Tag 28: Abreise

Heute steht uns die Rückreise nach Deutschland bevor. Vom letzten Campingplatz aus fahren wir die restliche Strecke bis zum Wohnmobil-Stützpunkt Mississauga bei Toronto. Dort angekommen werden wir auch gleich von einem Deutsch sprechenden Mitarbeiter begrüßt, der sofort die Rücknahme des Wohnmobils übernimmt. Alles läuft problemlos und ohne Schwierigkeiten ab. Im Büro der Station erledigen wir noch den Papierkrieg, der sich aber auch sehr in Grenzen hält. Nach vielleicht einer Stunde ist alles erledigt und wir sind unser rollendes Hotel der letzten 4 Wochen los.

Meine Mutter und ich besorgen in einem Restaurant um die Ecke noch ein Frühstück, bestehend aus Pancakes und Kaffee. Weil wir dort eine ganze Weile warten mussten, sind Jan und Elena bereits da, als wir zurück kommen. Die beiden werden uns heute Nachmittag auf den Flughafen bringen. Vorher fahren wir aber noch in eine Mall in der Nähe, um uns dort mit ein wenig Shoppen die restliche Zeit zu vertreiben. Besonders schwer fällt uns das bei den absoluten Schnäppchenpreisen der Läden nicht :-). Es ist echt der Hammer, zu welchen Preisen man hier Kleidung und Schuhe einkaufen kann. Um richtig ausgiebig zu Shoppen fehlt uns aber die Zeit, trotzdem kaufe ich ein Paar Schuhe und nutze damit den Vorteil wenigstens noch bedingt aus. Außerdem essen wir auf dem Foot Court in der Mall noch zu Mittag. Diese riesige Fläche mit zahlreichen Schnell-Restaurants erinnert mich sehr an den einen oder anderen Samstag bzw. Sonntag Mittag in Brasilien, wo ich zum Mittagessen mehr als einmal den Foot Court des Angeloni Supermarktes aufgesucht habe.

Gegen 15:00 Uhr fahren wir dann weiter zum Flughafen. Vor dem Eincheck-Schalter herrscht das reinste Chaos, da irgendein Flug von Air France ausgefallen ist. Uns betrifft das aber nicht weiter und nach kurzer Suche werden wir zum richtigen Schalter verwiesen und kommen auch gleich an die Reihe. Ein kleines Problem gibt es noch mit Jans Rucksack, den wegen des Packsacks keine Schlaufe zum Anbringen des Gepäcktags hat. Nach einigem Hin- und Her muss er eine Erklärung unterschreiben, dass die Airline nicht für einen Verlust aufkommt. Etwas genervt ist er davon glaube ich schon.

Wir kehren noch ein letztes Mal in einem Cafe in der Abfertigungshalle ein und verabschieden uns an der Sicherheitsschranke dann endgültig von Jan und Elena. Wenig später sitzen wir im Wartebereich des Gates und dürfen mit leichter Verspätung dann auch ins Flugzeug. Kurz darauf geht es dann auch schon los und wir sind auf dem Rückweg nach Deutschland…

Die 4 Wochen sind einfach viel zu schnell vorbei gegangen! Canada ist so riesig und selbst für den kleinen Teil, den wir uns vorgenommen hatten, hatten wir definitiv viel zu wenig Zeit. Trotzdem war es eine wunderschöne Reise, auf der wir unheimlich viel gesehen und erlebt haben. Manche Dinge hätte ich sicherlich anders gemacht, wäre ich allein unterwegs gewesen. Aber so ist das bei Reisen in der Gruppe nun mal: Man muss Kompromisse eingehen. Und das gilt eben auch für Reisen mit den Eltern :-). Eines weiß ich jetzt schon: Ich war nicht das letzte Mal in Canada!

Tag 27: Kingston & Rückkehr

Heute ist der vorletzte und letzte “richtige” Tag unserer Canada-Reise. Als letzte Station vor der Rückkehr nach Waterloo schauen wir uns noch Kingston an. Die Stadt war einmal die Hauptstadt des Landes, bis diese nach Ottawa verlegt wurde. Sie hat einige sehr schöne Häuser im viktorianischen Stil, eine kurze Hafenpromenade und eine Einkaufsstraße zu bieten. Letztere laufen wir stückweise ab und schauen in einige Geschäfte hinein. Viele haben allerdings noch geschlossen, da wir recht zeitig dran sind. Bis Waterloo sind es immerhin noch ca. 350 Kilometer, so dass wir noch einige Stunden auf dem Hwy vor uns haben.

Gegen 11 Uhr verlassen wir Kingston und fahren wieder auf Hwy 401 in Richtung Toronto. Damit bricht unsere endgültig letzte Etappe an. Kurz vor Toronto verdichtet sich der Verkehr merklich und wir kommen in den “Genuss” des Chaos von 8 Spuren (!!!) in eine Richtung, auf der die riesigen Trucks links und rechts an einem vorbei donnern. Bereits vor Toronto überholen wir immer wieder einen Schwertransport, dem zwar ein Begleitfahrzeug hinterher fährt, der aber trotzdem mit gut 100 km/h den Highway entlang braust. Nicht zu vergessen, dass er uns immer wieder auf der mittleren Spur überholt! Die Motorisierung dieser Monster-Trucks muss einfach gigantisch sein und mit deutschem Sicherheitsdenken kommt man auf den Highways hier auch nicht weit.

Wir erreichen Waterloo gegen 16:00 Uhr und haben gerade vor Jans Haus geparkt, als er auch wie abgesprochen anruft. Wir fangen bereits an, unsere Sachen zu packen und wenig später kommen Jan und Elena von der Uni. Zusammen gehen wir essen in einem recht netten Lokal mit Außenterrasse, in dem es typisch Canadisches Essen gibt: Burger mit French Fries. Das Essen ist gut und eine riesige Portion. Trotzdem lassen wir uns ein Eis auf die Hand aus der angeblich besten Eisdiele der Stadt nicht entgehen.

Am Abend fahren wir noch ein Stück in Richtung Toronto, um am nächsten Morgen bei den angeblich katastrophalen Verkehrsverhältnissen nicht allzu lange zum Vermieter unseres RVs zu brauchen. In der Nähe des Flughafens, in Milton finden wir einen guten Campingplatz, auf dem wir für unsere letzte Nacht in Canada unterkommen. Dort kommen wir allerdings bereits so spät an, dass wir schon bald unsere Betten aufsuchen. Immerhin müssen wir am nächsten Morgen mal wieder recht früh aufstehen und haben einen langen Tag und eine Nacht im Flugzeug vor uns.

Tag 26: On The Road Again (3)

Heute steht uns die vorletzte und letzte größere Etappe bevor. Morgen Nachmittag wollen wir in Waterloo sein. Von dem Campingplatz bei Lanoraie fahren wir noch ein kurzes Stück am St. Lawrence Strom entlang und wechseln dann nach einem kurzen Einkaufsstopp auf den Hwy 40 nach Montreal. Dort erleben wir das erste Mal stockenden Verkehr auf der ganzen Reise. Nach Montreal geht es weiter auf Hwy 20 und wenig später überqueren wir die Grenze zwischen Quebec und Ontario. Nach 4 Staaten sind wir jetzt wieder “zu Hause” angekommen.

Die Fahrt auf dem fast kerzengeraden Hwy 20 zieht sich ganz schön hin, bis wir am Nachmittag auf den 1000 Islands Parkway abbiegen. Dieser Scenic Travelway zieht sich 35 km lang am St. Lawrence River entlang, der im Mündungsgebiet in den Lake Ontario von 1800 unterschiedlich großen Inseln durchsetzt ist. Wie wir erstaunt feststellen, sind einige der z.T. wirklich sehr kleinen Inseln bewohnt. Auf manche passt gerade so ein Haus und man hat den Eindruck, dass dessen Bewohner bereits nasse Füße bekommen, wenn sie zur Haustür hinaus gehen.

Kurz vor Ivy Lea verbinden zwei Brücken Canada mit den USA. Dort legen wir auf der Insel Hill Island einen Stopp ein und fahren auf das Skydeck hinauf, ein Turm, von dessen drei Aussichtsplattformen man das Gebiet der Thousand Islands sehr schön überblicken kann. Auch wenn das Wetter nicht perfekt ist, ist die Aussicht doch sehr schön und der Abstecher hat sich in jedem Fall gelohnt.

Wieder beim RV angelangt fahren wir über den Parkway weiter nach Ganaoque. Dort schauen wir uns kurz die Hafenpromenade mit ihren schön gerichteten Häusern an und kehren zum Abendessen in einer Pizzeria ein, in der es trotz maritimen Touch zum Glück echte amerikanische Pizza gibt. Nach dem Essen steuern wir einen Campingplatz kurz nach Kingston an, auf dem wir zum Glück gleich einen Platz bekommen. Der KOA-Campingplatz macht einen sehr gepflegten Eindruckk und bei einem kurzen Rundgang bewundern wir die riesigen RVs und Wohnmobile. Die sind einfach von einer ganz anderen Größenordnung als ihre Pendants in Europa.

Den restlichen Abend verbringen wir danke WLAN mit deutschen Nachrichten und einem Glas Wein. Morgen wollen wir uns noch Kingston anschauen, bevor es dann endgültig nach Waterloo geht. Übermorgen endet unsere Reise durch den Osten Canadas mit der Abgabe des RVs und dem Rückflug nach Deutschland.

Tag 25: On The Road Again (2)

Gleich nach dem Aufstehen erleben wir heute Morgen eine weitere Überraschung auf dem Campingplatz: Die Duschen kosten extra und warmes Wasser gibt es keines! Bei dem recht hohen Preis des Platzes ist das schon eine ziemliche Frechheit. Nach der kalten Dusche und einem Frühstück wie üblich im RV machen wir uns wieder auf den Weg in Richtung Toronto. Wir folgen weiter dem Hwy 138 entlang des St. Lawrence Stroms, fahren bei Quebec City aber für ein kurzes Stück auf dem schnelleren Hwy 40.

Die Fahrt führt uns wieder durch mehrere kleine Siedlungen mit z.T. sehr schönen Häusern. Stopps legen wir nur wenige ein, bis wir die etwas größere Stadt Trois-Rivière zwischen Quebec City und Montréal erreichen. Dort halten wir uns ein wenig auf. Zunächst kehren wir in einem Dunkin’ Donuts ein, weil mein Vater unbedingt nach dem Ergebnis der OB-Wahl in Giengen schauen muss und die WLANs in der Umgebung alle zu schwach sind. Bei dieser Gelegenheit vergleiche ich natürlich die Donuts mit denen des Konkurrenten Tim Hortons. Einen wirklich wesentlichen Unterschied kann ich aber nicht feststellen ;-).

Nach dieser kurzen Pause schlendern wir ein wenig durch die Stadt, deren Zentrum zumindest einen gewissen Flair und Charakter hat. Ganz im Gegenteil zu beispielsweise Sydney oder einige andere kleine Städte, durch die wir auf unserer Reise bisher gekommen sind. Viel gibt es in Trois-Rivière aber auch nicht zu sehen, was wir allerdings auch nicht erwartet hatten.

Nach dem kleine Stadtbummel fahren wir weiter in Richtung Montréal und quartieren uns auf einem Campingplatz direkt am St. Lawrence Strom ein. Letzterer ist hier bereits deutlich schmaler als oberhalb von Quebec City. Seit der Abfahrt gestern auf Nova Scotia sind wir inzwischen schon wesentlich weiter gekommen als ich zuvor angenommen hatte. Von der Abfahrt in Halifax an habe ich schon das Gefühl, dass mein Vater am liebsten bereits morgen Abend in Waterloo bei Jan wäre. Meine Mutter und ich wollen dagegen lieber auf der Fahrt noch etwas unternehmen oder anschauen, statt am Ende einen Tag lang in Waterloo herum zu sitzen. Für das Jazz-Festival in Montréal, für dessen letzten Tag es heute ideal gepasst hätte, ist mein Vater allerdings nicht zu begeistern. Letzten Endes scheitert es daran und an den Umständen, die sich durch die schlechte Anbindung der Campingplätze rund um Montréal an die öffentlichen Verkehrsmittel ergeben. Ich bedaure es ein wenig, diese Chance nun zu verpassen, hoffe aber, nicht das letzte Mal in dieser Gegend gewesen zu sein…

Auch ein Besuch des hoch gelobten Museum of Civilization mit dem IMAS Theater in Ottawa wird vermutlich nicht mehr klappen. Auch das bedaure ich ein wenig. Wäre ich allein unterwegs würde ich die Reise an einigen Stellen anders gestalten. So muss ich mich den Gegebenheiten eben anpassen. Und letztlich kann ich mich ja auch nicht beschweren, denn gesehen und erlebt haben wir in den zurückliegenden fast 4 Wochen sehr viel!

Am Abend laufen wir noch ein kurzes Stück vom Campingplatz aus am St. Lawrence Strom entlang. Anschließend gibt es Abendessen im RV und wie immer sitzen wir noch ein wenig zusammen und unterhalten uns.

Tag 24: On The Road Again (1)

In aller Frühe liefern wir heute Christine am Halifax International Airport ab, von wo sie über Detroit zurück nach North Carolina fliegt. Im Anschluss machen wir uns auf den Weg und treten die ca. 2000 km lange Rückfahrt nach Toronto an. Den Plan, von Nova Scotia mit der Fähre über die Bay of Fundy nach New Brunswick überzusetzen haben wir gestern bereits verworfen. Und so führt uns die Fahrt über Truro auf den Trans-Canadian-Hwy, der sich von Nova Scotia bis nach British Columbia quer durch das ganze Land erstreckt. Kurz nach Truro legen wir noch einen kurzen Stopp für ein Frühstück ein … und wo? … Na bei Tim Hortons natürlich – wie könnte es anders sein? Dann geht es weiter auf dem Hwy bei Verkehrsverhältnissen, von denen wir in Deutschland nur träumen können. Unterwegs steht plötzlich eine Familie mit zwei kleinen Kindern auf dem Seitenstreifen und trampen. Leider reagieren wir viel zu spät, um mit unserer Riesenkiste noch sicher halten zu können. Besonders für die Kinder wäre die Fahrt in so einem RV sicherlich ein Erlebnis gewesen.

Beim Überqueren der Grenze zwischen New Brunswick und Quebec kommt uns die Umstellung auf Eastern Time entgegen: Wir gewinnen eine Stunde. Einige Kilometer nach Rivière-du-Loup, wo wir auf dem Weg nach Nova Scotia mit der Fähre aus St-Simeón angekommen sind, fahren wir vom Trans-Canadian-Hwy auf den Hwy 138. Wir wollen näher am St. Lawrence Strom entlang fahren, um mehr zu sehen.

Zunächst hatten wir die Idee gehabt, wieder mit der Fähre den St. Lawrence Strom zu überqueren und über Tadoussac noch in das Saguenay Gebiet zu fahren. Dort gibt es einen großen Zoo bei St. Felicien, der Jan auf seiner Reise sehr gut gefallen hat. Als wir die dafür zurückzulegende Strecke kalkulieren begraben wir die Idee jedoch schnell wieder. Statt dessen beschließen wir, gemütlicher am St. Lawrence Strom entlang zu fahren. Ich glaube, dass mein Vater nach Möglichkeit bereits am Montag in Waterloo ankommen möchte.

Unterwegs kehren wir zum Abendessen in ein asiatisches Restaurant in Montmagny ein. Das Essen ist OK, wenn auch nicht mit dem in europäischen Chinarestaurants zu vergleichen. Die Bedienungen sind allerdings sehr unbeholfen. Im Salatbuffet stehen praktisch nur noch leere Schüsseln und eine entsprechende Frage wird erst nach mehrfacher Wiederholung halbwegs verstanden. Auf diese Weise reihen sich mehrere Fauxpas aneinander. Letzten Endes haben wir gut gegessen bei ziemlich katastrophalem Service. Ich glaube selbst Christine hätte da mit ihrer hartnäckigen Art nicht mehr viel ausrichten können.

Nach dem Essen suchen wir einen Campingplatz, was sich unerwartet als recht schwierig herausstellt: Die ersten beiden Plätze, die wir ansteuern sind restlos voll. Erst beim dritten werden auf einen Platz verwiesen, der uns noch aufnehmen kann. Zum Glück können wir telefonisch gleich einen Stellplatz reservieren lassen. Inzwischen regnet es in Strömen und wir sind froh als wir den besagten Platz erreichen. Beim Einchecken gibt es die erste Überraschung: Der Platz ist der mit Abstand teuerste bisher. Aber angesichts der Situation bleibt uns nichts anderes übrig als hier zu bleiben. Immerhin gibt es ein funktionierendes WLAN, so dass wir nach einigen Tagen ohne Internet wieder mal eMails und Nachrichten lesen können. Zusammen mit einem Glas Wein bringen wir damit den für uns sehr langen Tag zu Ende.

Tag 23: Halifax

Als letzte Station der gemeinsamen Reise mit Christine steht heute noch Halifax auf dem Programm. Die Hauptstadt von Nova Scotia ist gleichzeitig die größte Stadt der Provinz. Com Campingplatz aus sind es etwa 30 bis 40 km bis in die Stadt, wo wir unseren RV auf einem Parkplatz am Hafen abstellen. Zuerst schlendern wir durch den oberen Teil der Stadt entlang der Berrington Street und werden auf dem Friedhof gleich wieder von Einheimischen angesprochen.

Anschließend steigen wir zur Zitadelle hinauf, die wir uns jedoch nicht von innen anschauen. Die Eintrittspreise sind relativ hoch und mit den tollen Eindrücken in Louisbourg hätte diese wesentlich kleinere Anlage vermutlich nicht mithalten können. Unsere Tour durch die Stadt führt und weiter hinunter an den Hafen. Der bisher eher magere Eindruck von der Stadt bessert sich hier deutlich. Wasser und insbesondere das Meer, zusammen mit der typischen Hafenstimmung verleihen einer Stadt einfach einen ganz besonderen Flair.

Wir legen an der Promenade eine Pause ein und essen unseren ersten Beavertail. Das ist ein Gebäck ähnlich dem Langosch, den es bei uns auf dem Weihnachtsmarkt gibt. Als Topping gibt es von Zimt und Zucker bis Apfelringe viele verschiedene Variationen. Ich suche mir Schokolade und Bananenscheiben aus.

Nach der Pause schlendern wir weiter an der Promenade entlang und machen zum Schluss noch einen Abstecher zum Waterfront Boardwalk. Ähnlich wie auf Ellismere Island in den USA sind am dortigen Pier 21 in der Zeit von 1928 bis 1971 über eine Million Einwanderer nach Canada geströmt. Heute findet man hier einige Restaurants und exklusive Geschäfte und Boutiquen. Außerdem liegen enige große Segelyachten am Pier, darunter die 41 Meter lange Superyacht des Tim Hortons Eigentümers. Sein Bordpersonal ist gerade mit Reparaturen und dem Auftanken der Yacht beschäftigt. Allein eine Tankfüllung wäre für unsereins vermutlich kaum zu bezahlen.

Weil wir noch reichlich Zeit haben, gehe ich mit Christine und meiner Mutter noch ins Maritime Museum of the Atlantic. Neben zahlreichen Schiffsmodellen sind dort Fundstücke aus im Atlantik verstreuten Schiffswracks ausgestellt. Außerdem gibt es Filme über den Untergang der Titanic und über die “Halifax Explosion” zu sehen. Bei diesem Zusammenstoß zweier Schiffe vor Halifax, von denen eines Sprengstoffe in rauen Mengen geladen hatte, wurde durch die Verkettung mehrerer Zufälle 1917 ein Großteil der Stadt zerstört. Rund 1900 Menschen kamen ums Leben und man spricht heute von der größten, von Menschen verursachten Explosion vor dem Abwurf der Atombomben auf Hieroshima und Nagasaki. Das Museum ist insgesamt sehr schön gemacht, um allerdings alle Beschreibungen zu lesen hätten wir viel mehr Zeit gebraucht. Am Ende des Rundgangs können wir noch an Bord der CSS Acadia gehen, die vor dem Museum im Hafen liegt. Das Schiff diente bis 1981 als Forschungsschiff zur Kartografie der Umgebung von Halifax. Seit 1929 hatte es einen der ersten gyroskopischen Kompasse an Bord, da die Missweisung in der Gegend bereits rund 21 Grad beträgt.

Nach dem Museum treffen wir meinen Vater wieder und gehen alle noch sehr gemütlich essen. Es gibt absolut leckeren Lachs mit einer Glasur als Bourbon und braunem Zucker, gebacken auf einem Zedernholzbrett. Wirklich seeehr lecker!!! Mit diesem tollen Abschluss verabschieden wir uns von Halifax und steuern einen Campingplatz in der Nähe des Flughafens an, auf dem wir Christine morgen in aller Frühe abliefern müssen. Mit dem üblichen Glas Wein endet unsere gemeinsame Reise mit ihr und auch wir treten morgen die ca. 2000 km lange Rückfahrt nach Toronto an…

Tag 22: Peggy’s Cove

Heute steht der berühmte Leuchtturm und das Fischerdorf von Peggy’s Cove auf dem Programm. Von dem abgewrackten Campingplatz in Spry Harbour fahren wir an der Südküste von Nova Scotia entlang in Richtung Halifax. Da wir nichts mehr zum Frühstück haben, müssen wir zuerst noch eine geeignete Einkaufsmöglichkeit finden. Das artet mal wieder in einer etwas nervigen Sucherei aus, weil es in den kleinen Fischerdörfern hier unten offensichtlich keine anständigen Geschäfte gibt. Nur irgendwelche General Stores im Country-Stil, die alles und nichts verkaufen. Nach einer Weile werden wir aber fündig und suchen dann noch kurz nach einem geeigneten Frühstücksplatz. Aber auch hier lohnt sich die Suche letzten Endes, denn wir finden einen sehr schön gelegenen Picknick-Platz an einem der vielen Fjord-artigen Buchten. Dort genießen wir erstmal unter sehr verpätetes Frühstück.

Anschließend setzen wir unsere Fahrt fort und halten ettliche Male entlang der Küste. Die Gegend hier unten mit den vielen tiefen Buchten und den schönen Häusern gefällt uns allen sehr gut. Fast sogar besser als die Landschaft im so berühmten Cape Breton Highlands National Park. Letzterer ist aber einfach ganz anders und sein Ruf eilt ihm wohl sehr voraus.

Unterwegs werden wir bei einem unserer Foto-Stopps von einem Anwohner vom Balkon aus angesprochen. Wie üblich kommt schnell eine kurze Unterhaltung zustande. Wir erfahren, dass das sehr auffällige, fast schon unverschämte Haus mit Türmchen auf der anderen Seite der Bucht deutschen Auswanderern gehört. Und einmal mehr bin ich von der Offenheit und Kontaktfreudigkeit der Kanadier beeindruckt.

An Halifax fahren wir nur vorbei, weil wir zuerst Peggy’s Cove besuchen und die Stadt auf morgen verschieben wollen. Kurz vor unserem Ziel verändert sich die Landschaft plötzlich gravierend. Viel weniger Vegetation und kahle Felsen. So hatten wir uns die Highlands im Cape Breton Park vorgestellt. Auch hier halten wir mehrere Male und genießen die Aussicht.

Schließlich erreichen wir mit Peggy’s Cove unser heutiges Tagesziel. Wir stellen den RV ab und buchen zuerst noch im Visitors Center einen Platz auf der Fähre nach New Brunswick für die Rückfahrt nach Toronto, die wir ab Samstag antreten werden. Anschließend schlendern wir durch das Fischerdorf von Peggy’s Cove in Richtung des weltberühmten Leuchtturms, der Wahrzeichen von Nova Scotia ist. Das Dorf liegt wunderschön und die vielen bunten Bote geben beinahe unendlich viele tolle Fotomotive ab. Natürlich schauen wir uns auch in einem der vielen Souvenirgeschäfte um, die z.T. wirklich schöne Andenken verkaufen. Insgesamt ist Peggy’s Cove vermutlich die touristischste Ecke unserer Canada-Reise, der schönen Umgebung tut das jedoch keinen Abbruch. Eine kleine Enttäuschung bleibt uns aber nicht erspart: Der Leuchtturm wird gerade jetzt renoviert und Arbeiter sind gerade dabei das Gerüst aufzubauen. Wegen den Arbeiten ist auch das Post Office im Turm geschlossen. Trotzdem klettern wir natürlich ausgiebig auf den Felsen rund um den Leuchtturm herum und genießen die Aussicht aufs Meer bei Sonnenschein und strahlend blauem Himmel.

Nachdem wir genug gesehen haben, schlendern wir wieder zurück zum RV. Auf dem Weg gehen wir noch ein Eis essen und werden von der Verkäuferin sogar auf Deutsch angesprochen. Außerdem kaufen wir noch unsere Mitbringsel ein und machen uns dann auf den Weg in Richtung Campingplatz.

Kurz nach Peggy’s Cove kommen wir an einem Memorial für den Absturz der Swissair-Maschine des Flugs 111 vor der Küste von Nova Scotia im Jahr 1998 vorbei, bei dem 229 Menschen ums Leben kamen. Wir halten hier noch einmal kurz an. Dann geht es weiter noch ein Stück an der Küste entlang. Eigentlich hatten wir uns einen Campingplatz näher an Halifax herausgesucht, entscheiden uns dann aber spontan um, als wir an einem sehr einfachen aber sehr schön am Wasser gelegenen vorbei kommen. Wir checken ein und gehen dann noch kurz fürs Abendessen einkaufen. Barbecue aus der Pfanne und dazu Salat und gekochte Maiskolben – noch amerikanischer geht es kaum :-).

Nach dem Abendessen können wir noch einen wunderschönen Sonnenuntergang über der Bucht bewundern. Ich tobe mich bei dieser Gelegenheit natürlich mit meiner Kamera aus – Ergebnis: Knapp 100 Bilder, die zu Hause alle noch nachbearbeitet werden wollen. Aber die nächste Lernphase kommt bestimmt und dafür brauch eich ja auch eine Beschäftigung für die Abende. Ich verbringe eine ganze Weile mit der Kamera draußen in der Abendstimmung und nehme erst Reißaus, als mich die Mosquitos endgültig zu sehr nerven. Im Wohnmobil sind meine Eltern und Christine bereits beim Kartenspielen. Ich lade noch GPS-Daten und Bilder auf Notebook, bevor wir alle ins Bett gehen.

Tag 21: Eastern Shore

Heute haben wir hauptsächlich einen Transfer-Tag. Da unsere Urlaubszeit sich so langsam dem Ende neigt, müssen wir den Cabot Trail leider schon wieder verlassen. Wir könnten gut noch eine Woche hier verbringen und müssten trotzdem viele schöne und interessante Ecken auslassen. Bevor wir aber weiterfahren, nehmen wir noch den Skyline Trail mit. Dieser etwas längere Weg verspricht tolle Aussichten und die Hoffnung auf Elchbegegnungen. Ich freue mich sehr darauf, eine etwas längere Wanderung im Cape Breton Highlands National Park zu unternehmen.

Der Weg ist sehr leicht zu laufen und nach einem Drittel erreichen wir einen Stichweg, der auf eine sehr schön angelegte Plattform hoch über dem Meer führt. Über Holzplanken kann man hier ein Stück den Hang hinunter laufen und hat eine tolle Aussicht über die Hochebene, das Meer und den Cabot Trail, der sich am gegenüberliegenden Hang entlang schlängelt. Allein die Aussicht von hier oben ist die – ohnehin nur mäßige – Anstrengung der Wanderung wert.

Auf dem weiteren Rundweg werden wir von zwei anderen Wanderern auf eine Elchkuh aufmerksam gemacht, die gerade so zwischen den Bäumen zu sehen ist. Wir wären vermutlich an ihr vorbei gelaufen, ohne überhaupt etwas zu sehen. Man musste schon sehr genau hinsehen, um sie beim Fressen beobachten zu können. Unterwegs treffen wir weitere Wanderer, die uns erzählen, sie hätten einen Elchbullen mitten auf dem Weg getroffen. Wie bei den Walen am Vortrag muss man eben auch für Elchbegegnungen viel Glück mitbringen. Aber immerhin haben wir inzwischen schon 5 dieser riesigen Tiere gesehen – inklusive einer Elchkuh mit ihrem Jungen im Algonquin Park!

Nach knapp 3 Stunden haben wir das Ende des Rundwegs erreicht und setzen unsere Fahrt im RV fort. Über Cheticamp, Inverness und Mabou fahren wir auf dem Hwy 19 in südlicher Richtung. Zunächst war der Plan, auf dem Marine Scenic Travelway über den Hwy 16 an der Südküste von Nova Scotia nach Halifax zu fahren. Außer Halifax selbst, von wo Christine am Samstag auch abfliegt, wollen wir dann noch Peggy’s Cove und die Mahone Bay besuchen. Anschließend müssen auch wir den Heimweg antreten. Allein auf Nova Scotia könnten wir noch weit mehr als eine Woche zubringen. Aber leider wartet das Flugzeug ja nicht auf uns und zu Hause wartet die Arbeit :-(.

Auf der Fahrt entlang der Südküste von Nova Scotia, die bis Halifax als Eastern Shore bezeichnet wird, kommen wir immer wieder an netten kleinen Siedlungen vorbei, die an den tief eingeschnittenen Buchten liegen. Wir legen einige Stopps zum Fotografieren ein, stehen aber insgesamt leider ein wenig unter Zeitdruck. Schließlich wollen wir heute noch so weit wie möglich kommen, um morgen bis Peggy’s Cove nicht mehr allzu weit fahren zu müssen.

Für die Nacht fahren wir zunächst einen Campingplatz in Sheet Harbour an, der uns allerdings auf Anhieb nicht besonders zusagt. Daher fahren wir weiter auf einen anderen Platz in Spry Harbour. Unterwegs kehren wir in einem Englischen Pub ein und essen dort zu Abend. Das Essen ist sehr gut, die Bedienung ein wenig schwerfällig. Trotzdem sind wir wie so oft über die günstigen Preise in Canada überrascht. Insbesondere Getränke sind um ein vielfaches günstiger als in Deutschland und bei Ice Tea gibt es in der Regel sogar noch kostenloses Refill.

Nach dem Essen fahren wir direkt zu dem Campingplatz in Spry Harbour. Diesen müssen wir zuerst ein wenig suchen, bis wir mitten in der Pampa vor einem etwas abgewrackten Motel stehen. Außer einem entsprechenden Schild ist von einem Campingplatz nichts zu sehen. Dafür werden wir aber sofort von einem Mann angesprochen, der sich als der Verantwortliche für die Anlage entpuppt. Wir können auch tatsächlich einchecken und uns einen Platz aussuchen. Schon beim Dumping, das wir zuvor noch erledigen wollen, erleben wir die erste Überraschung: Die Sickergrube der Dumpingstation ist restlos überfüllt und läuft über als wir unsere Tanks leeren wollen. Auch die restliche Einrichtung des Platzes ist ziemlich abgewrackt. Es gibt einen Pool (= ein größeres Kinderplanschbecken mit Gerüst drumherum) und sanitäre Einrichtungen. Letztere sind aber so ungepflegt, dass selbst ich froh war, alles im RV zu haben.

Wie immer lassen wir den Abend im RV bei einem Glas Wein ausklingen. Am nächsten Tag wollen wir weiter nach Peggy’s Cove und von dort noch nach Halifax.

Tag 20: Whale Watching

Unglaublich aber wahr: Bei Sonnenschein wachen wir heute auf! Wir freuen uns riesig, endlich schönes Wetter! Auch die beiden Motorradfahrer dürften nach dem Sauwetter von gestern aufblühen. Nach dem Frühstück fahren wir noch die letzten Meter die Straße bis ans Ende der Welt hinauf. Eigentlich hatten wir vor, heute noch den Trail bis zum Cape St. Lawrence Lighthouse zu laufen. Aus Zeitgründen und weil mein Vater nicht so besonders begeistert ist, entscheiden wir uns aber dagegen. Statt dessen versuchen wir unser Glück mit einem kürzeren Weg, der auf die Landspitze am westlichen Ende der Meat Cove führen soll. Nach wenigen Metern müssen wir aber leider umkehren, weil der Weg im Dickicht verschwindet und außerdem sehr schlammig wird.

Zurück beim RV machen wir uns auf den Weg zurück zum eigentlichen Cabot Trail. Über die “Dirt Road” geht es dafür wieder in Richtung Cape North. Ab hier fahren wir weiter in Richtung Pleasant Bay. Unterwegs halten wir hin- und wieder an Aussichtspunkten und laufen sogar einen kurzen Trail ab, von dem aus man 350 Jahre alte Ahornbäume bewundern kann.

Der nächste größere Stopp ist dann in Pleasant Bay. Hier besuchen wir zunächst das Whale Interpretitive Centre, ein sehr nett eingerichtetes Museum über Wale. Die Ausstellung ist sehr anschaulich gemacht und liefert einen tollen Überblick über diese faszinierenden Tiere, die der Mensch bis vor kurzem – und sogar heute noch – so erbarmungslos jagt. Entsprechend gut finde ich auch das Zitat am Ende eines kurzen Films über die Grausamkeite der Waljagt und der heutigen Forschung: “If we cannot protect these fascinating creatures, can we protect any other lifeform on the planet? Can we even protect ourselves?”

Nach einigem Hin- und Her und der typischen Unentschlossenheit der Gruppe, buchen wir uns gleich vor Ort für eine Whale Watching Tour bei Captain Mark ein. Nach einer kurzen Wartezeit geht es auch schon los. Zwei Wissenschaftlerinnen, die die Tour begleiten, erklären uns vorab welche Wale wir sehen werden. Im Wesentlichen wird es sich auf die Pilotwale beschränken, da die wirklichen Riesen nur mit sehr viel Glück zu beobachten sind.

Die Fahrt bis zu der Stelle, an der sich heute die Wale aufhalten dauert etwas eine 3/4 Stunde. Unterwegs treffen wir auf einen Minke Whale, von dem wir allerdings nur den Rücken zu sehen bekommen. Entsprechend beeindruckend ist der Hinweis unsere Begleiterin, dass es sich dabei nur um etwa 10 % des Körpers des ganzen Wales handelt. Wir sehen den Minke Whale 2-3 Mal, bevor er offensichtlich für längere Zeit abtaucht. Captain Mark fährt uns weiter zu der Stelle, an der sich heute die Pilotwale tummeln. Noch ist dort eines der Whale Watching Zodiaks unterwegs, so dass sich die Tiere nicht so sehr für uns interessieren. Erst als dieses abzieht kommen sie bis an die Bordwand heran und spielen ihr Versteckspiel mit uns. Immer wieder tauchen sie unter dem Boot durch. Besonders lustig sieht es aus, wenn sie ihren Kopf aus dem Wasser strecken. Pilotwale haben einen etwas unförmigen, runden Kopf.

Wir können die Wale für eine Weile beobachten, bevor Captain Mark die Rückfahrt antritt. Er will auf dem Rückweg noch einmal Ausschau nach dem Minke Whale halten, der uns aber nicht mehr den Gefallen tut. Auch größere Wale wie z.B. einen Finnwal sehen wir leider nicht. Dafür braucht man wohl einfach sehr viel Glück.

Zurück im Hafen treffen wir Christine wieder, die nicht auf die Tour hatte mitkommen wollen. Wenig später fahren wir weiter und suchen einen geeigneten Campingplatz für die Nacht. An Corney Brook halten wir kurz, weil uns der Platz sehr gefällt. Wir sind uns aber unsicher, ob auf dem nach einem reinen Zeltplatz aussehenden Gelände auch RVs zugelassen sind. Also fahren wir weiter auf einen anderen riesigen Campingplatz am Ausgang des Parks. Als wir dort einchecken, frage ich den Ranger, ob wir mit dem RV eigentlich auch irgendwo halten und übernachten dürfen. Als Antwort bekomme ich wie erwartet ein Nein, werde aber auf eben den Platz in Corney Brook hingewiesen. Von einem Verbot für RVs weiß der Ranger nichts. Also checken wir gleich vor Ort für den Platz ein und fahren nach einem Dumping-Stopp dorthin zurück.

Wieder einmal versuchen wir unser Glück mit einem Barbecue. Anfangs sieht es dank des gesammelten Treibguts auch recht gut aus mit dem Feuer. Der ziemlich starke Wind macht uns letzten Endes dann aber doch noch einen Strich durch die Rechnung, so dass wir unser Fleisch doch wieder in der Pfanne braten müssen. Das ist zwar schon schade, wo wir uns doch im Land des Barbecue befinden. Weil es nach Sonnenuntergang aber recht kühl wird, wäre es mit draußen sitzen wohl sowieso nichts geworden.

Während wir noch mit Feuermachen beschäftigt sind, tauchen plötzlich unsere beiden Motorradfahrer auf. Wir laden sie nach kurzem Hin- und Her zum Essen ein, erfahren nach einem kleinen Missverständnis dann aber, dass sie bereits unterwegs eingekehrt waren. Zunächst verstehe ich das falsch und wir machen uns schon Gedanken, wie wir unser begrenztes Abendessen für 3 Personen pushen können. Nachdem wir aber wissen, dass wir alleine essen werden, ändern wir unsere Einladung an die beiden auf einen Umtrunk gegen später und setzen das auch in die Tat um, allerdings im RV, weil es draußen definitiv zu kalt wird.

In einer netten Unterhaltung erfahren wir, dass David aus Manhatten und Song aus New Jersey ist. Beide sind Motorrad-Fans und haben wohl schon mehrere solche Touren hinter sich. Dieses Mal sind sie mit dem Truck bis Nova Scotia gefahren und touren hier mit dem Bike über die Insel. Die Unterhaltung ist eine nette Abwechslung zu den bisher recht ereignislosen Abenden, an denen wir alle meist recht müde von den Erlebnissen des Tages waren. Ich genieße auch heute mal wieder die Offenheit und Gelassenheit der Amerikaner, die ich in Deutschland schon immer wieder mal vermisse.

Irgendwann brechen die beiden auf und wir gehen ins Bett. Damit geht ein weiterer erlebnisreicher Tag zu Ende.

Tag 19: Cape Breton Highlands National Park

Von Broad Cove fahren wir heute weiter in den Cape Breton Highlands National Park hinein. Entlang der Küste geht es über Lakies Head und Green Cove nach Neils Harbour. Obwohl es am Morgen etwas geregnet hat, haben wir auf dem ersten Teil der Strecke Glück mit dem Wetter – zumindest verglichen mit unserem ersten Versuch im Nationalpark vor zwei Tagen. Teilweise kommt sogar die Sonne durch, mit der die ganze Landschaft schon wieder völlig anders wirkt. Wir legen immer wieder kurze Stops ein, um zu fotografieren und die Landschaft zu genießen. Aus Zeitgründen lassen wir die zuerst ins Auge gefassten Trails rund um den South Point aus. Statt dessen fahren wir von Neils Harbour gleich auf die Alternate Scenic Route und machen einen Abstecher in den Hafen bei White Point. Dort kommen wir mit einem Hafenarbeiter ins Gespräch, der die Fänge der Fischer weiter versorgt. Er zeigt uns den heutigen Fang Lobster und drückt mir plötzlich eines der Viehcher in die Hand. Die gefährlichen Scheren sind zugebunden, trotzdem weiß ich zunächst nicht, wie ich ihn anfassen soll. Er bewegt sich allerdings nur ganz leicht und die Beine krallen bei weitem nicht so wie ich befürchtet hatte. Der Mann erklärt uns, dass die Fänge dieses Jahr sehr mager ausfallen und das fast durchweg schlechte Wetter schlecht für das Geschäft der Fischer ist. Zumal die Lobster-Saison in Kürze endet und Regularien den weiteren Fang der Tiere verbieten.

Weiter geht die Fahrt am South Harbour vorbei, der für einige tolle Fotos sorgt. Eine Sandbank schneidet die Bucht bei Niedrigwasser vollkommen vom Meer ab, so dass sie zu einer kleinen Seenlandschaft wird. Nördlich von South Harbour fahren wir über Dingwall einen Abstecher an die Küste. Dort ist es allerdings weniger spektakulär, so dass wir recht schnell wieder umkehren. Auf der Rückfahrt zur Hauptstraße läuft wenige Meter vor unserem RV plötzlich ein großes Tier über den Weg. Meine Mutter ruft noch “Ah, ein Pferd… äh Esel” als ich bereits sage “Guck, ein Elch!”. Und tatsächlich: Gemütlich läuft das riesige Tier quer über die Straße und das, obwohl wir uns eigentlich in einem Dorf befinden. Wir halten sofort an, steigen aus und laufen ihm ein Stück hinterher. Um eine Ecke herum steht er unter ein paar Bäumen und grast. Dabei können wir ihn in Ruhe fotografieren. Leider habe ich nur das normale Objektiv auf der Kamera und bis ich mein Tele geholt habe, ist der Elch ein ganzes Stück weiter gelaufen. Noch dazu in Richtung eines Hauses. Dort bellt schon ein Hund und läuft auch auf den Eindringling zu. Dieser senkt nur den Kopf und zeigt dem Kläffer kurz sein mächtiges Geweih, worauf sich der Verteidiger eilig verzieht. Stolz, wenn auch etwas verwirrt stolziert der Elch davon.

Wir fahren weiter nach Cape North und biegen dort entlang des North Harbour auf die Route in Richtung Bay St. Lawrence bzw. Meat Cove ab. Inzwischen hat der Wind deutlich aufgefrischt und es hat leicht zu regnen begonnen. Kurz vor der Siedlung Sugarloaf besuchen wir das Cabot Landing Memorial, das zu Ehren von John Sebastian Cabot – ursprünglich Giovanni Caboto – errichtet wurde, der 1497 hier anlandete und Nordamerika entdeckte. Mit dem starken Wind und dem Regen ist der Aufenthalt dort allerdings kein so riesiges Vergnügen. Deshalb legen wir nur eine kurze Snackpause ein und fahren dann weiter. Auf der Rückfahrt von Meat Cove kommen wir ja noch einmal hier vorbei und haben damit eine weitere Chance.

Vom Memorial fahren wir weiter in die Bay St. Lawrence. Ganz vorne im Hafen peitscht das Wasser immer wieder heftig über die Mole, was für einige gute Fotos sorgt. Auch der kleine Fischerhafen gibt ein schönes Bild ab. Allerdings ist der Wind inzwischen so stark, dass es zusammen mit der recht kühlen Luft ziemlich ungemütlich ist. Deshalb halten wir uns hier auch nicht allzu lange auf. Auf dem Rückweg zur Abzweigung in St. Margaret Village kommen wir an einer Imbissbude vorbei und essen Fish-‘n’-Chips bzw. einen Hot Dog zum Mittagessen. Außerdem kommen wir kurz mit dem Budenbesitzer ins Gespräch – wie eben so oft hier in Canada, wo die Menschen sich ständig für dich und deine Erzählungen interessieren.

Nach dem Mittagessen legen wir den Rest der Strecke bis Meat Cove ohne größere Stopps zurück. Die Sicht ist inzwischen einfach zu schlecht und das Wetter so ungemütlich, dass keiner von uns mehr länger aussteigen will. Kurz nach Capstick endet die asphaltierte Straße und wir fahren auf der “Dirt Road” weiter bis Meat Cove. Dort angekommen halten wir kurz bei dem kleinen Infocenter vor dem Campingplatz, um uns nach den Trails hier oben zu erkundigen, die in unseren Karten gar nicht mehr verzeichnet sind. Ob es mit einer längeren Wanderung am nächsten Tag allerdings noch etwas werden würde, steht wegen des Wetters sehr in den Sternen. Anschließend fahren wir auf den Campingplatz, der bis auf zwei RVs, einen Pickup-Camper und einem Klappzelt vollkommen verlassen ist. Zunächst treffen wir niemanden zum Einchecken an, aber kurze Zeit später erscheint ein etwas unwirrsch wirkender Mann. Sehr gesprächig ist er nicht, aber wir bekommen unseren Platz und stellen unser Wohnmobil nach ein wenig hin- und her rangieren auch wie gewünscht ab. Dann verziehen wir uns erstmal in das nahegelegene Restaurant für einen heißen Kaffee. Kurz bevor wir wieder gehen wollen, kommen wir mit einem anderen Gast ins Gespräch. Er ist Lehrer an internationalen Schulen und hat bereits in vielen verschiedenen Ländern gearbeitet – zum Großteil in Südamerika. Eine seiner Töchter ist 19 Jahre alt und in 6 verschiedenen Ländern aufgewachsen. Er ist wirklich eine interessante Persönlichkeit und wir unterhalten uns eine ganze Weile mit ihm. Das ist etwas, was mir – wie bereits in den USA – auch hier in Canada sehr gut gefällt: Man kommt sehr leicht mit den Leuten ins Gespräch und die Unterhaltung läuft in den meisten Fällen auch von ganz allein weiter.

Zurück im Wohnmobil spielen wir noch ein paar Runden Mogeln in Ermangelung der genauen Kombinationen beim Pokern, die weder Christine noch ich vollständig auf die Reihe bekommen. Anschließend gibts Chicken Wraps zum Abendessen und Christine und meine Eltern haben ihre Freude an zwei ankommenden Motorradfahrern, die nach einem geeigneten Zeltplatz suchen und mit dem Aufbau ihres Zelts beginnen. Eigentlich ja ein wenig daneben, aus dem Camper heraus die Leute zu begaffen… Tja, ich nutze die Zeit, um mein Blog zu vervollständigen.