Heute müssen wir sehr früh aufstehen, um Christine vom Flughafen abzuholen. Sie kommt pünktlich an und auf dem kleinen Flughafen halten sich die Kontrollen auch in Grenzen. Ein kleines Abendteuer erleben wir noch, als wir den Flughafen wieder verlassen wollen: An der Ausfahrt des Parkplatzes sind wir uns nicht sicher, ob die Höhe des Tores mit der unseres RVs kompatibel ist. Also fragen wir den Parkplatzwächter, aber leider läuft die Konversation in Ermangelung seiner Englischkenntnisse eher schleppend auf Französisch und mit Händen und Füßen ab. Letzten Endes werden wir von einem Security-Fahrzeug vom Parkplatz eskortiert :-).
Wir fahren direkt auf einen Campingplatz außerhalb der Stadt, der wie schon in Montréal recht weit ab vom Schuss liegt. Die Infrastruktur in Canada ist eben einfach für Camper mit riesigen RVs und eigenem Auto im Schlepptau ausgelegt. Wir dagegen müssen immer ein Taxi oder eine andere Mitfahrgelegenheit organisieren, um nicht mit dem RV in die Stadt fahren zu müssen. Hier gelingt uns das recht einfach, da vom Campingplatz ein Shuttle-Service angeboten wird.
Nachdem wir unseren RV abgestellt haben, fahren wir praktisch sofort in die Stadt. Das Wetter ist sehr durchwachsen und es weht ein sehr starker Wind. Oben beim Château Frontenac könnte man ihn durchaus als Sturm bezeichnen. Dieses Hotel ist das wohl meist fotografierte der Welt und wurde 1893 gebaut. Im zweiten Weltkrieg wurde hier der D-Day durch MacKenzie King, Winston Churchill und Franklin Roosevelt geplant. Natürlich werfen wir einen Blick in die Lobby der berühmten und sehr luxuriösen Unterkunft und machen auch einen kleinen Abstecher auf den Boardwalk direkt hinter dem Hotel. Hier steht man direkt am Abhang der Upper Town und kann sehr schön auf Lower Town hinunter sehen. Allerdings ist der Wind so stark, dass wir uns nicht allzu lange hier aufhalten.
Als nächste Station kehren wir zum Mittagessen in ein kleines Restaurant in einer der vielen Gassen der Altstadt ein. Das Essen ist gut und schon hier gefällt uns der Flair der Stadt, der so viel eher den Erwartungen an eine “typisch französische Stadt” in Mitten Canadas entspricht. Nach dem Essen bummeln wir kreuz und quer durch die Altstadt und Quartier Latin und ich muss sagen, im Vergleich zu Montréal hat diese Stadt einen richtig eigenen Charakter. Mir gefällt es hier jedenfalls sehr gut und am Nachmittag bessert sich sogar noch das Wetter, was dem Stadtbummel natürlich sehr entgegenkommt.
Nachdem wir den Großteil der Altstadt gesehen haben, steigen wir hinunter in die Lower Town und laufen dort die Rue du Petit Champlain entlang. Hier finden sich viele kleine Geschäfte mit Kunsthandwerk und Ateliers der zugehörigen Künstler. Außerdem treffen wir auf Straßenmusikanten und genießen von der Hafenpromenade aus den Blick hinauf zur Upper Town, die mit dem Château Frontenac regelrecht über der Lower Town thront.
Zurück in Upper Town machen wir noch einen Abstecher zur Zitadelle und laufen ein Stück auf der Stadtmauer entlang. Der Wind ist hier oben natürlich wieder extrem stark und das Wetter verschlechtert sich auch wieder ein wenig. Am Spätnachmittag fängt es dann sogar wieder an zu regnen. Trotzdem halten wir zunächst noch an dem Plan fest, bis zum Abend in der Stadt zu bleiben. Ich möchte gerne den Flair in Abendstimmung genießen, was uns auch Jan und Elena sehr nahe gelegt hatten. Weil wir aber alle genug vom Laufen haben, kehren wir noch einmal zurück in die Lower Town, um dort nach einem Café zu suchen. Auf dem Weg fängt es allerdings heftig an zu regnen und als wir in Lower Town nicht gleich fündig werden, beschließen wir die Sache abzubrechen und mit dem Taxi zum Campingplatz zurück zu fahren. Ich bedaure das ein wenig, bei dem schlechten Wetter wäre es mit der Abendstimmung aber vermutlich auch nicht allzu weit hergewesen.
Insgesamt hat mir Québec City um Faktoren besser gefallen als Montréal. Die Stadt besitzt einen Flair, der den Erwartungen an eine französische Stadt viel eher gerecht wird und die engen Gassen in der Altstadt laden richtig zum Bummeln ein. Wie schon in Montréal hatten wir insgesamt einfach viel zu wenig Zeit, um die Stadt im Detail kennen zu lernen. Aber auf der anderen Seite wollen wir ja auch weiter in Richtung Nova Scotia und unsere Urlaubszeit ist leider nun einmal beschränkt…