Zurück in Deutschland – ein Resümee

Inzwischen bin ich fast 4 Wochen wieder in Deutschland und habe mich schon wieder ganz gut eingelebt. Obwohl die gesamte Verarbeitung aller Eindrücke meines Brasilien-Aufenthalts bestimmt noch längere Zeit dauern und immer so nebenher laufen wird, möchte ich die Gelegenheit doch nutzen, ein wenig Resümee über meinen Brasilien-Aufenthalt zu ziehen und euch an der einen oder anderen Stelle daran Teil haben zu lassen. Außerdem stehen ja noch die Berichte über meine 4-wöchige Rundreise quer durch Brasilien aus, auf der ich brav in einem Notizbuch “offline” all meine tollen Erlebnisse niedergeschrieben habe.

Die Rückkehr nach Deutschland fiel mir trotz aller Ankündigungen und Erfahrungsberichten anderer nicht besonders schwer. Zum einen freute ich mich vor allem nach den 4 Wochen Rundreise und “Leben aus dem Koffer” wieder enorm auf mein geregeltes Leben in der Heimat und meine eigene Wohnung in Karlsruhe. Zum anderen sind 10 Monate aber auch eine lange Zeit und das Wiedersehen mit meinen Eltern, meinem Bruder und unserem Hund – aber auch mit all meinen Freunden – “lockte” mich nach Hause. Außerdem fehlte es mir aufgrund der eher dürftigen Integration ins Geschehen von AIESEC und den nur wenigen Kontakten zu Studenten in Florianópolis an “echten Freunden” dort, von denen mir der Abschied schwer gefallen wäre.

Alles in allem sehe ich meinen Brasilien-Aufenthalt aber als eine grandiose Erfahrung für mein Leben, die ich auf keinen Fall missen wollte. Auch wenn vieles nicht so gelaufen ist, wie ich es mir vorgestellt oder gewünscht hätte, habe ich mir einen Traum erfüllt und dessen Realisierung trotz aller Schwierigkeiten und Handicaps bis zum Ende durchgehalten, worauf ich schon ein wenig stolz bin.

Meine Arbeit verbuche ich ganz klar als eine positive Erfahrung, da ich viel dazu gelernt habe – sowohl auf rein fachlicher, als auch auf der persönlichen Seite. Ich habe erlebt, wozu mangelnde Dokumentation und das unkoordinierte “Drauflos-Hacken” in der Software-Entwicklung führen kann und habe einen vollkommen anderen Blick auf die zuvor noch sehr theoretisch anmutenden Inhalte der Vorlesungen während meines bisherigen Studiums bekommen. Ich kann mir heute besser vorstellen, wie einige der in der Softwaretechnik-Vorlesung vorgestellten Methoden in der Praxis umgesetzt werden könnten.
Dahingehend hatte ich mir aufgrund der sehr umfangreichen Job-Beschreibung mehr von dem Praktikum erwartet und hätte mir mehr Planung und methodisches Vorgehen bei der Entwicklung neuer Features und der Beseitigung von Bugs gewünscht. Die Auseinandersetzung mit den Vorgehensweisen meines Chefs, dessen Einschätzungen ich in vielen Fällen nicht teilen konnte, haben mich persönlich im beruflichen Umfeld aber mich Sicherheit weiter gebracht. Dazu haben ohne Zweifel auch die zum Teil heftigen Diskussionen beigetragen, die ich zu diesem Thema immer wieder mit meinem Chef geführt habe.

Auch jenseits der Arbeit hat mir der Aufenthalt in Brasilien einiges gebracht. Durch die fehlende Motivation der Einheimischen für Aktivitäten an den Wochenenden – die mich zu Beginn für lange Zeit und auch später immer wieder sehr beschäftigt hat – habe ich gelernt, selbst meinen Weg zu gehen und in erster Linie das zu tun, was ich für richtig halte. Wegen mangelnder Begleitung habe ich sehr viele Ausflüge allein durchgezogen und mich trotz aller Beschwerden über das Alleinsein, die ihr des öfteren von mir zu hören bekommen habt, immer wieder erneut für den nächsten aufgerafft.
Mit den Problemen rund um die Wohnung und den negativen Erlebnissen mit den Diebstählen habe ich gelernt, mich in schwierigen Situationen nur auf mich selbst zu verlassen und mich weitestgehend ohne fremde Hilfe durch zuschlagen.
Beides hat mein Selbstvertrauen enorm gestärkt, was ich als sehr wichtigen Verdienst aus meinem Brasilien-Aufenthalt mitnehme.

Zuletzt möchte ich trotz aller Beschwerden über zu wenig Kontakt zu Einheimischen noch erwähnen, dass ich doch ein paar Personen gut kennen und schätzen gelernt habe. Da ist zum einen Fábio, den ich über Michal und Younes kennen gelernt habe und der leider gleich zu Beginn meines Aufenthalts in Florianópolis nach Curitiba umgezogen ist. Dort habe ich ihn zwei Mal besucht und mich immer gut mit ihm unterhalten. Vielleicht schafft er in naher Zukunft ja doch noch einmal den Sprung nach Europa für einen Besuch, worüber ich mich sehr freuen würde.
Außerdem habe ich gerne mit Michal, Younes und Zarko zusammen gearbeitet und habe die wenigen gemeinsamen Aktivitäten mit ihnen immer genossen. Hoffentlich gelingt es uns, den Kontakt zumindest einigermaßen aufrecht zu erhalten. Mit Zarko verbindet mich ja immerhin auch noch der erste Teil meiner Brasilien-Rundreise.
Nicht zuletzt war ich während meines Aufenthalts in Florianópolis bei Marcelo und seiner Familie immer willkommen und habe mich dort wohl gefühlt. Auch zu ihnen würde ich den Kontakt gerne aufrecht erhalten. Vielleicht kommen auch sie mich einmal in Deutschland besuchen.

Alles in allem kann ich sagen, dass ich trotz aller Schwierigkeiten und Enttäuschungen mit meinem Brasilien-Aufenthalt zufrieden bin und ihn als große Erfahrung für mein Leben verbuche.

Meine 4-wöchige Rundreise durch Brasilien war der krönende Abschluss dieser intensiven Erfahrung und wie bereits erwähnt habe ich meine Eindrücke und Erlebnisse in einem Notizbuch festgehalten. In den folgenden Berichten werde ich diese nun nach und nach veröffentlichen und kann euch nur vorwarnen: Es gibt sehr viel zu lesen!!! Viel Spass…

Abschied & letzte Station: São Paulo

Am Freitag packte ich dann endgültig zusammen und gegen 12:30 Uhr fuhren wir (Marcelo, Kornel und ich) zum Flughafen. Wir erledigten noch ein paar organisatorische Angelegenheiten für Kornel und brachten die verbleibende Zeit dann mit Warten und Kaffee trinken zu. Mit leichter Verspätung wurde mein Flug nach São Paulo dann gegen 14:15 Uhr aufgerufen und es war Zeit für den Abschied. Da ich mich aber nach der doch langen Zeit in Brasilien und der tollen Rundreise auch wieder auf Deutschland freute, fiel mir dieser nicht zu schwer.

Mit etwa 20 Minuten Verspätung hoben wir ab in Richtung São Paulo – mit derselben Airline, demselben Flugzeugtyp und demselben Zielflughafen (Congonhas) wie der Flug, der vor etwa 5 Wochen den Crash in São Paulo hatte :-/.

Der Flug ging ruckzuck und ehe ich mich versah war ich in São Paulo. Beim Anflug flogen wir so dicht über den Häusern ein, dass es schon fast beängstigend wirkte. Aber alles lief glatt und wenig später war ich schon ausgestiegen und hatte mein Gepäck. Nach kurzen Suche hatte ich meinen bereits wartenden Taxi-Fahrer auch gefunden – das Schild mit meinem Namen “Dimo” hatte ich zunächst nicht sofort auf mich bezogen. Da er wohl Parkgebühren hatte sparen wollen, mussten wir mit dem schweren Gepäck ein Stück marschieren, aber dann hatten wir das Auto erreicht und es ging ab zum Hostel, das ich bereits übers Internet gebucht hatte.

An meinen letzten 4 Tagen in Brasilien lernte ich noch einmal einige interessante Leute im Hostel kennen und besichtigte mit ihnen São Paulo. Neben dem größten Park (man muss dazu sagen, dass es dieser Stadt definitiv an Grünflächen mangelt) schaute ich mir die Innenstadt an und bestaunte diese riesige Stadt auch von oben: Vom Edifício Italia, dem höchsten Gebäude der Stadt. Der Blick auf diese unendliche Betonwüste war irgendwie gigantisch und bedrückend zugleich. Alle Metropolen, die ich bisher besucht hatte (New York, San Francisco, Rio de Janeiro) wirkten da völlig anders. Fotos konnte ich leider nur mit einer einfachen Einwegkamera machen, da ich die Digitalkamara ja bereits in Florianópolis an Eduardo zurück gegeben hatte.
Am Donnerstag, den 28.08.2007 stand für den Abend dann die Rückreise nach Deutschland an. Nach 10 Monaten Brasilien hieß es ein letztes Mal zusammenpacken und ab auf den Flughafen. Es war schon ein komisches Gefühl, jetzt so plötzlich alles hinter sich zu lassen – obwohl ich mich auch wieder riesig auf meine Heimat, meine Eltern, meinen Hund und meine Freunde – und meine Stadt Karlsruhe – freute.

Vom internationalen Flughafen Guarulhos hob ich spät Abends ab in Richtung Atlanta, USA. Den Nachflug verschlief ich größten Teils – gesehen hätte ich ja sowieso nichts. Kurz nach Sonnenaufgang wachte ich über Florida auf und kam auf die Idee, dass wir ja vielleicht die Raketenstartbasis des Kennedy Space Centers sehen müssten. Und tatsächlich: Ich hatte keine paar Minuten Ausschau danach gehalten, da sah ich die charakteristischen runden Plattformen der Abschussbasen, die man auch in Google Earth so gut sehen kann.

Wir landeten pünktlich in Atlanta und nachdem ich mein Handgepäck bei einer Aufbewahrung aufgegeben hatte (zu einem Schweinepreis nebenbei – tja, “welcome back to the Dollar/Euro-countries” ;-)), fuhr ich mit der Bahn in die Stadt. Dort angekommen schlug mir erstmal die extrem feuchte und heiße Luft entgegen. Eigentlich hatte ich gedacht, das aus Brasilien gewöhnt zu sein, hier war es aber noch mal um Faktoren schlimmer. Ich schlenderte ein wenig durch Downtown, sah mir das Capitol von außen und den Olympia Park an, wo 1996 die Olympischen Spiele stattgefunden haben.

Nach etwa 1,5 Stunden hatte ich keine Lust mehr und kehrte zum Flughafen zurück. Dort verbrachte ich die restliche Zeit am Gate mit meinem Notebook. Zur geplanten Einstiegszeit erfuhr ich dann, dass das Gate wegen eines Unwetters kurzfristig geschlossen worden war und wir nun mit Verspätung rechnen mussten. Da ich mich aber hier wohl fühlte, machte mir das nichts weiter aus. Bei insgesamt 30 Stunden Reisezeit waren ein paar Stunden Verspätung auch nicht mehr so entscheidend ;-).

Nach einem verspäteten Einstieg ins Flugzeug traten dann erneut technische Probleme mit dem Funkgerät an Bord auf, so dass wir mit insgesamt über eine Stunde Verspätung abhoben. Beim Transfer in Richtung Startbahn überkam mich ein sehr seltsames Gefühl: Einerseits freute ich mich auf zu Hause, andererseits spürte ich das dringende Bedürfnis, hier zu bleiben. Atlanta hatte mir sehr gut gefallen und die USA kamen mir nach 10 Monaten in Brasilien fast wie meine Heimat vor. Das Gefühl war sehr intensiv, legte sich aber kurz nach dem Abheben und machte dann der Vorfreude auf zu Hause Platz.

Erneut hatte ich bei dem Nachtflug die Gelegenheit, ein wenig zu schlafen. Dank guter Bedingungen holten wir unsere Verspätung weitestgehend wieder ein und landeten fast pünktlich in Frankfurt, wo mich meine Eltern zusammen mit unserem Hund abholten.

Damit war mein großes Abenteuer beendet. Für ein abschließendes Resümee ist es an dieser Stelle aber noch zu früh. Zuerst musste ich wieder zu Hause ankommen und mich in der Heimat wieder einleben. Überhaupt wird die Verarbeitung all der vielen Eindrücke und Erfahrungen eine ganze Zeit in Anspruch nehmen und nach und nach auch nebenher ablaufen. Eines kann ich aber heute schon sagen: Missen wollte ich dieses Abenteuer auf keinen Fall!!!

Meine letzten 2 Tage in Floripa

Nach meiner Rückkehr nach Floripa von der Brasilien-Rundreise hatte ich noch zwei Tage dort, bevor es am Freitag nach São Paulo ging. An diesen beiden Tagen schlief ich morgens erstmal richtig aus und erledigte ansonsten die letzten Einkäufe, traf mich mit Eduardo, um ihm seine Kamara zurück zu geben und packte mein ganzes Gepäck reisefertig zusammen. Neben mir wohnte auch noch Freund von Marcelo aus der Schweiz im “Hotel Grigolo”. Mit ihm unterhielt ich mich gut und so wurden die letzten beiden Tage auch trotz praktisch ständiger Abwesenheit Marcelos (Uni, AIESEC, … – er hatte wieder jede Menge um die Ohren) nicht langweilig.

Am Donnerstag Nachmittag machten wir drei zusammen mit Marcelo dann noch eine kleine 2-stündige Stadtbesichtigung, um Kornel die Umgebung zu zeigen. Die Zeit ging unheimlich schnell vorbei und am Donnerstag Abend fand dann auch schon meine kleine Abschiedsparty statt. Es kamen einige der AIESECer und Eduardo, worüber ich mich riesig freute.

Di, 21.08.2007, Tag 32 (Pantanal)

Heute war praktisch nur ein Transfer-Tag. Morgens wurden Hugo, Larissa, Fabio und ich von Sadde abgeholt. Zuerst lieferten wir Hugo und Larissa auf der Piuval Lodge ab, wo die beiden eine weitere Nacht verbringen wollten. Da Fabio und ich dort scheinbar kein Mittagessen bekommen konnten wurde das Programm ein weiteres Mal kurzfristig geändert. Wir fuhren zurück nach Cuiabá und kehrten dort in eine Churrascaria ein und noch dazu in eine ziemlich gute. Vor allem die gegrillte Ananas war hervorragend!

Anschließend ging es zurück zum Natureco-Büro, wo die Tour offiziell beendet war. Nach einigen organisatorischen Angelegenheiten fuhr uns Sadde zum Flughafen, wo Fabio seinen Flug um 3 Tage verschob und anschließend mit Sadde zurück in die Stadt fuhr. Ich verblieb am Flughafen und vertrieb mir dort die verbleibenden 3 Stunden bis zu meinem Rückflug nach Florianópolis.

Der Flug ging dann auch mit leichter Verspätung. Die Landungen waren wegen meiner Erkältung allerdings sehr unangenehm, da ich einen brutalen Druck auf die Ohren bekam. São Paulo erreichten wir mit etwa einer Stunde Verspätung. Die Maschine nach Florianópolis wartete allerdings und hatte somit dann auch eine Stunde Verspätung. Gegen 0:30 Uhr landete ich dann insgesamt 1 ½ Stunden später als geplant in Floripa. Marcelo konnte mich leider nicht abholen, da es bereits zu spät war. Also musste ich ein Taxi nehmen, wobei mich der Fahrer zunächst am Fuß des “Morros” abliefern wollte, auf dem Marcelo wohnt. Er meinte es sei zu gefährlich für ihn, zu dieser Zeit den Hang wieder hinunter zu fahren. Ich ließ mich darauf aber nicht ein und wurde mit ein wenig Murren auch vor der Haustür abgeliefert. Marcelos Vater kam mit dem ersten Bellen von Layla bereits die Treppe herunter und hieß mich willkommen. Ich suchte dann ziemlich erschlagen ganz schnell mein Bett auf.

Und das ist das Ende meiner Reise durch Brasilien und meiner ersten Backpacker-Tour. Auch wenn sie nicht an jedem Tag wie geplant verlief (was vermutlich völlig normal ist), habe ich sie sehr genossen. Ich habe unheimlich viel in kurzer Zeit gesehen und einige nette und interessante Leute kennen gelernt. Eines ist jedenfalls sicher: Es war nicht meine letzte Reise als Backpacker und ich komme auch garantiert nach Südamerika und Brasilien zurück…

Mo, 20.08.2007, Tag 31 (Pantanal)

Der heutige Tag war mein letzter voller Tag im Pantanal. Nach dem Frühstück ging es wieder früh los mit den Pferden in Richtung “São Benedito”, von dem in unserem Programm angegeben war, dass es eine andere Farm sei. Wir brauchten vielleicht so 1 ½ Stunden dorthin, wobei ich zwar ein anderes Pferd zugeteilt bekam als am Vortag, das auf dem Hinweg aber trotzdem wieder sehr langsam war. Mir tat vom Ausritt am Vortag aber mein Gesäß noch weh, so dass ein Trab sowieso weniger angenehm war. Und zumindest bildete ich nicht dauernd das Schlusslicht, da Alex ein noch langsameres Pferd erwischt hatte.

Unterwegs sahen wir ein paar dieser Racoon-ähnlichen Tiere, einige Rehe und eine Gruppe Wildschweine, die sich hier wohl irgendwie aus Hausschweinen entwickelt hatten, wie uns Marcos erklärte.

An einem kleinen See legten wir einen Stopp ein. Der See war voll von Kaimanen, weit mehr als ich bisher auf einem Fleck gesehen hatte. Von hier aus liefen wir ein paar Schritte und beobachteten die Nistplätze einer ganzen Storchenkolonie. Marcos erklärte und, dass diese jedes Jahr von Florida (Everglades) nach Patagonien ziehen und zwischendurch hier im Pantanal ihre Jungen großziehen.

Nachdem wir uns hier ein wenig aufgehalten hatten – die Störche zu beobachten war wirklich sehr interessant und deren Geschrei beeindruckend – ging es weiter mit den Pferden. Wir wählten einen anderen Rückweg und konnten noch einmal die Wildschwein-Gruppe beobachten. Kurz vor Mittag erreichten wir die Carandá Lodge, wo es nach ein wenig Ausruhen Mittagessen gab. Nach diesem zweiten Ausritt hatte ich erstmal genug von Ausflügen zu Pferd, da mir mein Gesäß nun doch gehörig weh tat.

Dem Mittagessen folgte die übliche Siesta und etwa eine halbe Stunde bevor wir zum Ausflug am Nachmittag aufbrechen wollten tauchte der Ameisenbär wieder in der Nähe der Lodge auf. Das ließ uns ein wenig früher aufbrechen. Unser Ziel war ein Berg (oder vielleicht eher ein Hügel), auf dem es einen Aussichtsturm gab. Von diesem hatte man eine grandiose Aussicht über den Pantanal – zumindest in östlicher Richtung. In westlicher Richtung störten leider ein paar Bäume, so dass es sehr fraglich war, ob wir den Sonnenuntergang überhaupt gut sehen würden. Außerdem herrschte eine gewisse Unklarheit darüber, wieviele Personen die Turmkonstruktion tragen konnte. Obwohl wir für den Sonnenuntergang sehr früh dran waren, warteten wir die etwa 1 ½ Stunden und auch wenn die Aussicht eingeschränkt war, war die ganze Stimmung doch sehr schön zu erleben.

Anschließend machten wir uns auf den Rückweg und nutzten diesen gleich noch für eine Nachtsafari. Leider sahen wir außer Kaimanen und ein paar Eulen aber keine weiteren Tiere. Zurück auf unserer Farm gab es Abendessen, bei dem ich mich ganz nett mit Hugo und Larissa, den beiden Belgiern unterhielt. Da Alex und Miguel am Nachmittag bereits abgereist waren, unterhielten sie sich nicht mehr ausschließlich auf Französisch, was mich nun besser integrierte.

Zu sehr früher Stunde wurde ich dann sehr müde, zumal ich mir am Vortrag eine nervige Erkältung eingefangen hatte. Also ging ich bald ins Bett, womit mein letzter Tag im Pantanal und damit meine Rundreise durch Brasilien beendet war.

So, 19.08.2007, Tag 30 (Pantanal)

Auch ohne Sunrise-Walk hieß es heute um 05:30 Uhr aufstehen, da das Frühstück für 06:00 Uhr und der Aufbruch mit den Pferden für 07:00 Uhr angesetzt war. Das Frühstück war wie in den vorherigen Fazendas sehr gut und wir lagen voll im Zeitplan als wir in einer Gruppe von insgesamt 8 Pferden losritten. Leider hatte ich ein sehr verschlafenes Pferd erwischt und fiel immer hinter der Gruppe zurück Zeitweise nahm unser zweiter Guide von der Fazenda mich – bzw. mein Pferd – sogar in Schlepp. Das war wirklich ein wenig nervig, da ich so – zusammen mit drei weiteren Teilnehmern, deren Pferde auch nicht viel schneller waren – auch nicht mitbekam, was Marcos am Kopf des Treks erklärte.

Erst etwa eine halbe Stunde vor unserem Ziel fand ich heraus, dass mein Pferd einfach ein wenig härtere Befehle brauchte. Bisher hatte ich mich nicht getraut, die Leine zum Anbinden als Art Gerte zu verwenden und ihm ein wenig einen Klapps zu versetzen, wie ich es beim letzten Ausritt vor zwei Tagen beobachtet hatte. Ich befürchtete, dass mein Pferd dann erschrecken und mit mir – oder nach kurzer Zeit dann wohl eher ohne mich – durchgehen würde. Irgendwann traute ich mich aber dann und siehe da, ich konnte es zumindest langsam traben lassen. Dafür dass ich vom Reiten eigentlich keine Ahnung habe, lernte ich schnell und fand einige “Tricks” heraus.

An unserem Rastplatz angekommen, ging es praktisch gleich weiter mit dem Boot den Fluss hinunter. Dabei beobachteten wir jede Menge Kaimane und Vögel und hörten einmal lautes Geraschel im Gebüsch, das laut Marcos von einem Tapir stammte. Gesehen haben wir ihn allerdings nicht und ich hätte eher auf einen großen Vogel getippt. Außerdem sahen wir noch jede Menge Leguane, die im Gebüsch reglos auf zum Teil sehr dünnen Zweigen lagen. Das sah wirklich ein wenig grotesk aus.

Gegen 11:30 Uhr kehrten wir zum Mittagessen zu unserem Rastplatz zurück. Dort gab es Churrasco, Reis und Maniok. Außerdem versuchten wir uns zuvor erneut im Piranha-Fischen, hatten jedoch alle nur sehr mäßigen Erfolg. Nach dem Mittagessen war etwas Zeit zum Ausruhen in den mitgebrachten Hängematten. Ariel versuchte auch noch einmal das Piranha-Fischen und fing tatsächlich ein etwas größeres Exemplar, so dass wir alle noch gegrillten Piranha versuchen konnten. Obwohl ich kein besonders großer Fisch-Fan bin, schmeckte dieser gar nicht schlecht.

Gegen 14:00 Uhr gings dann nochmal auf eine etwas kürzere Bootsfahrt den Fluss hinauf, auf der wir abgesehen von Kaimanen und Vögeln aber nur ein Capybara sahen. Nach der Rückkehr zum Camp wollten wir zu einem Hügel reiten und von dort den Sonnenuntergang erleben. Als unser Guide von der Lodge aber das Pferd von Marcos losband, ging es durch und galoppierte in Richtung Farm davon. Marcos erklärte uns, dass die Pferde unruhig seien, weil sie seit dem Morgen die ganze Zeit angebunden auf uns hatten warten müssen.

Als unser Guide nach über eine halben Stunde nicht zurück kam – er war dem durchgehenden Pferd hinterher geritten – beschloss Marcos, dass 5 von uns mit den Pferden zur Farm zurückreiten sollten und einer laufen musste. Die beiden Belgier entschieden sich fürs laufen und so zogen wir los. Nach einer kurzen Strecke tauschte Marcos mit ihnen, so dass bis auf ihn selbst alle Pferde hatten. Diese hatten es auf dem Rückweg deutlich eiliger und waren problemlos sogar zum Galoppieren zu bringen. Das hatte und Marcos aus Sicherheitsgründen aber verboten, was ziemlich schade war, da es unheimlich Spaß machte. Unterwegs begegnete uns der Guide mit einem weiteren Pferd im Schlepp, so dass von da an auch Marcos heimreiten konnte. Auf dem letzten Stück zur Farm hatten dann die beiden Belgier gewisse Probleme mit ihren Pferden. Beide wollten dauernd losgaloppieren und eines scheute dazu dauernd, was für totale Anfänger wie uns natürlich unangenehm war. Ich hatte mit meinem Pferd aber Glück, da ich nun das von Renard ritt. Zwischendurch ließ ich es auch mal in einen langsameren Galopp gehen, was für das eigene Gesäß eigentlich viel angenehmer war als das Traben ;-).

Trotz aller Schwierigkeiten unterwegs, mit Abstieg meinerseits, um verlorene Sachen aus meinem Rucksack einzusammeln, erreichten wir alle wohlbehalten die Farm. Unterwegs wurden noch Pferde getauscht, ich behielt meines aber, mit dem alles auch ganz gut klappte.

Alles in allem war der Rückweg jedenfalls das Abenteuer des Tages gewesen, wobei mir der ganze Ausflug unheimlich viel Spaß gemacht hatte. An die Reiterei könnte ich mich glaube ich gewöhnen, wäre nicht die ganze Arbeit mit den Pferden drumherum.

In der Lodge angekommen, konnten wir uns erstmal ausruhen und erneut einen schönen Sonnenuntergang bewundern. Marcos spielte später noch Gitarre und sang brasilianische Lieder. Zum Abendessen wurde es durch aufkommenden Wind ziemlich kühl, so dass wir alle schon gegen 20:00 Uhr in unseren Betten verschwanden. Außerdem war für den nächsten Tag ein weiterer Ausflug zu Pferd geplant, zu dem wir wieder genauso früh aufbrechen wollten wie an diesem Tag.

Sa, 18.08.2007, Tag 29 (Pantanal)

Obwohl in unserem Programm für diesen Morgen noch ein Sunrise-Walk vor dem Frühstück eingeplant war, fand dieser nicht statt. Da wir uns aber unsicher waren, stand ich schon gegen 6 Uhr auf und lief selbst ein wenig auf dem Gelände der Fazenda umher. Dabei konnte ich einige der wunderschönen Tucane und Hyrazinth-Aras beobachten. Später traf ich auf Pete und Sadde, unseren Guide, die ebenfalls Vögel beobachteten.

Nach dem Frühstück ging es dann los in Richtung Pousada Piuval wo ich an einen anderen Guide “übergeben” werden sollte, mit dem ich dann zur Carandá Lodge fahren würde. Auf der Fahrt sahen wir ein weiteres Mal viele Vögel und außerdem zwei Racoon-ähnliche Tiere.

Gegen 9:30 Uhr erreichten wir die Piuval Lodge und ich traf auf Marcos, den anderen Guide. Er schien auf den ersten Augenblick an deutlich gesprächiger zu sein, so dass ich hoffte, dass die verbleibenden Tage nicht so “verspannt” sein würden. Hier trennten sich dann auch die Wege von Pete und mir, dessen Anwesenheit während der letzten drei Tage ich wirklich genossen hatte. Allein wäre dieser erste Teil der Tour ein wenig langweilig geworden.

Eine halbe Stunde später ging es zusammen mit Marcos und einem anderen italienischen Touristen auch schon los. In Poconé stießen noch zwei Franzosen und zwei Belgier zu uns, mit denen ich die Touren in den nächsten 3 Tagen machen würde. Scheinbar hatte sich hier der Plan ein wenig geändert, da mir ursprünglich gesagt wurde, dass wir nur zu zweit wären. Die ganze Atmosphäre war in der Gruppe von Anfang an aber nett und entspannt, so dass ich alles einfach auf mich zukommen ließ.

Die Fahrt zur Lodge dauerte insgesamt etwa 3 Stunden und führte durch steppenartiges Gelände, das noch trockener erschi3en als der Teil des Pantanals, den ich bisher gesehen hatte. Auf dem letzten Stück führte die Fahrt über einen sehr holprigen Feldweg, so dass man wirklich das Gefühl hatte in abgelegeneren Teilen des Pantanal unterwegs zu sein.

Gegen 13:00 Uhr erreichten wir die Lodge, wo es auch bald Mittagessen gab. Anschließend wie immer Siesta, die allerdings kurz vor dem Aufbruch zur Nachmittagswanderung von einem Ameisenbär unterbrochen wurde, der plötzlich in der Nähe der Lodge auftauchte und ihr wenig später sogar noch einen direkten Besuch abstattete. Wir beobachteten ihn eine ganze Weile. Mein erstes seltener zu sehendes Tier des Pantanal habe ich damit endlich gesehen!

Nach diesem unerwarteten Besuch starteten wir für eine etwa 2 ½ stündige Wanderung, auf der wir neben Affen und Hyrazinth-Aras auch zwei Hirsche beobachten konnten. Außerdem kreuzte ein Emu unseren Weg und unter einem Storchennest fanden wir das Skellet eines abgestürzten Jungtieres. Die Informationen, mit denen uns Marcos unterwegs versorgte waren sehr umfangreich und ich bekam schnell das Gefühl, dass die letzten drei Tage meiner Tour ungefähr so werden könnten, wie ich mir meine Pantanal-Erfahrung ursprünglich vorgestellt hatte. Lediglich eine so tolle Spiegelreflexkamera wie sie drei in der Gruppe hatten fehlte mir. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon fast den Entschluss gefasst, mir ebenfalls eine solche zuzulegen, sobald ich nach Deutschland zurück gekehrt war.

Unsere Wanderung wurde von einem erneut wunderschönen Sonnenuntergang über der Ebene abgerundet. Nach einer Stunde Entspannung in der Hängematte gab es dann Abendessen. Zuvor war es in letzterer aber so gemütlich gewesen, dass ich fast eingeschlafen wäre – die letzten Tage waren eben doch ganz schön anstrengend und voll von neuen Eindrücken gewesen. Außerdem war die Umgebung so friedlich und ruhig mit den gelegentlich muhenden Kühlen und wiehernden Pferden.

Das Abendessen war wie immer gut und reichlich und gleich im Anschluss machten wir im VW Bus noch eine Nacht-Safari, die wohl beste bisher, denn nach einer Weile konnten wir für ein paar Sekunden einen Tapir beobachten. Laut Marcos steht dieser auf der Liste der schwer vorzufindenden Tiere zusammen mit dem Jaguar an der Spitze. Auf dem Rückweg lief uns dann noch ein Fuchs über den Weg und als er gerade im Gebüsch verschwinden wollte, rief ihm Marcos mit fiependen Geräuschen zurück. Sogar ein zweiter tauchte daraufhin noch auf. Diese Nacht-Safari war hinsichtlich der Tiere, die wir gesehen hatten, definitiv die bisher beste gewesen. Und zusammen mit dem Ameisenbär am Nachmittag war es dahingehend ein richtig guter Tag, der mit Tucanen begonnen hatte und dann weitere Highlights zu bieten gehabt hatte.

Für den nächsten Tag war ein ganztägiger Ausflug zu Pferd und mit Booten geplant, auf den ich schon riesig gespannt war.

Fr, 17.08.2007, Tag 28 (Pantanal)

Der Sunrise-Walk wie am Vortag fiel leider aus, da die Jaguar Lodge so etwas nicht anbot. Nachdem bereits am letzten Abend keine Nacht-Safari stattgefunden hatte, war ich darüber ein wenig enttäuscht. Hoffentlich werden die noch kommenden Tage hinsichtlich der möglichen Aktivitäten besser.

Da somit für den Vormittag nichts geplant war, fuhren wir nach dem Frühstück gegen 7:30 Uhr los zurück auf der Transpantaneira in Richtung Pouso Alegre, unserer dritten Unterkunft im Pantanal. Auf dem ersten Teil der Strecke wirkte die Landschaft fast wie ausgestorben und wir sahen nur ganz wenige Tiere (Vögel und Kaimane). Gegen später wurde es aber interessanter. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass die Atmosphäre zwischen uns und unserem Guide ein wenig angespannt war. Ich nehme an, dass er um meine Enttäuschung über den Ausfall der Nachtsafari am Vorabend und des Sunrise-Walks am Morgen wusste. Ich fühlte mich deshalb auch ein wenig “über den Tisch gezogen”, da ich für die ganze Tour ja eine erhebliche Summe gezahlt hatte. Trotzdem versuchte ich sehr, mich deshalb nicht schlecht zu fühlen, weil das die folgenden Tage ja auch beeinträchtigt hätte. Ich setzte jedenfalls sehr große Hoffnung in die Carandá-Lodge.

Die etwa 40 km von der Jaguar Lodge zur Pouso Alegre legten wir zügig aber mit ein paar Zwischenstopps zurück. Unter anderem hielten wir einmal und beobachteten einen Jabiru-Storch beim Fischen. Das sah wirklich lustig aus. Nachdem wir von der Transpantaneira in den “Zubringer” zur Pouso Alegre abgebogen waren, konnten wir auf diesen letzten 6 km noch einmal einige Tiere beobachten. Unter anderem wieder ein Capybara, dem wir uns erstaunlich nähern konnten. Interessant war auch das Nest kleiner grüner Vögel, deren Namen ich leider nicht mehr weiß, auf dem Jabiru-Störche saßen. Es sah fast so aus als hätten sich diese Sklaven für den Nestbau angeschafft, denn die kleinen Vögel waren eifrig und lautstark mit “Renovierungsarbeiten” beschäftigt. Sadde erklärte uns die Symbiose dahinter: Die Jabiru-Störche heuern die kleinen Vögel zur Nestbewachung an, wofür diese kostenlos als Untermieter dort wohnen dürfen.

Auf dem Weg zur Lodge trafen wir auch wieder auf Jacqueline, die vom Hostel aus für Linda, eine Holländerin eine Pantanal-Tour machte. Sie hatten am Tag zuvor angeblich einen Panther gesehen!

In der Lodge angekommen machten wir vor dem Mittagessen noch einen kleinen Spaziergang durch den nahegelegenen Wald und beobachteten ein Reh und einige Affen. Am Nachmittag war ein Ausflug auf Pferden geplant und bis dahin Mittagessen und die übliche Siesta. Beim Essen lernte ich eine Gruppe Deutscher kennen, von denen eine in Karlsruhe an der PH studiert und ein anderer aus Gammertingen kommt – die Welt ist manchmal wirklich klein!

Nach einer etwa 2-stündigen Mittagspause nach dem Essen ritten wir gegen 15:30 Uhr los über die weite Ebene des Pantanal hinter der Farm. Die Pferde waren total Touristen-freundlich und mir anfangs etwas zu langsam. Bis ich den Turbo fand und heraus hatte, wie ich mein Pferd zumindest für jeweils ein kleines Stück voraus traben lassen konnte. Das machte mir nach kurzer Zeit richtig Spaß. Nur für Fotostopps es dazu zu bringen wirklich anzuhalten fiel mir etwas schwer ;-). Die sehr harten Befehle mit den Zügeln, die mir gezeigt wurden kamen mir so grob vor.

Unterwegs sahen wir wieder Kaimane und einen Momant sah es so aus als wollte mein Pfert mitten durch eine Gruppe von ihnen hindurch traben. zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch weniger Kontrolle über mein “Transportmittel” als zum Schluss des Ausritts und wusste im ersten Augenblick wirklich nicht, was ich machen sollte…

Einen weiteren Stopp legten wir für die Beobachtung von zwei Rehen ein und dann natürlich für den Sonnenuntergang, der über der Ebene wieder sehr schön war. Anschließend kehrten wir zur Farm zurück, wohin die Pferde den Weg wie auf Schienen fanden und es von selbst auch ein wenig eiliger hatten.

Für nach dem Abendessen war dann eine weitere Nachtsafari mit einem Pickup-Truck geplant – mit Sicherheit das besser geeignetere Fahrzeug für so etwas. Und die Fahrt selbst hinten auf der Ladefläche stehend war wirklich ein Spass. Größere Tiere sahen wir allerdings leider keine. Dazu fehlte uns wohl leider ein wenig das Glück, aber noch hatte ich ja 3 volle Tage im Pantanal.

Was wir beobachten konnten war eine ganze Gruppe Capybaras, die auf dem Rückweg mitten auf der Straße herum saßen. Außerdem leuchteten natürlich wieder hunderte von Kaiman-Augen im Scheinwerferlicht, wobei es am Abend zuvor eindrucksvoller gewesen war. Wir waren insgesamt etwa 1 ½ bis 2 Stunden unterwegs und erstaunlicher Weise war es nach einem weiteren heißen Tag nun sogar ziemlich kühl geworden. Gegen 22 Uhr kehrten wir zur Lodge zurück.

Do, 16.08.2007, Tag 27 (Pantanal)

Um 5:00 Uhr hieß es aufstehen, was mit der ziemlich kalten Dusche auch einigermaßen gut gelang. In der Nacht war es angenehm kühl geworden und auch jetzt vor dem Sonnenaufgang war es noch frisch. Wir liefen von der Fazenda aus einen Pfad entlang zusammen mit unserem Fahrer und dem Guide der Lodge, der auch schon bei der gestrigen Bootsfahrt dabei gewesen war. Es war interessant, die Natur beim Aufwachen zu erleben. Vor allem die vielen verschiedenen Vogelgesänge, die nach und nach aus allen Richtungen zu hören waren.

Etwas später entdeckten wir eine Gruppe Affen, die in den Baumkronen turnten und frühstückten. Abgesehen davon trafen wir allerdings auf keine weiteren Tiere. Trotzdem war die ganze Stimmung mit der Beleuchtung der aufgehenden Sonne sehr schön. Ich hoffte für die kommenden Tage eben weiter auf eine Begegnung mit einem Jaguar oder einer Anakonda.

Nach der Rückkehr zur Lodge gab es Frühstück und anschließend ging es weiter auf der Transpantaneira tiefer in den Pantanal hinein in Richtung Jaguar Lodge. Unterwegs trafen wir wieder auf jede Menge Vögel und Kaimane und legten den einen oder anderen Stopp ein, um die Tiere für eine Weile zu beobachten. Von einer der zahlreichen Brücken aus konnten wir z.B. eine ganze Gruppe recht großer Kaimane aus nächster Nähe bewundern. Die Tiere lagen mehr als faul herum und reagierten nicht mal auf Steinwürfe. Außerdem begegnete uns noch eines dieser Ameisenbär-ähnlichen Tiere und für eine Weile konnten wir uns einem Capybara sehr gut nähern. Drei wunderschöne Papageien zogen uns ebenfalls eine Zeitlang in ihren Bann. Sie flogen von Baum zu Baum und beschwerten sich lauthals über die Ruhestörer – denke ich jedenfalls, denn der Ara-Sprache bin ich leider nicht mächtig. Vielleicht haben sie uns auch nur ihrerseits beobachtet und sich zugerufen: “Guck mal, da sind schon wieder zwei dieser Gringos!” 😉

Es überraschte mich jedenfalls schon, dass man so von der Straße aus (deren guter Zustand mich ebenfalls erstaunte) so viele Tiere beobachten konnte und wir auf der Nachtsafari dagegen so wenig Glück hatten.

Unterwegs kamen wir an einem großen Camper-Truck vorbei, der doch tatsächlich ein deutsches Kennzeichen hatte!!!

Gegen 11:30 Uhr erreichten wir unsere nächste Unterkunft, die Jaguar Lodge. Dort gab es auch ziemlich bald Mittagessen gefolgt von einer fast 3-stündigen Pause zum Ausruhen im Schatten. Für wirkliche Aktivitäten war es hier um die Mittagszeit einfach viel zu heiß, wobei heute eine sehr angenehme Brise wehte.

Um ca. 15:00 Uhr brachen wir für die letzte Etappe auf der Transpantaneira bis nach Porto Jofre auf. Da hier die Landschaft noch flacher war als zuvor und die Vegetation weniger dicht, konnten wir auf dem Weg eine Vielzahl von Tieren beobachten. Allen voran natürlich wieder Unmengen von Kaimanen und Vögeln. Erstere lagen an einer Stelle faul unter einer Brücke und auf den ersten Steinwurf hin schnellte einer davon einen halben Meter von seinem Platz weg. An einer anderen Stelle scheuchte unser Guide eine Gruppe auf, indem er sich ihnen von hinten näherte. Die ganze Gruppe verschwand daraufhin blitzschnell im Wasser.

Außer Kaimanen und Vögeln sahen wir auch wieder eine Gruppe Capybaras und ein einzelnes Exemplar saß plötzlich neben dem Auto als wir langsam die Straße entlang fuhren. Auch eine Gruppe Affen konnten wir für eine Weile beobachten. Im Vergleich zu bisher hatte es sich also in jedem Fall gelohnt, die Idee durchgesetzt zu haben, die ganze Transpantaneira bis zu ihrem Ende entlang zu fahren.

Porto Jofre erreichten wir kurz vor 17:00 Uhr und da es bis zum Sonnenuntergang – den wir diesmal nicht wie am Vortrag verpassen wollten – nur noch etwa eine halbe Stunde war, lohnte sich eine Bootsfahrt auf dem Rio Cuiabá nicht mehr. Eine Anfrage ergab aber sowieso, dass die Boote nur zu völlig überzogenen Preisen (180 R$ pro Stunde) vermietet wurden. Das wäre bei dem ohnehin schon sehr hohen Preis für die ganze Tour sowieso nicht in Frage gekommen. Außerdem hätten wir dann bereits früher nach Porto Jofre aufbrechen müssen, was für mich aber OK gewesen wäre. Eine 3-stündige Mittagspause war trotz der Hitze nach meinem Geschmack zuviel gewesen, da ich sowieso nicht hatte schlafen können.

Um den Sonnenuntergang nicht zu verpassen und ihn diesmal gut beobachten zu können, machten wir uns dann auch schon wieder auf den Rückweg. Sehr lange waren wir also nicht in Porto Jofre gewesen, aber allzu viel gab es hier auch nicht zu sehen und die Fahrt selbst war ja eigentlich die Attraktion gewesen.

Wir fanden eine sehr gute Stelle, um den Sonnenuntergang über der endlosen Ebene des Pantanal zu verfolgen. Und es war wirklich ein tolles Schauspiel, wie der rote Feuerball hinter den Bäumen am Horizont verschwand.

Anschließend fuhren wir zur Jaguar Lodge zurück und auf meine Nachfrage hin erfuhr ich, dass für diesen Abend keine Nachtsafari geplant war, da wir keinen solchen Suchscheinwerfer hatten wie auf der Arancuã Lodge. Darüber war ich ein wenig enttäsucht, da ich eigentlich jede Chance zu nutzen gehofft hatte, auch größere Tiere zu sehen und davon ausgegangen war, dass die Tour bei ihrem hohen Preis entsprechend gut vorbereitet war. Unser Guide vertröstete mich aber darauf, dass wir von der nächsten Lodge aus wieder eine nächtliche Tour unternehmen würden und damit musste ich mich eben zufrieden geben.

Nach dem Abendessen, das wieder einmal reichlich und recht gut ausfiel, lief ich zusammen mit Pete noch ein Stück die Transpantaneira bis zur nächsten Brücke entlang. Dort angekommen sahen wir im Licht meiner Stirnlampe hunderte von Kaiman-Augen leuchten. Das war faszinierend und ein wenig “scary” zugleich. Wie die da zu Hauf unterhalb der Brücke im Wasser lagen und sich ganz langsam und lautlos bewegten. Pete schien ein wenig verunsichert zu sein und allein wollte ich dann doch auch nicht noch näher gehen, obwohl ich eigentlich nicht direkt Angst hatte, da die Tiere tagsüber bereits eine große Scheu vor Menschen gezeigt hatten.

Außer diesen Kaiman-Augen bescherte uns die total dunkle Umgebung auch noch einen prächtigen Sternenhimmel. Zur Bestimmung irgendwelcher Sternbilder waren einfach zu viele Sterne zu sehen und außerdem hatte ich sowieso größte Schwierigkeiten mit deren verschiedener Orientierung hier auf der Südhalbkugel. Noch nicht einmal den Großen Wagen hatte ich bisher gefunden, ganz zu schweigen von dem so berühmten “Kreuz des Südens”. Ich hätte wohl meine internationale Sternkarte mitnehmen sollen, aber ich war bestimmt nicht das letzte Mal in meinem Leben auf der Südhalbkugel und auch nicht das letzte Mal in Südamerika…

Da die Mosquitos trotz dicker Schicht Repellents und langer Kleidung schnell über uns herfielen (vielleicht waren es nicht einmal Stechmücken, sondern einfach nur nervige kleine Fliegen), machten wir uns schnell wieder auf den Rückweg. Der kurze Ausflug hatte ich v.a. wegen der Kaiman-Augen aber auf jeden Fall gelohnt.

Mi, 15.08.2007, Tag 26 (Pantanal)

Heute Morgen ging es nach einiger Verzögerung und Stopps im Büro von Natureco und bei Banken zwecks Bezahlung in Cash dann los zu unserer Tour durch den Pantanal. Unser Fahrer und Guide tauchte schon kurz vor 8:00 Uhr am Hostel auf, obwohl die Abfahrt eigentlich für 8:30 Uhr festgelegt worden war – sehr ungewöhnlich für einen Brasilianer ;-).

Von Cuiabá ging’s dann über Poconé ab in den Pantanal. Auf der ersten Etappe sahen wir bereits zahlreiche Vögel, drei Capybaras und ettliche Kaimane von der Transpantaneira aus. Diese war hier noch eine recht gute Schotterpiste mit zahlreichen Brücken, die aber alle sehr gut aussahen.

Gegen 12:30 Uhr erreichten wir unsere erste Unterkunft, die “Cantos da Arancuã” Lodge, wo wir praktisch sofort mit einem guten für den Preis aber einfachen Mittagessen versorgt wurden. Anschließend war ein wenig Zeit zum Chillen, was wegen der erbarmungslosen Hitze auch sehr gut tat.

Gegen 15:00 Uhr stand eine Bootsfahrt zur Tierbeobachtung und zum Piranha-Fischen auf dem Programm. Dazu fuhren wir mit dem Auto ein kurzes Stück zum Fluss, wo schon die Boote auf uns warteten. Es waren einfach Schalenbote ohne Motor, was zur Tierbeobachtung aber mit Sicherheit besser geeignet war. Kaum waren wir gestartet sah ich am anderen Ufer eine Gruppe Otter, die sich unserer Annäherung aber laut schimpfend aus dem Staub machten. Es war lustig wie immer wieder schnaubend die Köpfe im Wasser auftauchten.

Ein kurzes Sstück weiter sahen wir die ersten Kaimane faul am ufer liegen. Sie erschienen mir viel kleiner als ich erwartet hatte. Und natürlich gab es jede Menge Vögel zu sehen, zu denen uns die beiden Guides jedes Mal die Namen sagten. Auf Portugiesisch oder auch auf Englisch – und vermutlich selbst auf Deutsch – haben mir diese in den meisten Fällen aber nicht gesagt.

Ein wenig später versuchten wir das erste Mal nach Piranhas zu fischen, die fraßen aber lediglich unsere Köder vom Haken, so dass unsere Guides beschlossen erstmal weiter zu fahren. Wir fuhren ein ganzes Stück den Fluss entlang und beobachteten wieder zahlreiche Vögel und Kaimane. Mit meiner kleinen Kamera hatte ich trotz der erstaunlichen Nähe, in der wir die meisten passieren konnten leider meist einen viel zu geringen Zoomfaktor. Pete hatte aber eine gute Spiegelreflexkamera und ihm gelangen einige sehr gute Shots.

An einer Stelle, an der sich der Fluss teilte kamen wir bis auf vielleicht 5 Meter oder weniger an einen jungen Kaiman heran. Hier gelangen mir auch ein paar gute Fotos.

Kurz darauf tauchte hinter uns eine Gruppe Touristen in Kanus auf, die aber zum Glück bald wieder kehrt machten, so dass wir wieder allein mit der Natur waren. Da es schon später Nachmittag war, machten wir uns wenig später selbst auf den Rückweg, legten aber unterwegs noch eine längere Pause zum erneuten Piranha-Fischen ein. Nach einigen kleineren Exemplaren zog ich auch den ersten größeren aus dem Wasser, gefolgt von 3 weiteren, die einer unserer Guides fing. Die kleineren konnten wir lediglich wieder als Köder verwenden, wovon wir sowieso jede Menge benötigten, da die Piranhas nur allzu oft den Köder vom Haken fraßen ohne wirklich anzubeißen. Von den größeren Exemplaren bekamen wir nach der Rückkehr zur Lodge “Caldo de Piranha” (= Piranha-Suppe) zubereitet, die wirklich sehr gut schmeckte und von den Locals als natürliches “Viagra” bezeichnet wurde.

Für Pete musste ich dann noch ein wenig improvisieren, da die Stecker seines Ladegeräts trotz Adapter für Argentinien nicht in die brasilianischen Steckdosen passten. mit ein wenig Tape und Bastelei konnte ich aber eine Lösung zusammenfriemeln.

Nach dem Abendessen ging es dann auf eine etwa 1 ½ stündige Nachtsafari, die allerdings ein wenig enttäuschend war. Zwar sahen wir eine Gruppe Capybaras, eine Art Fuchs und zwei andere Exemplare einer Spezies, die ich nicht genau bestimmen konnte (auf Englisch wohl Racoons). Größere Tiere liefen uns aber nicht über den Weg. Aber ich hatte ja noch weitere 5 Tage im Pantanal und damit hoffentlich reichlich Chancen auf ergiebigere Nachtsafaris.

Da für den nächsten Morgen ein Sunrise-Walk ab 5:30 Uhr angesetzt war, war es nach der Rückkehr zur Lodge dann auch Zeit fürs Bett. So ging ein erster sehr interessanter Tag im Pantanal zu Ende, dem hoffentlich noch weitere noch interessantere folgen würden…