick über die Stadt. Außerdem gibt es an einer Stelle einen Glasboden, auf dem man praktisch über dem Abgrund “schwebend” stehen kann. Aber damit nicht genug: Mit dem Aufzug fahren wir sogar noch höher auf das ca. 447 Meter Höhe liegende Skypod. Besonders schön ist es, das Aufflammen der vielen Lichter in der Stadt unter uns zu beobachten. Als es richtig dunkel ist, tobe ich mich noch eine ganze Weile mit meiner Kamera aus. Dabei schwöre ich mir, auf dieser Reise mein Stativ in Zukunft immer griffbereit zu haben. Die anderen gehen inzwischen schon zum Hotel zurück, während ich bestimmt noch eine Stunde lang herum experimentiere. Irgendwann muss aber auch ich aufhören, damit es nicht allzu spät wird. In der Hoffnung, einige tolle Bilder hinbekommen zu haben, fahre ich hinunter und gehe ebenfalls zum Hotel zurück. Damit endet ein anstrengender, aber sehr erlebnisreicher Tag in der Millionen-Metropole Toronto.

Tag 1: Anreise

10:30 Uhr: Abfahrt bei Mandes in Unterhausen. Allan haben wir zu Hause bereits verabschiedet und jetzt sind wir auf dem Weg zum Flughafen Stuttgart. Gegen 11:15 Uhr Ankunft am Flughafen. Wir verabschieden uns von Mandes und werden zunächst an einem Automaten und schließlich wegen Versagens der Technik doch am KLM-Schalter eingecheckt. Unsere Plätze können wir noch so umbuchen, dass wir zwar alle drei getrennt voneinander, dafür aber am Fenster sitzen. Gegen 13:00 Uhr warten wir nach dem Passieren der Sicherheitsschleuse am Gate auf das Boarding.

Gegen 14:20 Uhr dürfen wir nach etwa einer halben Stunde Verspätung endlich ins Flugzeug. Dann geht alles recht zügig: Die Türen werden geschlossen und wir rollen zur Startbahn. Noch vor zwei größeren, wartenden Maschinen dürfen wir starten. Und schon sind wir auf dem Weg nach Amsterdam. Der Flug verläuft weitestgehend ereignislos und die meiste Zeit sehen wir bis auf Wolken auch nicht viel. Gegen 16:00 Uhr erreichen wir Amsterdam und müssen nach dem Aussteigen erstmal eine ganz ordentliche Strecke im Flughafen zu Fuß zurücklegen. Nach einem kleinen Snack müssen wir auch nicht mehr lange auf die erste Stufe des Boardings in unseren A330-200 warten. Nach dem Passieren einer zweiten Sicherheitsschleuse direkt vor dem Gate sitzen wir allerdings noch eine ganze Weile in einem viel zu kleinen Warteraum vor der Gangway zum Flugzeug herum. Dann geht es endlich los und wir sind auf dem Weg nach Canada!

Der Flug führt uns knapp an Island vorbei und über Grönland, wo wir schön die Eislandschaft bewundern können. Zwar nicht ganz so deutlich wie auf meinem Flug nach Brasilien über Atlanta, aber doch sehr beeindruckend. Besonders interessant ist das Packeis, das man über weite Flächen vor der kanadischen Küste sehr gut erkennen kann. Es ist schon ein Erlebnis, das zum ersten Mal live und nicht nur im Fernsehen zu sehen.

Gegen 20:10 Uhr erreichen wir nach ca. 7,5 Stunden Flug den Pearson Int’l Flughafen von Toronto. Nach einer längeren Taxi-Strecke findet der Pilot auch tatsächlich einen Parkplatz für unsere Maschine und wir können aussteigen. Nach der Passkontrolle, die hier in Canada um einiges relaxter ausfällt als ich es von den USA gewohnt bin, müssen wir noch eine ganze Weile auf unser Gepäck warten. Dann noch das obligatorische Ankunftsfoto und schließlich treffen wir auf Jan und Elena, die uns bereits mit Canada-Luftballon und Flaggen erwarten.

Jan fährt uns in seinem “neuen” Ford Van zum Hotel, wo sich herausstellt, dass Elena und er als Überraschung ebenfalls ein Zimmer gebucht haben. Wir waren bisher davon ausgegangen, dass die beiden noch am Abend wieder nach Waterloo zurück fahren würden.

Alle zusammen schlendern wir noch ein wenig durch die Stadt und kehren zum Abendessen in einem lustigen Restaurant ein, das wieder so voll ins europäische Bild von Nordamerika passt: In der Mitte ein Platz mit Ständen wie auf einem Marktplatz, an denen man aus den verschiedensten Dingen auswählen konnte. Von Salat über Fajitas bis zur Pasta.

Nach dem Essen kehren wir zum Hotel zurück und fallen dank Jetlag und einem – für unser noch gestörtes Zeitempfinden – sehr langen Tag in unsere Betten.

Jetzt kann’s losgehen…

Nachdem ich heute meine Studienarbeit praktisch auf den letzten Drücker abgegeben habe und dieses Kapitel damit auch abgeschlossen ist, steht unserer Canada-Reise nichts mehr im Weg. Gepackt ist auch schon und morgen geht’s los… Ich freue mich riesig darauf, mal wieder “on the road” zu sein! Das wird sicher wieder ein Abenteuer, über das ich natürlich intensiv berichten werde. Und Fotos wird es natürlich auch wieder geben. Also schaut einfach die nächsten vier Wochen immer mal wieder auf meiner Website vorbei.

In diesem Sinne: Bis in etwa 4 Wochen :-)… Und viel Erfolg und Motivation an alle, die leider studieren oder arbeiten müssen!