Tag 12: Umgebung von Quebec City

Von Québec City aus fahren wir heute zunächst auf die Île d’Orleans. Dort folgen wir der Panorama-Straße rund um die Insel. Da das Wetter weiterhin allerdings nicht besonders gut ist, hält sich die Aussicht in Grenzen. Statt dessen beschränken wir uns auf das, was die Insel selbst und ihre vielen kleinen Dörfer zu bieten haben: In einem Weingut auf dem Weg probieren wir uns durchs Sortiment und kaufen anschließend kräftig ein. Hier gibt es auch den berühmten Eiswein von Québec, von dem wir natürlich auch eine Flasche mitnehmen ;-). Ansonsten halten wir immer wieder an bzw. lassen die Umgebung während der Fahrt auf uns wirken.

Zurück auf dem Festland fahren wir direkt zum Chutes Montmorency. Dieser Wasserfall ist höher als die Niagara Falls und durchaus sehr beeindruckend. Unsere Regencapes von den Niagara Falls können wir auf einem kleinen Spaziergang sehr gut gebrauchen: Man läuft auf angelegten Stegen und Treppen direkt am Wasserfall entlang und wird dort kräftig nass. Natürlich tobe ich mich kräftig mit meiner Kamera aus und laufe sogar noch ein Stück weiter als der Rest, um auch noch Bilder von der anderen Seite des Wasserfalls aus zu machen.

Nachdem wir einige Zeit hier zugebracht haben, geht die Fahrt weiter entlang des nördlichen Ufers des St. Lawrence Stroms in Richtung Tadoussac. Dort bzw. im davor liegenden St. Simeón wollen wir wie Jan auf seiner Reise im Sommer letzten Jahres am nächsten Tag mit der Fähre ans andere Ufer übersetzen, von wo die Fahrt weiter durch New Brunswick nach Nova Scotia gehen wird.

Kurz nach dem Wasserfall Chute Montmorency halten wir zum Einkaufen und kehren in ein interessantes Restaurant ein, das mich sehr an Brasilien erinnert: Zunächst suchen wir es aus, weil wir alle Lust auf Pizza haben. Dann stellt sich jedoch heraus, dass es hier All-you-can-eat vom Buffet gibt. Pizza ist zwar auch dabei, aber daneben gibt es noch viele andere gute Dinge. Also verbringen wir hier einige Zeit und schlagen richtig zu. Auf dem Rückweg zum RV kommen wir wieder an der Straßenarbeiterin vorbei, die mit einer Signalflagge in der Hand wie wild dabei ist, den Verkehr zu regeln. Schon auf dem Weg zum Restaurant mussten wir an dieser Stelle zu Fuß die Straße überqueren, da wir nicht wie der typische Kanadier den kurzen Weg von einem Parkplatz zum anderen mit dem Auto, sondern zu Fuß zurücklegten. Baustellen auf dem Highway haben hier in Canada schon etwas komisches: Auf der einen Seite ein so fortschrittliches Land, auf der anderen Seite wird der Verkehr von Angestellten anstatt durch Ampeln geregelt. Vielleicht ist das eben eine Methode, um die Arbeitslosigkeit niedrig zu halten – immerhin mit Erfolg, denn in Canada liegt die bei ca. sechs Prozent.

Nach der langen Mittagspause geht die Fahrt weiter in Richtung Tadoussac. Die Straße führt uns ein gutes Stück weg vom St. Lawrence Strom und die Landschaft wird deutlich bergiger. Man bekommt fast den Eindruck als sei man in den Alpen. Die Straße geht auf und ab und wir liefern uns immer wieder kleine Rennen mit den Monstertrucks, die hier – wie überall im Land – auf den Highways unterwegs sind. Bergauf überholen wir sie, bergab donnern sie dann im Leerlauf wieder an uns vorbei. Und jedes Mal winken uns die Fahrer belustigt zu ;-).

St. Simeón erreichen wir erst am Abend und stellen unseren RV gleich auf einem Campingplatz ab. Anschließend erkundigen wir uns telefonisch nach der Fähre, mit der wir am nächsten Morgen auf die andere Seite des St. Lawrence Stroms übersetzen wollen. Wir bekommen die Auskunft, dass wir möglichst früh am Fähranleger sein sollten, um überhaupt einen Platz für die Überfahrt zu ergattern. Um die Lage vor Ort zu checken, laufen wir noch zum Anleger hinunter und beschließen, am nächsten Morgen schon über eine Stunde vor Ankunft der Fähre dort sein zu wollen.

Tag 11: Quebec City

Heute müssen wir sehr früh aufstehen, um Christine vom Flughafen abzuholen. Sie kommt pünktlich an und auf dem kleinen Flughafen halten sich die Kontrollen auch in Grenzen. Ein kleines Abendteuer erleben wir noch, als wir den Flughafen wieder verlassen wollen: An der Ausfahrt des Parkplatzes sind wir uns nicht sicher, ob die Höhe des Tores mit der unseres RVs kompatibel ist. Also fragen wir den Parkplatzwächter, aber leider läuft die Konversation in Ermangelung seiner Englischkenntnisse eher schleppend auf Französisch und mit Händen und Füßen ab. Letzten Endes werden wir von einem Security-Fahrzeug vom Parkplatz eskortiert :-).

Wir fahren direkt auf einen Campingplatz außerhalb der Stadt, der wie schon in Montréal recht weit ab vom Schuss liegt. Die Infrastruktur in Canada ist eben einfach für Camper mit riesigen RVs und eigenem Auto im Schlepptau ausgelegt. Wir dagegen müssen immer ein Taxi oder eine andere Mitfahrgelegenheit organisieren, um nicht mit dem RV in die Stadt fahren zu müssen. Hier gelingt uns das recht einfach, da vom Campingplatz ein Shuttle-Service angeboten wird.

Nachdem wir unseren RV abgestellt haben, fahren wir praktisch sofort in die Stadt. Das Wetter ist sehr durchwachsen und es weht ein sehr starker Wind. Oben beim Château Frontenac könnte man ihn durchaus als Sturm bezeichnen. Dieses Hotel ist das wohl meist fotografierte der Welt und wurde 1893 gebaut. Im zweiten Weltkrieg wurde hier der D-Day durch MacKenzie King, Winston Churchill und Franklin Roosevelt geplant. Natürlich werfen wir einen Blick in die Lobby der berühmten und sehr luxuriösen Unterkunft und machen auch einen kleinen Abstecher auf den Boardwalk direkt hinter dem Hotel. Hier steht man direkt am Abhang der Upper Town und kann sehr schön auf Lower Town hinunter sehen. Allerdings ist der Wind so stark, dass wir uns nicht allzu lange hier aufhalten.

Als nächste Station kehren wir zum Mittagessen in ein kleines Restaurant in einer der vielen Gassen der Altstadt ein. Das Essen ist gut und schon hier gefällt uns der Flair der Stadt, der so viel eher den Erwartungen an eine “typisch französische Stadt” in Mitten Canadas entspricht. Nach dem Essen bummeln wir kreuz und quer durch die Altstadt und Quartier Latin und ich muss sagen, im Vergleich zu Montréal hat diese Stadt einen richtig eigenen Charakter. Mir gefällt es hier jedenfalls sehr gut und am Nachmittag bessert sich sogar noch das Wetter, was dem Stadtbummel natürlich sehr entgegenkommt.

Nachdem wir den Großteil der Altstadt gesehen haben, steigen wir hinunter in die Lower Town und laufen dort die Rue du Petit Champlain entlang. Hier finden sich viele kleine Geschäfte mit Kunsthandwerk und Ateliers der zugehörigen Künstler. Außerdem treffen wir auf Straßenmusikanten und genießen von der Hafenpromenade aus den Blick hinauf zur Upper Town, die mit dem Château Frontenac regelrecht über der Lower Town thront.

Zurück in Upper Town machen wir noch einen Abstecher zur Zitadelle und laufen ein Stück auf der Stadtmauer entlang. Der Wind ist hier oben natürlich wieder extrem stark und das Wetter verschlechtert sich auch wieder ein wenig. Am Spätnachmittag fängt es dann sogar wieder an zu regnen. Trotzdem halten wir zunächst noch an dem Plan fest, bis zum Abend in der Stadt zu bleiben. Ich möchte gerne den Flair in Abendstimmung genießen, was uns auch Jan und Elena sehr nahe gelegt hatten. Weil wir aber alle genug vom Laufen haben, kehren wir noch einmal zurück in die Lower Town, um dort nach einem Café zu suchen. Auf dem Weg fängt es allerdings heftig an zu regnen und als wir in Lower Town nicht gleich fündig werden, beschließen wir die Sache abzubrechen und mit dem Taxi zum Campingplatz zurück zu fahren. Ich bedaure das ein wenig, bei dem schlechten Wetter wäre es mit der Abendstimmung aber vermutlich auch nicht allzu weit hergewesen.

Insgesamt hat mir Québec City um Faktoren besser gefallen als Montréal. Die Stadt besitzt einen Flair, der den Erwartungen an eine französische Stadt viel eher gerecht wird und die engen Gassen in der Altstadt laden richtig zum Bummeln ein. Wie schon in Montréal hatten wir insgesamt einfach viel zu wenig Zeit, um die Stadt im Detail kennen zu lernen. Aber auf der anderen Seite wollen wir ja auch weiter in Richtung Nova Scotia und unsere Urlaubszeit ist leider nun einmal beschränkt…

Tag 10: Montreal

Trotz des Verbots unseres Vercharterers stellen wir heute nach dem Frühstück unseren RV auf einem Parkplatz bei der U-Bahn-Station Longueuil ab und fahren mit der Metro in die Stadt. Zuerst schlendern wir ein wenig durch das Viertel rund um die Basilique Notre-Dame. Diese ist aktuell für Touristen noch geschlossen, so dass wir hier später noch einmal vorbei kommen wollen. Anfangs gefällt uns das Viertel hier nicht besonders. Die Straßen und Gebäude wirken ein wenig heruntergekommen und es fehlt irgendwie der Flair, den man im französischen Canada erwartet.

Die Promenade des Artistes lassen wir aus, weil hier so früh am Tag noch nicht allzu viel Leben herrscht. Statt dessen folgen wir der Rue St. Paul weiter bis zur Chapelle Notre-Dame-de-Bonsecours und dem Marche Bonsecours. Durch letzteren laufen wir kurz durch, wobei auch er nicht besonders viel zu bieten hat. Weiter geht es zum Place Jacques Cartier. Hier gefällt es mir das erste Mal seit wir unsere Tour durch Montreal begonnen haben. Es ist ein Platz, der von Cafes umzingelt ist und auf dem richtiges Leben herrscht. Von hier aus kann man das Hotel de Ville bereits sehen, das Rathaus, von wo aus Frankreichs Präsident Charles de Gaulle 1967 der Menge zurief: “Vive le Québec libre!” Ein wenig schade ist lediglich, dass das gesamte Gebäude zwecks Renovierungsarbeiten eingerüstet ist.

Auf einem kleinen Platz neben dem Hotel de Ville legen wir eine kurze Pause ein, um unsere weitere Tour durch Montreal zu besprechen. Viel Zeit haben wir ja leider nicht, da wir morgen früh bereits Christine in Québec City abholen müssen. Wir entscheiden uns, nach einem zweiten Abstecher zur Basilique Notre-Dame zuerst in Richtung Downtown Montreal zu gehen, um dem Eaton Center einen Besuch abzustatten. Unter Montreal ziehen sich kilometerlang Einkaufspassagen, die zusammen eine richtige Stadt im Untergrund ergeben. Das Eaton Center ist eines der Zentren dieses Shopping-Mekkas. Leider haben wir allerdings viel zu wenig Zeit, um auch diese Seite der Stadt intensiv kennen zu lernen.

An der Basilique Notre-Dame, die wir uns jetzt auch von innen anschauen können, führt uns unser Weg durch Chinatown nach Downtown Montréal. Chinatown macht auf mich einen schöneren Eindruck als in Toronto. Ein kleiner Abstecher führt uns sogar noch über einen kleinen Basar, auf dem alle möglichen Ramsch-Artikel aus chinesischer Produktion verkauft werden. Außerdem werden wir Zeuge der aufwändigen Aufbauarbeiten für das Festival International de Jazz, das Ende Juni, Anfang Juli hier stattfindet. Dann erreichen wir das Eaton Center und schauen uns kurz darin um. Wie gesagt, leider haben wir nicht genug Zeit, um die “Stadt unter der Stadt” besser kennen zu lernen.

Nach dieser kurzen Halbtagestour durch die Stadt fahren wir mit der Metro hinaus zum Olympic Park, in dem 1976 die Olympischen Sommerspiele stattfanden. Das ehemalige Velodrom, heute Biodôme genannt, ist in eine Biosphäre verwandelt worden, in der alle Ökosysteme der Erde nachgebildet sind – inklusive der dort lebenden Tiere. Dieser “Zoo der etwas anderen Art” ist sehr schön gemacht und wir halten uns hier einige Zeit auf. Mir gelingen auch einige tolle Fotos, vor allem von einem Meerkatzen-ähnlichen Tier, dessen korrekte Spezies ich nicht mehr weiß :-).

Neben dem Biodôme kann man im Olympic Park noch auf den Tour de Montréal hinauffahren, das größte, schräg stehende Gebäude der Welt (190 Meter bei 45 Grad Neigung). Von hier haben wir einen schönen Überblick über die Stadt, die einem von oben flach wie ein Pfannkuchen vorkommt.

Zum Abschluss unseres Besuchs in Montréal legen wir noch einmal einen kurzen Stopp auf der Île Ste-Hélène ein und schauen uns die Biosphére noch aus der Nähe an. Diese beeindruckende Stahlkonstruktion wurde für die Expo 1967 gebaut. Bei einem Brand ist die äußere Haut zerstört worden, so dass heute nur noch die Stahlträger erhalten sind. Im Inneren wurde eine Ausstellung über das Ökosystem der Great Lakes und des St. Lawrence Stroms eingerichtet, die wir aus Zeitgründen allerdings nicht mehr besuchen können.

Insgesamt hat mir Montréal nicht so gut gefallen wie Toronto und Ottawa. Es fehlt der Stadt nach meinem Eindruck einfach ein wenig an Flair, den man gerade im französischen Teil Canadas erwarten würde. Allerdings hatten wir definitiv viel zu wenig Zeit, um die Stadt im Detail kennen zu lernen. Von daher werde ich vermutlich irgendwann noch einmal hier her zurück kommen, um auch die Ecken und Sehenswürdigkeiten besuchen zu können, die wir dieses Mal leider auslassen mussten…

Zurück beim RV fahren wir weiter nach Québec City, wo wir früh am nächsten Morgen Christine vom Flughafen abholen werden.

Tag 9: Ottawa

Heute müssen wir zeitig aufstehen, weil wir die “Change of the guard” vor dem Parlamentsgebäude sehen wollen. Nach dem Frühstück müssen wir aber erst noch einen kostenlosen Abstellplatz für unseren RV beim “Campingplatz-Opa” raushauen, was uns auch erstaunlich problemlos gelingt. Dann machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Vor der Einfahrt zum Campingplatz steht ein Taxi, dessen Fahrer sofort angelaufen kommt als wir auch nur kurz zögern. Da mein Vater der Meinung ist, dass es mit dem Bus eng würde, um rechtzeitig am Parlamentsgebäude zu sein, fahren wir einmal mehr mit dem Taxi in die Stadt.

Dort angekommen gehen wir auf direktem Weg zum Parlamentsgebäude, wo auch schon einige Leute herumstehen und auf die Show warten. In der Zwischenzeit organisiere ich noch eine Tour durch das zentrale Gebäude der Anlage und dann warten wir auf die Ankunft der Soldaten. Vor der Absperrung füllt es sich nach und nach mit Touristen und nach einiger Zeit beginnt die Parade mit dem Einzug der Soldaten. Das ganze Spektakel ist das frühe Aufstehen auf jeden Fall wert. Während der ca. 20 minütigen Parade werden symbolisch die Waffen der Wachablösung kontrolliert und der Schlüssel für die Waffenkammer übergeben. Außerdem wird natürlich zur kanadischen Nationalhymne salutiert. Insgesamt schon irgendwie ein ergreifendes Erlebnis, zumal mir in Deutschland ein gesunder und auch praktizierter bzw. zur Schau gestellter Nationalstolz schon irgendwie fehlt. Hier in Canada wird er eben ähnlich wie in den USA fast ein wenig zu sehr ausgelebt.

Nach der “Change of the guard” machen wir die Führung durch das Parlamentsgebäude mit. Wir dürfen Blicke in die Sitzungssääle des House of Commons und des Senats werfen und es werden viele Details zu den Skulpturen und Symbolen erklärt, die überall im Gebäude zu finden sind und jeweils eine ganz bestimmte Bedeutung haben. Besonders die Zusammenhänge zwischen den Symbolen und den historischen Hintergründen faszinieren mich. Gerade wo wir in Europa doch recht wenig über die Geschichte Canadas wissen, weil im Geschichtsunterricht eher die USA im Vordergrund stehen. Etwas schade ist das Tempo, in dem wir während der Führung durchs Gebäude gelotst werden. Man hat kaum Zeit, über das Erwähnte nachzudenken oder Fotos zu machen.

Nach der Führung können wir uns noch auf eigene Faust im Gebäude umsehen, in die Sitzungssääle kommt man allerdings nur während der Führung hinein. In der großen Halle in der Mitte des Gebäudes sind das Portrait eines Politikers und viele Flaggen mit Trauerbändern aufgestellt, sowie Kondolenzbücher ausgelegt. Als ich mir eines der Bücher näher anschaue, spricht mich ein Officer an und so erfahre ich, dass der Grund für die Trauerbeflaggung der Tod des General Gouvernor vor wenigen Tagen ist. Der General Gouvernor ist in Canada der direkte Repräsentant der Queen, die in der konstitutionellen Monarchie theoretisch immer noch das Staatsoberhaupt ist. Faktisch hat sie allerdings keinerlei politische Macht mehr, was somit auch für den General Gouvernor gilt. Trotzdem bedeutet dieser der Bevölkerung natürlich sehr viel, was ich auch daran merke, dass mir eine andere Officer beinahe mit Tränen in den Augen meine Frage nach dem genauen Todestag des General Gouvernor beantwortet.

Überhaupt ist die Bedeutung der Queen in Canada wesentlich größer als wir Außenstehenden das vermutlich für möglich halten. So wurde uns bei der Führung unter anderem erklärt, dass das Portrait von Queen Victoria mehrfach von der Bevölkerung vor Bränden gerettet wurde – unter Einsatz des eigenen Lebens. Einmal passte der Rahmen nicht durch die Tür und so wurde es von seinem Retter kurzer Hand mit einer Schere aus dem Rahmen geschnitten. Noch heute ist das an einen Schnitt im Bild und einem fehlenden Buchstaben zu erkennen.

Wir fahren noch auf den Peace Tower, der dem Londoner Big Ben täuschend ähnlich sieht. Zu allem Überfluss spielen die 53 (?) Glocken des Turms zu jeder Stunde sogar die “Westminster Chimes”. Auch hier wird also die Verbundenheit Canadas zu London erkenntlich. Von hier oben haben wir eine tolle Aussicht über die Stadt und können z.B. gut die Schleusenanlage des Rideau Channel und das Museum of Civilization erkennen.

Nach dem Tower werfen wir noch einen Blick in die Memorial Hall, in der die Namen der Soldaten aufgelistet sind, die in den Kriegen gefallen sind, an denen Canada beteiligt war. Hier halten wir uns allerdings nicht lange auf und verlassen kurz darauf das Parlamentsgebäude und Parliament Hill. Dieser Teil von Ottawa hat mir definitiv am besten gefallen, weil ich die Besichtigung von so bedeutenden Staatsgebäuden immer sehr interessant finde.

Leider ist unsere Zeit in Ottawa sehr begrenzt, da wir noch an diesem Abend in Montréal das “Feux L’international de Loto Quebec” sehen wollen, laut Lonely Planet eines der schönsten Feuerwerke der Welt. Außerdem wollen wir unsere Reise ja fortsetzen und müssen am 29. Juni Christine in Quebec City abholen. Deshalb schauen wir uns nur noch ein wenig in der Stadt um, bummeln noch einmal durch die Straßen, die uns am Vortag bei Nacht so gut gefallen hatten und laufen ein Stück in Richtung der Brücke zur Insel, auf der u.a. das Museum of Civilization liegt. Ich will das Gebäude einfach noch etwas aus der Nähe bewundern bzw. fotografieren. Auf dem Rückweg in Richtung Parliament Hill laufen wir an den Schleusen unterhalb des Hotels Chateau Laurier entlang. Dann müssen wir uns auch schon auf den Rückweg zum Campingplatz machen, für den wir wieder den Bus nehmen wollen.

Ottawa hat mir sehr gut gefallen und wir hätten gut noch einen oder zwei Tage mehr hier verbringen können. Ich war auch sicherlich nicht das letzte Mal hier.

Auf dem Campingplatz angekommen machen wir uns auch gleich wieder auf den Weg in Richtung Montréal. Die Fahrt dorthin verläuft weitestgehend ereignislos und wir erreichen die Stadt bzw. ihre Außenbezirke gegen 18:00 Uhr. Nach ein wenig Suchen finden wir auch den ausgewählten Campingplatz, der laut Campingführer per Zug an die Stadt angebunden sein sollte. Dort angekommen erfahren wir allerdings, dass die Anbindung bei weitem nicht so gut ist. Man müsste noch einige Kilometer mit dem Auto bzw. RV zur Station fahren, womit wir wieder das Problem mit dem Abstellen des RV hätten, das wir in den Städten Ottawa, Montréal und Quebec gerade vermeiden wollen. Einmal mehr bleibt uns nichts anderes übrig, als mit dem Taxi in die Stadt zu fahren, zumal wir nicht allzu viel Zeit bis zum Beginn des Feuerwerks haben.

Auf der Fahrt in die Stadt erfahren wir, dass die Brücke auf die Insel, auf der das Feuerwerk stattfindet wohl bereits gesperrt ist. Deshalb setzte uns der Taxifahrer an der U-Bahn-Station ab, von der wir auf die Insel fahren können. Dort angekommen fragen wir uns durch bis zum besten Standort für das Feuerwerk. Dabei erhalten wir allerdings mal wieder völlig widersprüchliche Auskünfte und müssen ein ganzes Stück bis laufen, bis wir auf der Brücke oberhalb des “La Ronde” Vergnügungsparks ankommen. Ein Problem beim Verstehen der Auskünfte war aber auch gewesen, dass ich “La Ronde” mit der Expo-Kugelkonstruktion verwechselt habe.

An der Brücke angekommen, frage ich noch einmal zwei Polizisten in ihrem Streifenwagen, ob man als Fußgänger auf die Brücke darf. Als Antwort bekomme ich etwas belustigt: “Yeah, we’re here for blocking the bridge for you guys!” Als ich auch noch frage, ob man von da oben eine gute Sicht auf das Feuerwerk habe, meinen sie: “Well, you have a direct sight on it from there. There’s no better place to go!” Damit haben wir alle Antworten zusammen und suchen uns auf der Brücke ein Plätzchen, um das Feuerwerk abzuwarten.

Pünktlich um 22 Uhr beginnt die Show und ich muss sagen, es ist wirklich eines der besten, die ich jemals gesehen habe. Die Show dauert 30 Minuten und bis auf ein einziges Mal gibt es keine nennenswerte Unterbrechung und ein 30 Minuten andauerndes Feuerwerk ist an sich schon beeindruckend. Dazu wurden die Raketen und Lichteffekte durchweg sehr gut ausgewählt.

Nach dem Feuerwerk machen wir uns auf den Heimweg und laufen einem Hinweis eines Polizisten nach die Brücke entlang, bis wir bei der U-Bahn-Station herauskommen, an der uns das Taxi am Abend abgesetzt hatte. Von dort fahren wir wieder mit einem Taxi zum Campingplatz. Allerdings ein wenig auf Irrwegen: Als wir dem Taxifahrer vor dem Einsteigen die Adresse des Campingplatzes zeigen, muss dieser sich erstmal von einem Kollegen den Weg erklären lassen. Unterwegs nimmt er dann eine völlig falsche Ausfahrt, hält wenig später vor einem Geschäft an und meint, er müsse sich bei der Zentrale über den Weg rückversichern. Daraufhin fängt er an, wie wild in einer Art Handbuch zu blättern, das offensichtlich Listen von Straßen enthält. Das System habe ich nicht verstanden, aber zumindest war darin keine einzige Straßenkarte oder auch nur Ausschnitte davon zu erkennen. Als mein Vater unserem Fahrer den Weg erklärt, ist dieser sichtlich erleichtert und liefert uns wenig später doch noch wohlbehalten am Campingplatz ab. Dort fallen wir müde ins Bett. Es war ein langer Tag!

Tag 8: Fahrt nach Ottawa

Nachdem wir uns gestern von Jan und Elena verabschiedet haben, sind wir inzwischen auf dem Weg nach Ottawa, der Hauptstadt Canadas und unserer ersten größeren Stadt nach Toronto. Übernachtet haben wir noch ein letztes Mal im Algonquin Park auf einem Campingplatz am Tea Lake. Von dort fahren wir an diesem Morgen in östlicher Richtung weiter durch den Park. Unterwegs halten wir noch zwei Mal und laufen jeweils einen kurzen Pfad, an deren Beginn es liebevoll gestaltete Flyer mit Informationen über die Flora und Fauna der Region gibt. Jeder Pfad ist einem bestimmten Thema gewidmet. Den ersten suchen wir uns wegen der Aussicht auf den Park von einer Klippe aus heraus, den zweiten wegen der im Reiseführer versprochenen Informationen über die im Algonquin Park lebenden Biber. Beide Pfade sind sehr interessant und wir können noch etwas mehr über den Park und seine Natur lernen.

Dann verlassen wir den Algonquin Park endgültig und machen uns auf den Weg in Canadas Hauptstadt. Bereits unterwegs fallen mir wieder die Flaggen auf, die fast überall auf Halbmast gehisst sind. Bisher konnte ich jedoch noch nicht herausfinden, warum. Entsprechende Fragen nach dem Grund sollten später noch für einige Belustigung sorgen…

Die Fahrt nach Ottawa verläuft bis auf ein Erlebnis weitestgehend ereignislos. Kurz vor der Stadt haben wir mitten auf dem Highway eine interessante Begegnung. Wir hatten zuvor schon mehrfach einen dieser gigantischen Tanklastwagen überholt, der kurz darauf immer wieder erneut an uns vorbei gezogen war. Wir hatten uns sogar noch diesen Monstertruck bewundert, weil solche Geschosse aus Deutschland einfach unbekannt sind. Jedenfalls muss dieser Truck an einer Ampel hinter uns halten und plötzlich steht der Fahrer vor unserem Fahrerfenster und schimpft wie ein Rohrspatz auf meinen Vater ein: “Get the fuck out of my fucking way! I’ll ramm you, if necessary!” Zuerst verstehen wir alle nicht, was er von uns will und als es uns klar wird, müssen wir einfach nur lachen. Vor allem, weil der Typ noch dazu ein sehr crazy Aussehen hatte: Kaum Haare auf dem Kopf und nur etwa 1 1/2 Zähne im Mund. Eine wirklich “irreale” Begegnung :-)…

Auf dem Campingplatz angekommen, checken wir gleich ein und haben dabei noch eine weitere interessante Begegnung: Der Manager des Campingplatzes ist ein älterer Herr, der mit dem ersten Eindruck sofort absolute Kontrolle vermittelt. Es ist unmittelbar klar, dass er alles mitbekommen würde, was auf dem Platz passiert. Wir fragen ihn nach der besten Möglichkeit, mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt zu kommen und nachdem er mir verschiedene Möglichkeiten erklärt hatte, fragt er mich mit einem entsprechenden Blick, ob ich es mir aufschreiben wolle. Vermutlich habe ich bei der Erklärung so skeptisch geschaut, dass er im Stillen dachte “Oh that guy won’t remember it anyway!”.

Nachdem wir unseren RV abgestellt und dabei kurz Bekanntschaft mit einem Indianer als Nachbarn gemacht haben (Indianer leben hier in Canada häufig vergleichbar wie unsere Zigeuner), machen wir uns gleich auf den Weg in die Stadt. Natürlich kann ich mich nicht mehr genau an die detaillierten Anweisungen unseres “Campingplatz-Opas” erinnern und deshalb fragen wir erstmal einen Passanten nach der nächsten Bushaltestelle. Nach seinen Anweisungen laufen wir weiter und finden wenig später tatsächlich so etwas wie eine Haltestelle. Allerdings müssen wir feststellen, dass alle Busse, die dort vorbei kommen als “Out of service” gekennzeichnet sind. Also fragen wir erneut einen der Busfahrer und folgen den neuen Anweisungen zurück zur Hauptstraße. Dort besteht die Haltestelle aus einem schlichten Schild auf dem Grünstreifen neben der Straße. Keine Häuschen, keine Haltebucht, nichts – nur ein schlichtes Schild und fertig. Besonders vertrauenserweckend kommt uns die Sache nicht vor, zumal wir auf dem Weg hierher keinen Bus auf dieser Straße hatten fahren sehen. Nach kurzer Ratlosigkeit, halten wir einfach ein Taxi an und lassen uns in die Stadt fahren.

Im Taxi erleben wir zum dritten Mal an diesem Tag etwas kurioses: Ich frage den Taxifahrer, ob er wisse, warum alle Flaggen auf Halbmast gehisst sind. Zunächst reagiert er sehr unwissend, meint dann aber, dass das Parlament derzeit in Ferien sei, was einer der Gründe sein könne ;-). Besonders verglichen mit dem tatsächlichen, tragischen Grund, den wir später bzw. am nächsten Tag noch in vollem Umfang erfahren sollten, ist diese Auskunft doch sehr crazy und sorgt für einige Belustigung bei uns.

Ottawa gefällt uns auf Anhieb sehr gut. Wir streunen ein wenig durch die Stadt und tauchen einfach in ihre Atmosphäre und Lebhaftigkeit ein. Besonders das gigantische Parlamentsgebäude, das beinahe eine Kopie des Londoner House of Parliaments sein könnte, gefällt uns sehr gut. Gerade in der Dämmerung gelingen mir tolle Fotos und ich freue mich schon, am nächsten Tag das Gebäude von innen zu sehen. Außerdem bin ich sehr gespannt auf die “Change of the guards” die wir uns morgen unbedingt anschauen wollen.

Nachdem wir einige Zeit durch die Stadt und um die Parlamentsgebäude gestreunt sind, nehmen wir den Bus zurück zum Campingplatz. Dieser ist auch nochmal ca. eine 3/4 Stunde unterwegs, so dass wir erst recht spät wieder bei unserem RV ankommen.

Tag 7: Algonquin Park (3)

Die zweite Nacht war ein wenig bequemener als die erste. Vermutlich gewöhnt man sich eben an alles ;-). Aber auch mein Kopfkissen habe ich ein wenig optimiert: Der wasserdichte Sack für die Kamera eignet sich dafür prinzipiell hervorragend – leider hat meiner ein kleines Loch, so dass ich nach wenigen Minuten wieder auf dem harten Boden lag. Trotzdem hatte ich in dieser Nacht ein wenig besser geschlafen als in der ersten.

Am Morgen unseres dritten Tages im Algonquin Park läuft eigentlich alles wieder nach demselben Schema ab: Baden im See als Ersatz für die Morgenwäsche, Zelte abbauen und in den Rucksäcken verstauen und anschließend Frühstück. Danach beladen wir wieder die Kanus und machen uns auf den Weg zurück zum Canoe Lake. Unterwegs begegnen wir in derselben Bucht wie am ersten Tag wieder einem – oder vermutlich DEM – Elch, der wieder dabei ist, Seerosen zu mampfen.

Die Route führt uns vom Littledoe Lake zurück in den Joe Lake und von dort über die bereits bekannte 295 Meter lange Portage in den Canoe Lake. Kurz nach der Portage legen wir eine kurze Mittagspause im Schatten im Kanu am Ufer sitzend ein. Dabei können wir sogar noch zwei Schildkröten beobachten, die wir wohl gestört hatten und die unter unseren Kanus umher paddeln. Mit den mehrfachen Elch-Begegnungen, am zweiten Tag sogar mit Jungem und zwei Schildkröten haben wir während unserer Tour wirklich viel Glück gehabt.

Insgesamt ist heute deutlich spürbar, dass wir alle von den letzten Tagen ziemlich geschafft sind. Daher werden Pläne, noch irgendwo zum Baden anzuhalten schnell begraben und wir paddeln durch bis zum Strand, an dem wir vor zwei Tagen unsere Tour begonnen haben. Dort entladen wir ein letztes Mal die Kanus, packen sie auf Jans Auto und fahren zurück zur Basis von Algonquin Outfitters. Mit der Rückgabe des gesamten Equipments endet ein wunderschöner, aber durchaus sehr anstrengender Trip in die Wildnis. Wir haben in kurzer Zeit viel erlebt und mit den Elchen vor allem viel gesehen. Immerhin konnte ich bisher noch nie einen Elch in freier Wildbahn beobachten – noch dazu aus so unmittelbarer Nähe.

Nachdem alle Formalitäten erledigt sind, relaxen wir erstmal eine ganze Weile am Ufer des Oxtongue Lake, bevor wir alle eine richtige Dusche genießen. Da wir bereits am Nachmittag unsere Kanus zurück gegeben haben, beschließen wir, noch nach Huntsville zu fahren, um dort die gemeinsame Zeit mit Jan und Elena bei einem Abendessen ausklingen zu lassen. Die beiden wollen von dort dann gleich noch ein Stück in westlicher Richtung weiterfahren, während unser nächstes Ziel, Ottawa, in östlicher Richtung liegt.

Huntsville selbst hat nichts beonsders viel zu bieten, aber das Abendessen in einem Steakhouse an der Riverfront ist sehr gut und sehr schön gelegen. Es ist ein gelungener Abschluss unserer Tour und der gemeinsamen Tage mit Jan und Elena. Anschließend verabschieden wir die beiden und fahren zurück in den Algonquin Park, wo wir uns für die Nacht auf einem Campingplatz am Tea Lake einquartieren. Am nächsten Tag wollen wir den Park auf dem Weg nach Ottawa vollends durchqueren und dabei ggf. noch an der einen oder anderen Stelle anhalten.

Tag 6: Algonquin Park (2)

Nach einer etwas unbequemen ersten Nacht im Zelt sind wir heute doch erst erstaunlich spät auf den Beinen. Ich hätte gedacht, dass wir gerade wegen der unbequemen “Betten” deutlich früher aufstehen würden. Die erste Aktion ist das Zusammenpacken der Zelte und das Frühstück. Dabei einigen wir uns darauf, statt der ursprünglich geplanten längeren Route mit vielen kleinen Portages, eine kürzere Strecke in den Burnt Island Lake zu nehmen. Zurück über den Littledoe Lake sollte es über den Bluejay Lake und einer 405 Meter langen Portage in das Vanishing Pond und von dort weiter über den Sunbeam Lake, den Treefrog Lake und den Jay Lake in den Burnt Island Lake gehen. Leider achten wir nicht auf einen Hinweis in der Karte, der uns später noch sehr deutlich selbst auffallen sollte: “Possible low water problems Bluejay Lake to Vanishing Pond and along Potter Creek! Check before trip.”

Nachdem alles zusammengepackt und wieder in den Kanus verstaut ist, legen wir ab. Die Strecke zurück zum Littledoe Lake kennen wir bereits vom Vortrag. Wieder müssen wir den kleinen Biberdamm überqueren und weiter geht es den Littledoe Lake entlang gen Osten. An dessen Ende paddeln wir einen kleinen Fluss entlang, der den Littledoe Lake mit dem Bluejay Lake verbindet. Kurz vor der 405 Meter langen Portage begegnen wir erneut einem Elchbullen. Er steht uns praktisch mittem im Weg, so dass wir eine kurze Pause einlegen und diese auch gleich zum Fotografieren und Beobachten nutzen. Wieder ist das Tier dabei, die Seerosen vom Grund des Sees zu fressen und wieder lässt es sich durch unsere Anwesenheit nicht in geringster Weise stören. Nach einer Weile zieht der Elch ein Stück weiter und wir können die restliche Strecke zu unserer Portage zurück legen.

Wieder müssen die Kanus entladen werden und sowohl Gepäck als auch Kanus die 405 Meter bis zum Ende der Portage geschleppt werden. Sehr nervig fallen diesmal die kleinen Blutsauger-Mosquitos aus, die uns nur Sekunden nach der Ankunft am Ufer regelrecht überfallen. Selbst das Bugspray scheint sie nur sehr schwer auf Distanz zu halten. Die Portage ist wesentlich schwieriger als die vom Vortag. Der Weg geht im sprichwörtlichen Sinne über Stock und Stein und ist noch dazu eben ca. um ein Drittel länger.

Auf der anderen Seite angekommen paddeln wir so schnell wie möglich weiter, weil die Mosquito-Plage an Land einfach um Faktoren übler ausfällt als auf dem Wasser. Die Fahrt geht über einen fast völlig mit Schilf zugewachsenen See und das Wasser wird immer flacher. Wir sitzen immer wieder auf und müssen uns mühsam im Stocherkahn fahren beweisen. Nach einer Weile erreichen wir eine Gabelung des schmalen Wasserwegs durch das Schilf, dem wir bisher gefolgt waren. Wir entscheiden uns für die Abzweigung nach links, müssen jedoch nach wenigen Metern feststellen, dass uns ein ziemlich großer Biberdamm den Weg versperrt. Da wir uns absolut nicht mehr sicher sind, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind, entscheiden wir uns gegen eine Überquerung des Damms. Die Karte, die wir von Algonquin Outfitters bekommen hatten ist einfach zu wenig detailliert, um uns den exakten Weg zu weisen. Nach kurzer Beratung beschließen wir, zu der Gabelung zurück zu kehren und unser Glück mit der anderen Abzweigung zu versuchen. Auch dort sitzen wir allerdings nach wenigen Metern auf und an ein Weiterkommen ist beinahe nicht mehr zu denken. Zu diesem Zeitpunkt fällt mir dann der bereits erwähnte Hinweis in der Karte auf und wir entscheiden uns, unseren Tagesplan zu ändern. Statt wie geplant am Burnt Island Lake zu übernachten, wollen wir zum Littledoe Lake zurück paddeln und dort unser Lager für die zweite Nacht aufschlagen. Den Burnt Island Lake könnten wir über einen anderen Weg nur über eine ca. 1,3 km lange Portage erreichen, was uns allen schlicht zu viel des Guten ist. Leider bedeutet dies für den folgenden Tag die Rückkehr auf demselben Weg wie auf dem Hinweg. Aber das lässt sich nun nicht mehr ändern, da wir einfach zu spät auf den Hinweis in der Karte aufmerksam geworden waren.

Auf dem Weg zurück zum Littledoe Lake müssen wir erneut die 405 Meter lange Portage hinter uns bringen. Anschließend sind wir alle ziemlich geschafft und freuen uns darauf, endlich unser Lager aufzuschlagen. Wo ist uns inzwischen eigentlich ziemlich egal.

Immerhin werden wir für unsere Rückkehr noch belohnt: Kurz nach der Portage, an der Stelle, an der am Morgen bereits der Elchbulle graste, stoßen wir auf eine Elchkuh mit ihrem Jungen. Als wir uns nähern ruft sie dieses zu sich und verschwindet im Wald. Einige gute Bilder gelingen mir aber trotzdem. Die Rückkehr hat sich zu diesem Zeitpunkt also bereits gelohnt.

Ziemlich ausgepowert erreichen wir schließlich einen Zeltplatz am Littledoe Lake, den wir zunächst nur ansteuern, um etwas zu essen. Mir war jedoch schon da klar, dass wir wohl dort bleiben würden. Damit bin ich zwar nicht ganz einverstanden, weil ich für unser Lager gerne einen schöneren Platz ausgesucht hätte. Jan und Elena steuern diesen Platz aber sehr zielstrebig an, ohne uns drei weiter zu fragen. Beim Aufbau der Zelte führt das zu einer kurzen, aber knackigen Diskussion, die aber – wie meistens in solchen Fällen – im Sande verläuft und nicht wirklich Klärung bringt. Zum Glück bessert sich die Stimmung gegen Abend wieder, so dass wir auch unseren zweiten Tag in der Wildnis vollends genießen können.

Zum Abendessen gibts heute sogar zwei Gänge: Nudeln mit einer sehr pikanten Soße und Fleisch und anschließend “Hashbrown Potatoes”, unter denen wir uns alle zunächst absolut nichts vorstellen können. Beim Kochen stellt sich heraus, dass es sich um gehakte Kartoffel handelt, aus denen man wohl soetwas wie Kartoffelpuffer hätte machen sollen. Weil wir zu faul sind, die Pfanne einzusauen, kochen wir sie allerdings nur. Ergebnis sind gekochte Kartoffelschnitzel, die nach rein gar nichts schmecken. Selbst Salz und Pfeffer ändern daran nichts mehr wirklich viel. Als wir den Rest im Feuer verbrennen wollen, stellen wir fest, dass er sich eher fürs Löschen eignet.

Nach diesem etwas seltsamen Abendessen – uns fehlt eben einfach noch die Erfahrung mit Trekking-Mahlzeiten – gibt es noch über dem Feuer gegrillte Marshmallows. Als uns die Angriffe der Mosquitos wieder zu dumm werden, streichen wir die Segel und hauen uns in unsere Zelte. Damit endet unser zweiter Tag in der Wildnis mit wieder sehr vielen Erlebnissen, von zwei Elch-Sichtungen über das Verlorengehen im Sumpf, bis hin zu einem äußerst schmackhaften Abendessen :-)…

Tag 5: Algonquin Park (1)

Heute steht Packen für die Wildnis und Abfahrt zu unserem 3-tägigen Kanu-Abenteuer im Algonquin Park auf dem Plan. Nach einem Continental Breakfast in der Basis von Algonquin Outfitters am Lake Oxtongue machen wir uns gemeinsam ans Packen der Rucksäcke. Anschließend werden die beiden Kanus auf dem Dach von Jans Auto festgezurrt. Dann gehts los zum Canoe Lake, wo wir unsere Fahrzeuge abstellen, die Kanus beladen und unsere Tour beginnen.

Zuerst paddeln wir den Canoe Lake entlang in Richtung Norden. Dafür dass wir absolute Kanu-Greenhorns sind kommen wir gut voran und erreichen schon bald die 295 Meter lange Portage zwischen dem Canoe Lake und dem Joe Lake. Hier ist noch alles für die “absolute beginners” markiert und Schilder weisen den Weg. Das sollte sich später ändern, wie wir noch feststellen werden. Wir treffen auf ein Paar, das ebenfalls mit dem Kanu unterwegs ist und legen erstmal eine Rast ein. Wir sind bereits voll in der Natur angekommen und genießen die Ruhe abseits der hektischen Zivilisation.

Nach der Mittagspause schleppen wir unsere Kanus und die Ausrüstung die knapp 300 Meter zum Ufer des Joe Lake. Die beiden Seen sind durch ein kleines Flüsschen verbunden, das aber einige Stromschnellen hat und somit nicht mit dem Kanu zu befahren ist. Das Tragen der Kanus auf dem Kopf ist für uns bzw. meinen Vater und Jan noch etwas ungewohnt, aber die Portage ist zum Glück nicht allzu lang. Am Joe Lake angekommen beladen wir sofort die Kanus und paddeln weiter in nördlicher Richtung zum Lake Tepee. Von dort geht es direkt über in den Fawn Lake. Kurz bevor wir diesen verlassen und in Richtung unseres Tagesziels, dem Lake Tom Thompson, in den Littledoe Lake abbiegen, entdecken wir in einer Bucht einen Elch beim Seerosen grasen. Er steht bis zum Bauch im Wasser und mampft genüsslich vor sich hin. Unsere Anwesenheit stört ihn nicht weiter, selbst als wir uns bis auf wenige Meter nähern. Wir verbringen hier einige Zeit und fotografieren und filmen ihn ausgiebig. Besonders hübsch sind diese Tiere ja nicht, das riesige, ein wenig pelzig aussehende Geweih mit den großen Schaufeln ist aber schon sehr beeindruckend.

Nachdem wir genug gesehen und fotografiert haben, fahren wir weiter und müssen auf dem Verbindungsarm zwischen dem Littledoe Lake und dem Lake Tom Thomson noch einen verlassenen Biberdamm überqueren. Diese perfekten Stauanlagen zu sehen und dabei zu wissen, dass sie rein instinktiv von Tieren errichtet wurden ist schon sehr interessant. Kurz nach dem Damm erreichen wir den Lake Tom Thomson. Leider ist die kleine Insel in seiner Mitte bereits bewohnt, so dass wir uns für einen anderen, aber ebenfalls sehr schön gelegenen Zeltplatz entscheiden. Dort angekommen bauen wir gleich unsere Zelte auf und machen uns dann daran, unser erstes Essen in der Wildnis vorzubereiten. Bei dieser Gelegenheit analysieren wir interessiert noch einmal alle Dinge, die uns John von Algonquin Outfitters eingepackt hat. So genau hatten wir sie im Eifer des Gefechts bei der kurzen Einweisung nicht überblicken können. Besonders lustig sind all die getrockneten und auf möglichst wenig Volumen und Gewicht getrimmten Zutaten. Richtiges Trekking-Essen habe ich bisher nur in Katalogen gesehen, geschweige denn welches gegessen. Das bevorstehende Abendessen und die nächsten Tage versprechen also auch von der kulinarischen Seite her interessant zu werden.

Zum Abendessen machen wir Nudeln mit panierten Putenschnitzeln. Die ganze Kocherei ist natürlich fotografisch festgehalten, wobei ich mich selbst ein wenig zurück halte. Man könnte das auf Erfahrungen in vergangenen Urlauben – wie z.B. Segeltörns – zurückführen. Zu viele Köche verderben bekanntlich den Brei und endlose Diskussionen übers das Wie und Warum des Kochens konnte ich noch nie besonders leiden.

Neben dem Essen ist auch eine andere Einrichtung des Zeltplatzes recht interessant: Das Klo. Es bestand aus einem Loch in der Erde, über das eine Holzkiste mit Deckel gebaut war, die einer Schatztruhe ähnlich sieht. Für die gewissen Geschäfte sitzt man also mitten im Wald zwischen Bäumen auf der Schatztruhe. Keine Hütte, keine Tür, nichts. Richtiges “Freiluft-Kacken” also ;-). Das Problem an der Sache ist aber nicht wirklich die Einfachheit der Einrichtung selbst, sondern der Schwarm von Mosquitos, der das “stille Örtchen” belagert. An den nächsten beiden Tagen sollten wir das noch “zu schätzen lernen”.

Nach dem Essen sucht mein Vater erstaunlich schnell das Zelt auf und wir anderen laufen noch ein kurzes Stück in der Umgebung des Lagers durch den Wald. In Ermangelung eines Weges kehren wir aber bald wieder um und lassen den Tag am Ufer sitzend ausklingen. Gegen später kommt noch einmal Action auf, als wir nach einer geeigneten Stelle suchen, um unser Fass mit den Lebensmitteln aufzuhängen. Es sollte dabei hoch genug und möglichst weit von Baumstämmen entfernt hängen, um alles Essbare möglichst unerreichbar für Bären zu verstauen. Auf einen nächtlichen Besuch eines solchen Weggefährten sind wir alle nicht besonders scharf.

Mit dem kollektiven Angriff der Mosquitos macht das draußen Zusammensitzen einfach keinen Spaß mehr und wir hauen uns alle in die Zelte. Damit endet unser erster Kanu-Tag, der wie bereits alle anderen Tage zuvor voller Erlebnisse war.

Tag 4: Fahrt zum Algonquin Park

Der heutige Tag ist ein reiner Transfer-Tag. Von Waterloo aus fahren wir zusammen mit Jan und Elena in den Algonquin Park, wo wir ab morgen eine 3-tägige Kanutour mit Camping in der Wildnis gebucht haben. Nach der Besichtigung der durchaus hektischen Metropole Toronto freuen wir uns alle auf etwas mehr Ruhe und die Abgeschiedenheit von der Zivilisation.

Wir treffen uns früh am Morgen mit Jan und Elena und gehen in Waterloo noch kurz einkaufen. Zum Frühstück fahren wir bei einem Williams Pub vorbei, der dem berühmten kanadischen Tim Hortons sehr ähnlich ist. Einmal mehr werden wir beim Bestellen unseres Frühstücks mit der schier endlosen Vielfalt der Auswahlmöglichkeiten und der trotz aller Freundlichkeit hektischen Bedienung konfrontiert, die so typisch für Nordamerika ist.

Trotz Stärkung und zwei Navis verfahren wir uns auf dem weiteren Weg in Richtung Algonquin Park ein wenig und kommen durch sehr ländliches, abgeschiedenes Gebiet. Hier leben auch die Mennoniten, eine Bevölkerungsgruppe Canadas, die ähnlich wie die Amish in den USA sehr einfach leben und sich mehr oder weniger dem technischen Fortschritt verweigern. Auf dem St. Jackobs Farmers Market in Waterloo waren wir bereits auf sie gestoßen. Frauen in typischen Trachten hatten dort ihre Waren angeboten.

Auf der restlichen Fahrt in den Algonquin Park schrotten wir beide 12 Volt Steckdosen im Cockpit unseres RVs und halten deshalb an einer Tankstelle, um dort die Sicherungen überprüfen zu lassen. Ohne Strom kein Navi und ohne Navi heutzutage kein Autofahren mehr :-). Der Besitzer der Tankstelle ist äußerst freundlich und nimmt sich unheimlich viel Zeit, um nach dem Fehler zu suchen – ganz nach der Art der Leute hier, die sich intensiv für alles zu interessieren scheinen und eine unheimliche Hilfsbereitschaft mitbringen. Leider kann er uns jedoch nicht wirklich weiter helfen und auch ein Anruf bei der Hotline unseres Vermieters führt nicht zum Erfolg. Statt dessen schaffen es unsere beiden Frauen, die eine, herausgebrochene Steckdose wieder notdürftig zu flicken, womit wir zumindest unser Navi wieder betreiben können. Und weiter geht die Fahrt in Richtung Algonquin Park. Nur wenige Meter später stellen wir fest, dass nun sämtliche Amaturen im RV ausgefallen sind. Also fahren wir die restliche Strecke ohne Tacho, Drehzahlmesser, Tankanzeige, etc. weiter. Zwei Tage zuvor war dieser Fehler bereits an Jans “neuem” Auto aufgetreten.

Gegen 16:00 Uhr erreichen wir die Basis von Algonquin Outfitters und bekommen sofort eine kurze Einführung in das Equipment, das uns für die Kanutour hergerichtet worden war. In einem der Hinterräume des ganz im Outdoor-Stil eingerichteten Hauses liegt auf einem großen Tisch alles ausgebreitet. Auf den ersten Blick stellen wir uns glaube ich im Stillen alle dieselbe Frage: Wollen wir 3 Tage oder 3 Wochen in der Wildnis überleben? Es ist einfach unglaublich, was alles an Ausrüstung für uns bereits liegt. Vom Zelt über die self-inflating Isomatte und den Schlafsäcken, bis zu aufklappbaren Sitzpolstern mit Rückenlehne. Auch die Lebensmittel wirken für einen 3-tägigen Trip in die Wildnis sehr umfangreich. Alles natürlich auf möglichst wenig Gewicht und Volumen getrimmt. So sind Nudeln in der Trekking-Fertigpackung dabei und Säfte bzw. Iced Tea gibt es als Granulat zum Aufgiesen. John von Algonquin Outfitters erklärt uns jeden einzelnen Ausrüstungsgegenstand und die eingeplanten Essensrationen. Zusammenpacken werden wir alles erst am nächsten Morgen, wenn wir auch die Kanus ausgehändigt bekommen und unsere Tour beginnt. Von der ursprünglich gebuchten Paddel-Einweisung ist hier an Ort und Stelle keine Rede mehr. Ich kann nicht sagen, ob das an unserer recht späten Ankunft nur ca. eine Stunde vor Ladenschluss liegt oder ob es andere Gründe dafür gibt. Jedenfalls ist die Einweisung nach etwa einer 3/4 Stunde erledigt und wir dürfen unseren RV und Jans Auto für die Nacht am See vor dem Haus von Algonquin Outfitters abstellen.

Den restlichen Tag verbringen wir mit Baden. Mein Vater versucht mit Jan und Elena, den Fehler mit dem Tacho an Jans “neuem” Auto zu beheben. Dafür fahren sie “noch schnell” in das ca. 45 km entfernte Huntsville auf der Suche nach passenden Sicherungen. Entfernungen haben hier in Canada eben eine ganz andere Bedeutung als bei uns in Deutschland. Am Abend grillen wir alle zusammen und genießen unser letztes “normales” Abendessen vor unserem Trip in die Wildnis. Dabei machen wir auch gleich intensive Bekanntschaft mit den allgegenwärtigen Mosquitos, die uns während unserer Kanutour noch schwer verfolgen sollten…

Tag 4: Niagara Falls

Heute machen wir mit Jan und Elena einen Tagesausflug zu den Niagara Falls. Die beiden kommen uns auf dem Campingplatz abholen und bringen überraschend das Frühstück mit. Das genießen wir noch in der Sonne vor dem RV und dann fahren wir in Jans Auto in Richtung Niagara Falls. Unterwegs halten wir beim Welland-Kanal, der den Lake Ontario mit dem Lake Erie für die Großschifffahrt verbindet. Auf den Great Lakes sind tatsächlich riesige Containerschiffe und Tanker unterwegs, die vom Atlantik kommend den St. Lawrence Strom bis hier her hinunter fahren. In Schleuse Nr. 3 wird gerade ein Frachtschiff hinuntergeschleust, was wir schön beobachten können.

Dann fahren wir weiter und halten in Niagara on the Lake, einem hübschen Ort mit sehr schönen und gepflegten Anwesen. Da ich mich generell für Geschichte und insbesondere für die Nordamerikas interessiere, besuchen wir das alte Fort, das heute als Live-Museum eingerichtet ist. Man kann dort einige rekonstruierte Gebäude besichtigen und es gibt eine Show, in der das Abfeuern einer alten Muskete aus dem 19. Jhdt. demonstriert wird.

Nach diesem letzten Stopp fahren wir endgültig hinunter zu den Niagara Falls. Ich bin schon die ganze Zeit über gespannt, wie mir die Fälle im Vergleich zu den Cataratas del Iguazú in Brasilien bzw. Argentinien gefallen würden. Als ich sie endlich zum ersten Mal sehe, kann ich zunächst gar keinen richtigen Vergleich ziehen. Die Cataratas del Iguazú sind völlig in den Urwald eingebettet, vor allem auf der argentinischen Seite. Die Niagara Falls dagegen sind umringt von einer richtigen Touristenstadt. Da sind Hotels, Casinos und Vergnügungsanlagen im Stil von Las Vegas. Tatsächlich ist der Vergleich mit Las Vegas gar nicht mal so weit hergeholt. Für mich trübt dieser ganze Rummel zunächst den Eindruck von der eigentlichen Attraktion und Naturgewalt, nämlich den Fällen.

Bei näherer Betrachtung beeindrucken diese aber dann doch. Sie teilen sich auf in die amerikanischen und die kanadischen Fälle. Beide sind von der Promenade aus in ihrer vollen Breite sehr schön zu sehen. Entlang der Promenade hat man unendliche Möglichkeiten, sie aus allen möglichen Perspektiven zu fotografieren. Am Ende der Promenade befindet sich eine Plattform, auf der wir das erste Mal recht nass werden. Der Wind treibt das Sprühwasser über die Menschenmenge.

Rund um die Fälle gibt es natürlich auch ettliche Attraktionen. Zwei davon machen wir sogar mit: Die “Journey behind the Falls” und eine Fahrt auf der “Maid of the Mist”. Bei der ersten geht es in einen Tunnel hinter den kanadischen Fällen. Von dort gibt es zwei Fenster, durch die man direkt in die herabstürzenden Wassermassen schauen kann. Außerdem gibt es noch eine Plattform, auf der man auf halber Höhe unmittelbar neben den Fällen stehen kann. Auch hier wird man zeitweise wieder richtig heftig nass.

Die Fahrt auf der “Maid of the Mist” ist dann nochmal ein richtiger Gag. Das Schiff fährt ganz nahe an die Fälle heran, bis man praktisch nichts mehr sieht. Besonders beeindruckend ist der durch das herabstürzende Wasser verursachte starke Wind, der hier am Fuße des Wasserfalls herrscht. Das Schiff kann im Wind und in der Strömung seine Position selbst bei voller Fahrt kaum halten. Immer wieder wird es abgedreht und der Kapitän steuert es wieder zurück, den Wassermassen entgegen.

Nachdem wir so die Fälle aus allen möglichen Perspektiven intensiv erlebt haben, suchen wir uns erstmal etwas zu Essen. Bis wir etwas geeignetes finden, dauert es eine Weile. Drinnen wollen wir wegen der Klimaanlagen nicht sitzen und Restaurants mit der Möglichkeit draußen zu sitzen scheint es nicht allzu viele zu geben. Nach einer Runde durch die Stadt werden wir dann aber fündig und genießen unser erstes richtiges Essen an diesem Tag.

Anschließend gehen wir noch einmal zu den Fällen hinunter. Ich möchte sie noch bei Nacht erleben, wenn sie in farbigem Licht angestrahlt werden. Natürlich weiche ich meiner Kamera auf dem Stativ nicht von der Seite ;-). Zu den Lichtspielen gibt es fetzige Musik und kurz nach 22 Uhr sogar noch ein Feuerwerk! Ich bin froh, mich durchgesetzt zu haben, darauf noch zu warten.

Direkt nach dem Feuerwerk rennen wir quasi zu unserem Auto, um auf der Heimfahrt nicht im Stau unterzugehen. Schließlich haben wir noch ca. 1,5 bis 2 Stunden Heimfahrt vor uns. Jan und Elena liefern uns direkt auf dem Campingplatz ab, bevor sie in ihre Wohnung weiter fahren.