Ab in die Wildnis… (Teil 1)

Letzte Woche haben Zarko und ich von Mittwoch bis Sonntag einen Kurzurlaub auf der Ilha do Mel und im Parque Nacional Superagüi verbracht. Wir hatten die ganze Zeit super Wetter und es war insgesamt einfach nur herrlich – einer der besten Ausflüge bisher! Natürlich gibt es einiges zu berichten, weshalb ich auch einige Zeit gebraucht habe, um diesen Bericht zu verfassen. Ihr solltet euch fürs Lesen also auch ein wenig Zeit nehmen – wobei es ja nur der erste Teil ist ;-)…

Nach der Arbeit sind wir am Dienstag Abend mit dem Bus nach Curitiba gefahren und dort gegen 22:30 Uhr angekommen. Wir haben die Nacht bei Fábio verbracht, bei dem ich bereits während meines Wochenendes in Curitiba vor 4 Wochen eine Unterkunft gefunden hatte. Am nächsten Morgen ging es sehr früh zurück zur Rodoviaria und von dort in etwa 2,5 Stunden mit dem Bus nach Pontal do Sul bzw. zur dortigen Ablegestelle der Boote zur Ilha do Mel.

Die 2762 ha große Ilha do Mel liegt in der Bucht von Paranaguá im Bundesstaat Paraná etwa 100 km von Curitiba entfernt. Sie hat den Status einer “Reserva Ecológica” (Naturschutzgebiet) und ist ein beliebtes Ferienziel der Brasilianer. Noch gibt es auf der Insel keine Autos und sie kann nur mit Booten von Paranaguá oder eben Pontal do Sul erreicht werden. Geographisch hat die Insel eine eigenartige Form und ist praktisch zweigeteilt. Der schmale Sanddamm zwischen dem nördlichen und dem südlichen Teil der Insel kann bei Flut unterbrochen sein. Der Norden der Insel steht zum größten Teil unter Naturschutz und ist für Besucher gesperrt. Aber in der Mitte und im Süden befinden sich die zwei Ortschaften Nova Brasilia und Encantadas, die bis auf wenige normale Häuser praktisch nur aus Pousadas bestehen und voll auf den Tourismus eingerichtet sind.

Von Pontal do Sul setzten wir mit dem Boot in etwa 45 min nach Nova Brasilia über. Schon als wir auf die Insel zusteuerten hatte man das Gefühl im Paradies zu sein. Die Insel lag vor einem, wie man es sich aus der Karibik vorstellt: Helle Sandstrände und dahinter ein dichter aber niedriger (Regen-)wald. Nachdem wir auf der Insel angekommen waren, suchten wir zunächst unsere Pousada auf, die wir bereits von Floripa aus reserviert hatten. Wenig später stellten wir fest, dass dies völlig unnötig gewesen war: Auf der Insel war praktisch nichts mehr los und in unserer Pousada schienen wir die einzigen Gäste zu sein. Aber schließlich waren wir nicht hierher gekommen, um die Insel mit hunderten anderen Touristen zu teilen und so war uns das gerade recht.

Da es bereits Mittag war, luden wir in der Pousada praktisch nur unser Gepäck ab und brachen dann schon wieder auf in Richtung der Festung “Fortaleza Nossa Senhora dos Prazeres”. Diese Festung ist neben dem Leuchtturm “Farol das Conchas” eines der Wahrzeichen der Insel. Sie wurde 1767 unter Dom José zur Verteidigung der Bucht von Paranaguá und des bereits zu dieser Zeit wichten Hafens errichtet. 1850 erlebte sie ihre Bewährungsprobe als ein englisches Kriegsschiff unter dem Kommando von Kapitän Cormorant drei brasilianischen Schiffen mit Sklaven aus Afrika die Einfahrt in die Bucht versperrte. Die Auseinandersetzung wurde später als die “Schlacht von Cormorant” bekannt.

Abgesehen von diesem historischen Hintergrund ist die Festung selbst nichts besonderes. Sie liegt am Fuß eines kleinen Berges im Norden der Insel direkt am Strand. Auf einer Art Terrasse sind Kanonen aus verschiedenen Epochen ausgestellt und im Innenhof wurden zwei Gebäude restauriert. In der Hauptsaison scheinen dort irgendwelche Events statt zu finden. Wir verbrachten ein wenig Zeit hier und genossen die Aussicht aufs Meer. Anschließend gingen wir noch ein kleines Stück weiter den Strand entlang und kehrten dann wenig später um. Auf dem Rückweg legten wir noch einen kleinen Badestopp ein, bei dem wir feststellten, dass das Wasser hier extrem warm war. Fast noch wärmer als im Norden der Ilha de Santa Catarina, wo mich die Wassertemperatur schon immer wieder aufs Neue erstaunt.

Von dem schmalen Sanddamm aus, der den nördlichen mit dem südlichen Teil der Insel verbindet, wollten wir eigentlich den Sonnenuntergang genießen. Leider tauchten kurz vorher aber Wolken auf, so dass wir uns keine großen Hoffnungen machten und nach Nova Brasilia zurückkehrten.

Zum Abendessen kehrten wir in das Restaurant einer anderen Pousada ein, da uns unsere eigene keine wirkliche Alternative zu sein schien. Vor allem wo wir ja die einzigen Gäste dort waren. Das Essen war sehr gut und außerdem lernten wir dort Björn und zwei weitere Mädels aus Deutschland kennen, die gerade auf Backpacker-Tour durch Brasilien waren. Ich habe es sehr genossen, andere Backpacker mit derselben Gesinnung zu treffen und mit ihnen Reiseerfahrungen auszutauschen.

Nach dem Essen kehrten wir in unsere Unterkunft zurück und fielen auch bald ziemlich müde ins Bett. Leider war die Nacht aufgrund der vielen Moskitos nicht besonders angenehm und am frühen Morgen find es auch noch an zu regnen, so dass ich echte Bedenken wegen unseren Plänen für den nächsten Tag bekam. Zum Glück ließ sich am späteren Vormittag aber bereits wieder die Sonne blicken und so brachen wir in Richtung des Leuchtturms “Farol das Conchas” und der Ortschaft Encantadas im Süden der Insel auf.

Beim “Aufstieg” auf den Berg, auf dem der Leuchtturm steht trafen wir ein österreichisch/brasilianisches Paar, mit denen wir aber nur wenige Worte wechselten. Vom oben hatten wir eine wunderschöne Aussicht über die ganze Insel (siehe Fotos), die wir auch eine ganze Weile genossen. Auf dem Rückweg tauchte dann plötzlich Björn auf und so zogen wir zu tritt weiter in Richtung Süden der Insel. Ich nehme an, dass wir den “offiziellen Weg” irgendwie verpasst hatten, jedenfalls gingen wir einmal mehr am Strand entlang und kletterten zwischendurch auch über einige Felsen. Unterwegs legten wir natürlich wieder einen Badestopp ein und anschließend gab’s ein Mittagessen in einem Lanchonette an einem der Strände, die wir passierten.

Schließlich erreichten wir die “Grutas das Encantadas”, eine kleine Höhle in der felsigen Küste im Süden der Ilha do Mel. Um diese Höhlen ranken sich Legenden, wonach wunderschöne Meerjungfrauen Besucher verzaubern und diese auf nimmer Wiedersehen verschwinden. Die Höhle selbst war nichts wirklich besonderes, aber die Umgebung mit der felsigen Küste und der Brandung war sehr schön zu sehen. Meerjungfrauen haben wir allerdings keine getroffen ;-)…

Von diesem südlichsten Punkt auf unserem Trip ging es dann nach Encantadas, wo im Gegensatz zu Nova Brasilia, das praktisch ausschließlich aus Restaurants und Pousadas besteht, auch tatsächlich ein paar Einheimische zu wohnen schienen. Die Siedlung war wirklich nett mit ihren bunten Häusern und kleinen Fischerbooten, die den Strand zierten. Wir schlenderten ein wenig am Strand entlang und ruhten uns ein wenig von der bisherigen Wanderung aus.

Anschließend machten wir uns auf den Rückweg nach Nova Brasilia, für den wir eigentlich den Weg finden wollten, der durchs Innere der Insel führen sollte. Irgendwie gelang und das aber nicht, so dass wir nach kurzer Zeit wieder am Strand herauskamen und zumindest das größte Stück denselben Weg zurück gingen, den wir bereits gekommen waren. Unterwegs legten wir noch einen finalen Badestopp ein und legten das letzte Stück dann tatsächlich auf einem Weg durch den Wald zurück. Leider wimmelte es dort nur so von Moskitos, so dass der Strand zuvor eindeutig die bessere Wahl gewesen war.

Zurück in unserer Pousada ruhten wir uns eine Weile aus, was nach der anstrengenden Wanderung durch die Hitze (entgegen aller Befürchtungen wegen des Regens am Morgen hatten wir den ganzen Tag über Sonnenschein pur gehabt). Zum Abendessen wollten Zarko und ich zunächst eines der anderen Restaurants ausprobieren, entschieden uns dann aber spontan doch für dasselbe wie am Abend zuvor, da uns das Angebot dort einfach am meisten ansprach und das Essen wirklich sehr gut gewesen war. Kurze Zeit später tauchte auch Björn wieder auf und auch die beiden Mädels gesellten sich zu uns. Außerdem lernten wir noch ein deutsch/brasilianisches Paar vom Nachbartisch kennen. Er stammt aus der Region des Pantanal und wohnt seit einigen Jahren in Deutschland. Natürlich habe ich mir sofort ein paar interessante Tipps für meine Reise in den Pantanal im August geben lassen.

Mit all den neuen Bekanntschaften war es erneut ein sehr schöner Abend mit viel Unterhaltung und Erfahrungsberichten. Wahrscheinlich verging die Zeit deshalb auch wie im Flug und es war bereits spät als wir uns auf den Rückweg zur Pousada machten. Am nächsten Tag wollten wir in den Parque Nacional Superagüi weiterreisen und hatten bereits eine Bootsfahrt von der Ilha do Mel dorthin organisiert. Was wir dort alles erlebt haben lest ihr dann im zweiten Teil des Berichts – seid gespannt darauf!!!

(Fortsetzung folgt…)

Rural Rock Fest und Camping im Wilden

Letztes Wochenende war ich mit meinem Kollegen Zarko und ein paar Freunden von Lucas bei einem Rock Festival irgendwo im Nirgendwo auf dem Land ca. 20 km von Floripa entfernt. Das Ganze hat sich – wie könnte es in Brasilien auch anders sein? – sehr spontan ergeben. Aber alles der Reihe nach…

Zuerst hatte ich für das Wochenende keine besonderen Pläne bzw. wollte evtl. eine weitere Ein-Tages-Wanderung machen. Mehr durch Zufall hatte ich gehört, dass am Samstag die AIESEC “Discovery Days” stattfanden. Dabei wird neuen Membern AIESEC vorgestellt und natürlich schön viel Werbung gemacht, wie toll AIESEC ist usw.. Carol (eine der AIESEC-Member) hatte Zarko bereits gebeten, eine kleine Präsentation zum Thema “Exchange mit AIESEC” zu machen und am Donnerstag (also 2 Tage vor dem Event) kam sie mit derselben Bitte auch auf mich zu. Es sollte wohl nicht unsere nach AIESEC-Tradition noch ausstehende Country-Presentation werden, sondern wir sollten einfach ein Paar Worte über unsere Erfahrungen mit einem AIESEC-Exchange sagen.

Nach der Arbeit traf ich Zarko und Carol dann wieder im Chat und wir unterhielten uns ein wenig darüber, wie unsere Präsentation aussehen sollte. Dabei stellte Zarko dann urplötzlich fest, dass er für das Wochenende bereits eine Verabredung hatte. Ein paar Freunde von Lucas hatten ihn bereits Wochen vorher zu dem erwähnten Rock Festival eingeladen und bereits Karten besorgt. Natürlich war ich erstmal ziemlich enttäuscht, dass mir Zarko nichts davon gesagt hatte. Schließlich leide ich sowieso an dem Mangel an Aktivitäten hier, so dass ich gerne zu diesem Festival mitgegangen wäre.

Nach einigem Hin- und Her erfuhr ich dann, dass es kein weiteres Problem darstellen würde, noch Eintrittskarten für das Festival zu bekommen. Einzig ein Zelt zum Übernachten musste noch für mich organisiert werden. Also begann ich sämtliche Leute, die mir einfielen zu fragen, ob sie mir ein Zelt leihen könnten. Mein Mitbewohner Thiago schien schließlich die “Rettung” zu sein: Sein Vater hatte ein Zelt und er wollte es am nächsten Tag für mich holen.

Am Freitag Nachmittag gab es dann noch einmal ein wenig Hin- und Her, da Thiago erst am Abend zu seinem Vater fahren konnte, der ein wenig außerhalb von Floripa wohnte. Zarkos Freunde wollten aber schon recht früh zu diesem Festival fahren, so dass es zeitlich für mich einfach nicht möglich gewesen wäre. Zarko entschloss sich schließlich, auf mich zu warten und mit mir zusammen mit dem Bus nachzukommen.

Aber natürlich war das noch nicht alles, was nicht wie geplant ablief… Nachdem wir nach der Arbeit jeweils 1 kg Lebensmittel (einen Teil des Eintrittspreises zum Festival musste man in Naturalien bezahlen) gekauft hatten und ich gerade im Bus nach Hause saß, rief mich Thiago an und teilte mir mit, dass sein Vater das Zelt nicht mehr habe. Das war mal wieder typisch brasilianisch – er hatte natürlich am Tag vorher nicht angerufen, um sich danach zu erkundigen… Ich versuchte, noch irgendwie an das Zelt von meinem Boss Thiago (der andere Thiago *g*) zu kommen. Da der aber in Campeche etwas außerhalb von Floripa wohnt und zu dieser Zeit noch bei der Arbeit war, hätte das unsere Abfahrt erheblich verzögert. Das wollte Zarko aber vermeiden, der ja ohnehin schon auf mich gewartet und die Mitfahrgelegenheit mit seinen Freunden hatte saußen lassen. Also entschloss ich mich ohne Zelt mitzugehen und vor Ort nach einer Übernachtungsmöglichkeit (im Auto oder im überfüllten Zelt) zu suchen. Das ganze versprach ein ziemliches Abenteuer zu werden…

… und das wurde es dann auch! Schon die Busfahrt selbst war irgendwie bizzar. Nachdem wir die Stadt verlassen hatten fuhren wir ca. eine Stunde durch die Pampa – zum Teil auf Straßen, die nur gepflastert oder – wie ich bei der Rückfahrt feststellte – sogar nur eine Art breiterer Feldweg waren. Wir kamen zwar zwei oder drei Mal durch verschlafene Nester, aber zwischendurch fuhren wir praktisch nur die absolute Dunkelheit. In Santa Tereza angekommen machten wir uns auf den Weg zum Festival-Gelände, zu dem wir ca. einen Kilometer zu Fuß auf einem Feldweg durchs Gelände zurücklegen mussten. Die Gegend gefiel mir aber schon bei Nacht irgendwie und es war interessant auf diese Weise einmal ländlichere Teile Brasiliens zu erleben. Beim Festival angekommen, versuchten wir Zarkos Freunde per Handy zu erreichen, was allerdings ohne Erfolg blieb, da die Netzabdeckung sehr schlecht und das Netz natürlich völlig überlastet war. Also wanderten wir ein wenig über das Gelände und fanden sie nach einiger Zeit auch tatsächlich.

Die Party war schon im vollen Gange und nachdem wir unser Gepäck verstaut hatten, begaben wir uns auch ins Getümmeln – es waren allerdings bei weitem nicht so viel Leute da, wie ich bei einem solchen Event erwartet hätte. Das Gelände, auf dem das ganze Event stattfand, war aber sehr interessant: Es war eine alte “Cattle Ranch”, von der die Gebäude und Zäune etc. noch standen. Die Bühne war inmittem einer dieser eingezäunten Rinder-Sektionen aufgebaut, wie man sie aus Wild West filmen kennt und der Zeltplatz befand sich auf den alten Weiden. Die ganze Atmosphäre war irgendwie cool und eigentlich hätten wir zu Pferd dort sein sollen – unsere brasilianischen Gaucho-Hüte (Gaucho = bras. Cowboy) haben Zarko und ich ja schon ;-)…

Die Musik selbst dagegen war eigentlich nicht so mein Fall: Von “Classic Rock” bis “Rock muito pessado”, das auf der Website mit “Doom Metal” übersetzt war – was auch immer das wirklich sein sollte ;-). Trotzdem war das ganze Event für sich ein Erlebnis!

Die Bands spielten bis 4 Uhr nachts, wobei wir nicht bis zum Ende durchhielten und uns – abgesehen von Zarko, der zu diesem Zeitpunkt nicht mehr aufzufinden war – zwischen 2 und 3 Uhr zu den Zelten begaben. Da Bruno (einer von Zarkos Freunden) meinte, dass sie genug Platz im Zelt hätten, hatte ich irgendwie automatisch einen Platz zum Schlafen gefunden. Am nächsten Morgen erfuhr ich dann, dass dafür Zarko im Auto übernachtet hatte ;-).

Der Blick über das “wilde” Zeltlager” nach dem Aufstehen war irgendwie krass. Am Freitag waren wir ja bei Dunkelheit angekommen und hatten deshalb nicht allzu viel davon gesehen. Überall kamen die bizzaresten Typen aus den Zelten gekrochen. Sogar eine Dusche mit eiskaltem Wasser vom nahen Bach hatten die Organisatoren aufgebaut und so standen wir Schlange, um mit Hilfe dieser ein wenig wacher zu werden ;-).

Zum Mittagessen wanderten wir alle zusammen nach Santa Tereza und verbrachten dort einige Zeit. Natürlich waren wir alle ziemlich müde und hingen eigentlich die meiste Zeit irgendwie herum. Am Abend wiederholte sich das ganze Spiel mit Rockmusik und Party, wobei es am frühen Abend leider zu regnen anfing, was das ganze ein wenig ungemütlich werden ließ. Diesmal spielten die Bands bis um 3:30 Uhr, aber Zarko und ich kehrten bereits früher zu unserem “Zeltplatz” zurück. Die Nacht verbrachte diesmal ich im Auto, was natürlich deutlich unbequemer war als im Zelt. Aber immerhin hatte ich einen Platz zum Schlafen und war sowieso viel zu müde, um groß darüber nachzudenken.

Am nächsten Morgen war das Wetter bei weitem nicht mehr so schön als am Tag zuvor. Es war kühler geworden und ziemlich bedeckt. Die kalte Dusche fiel deshalb auch ganz schön schwer ;-). Im Prinzip spielte sich alles wie am Tag zuvor ab: Wir verbrachten irgendwie den Tag – u.a. mit Relaxen und in der Sonne liegen, die am späteren Nachmittag zumindest zeitweise noch herauskam. Der Platz vor der Bühne war inzwischen zu einem reinen Schlamm-Bad geworden, so dass wir die Bands an diesem Tag aus größerer Entfernung erlebten.

Offiziell ging das Event bis 15:00 Uhr am Nachmittag. Zarko und ich machten uns aber schon gegen 13:30 Uhr auf den Rückweg, da wir mit dem Bus etwa eine Stunde bis in die Stadt brauchten und beide nicht erst am späten Nachmittag zu Hause ankommen wollten. Gegen 16:00 Uhr war ich dann schließlich zu Hause und ein wirklich sehr “ungewöhnliches” Abenteuer war beendet. Auch wenn die Musik wirklich nicht das war, was ich mir normalerweise anhöre, bereue ich es nicht, dort gewesen zu sein. Alles in allem war es einfach ein Erlebnis, das man nicht jeden Tag geboten bekommt!

Curitiba – die Ausnahmestadt

Am ersten März-Wochenende habe ich Fábio in Curitiba besucht und mir diese Ausnahmestadt Brasiliens angeschaut. Curitiba gilt als sauberste Großstadt Brasiliens und ist mit ihren Umweltschutz- und Nahverkehrsprogrammen vielen Städten in Europa um Jahre voraus. Mehrfach wurden Curitiba die wichtigsten Umweltpreise der Welt verliehen, darunter 1997 der 1. Preis für “Stadt- und Lebensqualität der UNO wegen der vielen Grünflächen und Parks. Neben diesen Parks hat Curitiba angeblich ein sehr gutes Bussystem, das ich allerdings nicht getestet habe, da mich Fábio mit dem Auto herumgefahren hat ;-)…

Am Donnerstag Abend bin ich direkt von der Arbeit zur Rodoviária aufgebrochen. Diesmal war ich allein, da Zarko keine Zeit oder Lust hatte, den Ausflug mitzumachen. Mit dem Bus ging es dann in ca. vier Stunden direkt nach Curitiba, von denen ich die letzten anderthalb bis zwei Stunden verschlafen habe ;-). Fábio hat mich dann an der Rodoferroviária abgeholt und von dort sind wir direkt zu seinem Apartment gefahren. Da er selbst am nächsten Tag arbeiten und ich für meinen Tagesausflug mit dem Serra Verde Express wieder recht früh wieder an der Rodoferroviária sein musste, fanden an diesem Abend keine Aktivitäten mehr statt.

Am nächsten Morgen setzte mich Fábio auf dem Weg zur Arbeit an der Rodoferroviária ab, von wo ich mit dem Serra Verde Express ursprünglich in das etwa 150 km entfernte Paranaguá an der Küste fahren wollte. Vor Ort erfuhr ich dann aber, dass der Zug an diesem Tag nur bis Morretes fuhr, was mich aber nicht davon abhielt, die Tour trotzdem zu machen. Zumal die Strecke bis Morretes sowieso der Höhepunkt der Fahrt sein soll.

Gegen 8:15 Uhr ging es los. Zunächst fuhren wir eine ganze Zeit lang durch die Landschaft auf der Hochebene, auf der Curitiba auf ca. 900 Meter über NN liegt. Dann ging es in das Küstengebirge der Serra do Mar und auf einer sehr kurvenreichen Strecke immer weiter abwärts in die Ebene von Paranaguá. Die Aussicht auf die wilde und völlig bewaldete Bergwelt der Serra do Mar war phantastisch! Der Zug schlängelte sich an den Berghängen entlang und umrundete den wohl höchsten Berg (vermutlich Pico do Marumbi) mit seiner felsigen Spitze. Das Meer konnten wir wegen der etwas eingeschränkten Sicht leider nicht sehen, wie ich es zuvor gelesen hatte. Und auch auf die sehr spektakulären Abschnitte der Strecke, während denen man angeblich von den linken Sitzplätzen (von denen ich per Zufall einen ergattert hatte) direkt in den senkrecht neben dem Gleis abfallenden Abgrund sehen konnte, wartete ich – abgesehen von einem sehr kleinen Stück – vergebens. Vielleicht waren diesbezüglich meine Erwartungen aufgrund der Beschreibungen im Reiseführer und auf der Website des Serra Verde Express einfach auch ein wenig zu hoch gesteckt. Die gesamte Fahrt war jedenfalls trotzdem ein super Erlebnis und ein Highlight dieses Ausflugs nach Curitiba, das ich auf gar keinen Fall missen wollte.

Bereits bei der Fahrt einige Kilometer vor Morretes hatte man das Gefühl in einer anderen Welt angekommen zu sein. Bisher habe ich von Brasilien – abgesehen von Foz do Iguacu und der Ilha de Santa Catarina – ja nur Städte oder deren direkte Umgebung gesehen. Hier schien irgendwie die Zeit still gestanden zu sein. Der Zug fuhr durch vollkommen ländliches Gebiet mit Plantagen und kleinen Siedlungen und unterwegs winkten immer wieder Kinder dem langsam vorbeizuckelnden Zug zu.

In Morretes angekommen, wollte ich mich erstmal um ein Ticket für den Bus zurück nach Curitiba kümmern. Also erkundigte ich mich auf Portugiesisch bei einem der Zugbegleiter nach dem Weg zur Rodoviária. Als dieser merkte, dass ich in der Sprache nicht heimisch bin, fragte er gleich: “English?”. Das ist mir hier in Brasilien bisher noch nicht so häufig passiert. Nachdem ich also wusste, wohin, wieso, warum, zog ich los, um mir das kleine Städtchen Morretes anzuschauen. Es war nichts besonderes, aber insgesamt ein nettes kleines Städtchen an einem kleinen Fluss und inmitten der Plantagen-Landschaft.

Da es bereits Mittag war, suchte ich mir erstmal ein schönes Restaurant am Fluss und genoss mein Mittagessen. Das für diese Region typische Barreado traute ich mich allerdings nicht zu versuchen, da ich gelesen hatte, dass es aus sehr fettigem Fleisch zubereitet wird. Anschließend bummelte ich noch ein wenig durch die Stadt. Mein Bus zurück nach Curitiba fuhr bereits am Nachmittag, so dass die Zeit leider nicht mehr reichte, noch ein Städtchen weiter nach Antonina zu fahren. Aber ich bin ja noch eine Weile in Brasilien und werde garantiert in die Gegend um Paranaguá zurückkehren, schon alleine weil es dort die angeblich sehr schöne Ilha do Mel und den Parque Nacional de Superagüi zu sehen gibt…

Gegen 16:00 Uhr fuhr dann mein Bus über die Estrada da Graciosa zurück nach Curitiba. Diese alte Straße durch das Küstengebirge gilt als Gegenstück zur Fahrt mit dem Serra Verde Express. Leider hatte sich das Wetter inzwischen deutlich verschlechtert, so dass wir von der Bergwelt nicht mehr so viel sehen konnten. Außerdem führte die Straße größten Teils durch den Wald. Trotzdem war die Aussicht aber an manchen Stellen sehr schön, gerade auch weil die Berggipfel teilweise im Nebel verschwanden und dadurch die ganze Atmosphäre ein wenig gespenstisch wirkte.

Fábio holte mich nach meiner Ankunft an der Rodoferroviária ab und nach ein paar Stunden Ausruhen in seinem Apartment trafen wir uns zum Abendessen mit zwei Freunden von ihm in einem spanischen Restaurant. Da die beiden kein Englisch konnten, war ich gezwungen portugiesisch zu sprechen, was insgesamt aber ganz gut ging. Leider habe ich zu wenig Gelegenheit dazu, da “man” einfach zu faul ist, wenn man weiß, dass die Gesprächspartner auch perfekt Englisch verstehen ;-)… Zumal ich immer noch Probleme mit der sehr schwierigen Aussprache und damit Hemmungen vor dem freien Sprechen habe.

Für den nächsten Tag hatte Fábio eine Tour durch die Stadt zu den schönsten Sehenswürdigkeiten geplant. Mit dem Auto fuhren wir diese gezielt an, was es zwar ein wenig “touristisch” nach dem Motto “Checkliste” werden ließ, es mir auf der anderen Seite aber ermöglichte sehr viele verschiedene Dinge in der Stadt zu sehen. Trotz angeblich sehr gutem öffentlichen Verkehrssystem wäre das mit dem Bus an einem Tag zumindest in diesem Umfang kaum möglich gewesen.

Zunächst ging’s zum Parque Tingüi, in dem sich ein Denkmal zu Ehren der ukrainischen Einwanderer in Curitiba bzw. Paraná befindet. Von dort in den Parque Tanguá, einem der größten Parks in Curitiba, der – wie die anderen auch – sehr schön und mit Liebe zum Detail angelegt war (Wasserspiele mit künstlichem Wasserfall, Tunnel als Verbindung der zwei ehemaligen Steinbrüche, etc.). Anschließend besichtigten wir die Ópera de Arame, deren Eisenkonstruktion sehr schön in einem kleinen künstlich angelegten Park liegt. Sie war wirklich das ungewöhnlichste “Opernhaus”, das ich bisher gesehen habe. Dasselbe trifft auch auf die Universidade Livre do Meio Ambiente zu, die auf unserem Trip an nächster Stelle stand. Diese kleine “Universität” liegt inmitten eines künstlich angelegten Dschungels und bietet kostenlose Kurse im Bereich Umweltschutz an. Die kleinen Gebäude hängen in einem Holzgerüst praktisch in der Felswand einer kleinen Schlucht mit einem See (siehe Fotos) – wirklich eine sehr eigenwillige Konstruktion.

Am Bosque Alemão, einem Park mit Denkmal zu Ehren der deutschen Einwanderer, war wieder gut die Liebe zum Detail der Curitibanos zu bewundern. Auf dem Fußweg zur Casa da Bruxa (= Hexenhäuschen) wurde das Märchen “Maria e João” (= Hänsel und Gretel) auf liebevoll angelegten Tafeln am Wegrand erzählt. In der Casa da Bruxa selbst wurden wir dann von einer sehr “modernen” Hexe empfangen, die dort doch tatsächlich verkleidet auf Besucher wartete und ganz begeistert von der Idee war, Fotos von Fábio und mir im Hexengewand zu machen (siehe Fotos).

Von hier ging es quer durch die Stadt zum Jardim Botânico, dem Botanischen Garten der Stadt. Dieser war verglichen mit den botanischen Gärten, die ich in Deutschland bereits gesehen habe, aber enttäuschend. Im Prinzip war es nichts weiter als ein weiterer Park mit einem kleinen Gewächshaus, das aber bis auf seine Architektur selbst nicht der Rede wert war. Inzwischen war es bereits deutlich nach Mittag und wir kehrten für ein Mittagessen in einem Fastfood-Restaurant ein, das wir auf dem Weg gesehen hatten.

Anschließend ging es zum Bosque João Paulo II, dem Papstwald, der zu Ehren des Papstes Johannes Paul II bei dessen Besuch 1980 eröffent wurde. Unter den Parks, die ich bisher gesehen hatte, war dieser eher unscheinbar und nicht unbedingt ein “Muss” auf der Liste der Sehenswürdigkeiten. Ganz anders das Museu Oscar Niemeyer unmittelbar neben dem Park, das vor allem wegen seiner für den Star-Architekten Oscar Niemeyer bekannten verrückten Architektur etwas ganz besonderes war. Das Gebäude bestand aus einem sehr flachen, in blendendem Weiß gestrichenen und sehr futuristisch wirkenden Teil und einem Turm, an dessen Spitze eine riesige ovale Plattform in Form eines Auges thronte. Oscar Niemeyer hat unter anderem auch Brasília, die Hauptstadt Brasiliens entworfen, die als die einzige futuristische Hauptstadt der Welt gilt und die ich mir auf meiner Reise durch Brasilien im Juli/August wahrscheinlich noch anschauen will. Er hat deutsche Vorfahren, ist aber in Rio de Janeiro geboren und selbst heute noch im Alter von 99 Jahren als Architekt tätig. Die Ausstellung moderner Kunst verschiedenster Epochen im Museum selbst war für Fábio und mich als “Kunstbanausen” eher weniger interessant.

Nach diesem beeindruckenden Gebäude, das eines der Highlights auf unserer Tour war, ging es zum Fernmeldeturm der Brasil Telecom, von dem wir eine tolle Aussicht über die Stadt hatten. Als letzte Station auf unserer “Erkundungsreise” hielten wir noch kurz im Parque Barigüi, der zu dieser Zeit am Nachmittag aber bereits sehr überlaufen war. Außerdem waren wir beide ziemlich erschlagen von der trotz Auto anstrengenden Tour und so fuhren wir anschließend zurück zu Fábios Apartment. Zum Abendessen ging es einige Stunden später dann zusammen mit Richter, ebenfalls ein ehemaliger AIESECer, nach Santa Felicidade, dem italienischen Viertel Curitibas. Die Atmosphäre dort war ein Erlebnis für sich, das Ródizio selbst zwar gut, aber nichts wirklich besonderes. Damit war ein weiterer ereignisreicher Tag zu Ende, an dem ich dank Fábio unheimlich viel gesehen hatte!

Da ich die meisten Sehenswürdigkeiten Curitibas bereits gesehen hatte, hatten wir uns für Sonntag nicht mehr so viel vorgenommen. Erstmal schliefen wir ein wenig länger aus und fuhren dann in die Innenstadt, um ein wenig über den dortigen Feira de Artensanato zu bummeln, einem Markt mit allem Möglichen von Kunst über T-Shirts und Spielzeug bis hin zu Oldtimern (allerdings nicht zum Kaufen *g*). Nachdem in Florianópolis Sonntags wie in den meisten brasilianischen Städten absolute “tote Hose” herrscht, war die Geschäftigkeit hier noch einmal ein Erlebnis. Anschließend schlenderten wir noch ein wenig durch die restliche Innenstadt, besichtigten den Passeio Publico und die Shopping Mall, die in und um den alten Bahnhof Curitibas errichtet wurde. Danach war meine Besichtigung von Curitiba komplett und wir fuhren zum Apartment zurück, wo ich die letzten paar Stunden vor meiner Rückfahrt nach Floripa am Abend mit Relaxen verbrachte.

Gegen 18:30 Uhr fuhr dann mein Bus zurück nach Floripa, wo ich gegen 22:00 Uhr ankam. Damit war ein weiteres ereignisreiches Wochenende zu Ende, an dem ich in kurzer Zeit sehr viel gesehen und erlebt habe – vielen Dank an Fábio!!!

Eine neue Bleibe…

Wie einige von euch ja schon mitbekommen haben, bin ich letzte Woche umgezogen. Hier nun die ganze Geschichte in voller Ausführlichkeit mit allen Hintergründen, Überlegungen und Ergebnissen ;-)…

Anfang Januar überraschte mich Cleber, mein Mitbewohner im alten Apartment, mit der Neuigkeit, dass er zum Ende des Monats in ein Apartment in Estreito umziehen würde. Dieses gehörte seinem Freund, der es ursprünglich verkaufen und es statt dessem nun ihm zur Verfügung stellen wollte. Er ließ mir die Wahl, mit ihm in dieses Apartment umzuziehen oder in Abraao zu bleiben und einen neuen Mitbewohner zu finden. Als Grund für seinen Umzug gab er an, dass das neue Apartment wesentlich günstiger sei.

Für mich kam diese Veränderung sehr überraschend, obwohl ich mich schon gewundert hatte, wo Cleber die ganze Zeit war. Seit Weihnachten war er Abends praktisch nie zu Hause und schien die meiste Zeit bei seinem Freund Lino zu verbringen. Noch dazu hatte ich nicht besonders viel Zeit, mich zu entscheiden, da wir angeblich innerhalb einer Woche den Eigentümern des bisherigen Apartments Bescheid geben mussten. Also schaute ich mir das neue Apartment an und traf nach ein paar Überlegungen hin- und her meine Entscheidung, mit Cleber dorthin umzuziehen. Viel anderes blieb mir eigentlich auch nicht übrig, da ich wegen meiner Arbeit nur sehr wenig Zeit hatte, nach einem neuen Mitbewohner oder einer neuen Bleibe zu suchen. Noch dazu reichten meine Sprachkenntnisse dafür noch nicht aus, weshalb ich auf die Hilfe der AIESECer angewiesen war. Und dass dies nicht besonders gut funktioniert habe ich ja bereits während meiner Wohnungssuche nach meiner Ankunft in Brasilien erlebt.

Das neue Apartment war insgesamt zwar viel größer als das alte, mein Zimmer jedoch sehr klein. Außerdem hätte ich nicht mehr zur Arbeit laufen können, sondern jeden Tag einen Bus nehmen müssen, was bei meinem recht knappen Gehalt auch eine Kostenfrage war. Entgegen Clebers Ankündigungen war das neue Apartment mit allen versteckten Kosten an sich bereits teurer als das alte.

Nachdem ich also meine Entscheidung getroffen hatte, wartete ich darauf, wie es weitergehen würde. Wir legten uns für den Umzug auf das letzte Wochenende im Januar fest und bis dahin wollte Cleber noch ein paar Dinge abklären – u.a. welche Möglichkeiten es für den Internet-Zugang im neuen Apartment gab. Die Zeit verstrich und ich wartete jeden Tag auf Neuigkeiten…

Einige Zeit später kamen diese auch – allerdings fielen sie mal wieder völlig anders aus als erwartet… Lino hatte sich nun doch dazu entschieden, das Apartment zu verkaufen, weshalb Cleber und ich in Abraão bleiben würden. Im Prinzip war mir das lieber, trotzdem kam es jetzt wo ich meine Entscheidung getroffen hatte doch sehr überraschend!

Scheinbar blieb also alles beim alten… scheinbar… Doch eines ist in Brasilien ziemlich sicher: Nämlich, dass nichts sicher ist ;-)…

Die folgenden Wochen war Cleber wieder praktisch nicht zu Hause und irgendwie ahnte ich bereits schlechte Neuigkeiten. Ende Januar kamen diese dann auch in Form einer eMail, in der mir Cleber mitteilte, dass er Ende Februar aus dem Apartment in Abraão ausziehen würde. Da er zu seinem Freund Lino ziehen wollte, stand ich nun endgültig allein da und musste schnellst möglich entweder einen Nachmieter oder eine neue Bleibe finden.

Da ich immer noch die Illusion hatte, dass AIESEC ja für Dinge wie diese verantwortlich war und mir helfen würde, teilte ich den Membern mein Problem umgehend mit und bat sie um Hilfe. Wie bereits nach meiner Ankunft in Brasilien versprachen mir alle ihre Unterstützung und versicherten mir, dass bald eine Lösung gefunden sein würde. Tatsächlich etwas dafür zu unternehmen kam ihnen allerdings nicht wirklich in den Sinn und so verstrich Tag für Tag die Zeit. Zwar versuchte ich selbst ein wenig nach einer Lösung zu suchen, hatte aber vor allem wegen meiner begrenzten Zeit während der Woche und meinen beschränkten Sprachkenntnissen keinen Erfolg.

Als schließlich das Ende des Monats näher kam, schien Naiara (eine der AIESECerinnen) tatsächlich ein wenig nach einer neuen Bleibe für mich zu suchen und hatte nach ein paar Tagen auch zwei interessante Angebote gefunden. So schnell wie möglich wollte ich mir diese anschauen, was aber ein neues Problem zu sein schien: Zuerst hatte Naiara und keiner der AIESECer Zeit, dann war der Eigentümer eines der beiden Apartments nicht zu Hause. Schließlich verbrachte ich das letzte Januar-Wochenende damit, darauf zu warten, dass dieser sich wegen eines Besichtigungstermins bei Naiara melden würde. Am Sonntag Abend konnten wir dann endlich das Apartment besichtigen, während das zweite Angebot inzwischen bereits vergeben war oder in Wirklichkeit nie existiert hatte…

Das fragliche Apartment in Estreito gefiel mir bei der Besichtigung auf Anhieb recht gut. Lediglich ein paar Kleinigkeiten gaben mir ein wenig zu denken und machten die Entscheidung nicht einfach. Trotzdem entschied ich mich nach einem Tag Bedenkzeit (viel Zeit hatte ich ja nicht), in das neue Apartment umzuziehen. Da mir Naiara zugesichert hatte, mir beim Umzug meiner wenigen gebrauchten Möbel zu helfen, verließ ich mich natürlich darauf. Leider musste ich erneut erfahren, wie schnell Brasilianer ihre Meinung ändern können: Urplötzlich hatte sie einen Test an der Uni und damit keine Zeit. Da der Monat bald zu Ende war und ich eine weitere Mietzahlung für das alte Aparment vermeiden wollte, versuchte ich verzweifelt, jemand anderen zu finden, der mir beim Umzug helfen würde. Außerdem hatte ich für das erste März-Wochenende einen Besuch bei Fábio in Curitiba eingeplant und meine Bustickets bereits gekauft. Da keiner der AIESECer wegen Prüfungen oder verlegten Autopapieren zur Verfügung stand, erklärte sich schließlich mein Boss Thiago spontan bereit, mir noch am selben Abend beim Umzug zu helfen.

Entsprechend spontan verlief dieser dann auch: Nach der Arbeit stürmte ich letzten Dienstag regelrecht nach Hause, packte meine Sachen zusammen und traf mich 1,5 Stunden später mit Thiago (meinem Boss). Wir stopften so viel wie möglich in seinen kleinen Fiat Uno und machten uns auf den Weg zum neuen Apartment. Fotos von mir selbst auf dem Beifahrersitz mit einem Bürostuhl auf dem Schoß habe ich leider nicht, da meine Kamera bereits irgendwo verpackt war.

Als wir beim neuen Aparment angekommen waren, mussten wir feststellen, dass Thiago (der Eigentümer) trotz vorheriger Absprache spontan weggefahren war und keiner wusste, wann er wiederkommen würde. Da er auch per Handy nicht erreichbar war, luden wir die Möbel und das Gepäck vor der Wohnungstür ab und erledigten gleich noch die zweite Fuhre. Wenig später kam der Vermisste dann auch freudestrahlend und mit unschuldiger Miene (er war spontan schwimmen gegangen) zurück und wir konnten die Sachen endlich in die Wohnung bringen. Gegen halb 1 Uhr nachts war mein Umzug dann abgeschlossen.

Das neue Apartment hat insgesamt 3 Zimmer, ein kleines Wohnzimmer, Küche und Bad. Es gehört Thiago, der bisher allein darin wohnte. Ende März will er ausziehen und Platz für seine Ex-Frau/Freundin machen. Ob in das 3. Zimmer noch ein weiterer Mieter einziehen wird ist noch nicht sicher. Laut eigener Aussage ist Thiago das aber auch ziemlich egal und er sucht wohl nicht explizit nach jemandem. Zur Arbeit habe ich es nun ein wenig weiter, kann bei Bedarf aber einen Bus nehmen, was bisher nicht möglich war. Auch zum Angeloni-Supermark (der nächsten wirklichen Einkaufsmöglichkeit) ist es ein wenig weiter. Dafür bin ich mit einem der zahlreichen Busse, die praktisch direkt vor der Haustür abfahren etwas schneller im Zentrum auf der Insel als bisher. Insgesamt ist das Apartment ein wenig günstiger als es das alte in Abraão für mich allein gewesen wäre. Außerdem wohnen ein weiterer Mitarbeiter von Módula und ein Freund von Thiago (meinem Boss) in dem Condominio, in dem sich das Apartment befindet. Letzteren habe ich bei Thiagos “politisch korrektem” Churrasco im Januar kennen gelernt und mich gut mit ihm unterhalten. Ich werde hier also hoffentlich mehr Kontakt zu Einheimischen haben als bisher, was auch ein Grund für meinen Umzug war.