Ilha do Campeche

Seit ich in meinem Reiseführer von der “Ilha do Campeche” gelesen habe, stand für mich ein Besuch dieser Insel an einem der nächsten Wochenenden fest. Gestern habe ich diesen Plan zusammen mit Zarko in die Tat umgesetzt…

Die “Ilha do Campeche” liegt etwa anderthalb Kilometer (oder für die Segler unter euch: knapp eine Seemeile) vor der Ostküste der “Ilha de Santa Catarina” und ist praktisch von zwei Orten aus mit dem Boot zu erreichen. Von Armação aus setzen kleinere Boote bzw. meist wohl Fischerboote zur Insel über und von Barra da Lagoa steuert einmal täglich ein größeres Ausflugsboot die Insel an. Die Insel selbst steht größten Teils unter Naturschutz, welcher von einer Organisation “überwacht” wird. Neben schönen Wegen quer durch den “Mata Atlântica” (charakteristischer Wald im Küstengebiet) gibt es ein paar archäologische Höhlenmalerein zu sehen.

Nachdem ich letzte Woche ein paar Informationen eingeholt hatte, entschied ich mich für das Boot von Barra da Lagoa aus. Obwohl dieses ein wenig teurer war als die Boote von Armação, war mir das die längere Fahrt entlang der Küste der “Ilha de Santa Catarina” mit Blicken auf den Praía Galheta, Praía Mole und Praía Joaquina (den ich bisher noch nicht besucht habe) wert. Einmal mehr verschickte ich Rundmails, um weitere Teilnehmer für meinen Ausflug zu begeistern. Obwohl – oder vielleicht gerade weil – ich nicht mit Rückmeldungen rechnete, erhielt ich doch tatsächlich eMails von zwei interessierten AIESECern. Eine von Silvana, die bereits die Wanderung zum Praía Lagoinha de Lest mitgemacht hatte und eine von Carol, eine ehemalige AIESECerin aus São Paulo, die das Wochenende zufällig in Floripa verbrachte. Außerdem hatte sich Zarko angemeldet.

Am Sonntag Morgen hieß es dann recht früh aufstehen, da wir bereits um 9:30 Uhr an der Ablegestelle des Bootes in Barra da Lagoa sein mussten und die Fahrt mit 3 Bussen von meinem Appartment aus ca. 2 Stunden in Anspruch nimmt. Am ausgemachten Treffpunkt im Centro traf ich dann immerhin Zarko. Von Silvana und Carol war keine Spur zu sehen, was mich inzwischen kaum mehr überraschte. Dagegen war ich sehr überrascht darüber, dass die Busse trotz der frühen Stunde bereits ziemlich voll waren. Es schien doch tatsächlich so als pilgerten die Brasilianer hier bereits am frühen Morgen an den Strand, um dort dann vermutlich den ganzen Tag zu verbringen.

In Barra da Lagoa angekommen mussten wir nicht lange warten, bis wir an Bord des Ausflugsbootes gehen konnten und gegen 10:00 Uhr legten wir schließlich in Richtung “Ilha do Campeche” ab. Die Fahrt entlang der Ostküste der “Ilha de Santa Catarina” war das Geld bereits wert. Die Küstte ist zwischen den drei Stränden (s.o.) felsig und überwiegend unberührt. Außerdem genoss ich es, mal wieder für einige Zeit “auf See” zu sein ;-)…

Unterwegs lernten wir einen Brasilianer aus São Paulo und Winston, ein Australier aus Syndney kennen, der gerade auf einer mehrere Monate dauernden Reise quer durch ganz Südamerika war. Mit beiden unterhielten wir uns ein wenig und Winston trafen wir später wieder auf unserer Tour über die Insel.

Nach etwa mehr als einer Stunde erreichten wir die “Ilha do Campeche”. Das Boot ankerte vor dem sehr schönen Strand an der Westseite der Insel und das Anlanden wurde eine etwas feuchte Angelegenheit ;-). An Land warteten bereits Mitarbeiter des Clubs “Ilha do Campeche” auf uns Neuankömmlinge, um uns Informationen über die möglichen Aktivitäten auf der Insel zu geben. Neben verschiedenen Pfaden, die man zusammen mit einem Führer ablaufen und dabei die Natur und die Höhlenmalereien erkunden kann, gibt es Tauchtrips, bei denen man ebenfalls zusammen mit einem Führer ein Stück an der Küste entlang schnorchelt und die Meeresflora und -fauna bewundert.

Leider erfuhren wir wenig später, dass nur zwei der etwa 8 Pfade geöffnet waren, da es am Tag zuvor geregnet hatte. Außerdem brachen die Touren erst ab 13:30 Uhr auf, so dass wir aufgrund der angekündigten Rückfahrt unseres Bootes um 15:30 Uhr nur an der kürzesten Tour teilnehmen konnten. Schon allein deshalb war ich vermutlich nicht das letzte Mal auf dieser Insel…

Wir hatten also knapp 3 Stunden Zeit bis zu unserer Tour. Also suchten wir uns ein Schattenplätzchen am Strand und genossen ein wenig die Sonne und das Wasser (das nebenbei sehr kalt und – wie ich später feststellte – leider auch von ein paar Quallen bevölkert war). Im Vergleich zu den sehr gut besuchten Stränden im Norden der “Ilha de Santa Catarina” ging es hier regelrecht ruhig zu. Es waren wohl hauptsächlich Touristen (vor allem aus Argentinien) und kaum Einheimische vor Ort.

Gegen halb zwei ging dann unsere kurze Tour durch den Mata Atlântica los, die insgesamt zwar sehr interessant, aber nichts übermäßig besonderes war. Zunächst durchquerten wir den Wald, um die Ostküste der Insel zu erreichen. Unterwegs zeigten uns unsere Führer ein paar archäologische Funde – Zeugen der Indianerstämme, die vor der Eroberung durch die Europäer auf dieser Insel und auf der “Ilha de Santa Catarina” gelebt haben – und erklärten uns ein paar Besonderheiten der Vegetation in den verschiedenen Gebieten der Insel. An der Ostküste angekommen, konnten wir ein paar Höhlenmalereien bewundern, die allerdings nichts wirklich weltbewegendes waren. Leider wussten unsere Führer auch nicht wirklich besonders viel über deren Hintergründe. Die Blicke auf die schroffe, dem offenen Atlantik zugewandte Küste der Insel waren jedoch sehr schön. Insgesamt war die Tour vor allem wegen des Waldes und dieser Aussichten ihr Geld (gerade mal 5 Reais) wert.

Zurück am Strand ruhten wir uns noch einmal ein wenig aus, da uns die Hitze vor allem auf der Tour doch ganz schön zu schaffen machte. Gegen halb vier mussten wir dann wieder an Bord unseres Bootes gehen, das etwa eine halbe Stunde später in Richtung Barra da Lagoa ablegte. Kurz bevor wir an Bord gingen, trafen wir zufällig Silvana, die am Morgen mit einem Fischerboot aus Armação auf die Insel gekommen und bereits den ganzen Tag am Strand gewesen war. Scheinbar hatte sie meine Rundmails ein wenig falsch verstanden… Verbindliche Kommunikation ist mit den meisten Einheimischen hier eben nicht so einfach – egal in welcher Sprache ;-)…

Zurück in Barra da Lagoa schlenderten wir auf der Suche nach einem Restaurant ein wenig durch die sehr touristische Ortschaft. Nicht viel später fanden wir eine sehr gemütlich Fischkneipe, in der aber auch nicht-Seafood-Gerichte angeboten wurden. Mit einem wirklich hervorragenden Essen ließen wir unseren perfekt gelungenen Tag ausklingen. Obwohl die Fahrt zurück in die Stadt ein wenig stressig war, da – wie immer – gnadenloser Stau herrschte und der Bus bis Lagoa praktisch nur im Schritttempo vorankam, ließen wir uns unsere gute Laune dadurch nicht verderben. Dafür hjätte schon viel mehr passieren müssen…

Ein “politisch korrektes” Churrasco

Anlässlich Michals letztem Wochenende in Floripa fand gestern ein Churrasco im Haus unseres Chefs Thiago in Campeche statt. Angekündigt war es als “politisch korrektes” (= vegetarisches) Churrasco, was vor allem hier wohl schon ein Widerspruch in sich war. So stellte sich auch heraus, dass sich Thiagos Bruder mit dieser Idee nicht ganz hatte anfreunden können und deshalb für “ein wenig” Fleisch gesorgt hatte. Für brasilianische Verhältnisse war es tatsächlich wenig, für meine Verhältnisse völlig ausreichend ;-)…

Geplant war der Beginn für 13 Uhr. Da ich mich inzwischen aber ein wenig an das notorische zu spät Kommen der Brasilianer gewöhnt habe, brach ich auch erst später auf. Unterwegs wollte ich eigentlich Michal und Zarko treffen, als ich aber an der zentralen Busstation ankam, war von den beiden keine Spur zu sehen. Ein Anruf ergab, dass Zarko noch schlief und Michal ihn nicht wecken wollte. Da ich keine Lust hatte, auf die beiden zu warten, fuhr ich selbst weiter in Richtung Campeche. So oder so ähnlich läuft das hier am Wochenende meistens ab…

Gegen 14:00 Uhr war ich schließlich in Campeche. Zwar waren immerhin schon ein paar von Thiagos Freunden da, viel los war aber noch nicht und sie waren gerade erst dabei, den Grill anzufeuern. Trotzdem gefiel es mir in der Runde bereits recht gut, da ich sofort willkommen war und mich gut mit einem von Thiagos Freunden unterhalten konnte. Er hatte einen Großteil seiner Schulzeit in den USA verbracht und war schon in verschiedenen Ländern, was natürlich unsere Gesprächsthemen bestimmte.

Nach und nach tauchten dann immer mehr Leute auf, von denen ich bis auf Michal und Zarko niemanden kannte. Schließlich gab’s auch die ersten “Ergebnisse” vom Grill und wie erwartet stürzten sich alle auf das Fleisch – so viel zur “politischen Korrektheit” ;-). Später unterhielten uns Thiago und zwei seiner Freunde mit Musik: Gitarre, Geige und Mundharmonika waren schon irgendwie eine sehr krasse Mischung…

Gegen später kamen dann auch Jorge, Naina und zwei andere AIESECer, die ich bisher noch nicht getroffen hatte. Kurz darauf fing es heftig zu regnen an – zum Glück allerdings nicht sehr lange. Nachdem wir uns noch einige Zeit mit verschiedenen Leuten unterhalten hatten, brachen Michal, Zarko und ich zusammen mit Eric gegen 19:30 Uhr auf. Eigentlich wollten wir gegen Mitternacht anlässlich einer Geburtstagsfeier noch in einen Club gehen. Dank der großen Strecken und des “nicht ganz perfekten” Bussystems kam ich aber erst gegen 21 Uhr in meinem Apartment an und hatte dann keine Lust mehr, mich in 1,5 Stunden erneut auf den Weg zu machen. Ohne Auto ist man hier vor allem Abends schon sehr eingeschränkt. Karlsruhe wird mir nach meiner Rückkehr in dieser Hinsicht wohl wie eine Großstadt vorkommen, obwohl es nicht größer oder sogar etwas kleiner als Floripa ist.

Da ein Churrasco bekanntlich selten allein bleibt, gab’s heute gleich noch einmal eines bei Diego zu Hause. Wie gestern trafen wir uns am Nachmittag dort und unterhielten uns in geselliger Runde bei jeder Menge Fleisch – diesmal also weniger “politisch korrekt” ;-)…

Wanderung zum Praía Lagoinha de Lest

Wie bereits erwähnt hatten wir uns für letzten Sonntag eine Wanderung zum Praía Lagoinha de Lest vorgenommen – dem angeblich schönsten Strand der Insel. Ich traf Michal gegen 9:30 Uhr bereits im Bus in Richtung Centro, wo wir dann Zarko trafen. Von dort ging es mit dem Bus zunächst zum Terminal Rio Tavares und anschließend weiter nach Armação. Dort angekommen warteten wir auf Silvana, die sich nach anfänglichen Zweifeln doch dazu entschlossen hatte, mit und zu kommen.

Zu viert gings dann los über den Práia do Matadeiro und anschließend auf einem Pfad entlang der Küste in Richtung Praía Lagoinha de Lest. Der Pfad war anfangs sehr gemütlich, wurde aber schnell ganz schön anspruchsvoll. Es ging ziemlich steil aufwärts und gleich zu Beginn wählten wir eine falsche Abzweigung, die uns wieder nach unten zur Küste führte. Auf dem letzten Stück dorthin war ein Seil angebracht, an dem man sich “abseilen” musste (Lars und Tobi, verzeiht mir die Übertreibung *g*). Die Aussicht von dort war den Abstieg – und den erneuten Aufstieg – aber wert.

Danach blieb der Pfad noch eine Weile recht anspruchsvoll und führte durch sehr dichten Wald, was die Sicht auf die Küste leider stark einschränkte. Nachdem wir die Anhöhe erreicht hatten, kamen wir aber aus dem Wald heraus und konnten die herrliche Aussicht auf die Steilküste der Landzunge vor dem Praía Lagoinha de Lest bewundern auch wenn das Wetter nicht ganz so toll war wie es hätte sein können. Ein kurzes Stück weiter führte der Pfad dann sehr knapp an dieser Steilküste entlang. Es war irgendwie beeindruckend neben sich den Abgrund zu haben und in einigen Metern Tiefe die Brandung zu sehen und zu hören.

Nach einer weiteren halben Stunde erreichten wir die letzte Anhöhe vor dem Praía Lagoinha de Lest und konnten von dort bereits den ersten Blick auf diesen versteckten und schönsten Strand der Insel werfen. Leider fehlte nun wirklich die Sonne, um dem Ganzen den entsprechenden Flair zu verleihen, aber auch so war die Aussicht wunderschön. Trotz des sehr starken Windes hier oben, vesperten wir erst einmal und trafen dabei auch wieder auf das brasilianische Paar, dem wir auf dem Weg schon mehrere Male begegenen waren. Nach dieser Pause machten wir uns auf den Weg hinunter zum Strand, den wir nach weiteren 20 Minuten erreichten. Es waren nur sehr wenige Leute dort, was mir gegenüber den völlig überfüllten Stränden Praía Barra da Lagoa oder Praía Mole wesentlich besser gefiel. Leider war das Wasser sehr kalt und die Brandung extrem stark, so dass es uns trotz der Anstregungen unserer Wanderung nicht wirklich ins Wasser zog. Also machten wir es uns am Strand bequem und genossen für ein paar Stunden die Ruhe und das Meer ;-)…

Kurz nachdem wir uns auf den Rückweg in Richtung Pântano do Sul machten, fing es leicht zu regnen an. Da wir wussten, dass der Rückweg dadurch nicht einfacher werden würde, beeilten wir uns ein wenig. Zum Glück wurde der Regen nicht stärker und hörte zwischendurch auch mal auf. Trotzdem war der ohnehin nicht einfache Weg stellenweise bereits glitschig und nicht ungefährlich. Er führte über einen Morro (= Berg, Hügel), so dass wir zunächst ganz schön aufsteigen und anschließend wieder absteigen mussten. Vor allem das letzte Stück war eine ziemliche Rutschpartie, da der Regen inzwischen wieder zurückgekehrt und stärker geworden war.

In Pântano do Sul angekommen, ließen wir es uns nicht nehmen, auch bei schlechtem Wetter kurz den Strand anzuschauen. Die Ortschaft grenzt direkt an den Strand und die Straßen enden sprichwörtlich im Sand. Wir kehrten in einer unheimlich urigen Kneipe direkt am Strand ein, um etwas zu trinken. Dort hatten die Besitzer überall an den Wänden und an der Decke Zettel mit Sprüchen und Grüßen von Gästen aufgehängt. Der gesamte Raum war damit zugepflastert, was wirklich interessant aussah (siehe Foto).

Anschließend beschlossen wir, nach Armação zurück zu kehren und dort zu Abend zu essen. Da Silvana wie die meisten der Brasilianer nicht gerne Bus fuhr, rief sie ihren Vater an, der uns mit dem Strandbuggy abholte. Das war vielleicht ne Gaudi ;-)!!! In Armação angekommen, gingen wir in eine Pizzaria und ließen dort den wirklich gelungenen Tag ausklingen…

Planloser Samstag…

Nachdem ich mich während der letzten drei Tage mit einem grippalen Infekt herumschlagen musste, geht es mir inzwischen wieder besser und ich komme endlich dazu, mein Blog mal wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Gerade von letztem Wochenende gibt es einiges zu erzählen…

Zugunsten von Silvana hatten wir für unsere Wanderung zum Praía Lagoinha de Lest den Sonntag eingeplant und für Samstag hatte ich mir daher nicht so viel vorgenommen. Ich wollte die Gelegenheit nutzen und einmal den in meinem Reiseführer als “sehenswert” bezeichneten “Mercado Publico” in Downtown kennen lernen. Bisher habe ich Downtown nur einmal Samstags erlebt und die alte Markthalle nur von außen gesehen. Kurz bevor ich aufbrach, rief mich Will an und meinte, dass er mit Zarko und einem Freund aus São Paulo auch nach Downtown ginge. Also verabredeten wir uns dort und genossen ein paar Stunden das geschäftige Treiben. So ausgestorben Downtown Samstags nach 16 Uhr auch ist, so lebhaft ist hier alles am Vormittag und am frühen Nachmittag. Rund um den “Mercado Publico” gibt es Markstände mit allem möglichen von Obst über Töpferwaren bis hin zu Souvenirs. Außerdem spielen verschiedene Bands und Werbeansagen dröhnen aus aufgestellten Lautsprechern.

Der “Mercado Publico” selbst ist aber sicherlich der Höhepunkt von allem: Diese 1898 erbaute Markthalle besteht eigentlich aus zwei Hallen, die durch zwei Torbögen miteinander verbunden sind und zwischen denen sich ein Hof befindet. Früher befand sie sich direkt am Meer, bevor die Insel künstlich vergrößert wurde. Ein wesentlicher Bestandteil ist immer noch der Fischmarkt, der – zum meiner großen Überraschung – selbst zu dieser späten Zeit noch in vollem Gange war. Daneben gibt es Fleischstände, Stände mit Tees und Kräutern und natürlich welche mit Souvenirs. Außerdem nimmt Box 32 – ein angeblich empfehlenswertes Restaurant – einen großen Teil der Halle ein.

Nachdem wir diesen ersten Teil des “Mercado Publico” gesehen hatten, kauften Wills Freunde noch ein paar T-Shirts als Souvenirs ein. Anschließend gingen wir im Hof zwischen den beiden Markthallen etwas essen. Danach wollten Will & Co an den Strand nach Barra da Lagoa fahren und ich verabredete mich mit ihnen dort. Ich wollte zuerst heimfahren und später evtl. zusammen mit Michal nachkommen.

Etwa 1,5 Stunden später mussten Michal und ich dann feststellen, dass dies keine gute Idee gewesen war: Vom Terminal in Lagoa an standen wir mit dem Bus voll im Stau. Es war unglaublich, was an diesem Samstag los war. Und dabei war gar nicht mal so tolles Wetter. Für die Strecke bis Barra da Lagoa brauchten wir über 1,5 Stunden und als wir dort ankamen waren Will, Zarko und die anderen bereits wieder weg. Auch wir blieben nicht sehr lange am Strand, da es sehr windig und ungemütlich war und der Strand in Barra da Lagoa sowieso nicht gerade der schönste der Insel ist. Wir beschlossen, nach Lagoa zurück zu fahren und dort etwas essen zu gehen. Leider dauerte die Rückfahrt fast genauso lange wie die Hinfahrt, da auch in dieser Richtung alles dicht war. Es ist hier zwar normal, dass an den Wochenenden auf den Straßen vom Strand zurück in die Stadt die Hölle los ist, aber so schlimm wie an diesem Wochenende habe ich es bisher noch nie erlebt. Das letzte Stück gingen wir dann zu Fuß, da uns das schneller vorkam als mit dem Bus. Dieser Strandausflug bestand im wesentlichen also aus der Hin- und Rückfahrt und war ansonsten ziemlich für die Katz’.

In Lagoa angekommen, kehrten wir in einem Lanchonete ein und schauten anschließend noch eine Weile einer Capoeira Gruppe zu, die dort auf einem kleinen Platz übte. Capoeira ist eine typisch brasilianische Mischung aus Kampfkunst und Tanz, die ihren Ursprung wohl in den Kampfkünsten der afrikanischen Sklaven der Kolonialzeit hat. Einige AIESECer haben mir erklärt, dass es den Sklaven in der Kolonialzeit verboten war, Kampfkünste zu praktizieren. Also tarnten sie diese als Tanz, wodurch diese Mischung zustande kam. Es war wirklich sehr interessant, das einmal live zu sehen.

Danach wollte Michal nach Hause und ich selbst noch eine Weile in Lagoa shoppen. Also trennten wir uns und ich schlenderte ein wenig durch die sehr touristische Stadt. Später traf ich noch einen Mitarbeiter von Módula und als ich praktisch schon auf dem Weg in Richtung Bus-Terminal war, rief mich unerwarteter Weise Will an und sagte mir, dass sie auf dem Weg in eine Bar in Lagoa wären. Also wartete ich auf sie (was natürlich wie immer einige Zeit länger dauerte als angekündigt) und verbrachte noch eine Stunde zusammen mit ihnen in dieser Bar. Dann musste ich mich leider auf dem Heimweg machen, da ich meinen letzten Bus nach Hause nicht verpassen wollte.

Am Bus-Terminal musste ich leider feststellen, dass der nächste Bus zurück ins Zentrum erst in einer halben Stunde fuhr. Damit war mein letzter möglicher Anschluss im Zentrum nach Abraão dahin. Auf dem gesamten Weg zurück überlegte ich mir, wie ich am besten zu meinem Apartment zurück kommen könnte. Ich hatte weder genug Geld für ein Taxi dabei, noch war ich mir sicher, ob der Geldautomat im Zentrum zu dieser späten Stunde noch funktionieren würde. Im Zentrum angekommen, stelle ich fest, dass zumindest auf letzteren Verlass war und so holte ich mir das nötige Kleingeld für ein Taxi und fuhr zurück zu meiner Wohnung.

Alles in allem ein ungeplanter Tag voller Überraschungen, der damit voll der brasilianischen Lebensweise entsprach ;-)…

Ein etwas anderes Silvester…

Am Sonntag endete auch in Brasilien das Jahr 2006 – wenn auch 3 Stunden später als in Deutschland ;-). Für mich war klar, dass ich die Silvesterfeier am Strand verbringen wollte, da das natürlich etwas vollkommen neues für mich war.

Bereits letzte Woche versuchte ich vergeblich, mit ein paar AIESECern eine gemeinsame Feier zu organisieren. Leider scheiterte das daran, dass mir keiner auf meine Rundmails antwortete und außerdem viele nicht in der Stadt zu sein schienen. Auch mit meinen beiden Kollegen konnte ich nicht wirklich eine gewisse Vorausplanung auf die Beine stellen und so wussten Michal und ich bis Sonntag Nachmittag nur, dass wir an den Praía Jurere gehen wollten…

Nach einem gemeinsamen Mittagessen und notwendigen Einkäufen für die Silvesterfeier *g*, versuchten wir einige der AIESECer zu erreichen, um zu erfahren wer wo und wie feiert. Leider verlief aber auch das völlig im Sande. Die wenigsten schienen auch nur die geringste Spur einer Planung zu haben. Da uns Thiago – unser Boss – gewarnt hatte, wegen des Vekehrchaos gegen Mitternacht nicht zu spät in Richtung Strand aufzubrechen, zogen wir gegen 18 Uhr mit etwas gedrückter Laune allein los.

Von einem Verkehrschaos war absolut nichts zu sehen und am Strand angekommen, stellten wir fest, dass es dort noch sehr ruhig zuging und noch nicht allzu viel Leute da waren. Also erkundeten wir ein wenig die Gegend und suchten nach einem Club, vor dem Michal sich mit ein paar AIESECern verabredet hatte.

Jurere Internacional ist hier auf der Ilha de Santa Catarina die Gegend der Reichen. Sowohl Einheimische als auch ausländische Angehörige der High Society haben hier ihre Villen direkt am Strand, die wirklich beeindruckend sind. Mit Rucksack und in Badeschlappen durch diese Siedlung und an den Porsche und Lamborghinis vorbei zu latschen war schon irgendwie lustig…

Inzwischen hatte ich ganz schön Hunger bekommen, so dass wir außer dem Club auch noch etwas zu essen suchten. Letzteres stellte sich aber als recht schwierig heraus, da die alle Schnellrestaurants völlig übervölkert und bereits am schließen waren.

Je später es wurde, desto unruhiger wurde Michal, da wir den Club immer noch nicht gefunden hatten und auch nicht wussten, ob noch jemand von den AIESECern auftauchen würde. Zwar nahm die Zahl der Leute nun ständig zu, aber noch immer machte die Gegend den Eindruck als würde lediglich in uns unzugänglichem Rahmen innerhalb der Clubs gefeiert.

Nachdem wir den Club schließlich gefunden hatten und zur abgesprochenen Zeit (21 Uhr) keine Spur von Sissa zu sehen war, riefen wir sie an und mussten erfahren, dass sie ihre Pläne geändert hatte. Ganz nach brasilianischer Lebensweise hatte sie es natürlich nicht für nötig gehalten uns anzurufen. Zum Glück konnten wir Fábio erreichen, der uns versprach doch noch nach Jurere zu kommen. Das verbesserte unsere inzwischen sehr gedrückte Laune etwas.

Da es keine andere Möglichkeit mehr zu geben schien, kauften wir uns im Supermarkt schnell noch Pasteis. Seit dem Mittagessen hatte ich nichts gegessen und war fast am verhungern. Natürlich hatte ich ursprünglich nicht geplant, am Silvesterabend Fastfood aus dem Supermarkt zu “genießen”.

Anschließend machten wir uns am Strand auf die Suche nach Fábio und fanden ihn nach etlichen Anrufen und SMS auch endlich zusammen mit ein paar Freunden. Inzwischen hatte sich der Strand merklich gefüllt und es zeigte sich, dass die Angst, Silvester außerhalb der Clubs alleine verbringen zu müssen völlig ungerechtfertigt gewesen war.

Kurz vor Mitternacht war der Strand voll mit Leuten und ein paar Minuten zu früh (hier scheinen die Brasilianer plötzlich keine Verspätung mehr zu kennen) ging das Feuerwerk los. Es war schon sehr ungewohnt und beeindruckend, das am Strand zu erleben.

Nach dem Feuerwerk stürzten sich dann einige ins Wasser, um einer Tradition zu folgen, die ich im Detail nicht ganz verstanden habe. Irgendwie muss man über eine gewisse Anzahl Wellen springen und anschließend ins Wasser eintauchen, um das alte Jahr hinter sich zu lassen…

Gegen später kamen noch ein paar andere AIESECer vorbei, die wir zuvor nicht erreichen konnten. Wie immer passiert hier eben alles super-spontan und ohne Planung ;-)…

Um 2 Uhr wollte Fábio dann nach Hause und obwohl Michal und ich gerne noch etwas geblieben wären, gingen wir mit ihm, um unsere einzige Mitfahrgelegenheit nicht zu verspielen. Die Party war zwar ein Erlebnis, die ganze Nacht wollte ich aber doch nicht am Strand verbringen.

Gegen 4 Uhr war ich wieder zu Hause und fiel ziemlich erschlagen in mein Bett. Alles in allem war es trotz anfänglicher Schwierigkeiten eine gelungene Silvesterparty. Trotzdem hätte man mit ein wenig Planung viel mehr daraus machen können. Es wäre z.B. schön gewesen, bereits am Nachmittag mit einer größeren Gruppe am Strand zu sein und dort in Ruhe zu essen und die letzten Sonnentrahlen von 2006 zu genießen… Ich kann nicht verstehen, wieso die Brasilianer das nicht auf die Reihe bekommen. Aber ich kann ihre Lebenweise nicht ändern und bin schließlich ja auch hier, um diese kennen zu lernen.

Armação – ein weiterer Strand entdeckt!

Nach einer – zugegeben um einen Tag verkürzten – Arbeitswoche stand am Freitag Nachmittag endlich wieder ein Wochenende vor der Tür. Und noch dazu ein verlängertes mit Jahreswechsel ;-)…

Der Freitag Abend verlief ruhig. Da am Sonntag die Silvesterfeier vor der Tür stand, fanden keine anderen Partys oder ähnliches statt und ich genoss es, ein paar Stunden für mich allein zu haben.

Für Samstag hatten Michal und ich geplant, an den Strand zu gehen. Wir wollten einen der uns bisher unbekannten und etwas weiter entfernten Strände im Süden der Insel besuchen und dort auch ein wenig mehr Zeit verbringen als bei den bisherigen Strandbesuchen. Deshalb brachen wir schon am frühen Nachmittag auf und fuhren mit dem Bus in Richtung Pântano do Sul. Im Fischerdorf Armação (siehe Google Earth Koordinaten) stiegen wir aus und hatten einen wirklich sehr schönen Teil der Ilha de Santa Catarina erreicht…

Das Dorf ist natürlich ein wenig touristisch, hat aber trotzdem einen gewissen einheimischen Flair. Es liegt zwischen den beiden Stränden Praía Armação und Praía do Matadeiro, den man über einen Fußweg über einen kleinen Morro erreicht. Fotografiert habe ich leider nicht, aber ich bin bestimmt nicht das letzte Mal dort gewesen und kann das garantiert noch irgendwann nachholen…

Am Strand angekommen genossen wir die Sonne und das herrlich erfrischende Wasser, das im Westen der Insel deutlich kälter ist als im Norden. Dafür ist es aber auch wirklich erfrischend, was man von den Stränden im Norden nicht gerade behaupten kann. Seit längerem sprach ich mit jemand anderem als meinen Eltern mal wieder Deutsch, da Michal die Gelegenheit nutzen wollte, seine Sprachkenntnisse zu verbessern…

Gegen 19 Uhr machten wir uns auf den Rückweg. Um die touristischen Preise direkt am Strand zu vermeiden, beschlossen wir, zum Essen zurück in die Stadt zu fahren. Wie immer standen wir dabei eine Weile im Stau, so dass wir für die Rückfahrt deutlich mehr Zeit brauchten als gedacht. Zu Hause angekommen, gingen wir in ein Lanchonete am Ufer in Coqueiros und ließen dort den Tag ausklingen.