Weihnachten auf Brasilianisch

Ich hätte diesen Eintrag auch gut unter dem Titel “Lost in Translation” veröffentlichen können – aber dazu später mehr…

Wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt, wurde dieses Wochenende auch in Brasilien Weihnachten gefeiert. Und obwohl die Feierlichkeiten hier viele Ähnlichkeiten mit denen in Deutschland haben, gab es doch ein paar Unterschiede…

Der für mich wesentlichste war die Temperatur: Bis einen Tag vor Heiligabend war ich absolut nicht in Weihnachtsstimmung und selbst an Heiligabend hielt sich diese sehr in Grenzen. Irgendetwas stimmt einfach nicht daran, Weihnachten bei 30 Grad im Freien zu feiern ;-)…

Eine weitere Kuriosität waren die Feuerwerke überall. Die Brasilianer scheinen es ja zu lieben, das ganze Jahr über Gebrauch von diesen zu machen. So hört man eigentlich jeden Tag mindestens einen Böller. An Heiligabend war es aber ungefähr so wie bei uns ein Tag vor oder nach Silvester, wenn es die Leute nicht mehr abwarten können oder ihre letzten “Reste” verheizen müssen. Am Nachmittag fuhr dann auch noch eine kleine Weihnachtsparade an meinem Appartment vorbei – bis auf die roten Santa Claus Kostüme hätte das auch ein Faschingswagen in Karlsruhe sein können ;-)…

Bis Mitte letzte Woche hatte ich ja damit gerechnet, Heiligabend allein verbringen zu müssen. Die meisten AIESECer waren zu ihren Familien heimgefahren und Einladungen ließen sehr lange auf sich warten. Letztlich kam es aber doch anders…

Irgendwann letzte Woche kündigte mir Cleber (mein Mitbewohner) an, dass mich sein Freund Lino für Heiligabend zu sich nach Hause eingeladen hatte. Da die Vorstellung, Heiligabend völlig allein in meinem Zimmer verbringen zu müssen doch ein wenig “seltsam” war, nahm ich diese Einladung gerne an. Kurz darauf erhielt ich dann noch eine weitere von meinem Chef und am Sonntag Nachmittag rief dann auch Marcelo noch an. Mit letzterem hatte ich zwar gerechnet, die Hoffnung dann aber aufgegeben, nachdem der Anruf die ganze Woche über ausblieb. Ich habe mich eben immer noch nicht vollständig an die brasilianische Lebenweise gewöhnt, alles auf den letzten Drücker zu erledigen…

Am Freitag Abend war ich dann spontan mit Cleber und Lino bei einem Pizza Rodízio, wo Lino ankündigte, mich am Sonntag gegen 18 Uhr abzuholen. Nachdem ich inzwischen einen eigenen, legalen Internet-Zugang besitze, erledigte ich am Samstag ein paar private Dinge und wartete am Sonntag Nachmittag auf Linos Anruf…

Dieser kam dann auch gegen 17 Uhr und er teilte mir mit, dass er mich gegen 21 Uhr – also 3 Stunden später als ursprünglich geplant – abholen würde. Da die Feierlichkeiten zu Heiligabend in meiner Familie immer viel früher beginnen, war die lange Wartezeit schon ein etwas seltsames Gefühl. Also feierte ich in der Zwischenzeit ein wenig für mich allein in meinem Zimmer ;-)…

Gegen 21:30 Uhr (wer wundert sich noch über eine halbe Stunde Verspätung?) kam Lino dann, um mich abzuholen. In seinem Haus waren ein Großteil seiner Familie und einige Freunde versammelt. Und hier passt die Anspielung auf “Lost in Translation” ganz gut: Bis auf die Begrüßungen und wenige einzelne Worte verstand ich von den Gesprächen nicht besonders viel und konnte mich auch kaum mit den anderen Gästen unterhalten, da die Leute hier unheimlich schnell sprechen und bis auf einen einzigen keiner Englisch verstand. Wenigstens konnte ich mich mit einem ein wenig auf Deutsch und Englisch unterhalten – das war aber auch schon alles…

In der Zwischenzeit hatte ich einen Bärenhunger, musste mich aber noch einige Zeit gedulden, da alles – gewollt oder ungewollt (?) – zeitlich ein wenig nach hinten verschoben war. Kurz vor Mitternacht fand dann erstmal die Bescherung statt: Santa Claus (Linos Mutter) kam in den Vorgarten, in dem die Geschenke aufgetürmt waren und verteilte diese Päckchen für Päckchen an die wartenden “Kinder” ;-). Sogar ich wurde mit einem Geschenk überrascht: Ein T-Shirt von Florianópolis!

Anschließend gab’s gegen halb Eins Essen: Hähnchen (oder war es Turkey?) und ein anderes Fleisch, das ich nicht identifizieren konnte, das aber sehr gut war. Dazu Reis und Spaghetti und diverse andere Dinge. Selbstverständlich alles vom Buffet ;-)…

Während und nach dem Essen wurde wieder lautstark geplaudert, wovon ich wieder recht wenig bis gar nichts mitbekam. Inzwischen war ich auch viel zu müde, um hoch konzentriert zu versuchen, wenigstens einzelne Worte zu verstehen und aus diesen den Inhalt der Gespräche abzuleiten.

Kurz vor 3 Uhr brachen dann Linos Freunde auf und setzten mich unterwegs bei meinem Appartment ab. Dort fiel ich hundemüde in mein Bett…

Für den ersten (und letzten) Weihnachtsfeiertag hatte mich Lino wieder zum Mittagessen eingeladen. Er holte mich gegen 13 Uhr ab und bei ihm zu Hause angekommen, ging’s für mich in die zweite Runde von “Lost in Translation” ;-)…

Nach dem Essen – das aus den Resten von der Feier an Heiligabend bestand, aber trotzdem wieder sehr gut war – fuhren Lino, einer seiner Freunde und ich an den Praía Mole und verbrachten dort den Nachmittag. Inzwischen kenne ich diesen Strand ja recht gut, wobei heute allerdings Hochwasser war und er daher nur aus einem sehr schmalen Streifen Sand bestand.

So habe ich also Weihnachten 2006 in Brasilien verbracht. Es war nicht so gemütlich wie zu Hause bei der Familie, aber es war eine neue und aufregende Erfahrung – auch wenn ich wegen der Sprache leider noch immer nur passiv an solchen geselligen Runden teilnehmen kann. Aber das motiviert mich nur, noch intensiver Portugiesisch zu lernen, um diese Hürde möglichst schnell abzubauen.

Morgen ist hier wieder ein normaler Arbeitstag und ich werde mich wieder in aller Frühe in die Firma begeben, während ihr ausschlafen und einen weiteren freien Tag genießen dürft!

Cataratas do Iguacu – Teil 3

Schließlich der letzte Teil meines Berichts über unseren Ausflug nach “Foz do Iguaçu”…

Nach dem sehr ausgefüllten Samstag hatten wir bis auf einen Besuch des “Parque das Aves” keine besonderen Pläne. Ich hätte eigentlich gerne noch etwas unternommen und versuchte auch, Vorschläge von unseren Hostel-Eltern zu bekommen. Leider ist Sonntags ins brasilianischen Städten nichts los und auch in Ciudad del Este (Paraguay) schlossen die Läden bereits um die Mittagszeit. Außerdem wollten meine beiden Kollegen lieber ausschlafen und relaxen und so konnte ich leider nicht wirklich etwas interessantes finden. Deshalb zog ich am Vormittag los, um wenigstens “Foz do Iguaçu” ein wenig kennen zu lernen. Leider war auch hier alles geschlossen und nach etwa 1,5 Stunden kehrte ich zum Hostel zurück.

Am Nachmittag machten wir uns dann alle zusammen auf zum “Parque das Aves” – unserem letzten Ziel für unseren Aufenthalt in “Foz do Iguaçu”. Dieser Vogelpark liegt kurz vor dem brasilianischen Nationalpark und ist der größte in Südamerika. Man läuft dort durch einen Tropenwald und kann in Großvolieren die verschiedensten, teilweise sehr exotischen Vogelarten bewundern. Der Park ist wirklich sehr schön angelegt und vor allem die großen Tukane und Papageien sind einen Besuch wert. Da die Vögel größten Teils an Menschen gewöhnt sind, kann man sie aus nächster Nähe fotografieren (siehe Fotos von den Tukanen). Der Höhepunkt am Ende der Tour durch den Park ist schließlich ein großes Gehege mit Papageien. Kaum waren wir dort drin, landete auch schon einer der Papageien auf Zarkos Schulter und wanderte schreiend dort umher. Später hatte auch ich einen auf der Schulter sitzen, was ziemlich lustig war… Sprechen konnten diese Papageien aber leider nicht ;-)…

Nach etwa zwei bis 3 Stunden hatten wir wirklich alles gesehen und machten uns auf den Rückweg zum Hostel. Da unser Bus zurück nach Florianópolis bereits um 18:45 Uhr abfuhr, war es leider auch schon Zeit zu packen und uns für die Rückfahrt zu richten. Auf dem Rückweg zum Hostel lernten wir durch Zufall noch zwei deutsche Mädels aus der Nähe von Tübingen kennen (wie klein die Welt doch ist), die in Brasilien gerade ein freiwilliges soziales Jahr machten. Wir erfuhren, dass sie in Kürze nach Florianópolis kamen und tauschten Adressen aus, um in Kontakt zu bleiben. Vielleicht feiern wir zusammen Silvester am Strand in Floripa ;-)…

Damit war unser verlängertes Wochenende in “Foz do Iguaçu” auch leider schon vorbei. Wir haben unglaublich viel gesehen und Eindrücke fürs Leben gesammelt. Besonders die tollen Ausblicke auf die “Cataratas do Iguaçu” von der argentinischen Seite werde ich nie vergessen!!! Außerdem war ich mit Argentinien nun in einem weiteren Land in Südamerika und ich weiß schon jetzt, dass ich sobald wie möglich dorthin zurückkehren werde… Schließlich bin ich zwar schon 7 Wochen in Brasilien, habe aber noch über 7 Monate Zeit und dieser Ausflug ist garantiert nicht mein letzter gewesen!!!

Cataratas do Iguacu – Teil 2

Hier nun der zweite Teil meines Berichts über unser Wochenende an den “Cataratas do Iguaçu”…

Für den Samstag hatten wir uns einen Besuch der argentinischen Seite der Wasserfälle vorgenommen. Über die Frage, welche Seite uns die bessere Sicht auf die Fälle bieten würde, waren wir uns nicht einig. Mein Reiseführer verkauft die brasilianische Seite als die mit der besseren Sicht, Younes (mein Arbeitskollege aus Ägypten, der Wasserfälle vor einigen Wochen bereits besucht hat) war der Meinung, dass die argentinische Seite die schönere ist. Nachdem ich beide Seiten erlebt habe, kann ich ihm da nur voll und ganz zustimmen…

Gegen 9 Uhr brachen wir von unserem Hostel in Richtung Argentinien auf. Mit dem Bus ging es zunächst nach “Puerto Iguazú”, der argentinischen Schwesterstadt von “Foz do Iguaçu”. An der Grenze mussten wir alle aussteigen und beim argentinischen Zoll unsere Einreise in den Pässen vermerken lassen. Kurz vor der Endhaltestelle, wo wir eigentlich brasilianische Reais in argentinische Pesos tauschen wollten, kam uns ein Bus zum Nationalpark entgegen. Unser Busfahrer hielt an und ließ alle Touristen auf der Straße umsteigen. In Deutschland wäre sowas vermutlich undenkbar ;-)…

Da Argentinien keine Zeitumstellung zwischen Sommer- und Winterzeit hat, kamen wir gegen 9 Uhr Ortszeit am Besucherzentrum des “Parque Nacional Iguazú” an. Zunächst kam etwas Verwirrung auf, da Michal unter dem dort als “30 $” angegebenen Eintrittspreis US Dollar verstand und weder er noch Zarko soviel Geld dabei hatten. Natürlich waren mit “$” aber Pesos gemeint, so dass wir wenig später unsere Eintrittskarten hatten. Bei der Einholung der Auskünfte merkte ich, wie sehr sich mein brüchiges Spanisch bereits mit dem noch brüchigeren Portugiesisch vermischt hatte. Nach den 9 Monaten spreche ich statt Spanisch oder Portugiesisch wohl erstmal eine Weile Portunhol…

Im Gegensatz zur brasilianischen Seite gefiel mir das Besucherzentrum hier viel besser. Alles war offener und statt nach dem Eingang sofort in einen Bus verladen zu werden, erkundete man hier den größten Teil des Parks zu Fuß. Da wir wussten, dass wir hier eine viel größere Strecke zurücklegen würden, machten wir uns auch gleich auf den Weg. Zunächst ging es auf dem “Sendero Verde” durch den Wald und anschließend auf dem “Paseo Inferior” in Richtung Wasserfälle. Unterwegs kamen wir immer wieder an kleineren Nebenfällen vorbei und schon hier war mir klar, dass die argentinische Seite eindeutig die schönere war. Der Weg bestand größten Teils aus einem Steg, der durch den Wald führte und irgendwie viel natürlicher wirkte als die “Betonpiste” auf der brasilianischen Seite.

Und dann hatten wir schließlich die Fälle “Ramirez” und “Bozetti” erreicht. Der Weg führte relativ nahe an diese heran und der Ausblick auf den gesamten Canyon war einfach grandios. Nach einem weiteren kleinen Abstieg, setzten wir mit einem kleinen Boot zur “Isla San Martín” über, um auch den dortigen Rundweg zu erkunden. Und das hat sich wirklich gelohnt: Unterwegs begegneten wir einem Echse, die während einer kurzen Pause hinter uns aus dem Wald auftauchte. Außerdem hatten wir von der Insel den wohl schönsten (Panorama-)Ausblick auf die Fälle “San Martín” und “Adán y Eva”…

Inzwischen war es bereits brütend heiß und wir flüchteten immer wieder in den Schatten des Waldes. Später sollten wir erfahren, dass angeblich bis zu 47 Grad gemessen wurden, was ich allerdings nicht ganz glauben kann.

Nachdem wir einige Zeit auf der Insel verbracht hatten, fuhren wir mit dem Boot zurück und machten uns auf den Weg zurück zum Besucherzentrum. Statt jedoch mit Michal und Zarko auf dem Weg zurück zu gehen, entschied ich mich, eine der angebotenen Touren mitzumachen. Mit einem Schnellboot ging es zunächst zum “Salto Dos Mosqueteros” und danach zum “Salto San Martín”. Nach der Möglichkeit Fotos zu machen, wurden wir angewiesen unsere Kameras in wasserdichten Beuteln zu verpacken und anschließend gab’s mehrere Duschen zum Abkühlen ;-). Der Skipper fuhr mit dem Boot mehrere Male praktisch direkt in die Wasserfälle hinein und am Ende waren alle im Boot triefend nass. Das war vielleicht ne Gaudi!!!

Nach diesem zugegeben sehr nassen Spass, gings in einem Affentempo zwischen den Felsen im Wasser hindurch ca. 7 Kilometer den Fluss hinauf zur Anlegestelle. Dort warteten große Trucks auf uns, mit denen wir etwa 8 Kilometer durch den Dschungel gefahren wurden. Unterwegs erklärte uns eine “Park-Rangerin” auf Spanisch und Englisch einige Dinge über Pflanzen und Tiere im Park. Leider konnte wir von letzteren keine sehen, da es bereits Mittagszeit und damit viel zu heiß war. Die Truck-Tour war interessant, wenn auch nicht unbedingt der Höhepunkt des Tages. Trotzdem bereue ich es nicht, die gesamte Tour gemacht zu haben. Es war auf jeden Fall ein Erlebnis und wer weiß, ob und wann ich jemals wieder in diesem Park sein werde…

Nach etwa 1,5 Stunden traf ich mich wieder mit Michal und Zarko und wir brachen zum “Paseo Superior” auf. Dieser Weg führte ähnlich wie der “Paseo Inferior” auf Brückenstegen durch den Wald – diesmal oberhalb der Abbruchkante der Fälle “Ramirez”, “Bozzetti” und “Mendez”. Abgesehen von der wirklich schönen Aussicht in den Canyon bot er allerdings nicht viel neues und war im Vergleich zum “Paseo Inferior” geradezu langweilig.

Den absoluten Höhepunkt der argentinischen Seite der “Cataratas do Iguaçu” hatten wir uns bis zum Schluss aufgehoben: Den Blick in den “Garganta do Diabo” von dessen Abbruchkante aus! Mit einer kleinen gasbetriebenen Lokomotive fuhren wir dazu die 7 km nach Puerto Canoas, von wo aus ein Brückensteg zum “Teufelsschlund” hinausführte. Allein schon der Weg dorthin war fantastisch, da man den “Río Iguazú” überquerte und sich dabei mitten in der Natur fühlte. Sogar einen kleinen Alligator (oder Krokodil – ich kenne den Unterschied nicht genau) konnten wir beobachten. Im Gegensatz zu meinen beiden Kollegen Michal und Zarko ließ ich mir recht viel Zeit und genoss den Ausblick und die Ruhe…

Und dann war es soweit: Ich war am Rand des “Garganta do Diabo” angekommen! Obwohl die Erwartungen natürlich sehr hoch waren, konnte das was sich einem hier bot mit diesen problemlos mithalten! Die Menge an Wasser die non-stop hinunter rauscht ist einfach unvorstellbar – noch dazu mit dem Wissen, dass es bei Hochwasser fast die doppelte Menge sein kann. In Worten lässt sich dieses Erlebnis gar nicht beschreiben und selbst die Fotos (die an sich schon beeindruckend wirken) können es nur annährend verdeutlichen…

Wir verbrachten einige Zeit hier draußen an diesem gigantischen Wasserfall und machten uns anschließend auf den Weg zurück zum Besucherzentrum. Inzwischen war es auch Zeit, da der Park bereits gegen 18:30 Uhr schloss. Auch ich war nach diesen grandiosen Eindrücken und der langen Zeit in der brütenden Hitze müde. Das Erlebnis dieses Naturschauspiels werde ich jedoch nie vergessen – es war einfach unbeschreiblich!!!

Auf der Rückkehr nach Brasilien *g* gab es kurz ein paar Unklarheiten an der brasilianischen Grenze, da sich der Zöllner beschwerte, dass wir uns bei der Ausreise nicht abgemeldet hatten. Mit Hilfe unseres Busfahrers war das aber schnell geklärt und nach einiger Wartezeit in “Puerto Iguazú” waren wir auf dem Heimweg zu unserem Hostel. Später gingen wir dann noch in einer Pizzeria mit “Rodízio” (die brasilianische Variante von All-you-can-eat) essen. Die Pizzerias hier sind ziemlich lustig: Man sitzt wie in einem gewöhnlichen Restaurant am Tisch und der Kellner kommt immer wieder mit verschiedenen Arten von Pizzen vorbei. Man kann dann nach Lust und Laune ein Stück bekommen oder auf das nächste Angebot warten. Und ihr könnt euch gar nicht vorstellen, mit was man eine Pizze alles belegen kann. Es gibt hier praktisch alles – bis hin zu süßen Pizzen mit Bananen, süßen Früchten und Schokolade.

Cataratas do Iguacu – Teil 1

Am vergangenen Wochenende wurde einer meiner größten Träume für meinen Aufenthalt in Brasilien wahr: Zusammen mit meinen Kollegen Michal (Slovakei) und Zarko (Slowenien) habe ich die “Cataratas do Iguacu” im Bundesstaat Paraná besucht. Am Donnerstag Nachmittag sind wir direkt von der Arbeit aus zur zentralen Busstation (Rodoviária) gefahren, um von dort mit dem Bus in Richtung “Foz do Iguaçu” aufzubrechen. Schon allein die 14 Stunden dauernde Busfahrt war für mich ein neues Erlebnis. Da es in Brasilien keine Eisenbahn gibt, reist man hier in Reisebussen durch das Land – und die sind hier sehr komfortabel und mit denen in Deutschland nicht zu vergleichen. Man kann die Sitze beinahe in Liegeposition zurück klappen und hat bei weitem mehr Platz als im Flugzeug. Auch die Tatsache, dass unsere Reise in der Nacht stattfand ist nichts außergewöhnliches. Man sieht dann zwar nichts von der Landschaft, kommt dafür aber halbwegs ausgeruht am Reiseziel an. Insgesamt hat mir die Reisemethode ganz gut gefallen ;-)…

Gegen 6:30 Uhr am Freitag Morgen kamen wir in “Foz do Iguaçu” an und sind gleich zu unserem Hostel “Pousada da Laura” gefahren. Nachdem wir dort eingecheckt und unser Gepäck abgeladen hatten, ging gleich weiter zur zur brasilianischen Seite der “Cataratas do Iguaçu”. Die Wasserfälle des “Rio Iguaçu” einige Kilometer vor seiner Mündung in den “Rio Paraná” liegen etwa 10 km südöstlich von “Foz do Iguaçu”. Beide Flüsse bilden in dieser Gegend Landesgrenzen – der “Rio Iguacu” auf seinen letzten 100 Kilometern die Grenze zu Argentinien, der “Rio Paraná” die zu Paraguay. “Foz do Iguacu” liegt auf der brasilianischen Seite und ist über zwei Brücken mit seiner argentinischen Schwesterstadt “Puerto Iguazú” und der als Freihandelszone (billige Importwaren und anderer Ramsch) bekannten “Ciudad del Este” in Paraguay verbunden.

Die Wasserfälle liegen sowohl in Brasilien als auch in Argentinien in einem Nationalpark. Vom “Centro de Visitantes” am Parkeingang des brasilianischen “Parque Nacional” aus ging es mit speziellen Bussen zum Ausgangspunkt des Fußwegs beim “Hotel das Cataratas” (das einzige Hotel auf der brasilianischen Seite, das im Nationalpark selbst liegt). Schon hier konnten wir das Getöse der nicht mehr weit entfernten Wasserfälle gut hören. Die in meinem Reiseführer angekündigte Gruppe von Nasenbären ließ sich jedoch nicht blicken.

Von hier aus gings auf einem ca. 1,5 Kilometer langen Fußweg am Rand des Canyons in Richtung Aussichtsplattform beim “Garganta do Diabo”. Immer wieder hatten wir eine fantastische Aussicht auf die kleineren Nebenfälle, die an sich schon sehr beeindruckend waren. Oft machen die sehr hohen Erwartungen an ein so bekanntes Naturschauspiel wie die “Cataratas do Iguaçu” ja das tatsächliche Erlebnis ein wenig zunichte. Nicht in diesem Fall: Das Panorama, das sich uns immer wieder bot konnte problemlos mithalten und die Erwartungen meist sogar noch übertrumpfen.

Ich weiß nicht mehr, wieviel Zeit wir für die 1,5 Kilometer gebraucht haben, aber eigentlich hat das auch überhaupt keine Rolle gespielt. Am “Garganta do Diabo” angekommen, führte uns ein Brückensteg hinaus zur Abbruchkante des Santa-Maria-Falls, von wo man einen sehr schönen Ausblick auf den riesigen “Teufelsschlund” hatte. Dort rauscht das Wasser mit einem gigantischen Getöse von drei Seiten die Klippen hinab und verschwindet kurzzeitig in einer Wolke aus Wassernebel. Am Ende des Brückenstegs wurde man sogar richtig nass von diesem Nebel…

Nachdem wir einige Zeit dieses faszinierende Schauspiel genossen hatten, fuhren wir mit einem Aufzug auf einen kleinen Aussichtsturm hinauf, von dem man die Hauptfälle noch einmal von oben bewundern konnte. Obwohl es immer wieder diesselben Fälle sind, sorgten die neuen Blinkwinkel immer wieder neue Eindrücke. Von einem Besucher erfuhren wir, dass die aktuelle Wassermenge lediglich 50% des Höchstwasserstandes entsprach, was angesichts der tosenden Wasserfälle kaum zu glauben war. Er erzählte uns, dass bei Hochwasser der Brückensteg überflutet und daher für Besucher gesperrt sein kann. Vielleicht war es besser, dass wir die Fälle nicht bei Hochwasser besucht haben, sonst wäre uns dieser Weg versperrt gewesen…

Nach diesem atemberaubenden Naturschauspiel, war es Zeit für ein Mittagessen. Natürlich gelten innerhalb des Parks Touristenpreise, aber das lies sich nicht ändern. Anschließend berieten wir über die weiteren Aktivitäten und leider musste ich dabei feststellen, dass ich nicht ausreichend vorbereitet war. Da wir noch recht viel Zeit übrig hatten, hätte ich gerne noch etwas unternommen. Zum Beispiel eine Bootstour oder eine Tour durch den Dschungel. Beides war aber nicht ganz billig und meine beiden Kollegen lehnten alles ab, was zusätzlich Geld kostete. Sie wollten statt dessen lieber irgendwo im Schatten sitzend relaxen. Nach einer kleinen Diskussion brachen wir in Richtung Itaipu (s.u.) auf. Nachdem wir den Park verlassen hatten, mussten wir aber erfahren, dass die letzte Führung dort um 15:30 Uhr anfing und wir mit dem Bus nicht rechtzeitig dort sein würden. Also verschoben wir die Besichtigung auf den Abend und fuhren zurück zum Hostel. Ehrlich gesagt ärgerte ich mich ein wenig über diesen planlosen Ablauf des restlichen Tages und die “vergeudete” Zeit, in der wir noch andere interessante Dinge im Park hätten besichtigen können. Aber inzwischen hatten wir diesen ja verlassen. Aber der Abend und vor allem der nächste Tag ließen mich diese leichte Verstimmung schnell vergessen…

Im Hostel lernten wir David, einen polnischen Backpacker kennen, der uns sagenhafte Stories von seinen Trips überall auf der Welt erzählte. Spontan willigte er ein, am Abend mit uns in einer Churrascaria essen zu gehen und anschließend Itaipu zu besichtigen. Das “Itaipu Binacional” ist das (noch) größte Wasserkraftwerk der Erde. Im Mai 1975 begannen Brasilien und Paraguay nach langen Verhandlungen mit dem Bau und schlossen es 1995 mit der letzten Ausbauphase ab. Die zunächst angestrebten Baukosten von 18 Mrd. US$ wurden natürlich nicht eingehalten. Der Staudamm hat eine Gesamtlänge von 7755 Metern und 20 Riesengeneratoren erzeugen über 14.000 MW Leistung, was in etwa der Leistung von 13 Atomkraftwerken entspricht.

Das besondere an diesem Abend war eine Lightshow, die den Staudam eindrucksvoll präsentierte. Mit dem Bus fuhren wir zunächst zum “Centro de Visitantes” der Itaipu Gesellschaft, von wo es in sehr komfortablen Reisebussen (vermutlich gehört das zur Repräsentation der Firma) zu einer Aussichtsplattform oberhalb des Hauptdamms ging. Dort wurde uns ein kurzer Film über den Bau des Staudamms und die “Corporate Responsability” gezeigt wurde. Anschließend wurde der Staudamm zusammen mit musikalischer Untermalung Stück für Stück erleuchtet. Insgesamt war die Show zwar beeindruckend, konnte die Erwartungen aber nicht ganz erfüllen. Trotzdem bereue ich es nicht, sie gesehen zu haben. Auf dem Rückweg zum Besucherzentrum fuhren die Busse dann am Staudamm entlang, wodurch uns dessen Größe noch einmal deutlich gemacht wurde. Die riesigen Druckleitungen hatten von oben so klein ausgesehen…

Nach diesem ebenfalls sehr beeindruckenden Erlebnis endete unser erster Tag in “Foz do Iguaçu” mit ein wenig Relaxen im Hostel. Ich fiel allerdings bald ziemlich müde in mein Bett…

To be continued…

Time is flying by…

Wie der Titel dieses Eintrags schon sagt: Die Zeit rennt hier nur so davon! Ich kann kaum glauben, dass ich jetzt schon 5 Wochen in Brasilien bin. Unter der Woche arbeite ich jeden Tag mindestens 9 Stunden und komme meist recht spät nach Hause. Zudem habe ich inzwischen zwei Mal in der Woche 2 Stunden Sprachkurs bei einem sehr talentierten Studenten, bei dem auch Michal und Younes seit einigen Monaten Portugiesisch lernen. Und an den Wochenenden ist schließlich ebenfalls immer etwas los – zumindest am späten Nachmittag und Abend.

Vergangene Woche war die Arbeit erneut sehr stressig und wenig erfreulich. Michal und ich hatten die Aufgabe bekommen, das beim Login eines Users über das Netzwerk übermittelte Passwort zu verschlüsseln. Aus Performance-Gründen soll es dem Anwender später ermöglicht werden, die Verschlüsselung des Netzwerkverkehrs zwischen Server und Applikation zu deaktivieren. Trotzdem soll das Passwort aber verschlüsselt übertragen werden. Das bedeutete, dass wir die eingebaute Verschlüsselung im “Real Thin Client” (RTC) – einer 3rd Party Komponente, die wir für die Abwicklung des Netzwerkverkehrs verwenden – nicht verwenden konnten. Also mussten wir unsere eigene Verschlüsselung vor dem Absenden und nach dem Empfangen des Passworts implementieren. Das nervigste an der Sache war aber, dass wir die Session ID als Schlüssel verwenden sollten und diese an der Stelle, an der wir die Verschlüsselung implementieren mussten nicht ohne weiteres zugänglich bzw. noch nicht initialisiert war. Thiago, unser Boss, beharrte darauf, dass es eine Möglichkeit im RTC gäbe, eine neue Session von Seiten des Clients zu öffnen. Die Dokumentation und einige andere Quellen sprachen aber dagegen. Insgesamt bastelten wir 3 Tage an dieser Lösung und verschoben unseren Code immer wieder an andere Stellen, nur um dann festzustellen, dass uns dort eine andere, an dieser Stelle unzugängliche Information fehlte. Zwischendurch war ich so genervt von dieser Aufgaben, dass ich sie am liebsten an die Wand geworfen hätte. Alles schien so kompliziert zu sein für eine so simple Sache wie eine TwoFish-Verschlüsselung des Passworts. Aber immerhin: Am Freitag Abend – nach einer Stunde mehr Arbeit als geplant – funktionierte unsere neueste Lösung endlich. Und auch wenn es eine sehr nervtötende Aufgabe gewesen war, konnte ich dadurch doch einiges über das System lernen…

Ansonsten ereignete sich während der vergangenen Woche nicht besonders viel. Am Dienstag Abend versuchte ich vergeblich meine Klamotten in einer “Lavanderia” zu waschen, musste allerdings feststellen, dass diese bereits um 19 Uhr schließt. Da ich unter der Woche erst später nach Hause komme, bedeutete das, das Nötigste von Hand zu waschen. Und das kostete einiges an Zeit, da wir abgesehen von der Dusche kein fließend Warmwasser haben und ich erstmal in viel zu kleinen Töpfen Wasser kochen musste ;-).

Am Donnerstag Abend feierten wir in einem mexikanischen Restaurant in Lagoa Abschied von Tatiana. Sie brach am Freitag Morgen nach Uruguay auf, wo sie nach Arbeit suchen will. In Florianópolis konnte sie trotz langer Suche nichts finden. Das Restaurant war ganz nett, das Essen allerdings nichts wirklich besonderes. Vielleicht sollten die Brasilianer lieber bei ihren wirklich guten Buffets bleiben und das mexikanische Essen den echten Mexikanern überlassen ;-).

Am Samstag Vormittag habe ich es mit Marcelos Hilfe endlich geschafft, ein paar Möbel für mein Zimmer zu kaufen. Neben dem Bett und dem Kleiderschrank (der fast zusammenzubrechen droht) habe ich jetzt einen kleinen weiteren Schrank mit Schubladen, einen kleinen Tisch und einen Stuhl – alles gebraucht und zusammen für 180 Reais (ca. 70 EUR). Jetzt fehlt mir nur noch eine Jalousie am Fenster, die ich am Sonntag gekauft aber in Ermangelung einer Bohrmaschine noch nicht montiert habe.

Nachdem ich mein Zimmer am Samstag Nachmittag nun endlich ein wenig wohnlicher eingerichtet habe, traf ich mich mit Michal und Younes, um zum Praía de Canasveiras zu fahren. Unterwegs trafen wir noch eine andere AIESECerin, die sich uns spontan anschloss. Unseren anfänglichen Plan, zum Praía Brava zu fahren änderten wir ein wenig ab, nachdem wir erfuhren, dass dieser Strand auf dem letzten Stück der Strecke nur noch zu Fuß erreicht werden kann. Canasveiras ist eine kleine Stadt im Norden der Insel (eigentlich spricht man hier ja nicht von Städten, da alles auf der Insel zu Florianópolis gezählt wird). Es ist dort sehr touristisch und der Strand ist sicherlich nicht der schönste der Insel – wenn man über 40 Strände zur Verfügung hat, steigen die Ansprüche mit der Zeit ganz schön an ;-). Trotzdem war es sehr schön dort und das Wasser war badwarm – ich kann mich nicht daran erinnern, schon einmal so warmes Meerwasser erlebt zu haben.

Den gestrigen Tag habe ich schließlich mit Cleber (mein WG-Mitbewohner) und seiner Freundin (die gerade für eine Woche hier ist) verbracht. Wir sind zusammen in den nahen “Super-Supermarkt” Angeloni gegangen und haben dort auch gleich zu Mittag gegessen. Anschließend versuchte ich mich im Heimwerken und montierte eine Vorrichtung für eine Wäscheleine. Abends bekam ich dann eine Einladung von Michal, mit Younes, Fábio und ihm Shrimps essen zu gehen. Insgesamt waren wir zu acht – eine wirklich nette Runde. Das Restaurant war gut und das Essen kam in riesigen Portionen (paniertes Chicken in einer Größe wie ich es noch nie gesehen habe). Obwohl das schon viel zu viel war, sind wir dann noch in eine der Eisdielen gegangen, in denen es Eis vom Buffet zum Kilopreis gibt. Ich finde das eine wirklich coole Einrichtung, die wir unbedingt nach Deutschland importieren sollten…

Soweit der Stand der Dinge hier in Florianópolis. Ich hoffe, euch geht’s allen gut in “good old Germany” und würde mich über ein paar Kommentare oder eMails freuen. Sobald ich – hoffentlich (!!!) – in den nächsten Tagen meinen Internet-Zugang bekomme, werde ich mein Blog wieder regelmäßiger updaten, eMails beantworten und vielleicht auch mit dem einen oder anderen von euch skypen können…

Auf zum Praía Naufragados!!!

Eigentlich wollte ich diesen Bericht schon Anfang dieser Woche online stellen, aber leider verfüge ich immer noch nicht über einen Internet-Zugang. Außerdem war die Arbeit diese Woche ziemlich stressig und danach hatte ich fast jeden Tag etwas zu erledigen, so dass ich immer recht spät heim gekommen bin. Aus diesem Grund kommt der Bericht nun eben fast eine Woche verpätet…

Wie schon berichtet, hatte ich für letzten Samstag einen Wanderausflug in den Süden der “Ilha de Santa Catarina” geplant. Am Freitag Nachmittag erhielt ich eine eMail von einem ehemaligen AIESECer, der meine Rundmail mit meinem Tourvorschlag gelesen hatte. Er warnte mich, dass meine geplante Tour zu lange sei und außerdem einen sehr schwierigen und gefährlichen (da schlecht markierten und von Schlangen bevölkerten) Abschnitt beinhalte. Also änderte ich den Plan ein wenig ab und schickte noch einmal eine Rundmail an alle AIESECer…

Younes, mein Kollege aus Ägypten, war sofort sehr begeistert von meiner Idee. Er selbst hatte mehrfach schon solche Ausflüge geplant, konnte sie leider aber meist nicht in die Tat umsetzen. Mal wegen dem Wetter, mal wegen mangelnder Begeisterung von Seiten der Trainees und der AIESECer. Und ganz alleine machen solche Ausflüge eben nicht so viel Spass.

Nach diesen Erzählungen war ich sehr gespannt, wieviele heute Morgen zum vorgeschlagenen Treffpunkt im Stadtzentrum kommen würden. Ich traf Younes bereits im Bus und als wir am Treffpunkt ankamen war noch niemand da – was soweit nichts besonderes war. Nach 20 Minuten waren wir allerdings immer noch allein und nachdem ich Zarko (mein Kollege aus Slowenien) per Handy aus dem Bett geworfen hatte, beschlossen wir, nicht länger zu warten und alleine loszuziehen. Ich kann einfach nicht verstehen, wie man jeden Freitag bis ultimo auf Partys sein kann, um dann den Samstag praktisch vollständig zu verschlafen. Ich für meinen Teil habe da jedenfalls definitiv andere Pläne für die wenige freie Zeit, die wir neben der Arbeit haben…

Mit dem Bus fuhren wir bis “Caieira de Barra do Sul” und von dort ging es auf einem wunderschönen Pfad durch die absolute Wildnis in Richtung “Praía Naufragados”. Der Weg war wirklich herrlich und führte durch den Wald, der teilweise wie ein kleiner Dschungel wirkte. Zwischendurch kamen wir immer wieder an kleinen Bächen mit kristallklarem Wasser vorbei. Bis auf eine kleine Gruppe Brasilianer, die wir insgesamt zwei Mal trafen, waren wir völlig allein.

Da ich die Zeit heute völlig ignoriert habe, kann ich nicht mehr sagen, wie lange wir zum Strand gebraucht haben. Ich glaube aber nicht, dass es mehr als 1,5 Stunden waren. Am Strand angekommen realisierten wir, dass wir die Abzweigung zum “Farol” (Leuchtturm) verpasst hatten. Also gingen wir am Strand entlang und suchten uns einen Weg dorthin. Younes Portugiesischkenntnisse waren dabei sehr hilfreich ;-). Der erste Versuch, auf einer kleinen Sandbank durchs Meer in Richtung Leuchtturm zu waten schlug fehl. Erst mit Badehose bewaffnet konnten wir unseren Weg dorthin fortsetzen. Ich kann mir gut vorstellen, dass unsere Versuche dem Leuchtturm möglichst trockenen Fußes näher zu kommen, einen gewissen Unterhaltungswert für die anderen Leute am Strand hatten ;-)…

Nach der ersten Hürde durchquerten wir noch ein ehemaliges militärisches Sperrgebiet und trafen auf einen alten Geschützstand von 1909 mit mehreren Kanonen aus dieser Zeit. Von dort und vom Leuchtturm, auf dessen Galerie wir trotz des Schildes “Entrada prohibida” kletterten, hatten wir eine grandiose Aussicht auf die kleinen, der “Ilha de Santa Catarina” vorgelagerten Inseln.

Anschließend gönnten wir uns ein kleines, verspätetes Mittagessen in einer der einheimischen Strandkneipen. Dabei fanden wir gleich eine Gruppe von Brasilianern, die mit uns zusammen mit dem Boot nach “Caieiras de Barra do Sul” zurückfahren wollten. Außerdem lernten wir noch ein österreichisches Paar kennen, die gerade Urlaub in Florianópolis machen. Irgendwie war es schon lustig für mich, nach vier Wochen – abgesehen vom Telefonieren mit meinen Eltern und ein paar Sätzen mit einer AIESECerin – mal wieder mit jemandem Deutsch zu sprechen. Auf der Rückfahrt mit dem Boot unterhielt ich mich ein wenig mit Carol und erfuhr, dass sie 3 Monate in Argentinien verbracht hatte und in etwas mehr als 2 Wochen nach Österreich zurückkehrt. Außerdem relativierte Carols Freund (?) die Bedenken des AIESEC-Alumins bezüglich der zuerst geplanten Tour … das nächste Ziel steht also schon fest ;-).

Vom Boot aus war der Leuchtturm noch einmal sehr schön zu sehen und nach etwa 20 Minuten endete unsere Tour an der Bushaltestelle, an der wir morgens losgezogen waren. Es war wirklich eine wunderschöne Tour und ein herrlicher Tag. So stelle ich mir meine Wochenenden für die kommenden Monate vor!!! Es gibt hier so vieles zu sehen und ich werde soviel davon mitnehmen wie möglich!

Und schon wieder eine Arbeitswoche zu Ende…

Freitag! Bald ist schon wieder Wochenende und nach den sehr verregneten letzten Tagen ist die Hoffnung auf schönes Wetter für Ausflüge groß. Für Samstag habe ich einen Wanderausflug in den Süden der “Ilha de Santa Catarina” vorgeschlagen. Hoffentlich hält das Wetter was der Wetterbericht verspricht und hoffentlich findet sich eine nette kleine Gruppe zusammen, denn allein macht sowas einfach nur halb soviel Spass!

Hinsichtlich meiner Arbeit bei Módula Software waren die letzten Tage sehr anspruchsvoll für mich. Mein Kollege und “Trainer” Michal, der mich teached, ist seit Dienstag krank. Deshalb musste ich selbst sehen, wie ich mit den zugewiesenen Aufgaben zurecht komme, was gar nicht so einfach war. Noch immer verstehe ich nur einen winzigen Bruchteil des Systems und an manchen Stellen ist der Code extrem komplex und so zerpflückt, dass man durch zig Dateien navigieren muss, um einem Fehler auf die Spur zu kommen. Noch dazu fehlt mehr bisher einfach jegliche Erfahrung im Umgang mit größeren Software-Projekten und auch in der Programmierung. Was ich bisher so programmiert habe, ist gegen dieses System hier pille palle…

Immer wieder erreichte ich Punkte, an denen ich einfach nicht mehr weiter wusste und den Code beim besten Willen nicht nachvollziehen konnte. Besonders hilfreich ist hier, dass so gut wie keine Kommentare enthalten sind *Ironie*… Ich musste immer wieder nachfragen und mir die Funktionsweise einzelner Prozeduren u. ä. erklären lassen. Manchmal fiel mir das gar nicht so leicht, da ich mir dann oft wie ein DAU unter lauter Freaks vorkam.

Andererseits ist Younes schon viel länger dabei und Zarko (mein Kollege, der mit mir angefangen hat) arbeitet an seinem eigenen, eigenständigen Projekt, das er von Grund auf selbst entwickelt hat. Ich dagegen arbeite am großen System, von dem ich noch nicht einmal den gesamten Quellcode gesehen geschweige denn an dessen Entwicklung mitgewirkt habe. Wenn ich mir dann überlege, dass ich das System vor drei Wochen zum ersten Mal gesehen habe, bin ich stolz darauf, wieviel ich davon schon verstehe. Und eines ist sicher: Auch wenn es teilweise etwas frustrierend ist, dauernd nachfragen zu müssen, so ist das doch auch eine Erfahrung und schließlich gebe ich mein Bestes und lerne laufend dazu. Allein auf der fachlichen Ebene wird das Praktikum daher eine große Bereicherung für mich sein. Trotzdem hoffe ich, dass ich nicht die gesamten 9 Monate am quasi fertigen System herumbasteln muss, sondern auch mal ein vollkommen eigenes Projekt zugewiesen bekomme…