Kurzausflug auf eigene Faust

Am Samstag Abend bin ich wie bereits berichtet in meine neue Bleibe in Abraão umgezogen. Als ich am Sonntag Morgen aufwachte war von meinem Mitbewohner keine Spur zu sehen. Ich hatte ihn am Samstag Nachmittag das letzte Mal zur Schlüsselübergabe gesehen. Nachdem ich aufgestanden war, musste ich leider sehr schnell feststellen, dass nicht nur mein Mitbewohner fehlte, sondern auch fließend Wasser. Aus irgendwelchen Gründen war das Wasser abgestellt – und das scheinbar im ganzen Haus, wie ich später von Nachbarn erfuhr. Nach einiger Wartezeit entschied ich mich für eine Dusche mit Mineralwasser – zum Glück “sem gas” ;-)…

Zunächst kam ich dann auf die Idee, ein paar fehlende Dinge für mein Zimmer einkaufen zu gehen. Die einzigen AIESECer mit Auto, die mir einfielen, konnte ich aber nicht erreichen. Also änderte ich meinen Plan und versuchte ein paar andere Leute für einen kleinen Ausflug zu begeistern. Das Wetter war schließlich nicht so schlecht wie es vorhergesagt war. Leider hatte keiner Lust oder Zeit und so zog ich gegen 12 Uhr allein los…

Mit dem Bus fuhr ich nach Lagoa, wo ich mir im “Jungle Juice” erstmal ein Mittagessen gönnte. Anschließend fuhr ich weiter in Richtung Praía Mole, um in dessen Nähe einen auf der Karte eingezeichneten “Caminho” zu einer Landspitze südlich vom Praía Mole zu erkunden. Aufgrund der äußerst schlechten Karte fand ich den Pfad erst nach mehrfachem Nachfragen und nach wenigen Minuten musste ich dann leider feststellen, dass er in der Wildnis endete. Aber immerhin hatte ich eine schöne Aussicht auf die Küste und den Praía Mole und konnte ein paar schöne Fotos machen. Zu Fuß kehrte ich danach nach Lagoa zurück. Als es dann zu regnen anfing, beschloss ich, mit dem Bus in die Stadt zurück zu fahren.

Zu Hause angekommen vertrieb ich mir die Zeit mit dem Updaten meines Blogs (in Ermangelung eines Internet-Zugangs im Offline-Modus) und wurde Abends noch spontan in eine Bar eingeladen. Dort spielten wir ein paar Runden Billiard. Leider mussten Michal, Younes und ich schon recht früh wieder gehen, da der Busverkehr hier leider schon um 0 Uhr eingestellt wird.

My home is my castle

Letzte Woche haben wir am Montag Nachmittag und den ganzen Mittwoch erneut nach Wohnungen für Zarko und mich gesucht. Zusammen mit William haben uns ein wirklich sehr schönes Appartment angesehen, das zwar nicht gerade günstig war, dafür aber einsame Spitze! Zwei wirklich schöne Räume, ein großes Wohnzimmer, zwei Bäder und eine Küche mit ziemlich neuen Geräten (Kühlschrank, Herd, Waschmaschine). Nachdem Will einige Zeit mit dem Eigentümer verhandelt hatte, hatten wir ein Angebot von 6750 Reais (ca. 2600 EUR) inkl. allem (außer Strom) für 10 Monate bei Vorauszahlung. Ich hätte sofort zugeschlagen…

Leider hatte Zarko inzwischen erfahren, dass in dem Appartment von Will (dort, wo er bisher vorübergehend wohnt) ein Zimmer frei wird. Um auf der Insel zu wohnen und damit näher an den Partys zu sein, überlegte er sich zu diesem Zeitpunkt bereits, sich dieses Zimmer mit einem weiteren Mieter zu teilen. Aus diesem Grund suchten wir am Nachmittag nach einzelnen Zimmern für mich und fanden eines im Stadtteil Abraão. Ein Lehrer vermietet dort ein einzelnes Zimmer – Küche und Bad zur gemeinsamen Benutzung. Eine Besichtigung zeigte, dass Cleber (der Lehrer) eine sehr nette und ruhige Person ist und dieses Angebot eine gute Lösung wäre. Ein besonderer Pluspunkt: Cleber spricht sehr gut Englisch, so dass ich mich schon jetzt problemlos mit ihm verständigen kann. Möglicherweise kann er mir sogar ein wenig Portugiesisch-Unterricht geben.

Am nächsten Morgen war die Entscheidung dann gefallen: Obwohl bisher noch kein Nachmieter für das geplante “Room-Sharing” gefunden war, wollte Zarko bei Will wohnen bleiben. Damit war das wunderschöne Appartment gestorben und ich nahm ich das Angebot in Abraão an.

Mit der Hilfe von Marcelos Vater kaufte ich am Samstag in einem Laden für gebrauchte Möbel ein Bett für 50 Reais. Eine Matraze hatte Marcelos Vater bereits bei einem Familienangehörigen organisiert und am Samstag Abend zog ich schließlich – wieder mit Unterstützung von Marcelos Vater – in meine neue Bleibe um. Auch wenn sie diesen Bericht nicht lesen können: Ein herzliches Dankeschön für alles an Marcelos Familie!!!

Meine neue Bleibe befindet sich in einem von zwei Wohnblocks, die fast wie eine Festung nach außen abgesichert sind (alarmgesichertes Eingangstor und elektrischer Zaun auf der Mauer). Zumindest hier drin kann mir also nichts passieren ;-)… Von einer Haltestelle vor dem Haus fährt ein Bus ins Stadtzentrum auf der Insel (ca. 20 Minuten) und zur Arbeit werde ich zu Fuß ca. 15 bis 20 Minuten brauchen. Ein weiterer Pluspunkt: Für einmalig ca. 70 und monatlich 30 Reais kann ich sogar Internet-Zugang bekommen. Möglicherweise bin ich Abends also bald öfter online – bei euch ist es dann aber schon mindestens 21 Uhr.

Diese Woche muss ich nun ein paar Dinge für mein Zimmer kaufen, da ich bisher nur das Bett und einen Schrank in meinem Zimmer habe, der aber jeden Moment zusammen zu brechen droht. Es steht also ein weiterer Besuch bei einem Gebrauchtwahrenladen an, wofür ich aber wieder mal Hilfe der AIESECer anfordern muss. Ich hoffe aber, dass ich mich noch diese Woche vollends wohnlich einrichten und endlich das Leben aus dem Koffer beenden kann…

Farewell Party

Am Freitag Abend fand im Haus Julio in Lagoa (wunderschöne Lage über dem Praía Mole) eine Farewell Party statt. Diese Art von Partys werden bei AIESEC immer als Abschied für Member gefeiert, die in Kürze die Stadt verlassen. Oft sind das Outgoer, die wie ich für eine gewisse Zeit ins Ausland gehen. Manchmal hat der Abschied natürlich aber auch andere Gründe. Leider war ich recht müde, da ich morgens ja früh aufgestanden war und den ganzen Tag gearbeitet hatte. Außerdem stand der Alkoholkonsum für meine Verhältnisse leider mal wieder viel zu sehr im Vordergrund. Das ist ein Punkt, mit dem ich mich bisher hier nicht so recht abfinden kann… Trotzdem war es eine nette Party und zum Glück waren auch Leute anwesend, für die der Alkohol nicht das Wichtigste an der Party war – wenn diese auch eher in der Unterzahl waren ;-)…

Burning stabilizer

Da wir gestern einen völlig gewöhnlichen Arbeitstag verbracht haben, gibt es eigentlich nichts besonderes zu erzählen – wenn da nicht der brennende Spannungs-Stabilisator gewesen wäre :-)…

Da die öffentliche Stromversorgung hier in Brasilien offensichtlich etwas unzuverlässig ist und die Spannung häufig Schwankungen unterliegt, werden hier überall Spannungs-Stabilisatoren verwendet. Die sehen aus wie kleine USVs, können aber die Stromversorgung nur stabilisieren und im Falle einer Schwankung für wenige Sekunden ausgleichen.

Völlig nichts ahnend arbeiteten wir gestern wie immer an unseren Computern, als plötzlich der Strom weg war und sich unter dem Tisch Qualm ausbereitete. Der Spannungs-Stabilisator, an den ein heller Kopf alle vier Computer angeschlossen hatte, hatte kapituliert :-)… Nach ein paar Minuten ging die Arbeit mit einem Ersatzgerät ganz normal weiter als sei nichts geschehen.

Nächtliche Wohnungssuche

Noch immer sind Zarko und ich auf der Suche nach einer Wohnung. Am Montag Nachmittag konnten wir mit Hilfe von William (der AIESECer, bei dem Zarko zur Zeit wohnt) endlich einige Anrufe machen und haben tatsächlich einige interessante Angebote gefunden. Das Problem ist eben, dass wir inzwischen beide arbeiten und für die Suche immer frei nehmen müssen. Am Montag Abend sind wir dann gegen 22 Uhr noch aufs Festland gefahren, um ein privates Angebot anzuschauen. Ein älteres Ehepaar vermietet dort 12 sehr einfache Einzelzimmer, von denen sich jeweils 6 eine Küche und eine Art Bad teilen. Die Miete dort ist extrem günstig und es liegt praktisch in der Nachbarschaft unserer Firma. Allerdings ist dort alles wirklich sehr einfach, so dass ich lieber etwas mehr zahlen und mich dafür wohler fühlen würde. Auch wenn es “nur” für 9 Monate ist, werde ich dort doch für eine gewisse Zeit wohnen.

Nachtrag der letzten Tage

Einige von euch haben bestimmt bemerkt, dass ich mein Blog in den letzten Tagen ein wenig vernachlässigt habe. Vielleicht habt ihr sogar schon sehnsüchtig auf einen neuen Bericht gewartet. Nachdem ich letzten Montag mit der Arbeit bei Módula Software begonnen habe, hatte ich die ganze Woche über praktisch keine Zeit dafür. Außerdem verfüge ich leider nur in der Firma über einen anständigen Internet-Zugang, den ich allerdings nicht oder nur sehr eingeschränkt für private Dinge verwenden darf. Jedenfalls soll dieser Bericht die Lücke der letzten Tage schließen und euch wieder mal auf den neuesten Stand meiner Erlebnisse in Brasilien bringen…

Vielleicht fange ich erstmal mit dem Feiertag am Mittwoch an. Von meiner Arbeit berichte ich dann weiter unten, weil das für manche von euch vielleicht weniger von Interesse ist (evtl. zu technisch *g*). Also, am Mittwoch war hier Feiertag und nachdem ich am Dienstag Abend Marcelo zu einem kleinen Treffen von AIESECern begleitet hatte, habe ich den Vormittag erstmal zum Ausschlafen genutzt. Anschließend gab’s bei Marcelo zu Hause mal wieder Churrasco, da sein Vater die Mitglieder seiner kleinen Band eingeladen hatte. Heute (Samstag) spielen sie irgendwo ca. 500 km von Florianópolis entfernt bei einem Fest und mussten dafür ihr Repertoire zusammenstellen und proben. Die Musik würde ich als “brasilianische Volksmusik” klassifizieren, die mir sehr gut gefiel. Sie spielen Gitarre, singen und begleiten das ganze durch Drum und Rassel – wirklich nicht schlecht. Ein paar Videos davon kann ich euch zeigen, wenn ich zurück bin.

Am Nachmittag fuhren Wiliam, Lukas, ein Freund von Lukas, Zarko, Michal und ich dann zum Praía Mole, um dort das herrliche Wetter zu genießen. Diesmal war ich das erste Mal im Wasser, was unheimlich viel Spass gemacht hat. Der Atlantik war ganz schön wild und die Wellen hatten eine unheimliche Kraft. Der Praía Mole gilt als einer der schönsten Strände der Insel und daher war es auch ziemlich voll. Verglichen mit dem ersten Mal, als ich mit Zarko allein dort war, war das schon etwas völlig anderes! Am späten Nachmittag ging’s zurück nach Hause, da wir am nächsten Tag ja wieder arbeiten mussten.

Nun zu meiner Arbeit (diejenigen unter euch, die sich nicht so sehr für Informatik interessieren können die folgenden beiden Absätze getrost überspringen): Die Firma Módula Software ist eine kleine Firma in einem Wohnhaus auf dem Festland. Die gesamte Entwicklungsabteilung besteht – abgesehen von Thiago, unserem Boss – aus Trainees. Soweit ich das bisher mitbekommen habe, scheint das aber eine Strategie der Firma zu sein. Zum einen spart es schlicht und einfach Geld, zum anderen versucht die Firma wohl, über die Trainees Kontakte zu neuen Kunden im Ausland zu bekommen. Der Vertrieb ihrer Software läuft dann über Mittlerfirmen im Ausland, die zum Teil nur die Software verkaufen, zum Teil aber auch den Kunden-Support dafür übernehmen. Das Produkt ist eine 2- bzw. 3-tier basierte Datenbankapplikation für das Financial Accounting, deren Zielgruppe vor allem Supermärkte und Tankstellen sind. Im Hintergrund läuft ein PostgreeSQL-Datenbankserver, im Vordergrund verschiedene Frontends je nach Anwendungsgebiet. In einem Supermarkt werden über ein spezielles Frontend z.B. alle verkauften Artikel erfasst und die Verwaltung kann über ein anderes Frontend ausstehende Abrechnungen mit Kreditkarten-Firmen etc. verwalten. Für Tankstellen wird ein weiteres Modul entwickelt, das direkt von der Zapfsäule seine Daten erhält (abgegebene Menge, Gesamtpreis, etc.) und diese wieder in die Datenbank einpflegt. Es existiert bereits eine voll funktionsfähige DOS-Version dieser Applikation, die auch bereits von diversen Kunden verwendet wird. Nun wird das Ganze seit einiger Zeit vollständig neu unter Delphi für Windows programmiert. Auch davon existieren schon funktionsfähige Versionen, die ebenfalls bereits im Einsatz sind. Die Firma übernimmt neben der Entwicklung auf Wunsch auch den Kunden-Support. Thiago kann sich dafür z.B. auf bereits laufenden Systemen verschiedener Supermärkte in der Umgebung einloggen und von dort Daten über Fehler u.ä. abrufen.

Soweit zum Produkt der Firma. Die Aufgabe von uns Trainees ist natürlich die Weiterentwicklung und Verbesserung dieses Systems. Außerdem werden immer wieder Tools und Components für Delphi benötigt, die die tägliche Arbeit erleichtern sollen. Zur Zeit arbeite ich zusammen mit Michal aus der Slowakei (der bereits seit Februar bei der Firma ist) an der Integration eines von ihm selbst entwickelten Standalone-Tools in Delphi. Zwecks Einführung in das System und die Programmiermethoden in der Abteilung läuft das noch im Pair-Programming Modus, was bedeutet, dass wir zusammen Lösungen diskutieren und entwickeln und er es dann codiert. Das macht sehr viel Spass und ich kann unheimlich viel dabei lernen. Was mir bisher jedoch ein wenig fehlt ist die Planung und systematische Entwicklung von neuen Funktionen. Noch läuft alles im Prinzip so, wie ich das bisher gewohnt bin: Man überlegt ein wenig und hackt dann drauf los. Mal sehen, wie sich das in der nächsten Zeit entwickelt und wie sehr sich Theorie aus der Uni und Praxis dann noch unterscheiden…

Die Suche nach einer Wohnung für Zarko und mich läuft leider weiterhin nicht so wie geplant. Letzten Dienstag waren wir bei der Immobilien-Firma, um den Vertrag für eine der drei Wohnungen zu machen, die wir zuvor besichtigt hatten. Leider mussten wir erfahren, dass zusätzlich zur Zahlung der gesamten Miete für 10 Monate im Voraus auch noch eine weitere Monatsmiete für die Versicherung fällig wird. Insgesamt wurde die Wohnung so Schritt für Schritt immer teurer, so dass vor allem Zarko lieber nach weiteren Möglichkeiten suchen wollte. Gerade das gestaltet sich aber nicht so einfach, da die Unterstützung von Seiten der AIESECer ein wenig mau ist. Niemand hat Zeit und/oder Lust, sich mit uns auf die Suche zu begeben und alleine loszuziehen hat wegen der Sprachbarriere einfach keinen Sinn. Ich hoffe, dass alles ab nächster Woche ein wenig ins Rollen kommt, wenn die Präsidentschaftswahlen bei AIESEC vorbei sind. Und bis dahin wohne ich eben noch bei Marcelos Familie…

So, das war jetzt ein umfassendes Update über die Ereignisse der letzten Tage. Mal sehen, ob ich nächste Woche mehr Zeit habe, mein Blog auch zwischendurch zu aktualisieren. Versprechen kann ich aber nichts ;-)…

Ausflug zum Praía Forte

Am Sonntag wurde in Marcelo’s Haus erstmal kollektiv ausgeschlafen. Ein Teil der zur Familie gehörenden Partygäste (Tante, Onkel, Cousin, …) vom Samstag hatten hier übernachtet, ein anderer Teil kam am späten Vormittag wieder vorbei. Dann gab’s noch einmal Churrasco, um auch die übrigen Reste zu verwerten und es wurde bis in den frühen Nachmittag hinein gegessen. Zusammen mit Samstag hatte ich bis zum Nachmittag so viel Fleisch gegessen wie schon lange nicht mehr.

Am späten Nachmittag holten mich Wiliam, Lucas, Tatiana und Zarko ab, um zum Praía Forte zu fahren, einem Strand im Norden der Insel. Dort steht eine der 4 Festungen, die im 18. Jahrhundert zur Verteidigung gegen die spanischen Angriffe gedient hatten. Weil das Wetter nicht unbedingt zum Baden einlud, verschafften wir uns Zugang zur eigentlich für Besucher geschlossenen Festung und Wiliam erzählte uns ein paar sehr interessante Details über die Geschichte der Insel. Zu der Zeit als Brasilien noch eine portugiesische Kolonie war, musste sich die heutige Ilha de Santa Catarina mehrfach gegen spanische Eroberungsversuche verteidigen. Erst als die Spanier nach einigen erfolglosen Versuchen statt dem Seeweg den Landweg wählten gelang ihnen die Eroberung und die Insel war einige Zeit in spanischer Hand. Später wurde eine Nord-Süd-Linie festgelegt, die Südamerika in einen portugiesischen und einen spanischen Teil teilte. Nach weiteren territorialen Veränderungen erreichte Brasilien seine heutige Gestalt. So kauften die Portugiesen z.B. das Territorium des heutigen Bundesstaates Acre von den Spaniern und traten das Gebiet Paraguays an diese ab.

Nachdem ich gegen Abend bei Marcelo zu Hause ankam, lud mich dieser ein, mit ihm und ein paar Freunden zum Abendessen in den Pizza Hut zu gehen – echt amerikanisches Essen Mitten in Brasilien ;-). Gegen 23 Uhr waren wir dann wieder zu Hause und mein letztes Wochenende vor dem Beginn meiner Arbeit bei Módula Software war praktisch vorbei.

Zwei Mal Churrasco an einem Tag

Am Samstag habe ich mein erstes brasilianisches Churrasco (= Barbecue) erlebt. Mit ein paar AIESECern ging’s nach einigen Verzögerungen (die hier nebenbei vollkommen normal zu sein scheinen – Abfahrt geplant für 14:30 Uhr, tatsächliche Abfahrt gegen 16:00 Uhr) zum ELASE Freizeitzentrum bei Tamar irgendwo auf der Insel – und bitte fragt mich jetzt nicht, wo ;-)… Das brasilianische Churrasco unterscheidet sich grundlegend von dem aus den USA bekannten Barbecue. Auf einem Buffet – wie könnte es auch anders sein 😉 – stehen Beilagen bereit. Das fertige Fleisch wird in kleine Stücke geschnitten, die sich jeder nach Finger-Food Methode abholt. Jedes Mal, wenn eine Ladung fertig ist, stürzt sich alles auf den Teller, der meist in weniger als einer Minute wieder leer ist.

Ansonsten unterschied sich die Party eigentlich kaum von unseren deutschen: Der Alkohol floss in Strömen (Bier und Caipirinha), es wurde getanzt und rumgealbert. Ein Unterschied war vielleicht das Fußballspiel, dem fast alle sehr interessiert zuschauten, das aber selbst für mich Fußball-Banausen eher langweilig war. Außerdem fiel mir die Pärchenbildung auf: Ich hatte irgendwie den Eindruck, als seien das zum größten Teil spontane, für die Dauer der Party anhaltende “Beziehungen” nach dem Motto “just for fun” – die Brasilianer sind da wohl deutlich unkomplizierter als wir Deutsche ;-). Und für diejenigen, denen die Frage jetzt unter den Nägeln brennt: Nein, diesen Aspekt des brasilianischen Lebensmottos habe ich noch nicht übernommen. Aber ich bin ja auch erst seit einer Woche hier, da sind die deutschen Wurzeln noch zu stark ;-).

Auf dem Heimweg legten wir an zwei Aussichtspunkten kurze Pausen ein, von denen man eine tolle Aussicht auf den Lagoa de Conceicao bei Nacht hatte. Bei Marcelo zu Hause angekommen, war dort die Geburtstagsfeier für seinen Cousin bereits in vollem Gange und so konnte ich mein zweites Churrasco an diesem Tag genießen ;-). Nach ein paar Stunden fiel ich gegen 1 Uhr todmüde ins Bett, obwohl die Party noch lange nicht zu Ende zu sein schien. Es ist ganz schön anstrengend, wenn dauernd irgendwo was los ist und man außerdem noch den ganzen Tag Gesprächen auf portugiesisch zuhört, ohne dabei besonders viel zu verstehen. Trotzdem: Obwohl ich erst seit einer Woche hier bin, fühle ich mich irgendwie schon ein wenig heimisch – eben mal abgesehen von der noch anhaltenden Sprachbarriere, aber die baut sich zwar langsam aber stetig weiter ab. Wenn ich bedenke, was ich nach einer Woche bereits alles verstehen kann wenn sich die Brasilianer Mühe geben, bin ich eigentlich beeindruckt.

Strand – bei herrlichem Wetter!

Wie die Überschrift schon vermuten lässt, habe ich heute den halben Tag am Strand (Praía Mole und Praía Galheta) verbracht – während ihr in Deutschland gearbeitet und wahrscheinlich gefroren habt… Nein, nein, ich bin nicht gehässig ;-).

Zusammen mit Zarko bin ich nach dem Mittagessen spontan vom AIESEC Büro aus in Richtung Praía Mole losgezogen. Den Weg – und vor allem die Busse – haben wir auch auf Anhieb gefunden. Am Praía Mole angekommen sind wir den ganzen Strand entlang gelaufen und dabei ganz schön nass geworden ;-).

Auf der Rückkehr haben wir dann den falschen Bus erwischt, der statt zum Terminal ins Stadtzentrum fuhr. Dadurch hat die Fahrt halt ca. eine Stunde gedauert. Aber was soll’s, schließlich hatten wir heute ja noch einen freien Tag!

Heute Vormittag ging’s wegen der Suche nach einer Wohnung etwas turbulent zu. Aber wenn alles glatt läuft werden Zarko und ich nun eine der drei nehmen, die wir gestern angeschaut haben. Tatiana muss nun am Montag nur noch mit dem Maklerbüro verhandeln, damit wir einen anständigen Vertrag (ohne 12 monatige Laufzeit) bekommen. Wahrscheinlich werden wir die Miete für die 9 bzw. 10 Monate vollständig im Voraus zahlen müssen. Aber das ist immer noch besser als insgesamt für 12 Monate zu zahlen und zusätzlich für irgendwelche Versicherungen… Über das Ergebnis werde ich euch natürlich auf dem Laufenden halten.

Jedenfalls war heute ein genialer Tag! Fortschritte bei der Wohnungssuche, super Wetter und einen halben Tag am Strand – was will man mehr?

Ein turbulenter Tag

Erstmal ein kleiner Nachtrag zu gestern Abend: Nach unserer Rückkehr vom See war Marcelo nirgends aufzufinden. Also dachte ich mir, Busse gibt es auch in Deutschland und trat auf eigene Faust den Heimweg an – und es hat auch alles ohne Probleme geklappt. Bei Marcelo zu Hause angekommen, erfuhr ich, dass er nach mir gesucht und sich Sorgen gemacht hatte – *ups*…

Um nicht jeden Tag stundenlang im AIESEC Büro vor dem Notebook zu sitzen, bin ich heute Morgen mal ins Stadtzentrum gegangen. Weil ich spät dran war, fuhr leider gerade kein Bus. Also bin ich nach den nur halbwegs verstandenen Anweisungen des Hausmädchens von Marcelos Familie los gelaufen. Obwohl ich bestimmt nicht den optimalen Weg gefunden habe und zwischendurch auch keinen Plan hatte, wo ich war, bin ich doch irgendwann bei der alten “Ponte Hercílio Luz” herausgekommen. Von dort hatte ich eine sehr schöne Aussicht auf die Stadt – siehe Fotos auf meiner Fotoseite.

Nach meiner Stadttour stürzte ich mich in ein neues sprachliches Abenteuer: Ich wollte mir eine Chipkarte für den Bus kaufen. Am ersten Schalter redete der Verkäufer irgendetwas auf mich ein, worauf ich erfolglos abzog. Von Leuten auf der Straße erfuhr ich, dass ich an dem Schalter schon richtig gewesen war. Also nochmal hin und diesmal klappte es auch. Ich verstand zwar wieder nicht alles, aber zumindest gab sich der Verkäufer diesmal sehr große Mühe.

Mittags fand ein Meeting von AIESEC statt, dem ich aber genauso gut auch hätte fern bleiben können, da ausschließlich portugiesisch gesprochen wurde. Anschließend tauchte überraschend Tatiana auf, um mit Zarko und mir Wohnungen anschauen zu gehen. Wir haben aktuell die Wahl zwischen drei Appartments, wobei es noch einige offene Fragen bezüglich der Laufzeit des Mietvertrages und der Kosten gibt. Es wird sich also noch ein wenig hinziehen. Die Details spare ich mir an dieser Stelle mal – wen es interessiert, fragt nach ;-)…

Außerdem lernte ich eine neue brasilianische Spezialität kennen, deren Name mir schon wieder entfallen ist 😉 und habe mir auch endlich eine SIM Card für mein Handy besorgt. Sobald die Karte in ein paar Stunden freigeschaltet wurde, bin ich also unter einer brasilianischen Telefonnumer (aus Datenschutzgründen an dieser Stelle nicht veröffentlicht) erreichbar.