Di, 31.07.2007, Tag 11 (Chapada Diamantina)

Am nächsten Morgen wachten wir natürlich bereits recht früh auf, da wir ja sehr früh schlafen gegangen waren und es auch früh hell wurde. Unser Tagesrhythmus begann sich bereits auf das Leben in der Wildnis einzustellen ;-).

Bis unsere Guides das wiederum sehr gute und aufwändige Frühstück hergerichtet hatten, zogen die meisten von uns die Wärme der Schlafsäche vor, da es noch empfindlich kühl war.

Nachdem Frühstück wurde zusammen gepackt und dann ging’s zunächst ohne Rucksäcke auf einem insgesamt 3-stündigen Abstecher an den Rand des Canyons, wo sich der Carvoeira Wasserfall befand. Wasser war zwar praktisch keines zu sehen – nur Sprühregen, der im starken Aufwind des Canyons fast waagerecht davon flog – die Aussicht war aber grandios. Besonders spektakulär war es, auf dem Bauch bis zum Abgrund vor zu robben und dann direkt in die 300 Meter tiefe Schlucht zu blicken (siehe Fotos).

Wir hielten uns an diesem ersten Aussichtspunkt eine Weile auf und wanderten dann noch ein kurzes Stück weiter zu einem anderen, von dem die Aussicht in den lang gezogenen Canyon sogar noch besser war.

Nach einiger Zeit ging es dann zurück zu unserem Nachtlager, wo wir unsere Rucksäcke abholten und dann für die weitere Tageswanderung aufbrachen. Diese führte uns heute zu einem anderen Wasserfall, zu dem wir ein gutes Stück an und in einem Bach entlang über Steine kraxeln mussten. Nach dem recht niedrigen Schwierigkeitsgrad vom Vortag wurde es nun also schon anspruchsvoller.

Unterhalb des Wasserfalls konnten wir baden (was ich nach einigem Zögern doch auch tat – das Wasser war eiskalt!!!) und legten unsere Mittagspause mit den letzten Sonnenstrahlen ein, die diese Schlucht für diesen Tag erreichten.

Als es Zeit zum Aufbrechen war, deuteten unsere Guides an, dass wir seitlich des Wasserfalls die Felswand hochklettern würden. Zunächst war ich mir unsicher, hielt es dann aber für einen Scherz. Damit lag ich aber ziemlich falsch, wie sich bald herausstellen sollte.

Die Kletterpartie war dann auch ganz schön anspruchsvoll und mit den Rucksäcken ziemlich anstrengend. Dani und Marlene waren von diesem Part sichtlich weniger begeistert, da er stückweise nur Zentimeter am Abgrund entlang führte und sie ein wenig Schwierigkeiten mit der Höhe hatten. Nach etwa einer ¾ Stunde hatten aber alle wohlbehalten die Anhöhe oberhalb des Wasserfalls erreicht und nach einem kurzen weiteren Stück Wanderung in der Ebene kam unser zweites Nachtlager in Sicht: Die übrig gebliebenen Häuser eines einst stolzen Dorfes von ca. 3000 Einwohnern als in der Chapada Diamantina noch Kaffee angebaut wurde. Dort mieteten wir uns bei einem Einheimischen für die nächsten beiden Nächte ein, der für die Verwaltung dieser Backpacker-Unterkunft verantwortlich zu sein schien.

Wir hatten allen Luxus wie eine echte Toilette und eine Dusche (natürlich mit kaltem Wasser aus dem Bach), mit dem man in der Wildnis nicht unbedingt rechnen kann. Außerdem trafen wir hier gegen später auch die andere Trekking-Gruppe von Thomas wieder, die uns bereits beim Mittagessen am Wasserfall überrascht hatte.

Nach Einbruch der Dunkelheit konnten wir einen der schönsten Sternenhimmel bewundern, den ich je gesehen habe. Das Rätsel, ob man den Großen Wagen auch auf der Südhalbkugel sehen sollte, konnte ich allerdings immer noch nicht lüften. Inzwischen weiß ich, dass wir ihn sehr einfach hätten sehen sollen, allerdings in einer ungewohnten Orientierung, was es dort wohl so schwer machte. Auch das so legendäre “Kreuz des Südens” fanden wir alle nicht mit absoluter Sicherheit. Trotzdem war der Anblick an sich fantastisch.

Das Abendessen wurde zusammen mit der anderen Gruppe und zwei weiteren Gästen eine ziemlich lustige Zusammenkunft rund um die Feuerstellen in der Küche der Unterkunft. Der Guide der anderen Gruppe war sehr witzig, vor allem mit seinem dauernden Kommentaren “very gooood” und “we are in Bahia – don’t worry” zu jedem und allem – ohne Rücksicht darauf, ob er wirklich alles auf Englisch verstand oder nicht.

Gegen später gab’s noch super-ultra-starke Caipirinhas und Musik vom Berimbau, einem einsaitigen Instrument, das tief mit dem Capoeira verwurzelt ist. Trotzdem holte uns die Müdigkeit irgendwann ein und wir begaben uns in unser Quartier.

Mo, 30.07.2007, Tag 10 (Chapada Diamantina)

Da wir uns aus Kostengründen für die erste Strecke in Richtung Ausgangspunkt unseres Treks für den Bus entschieden hatten, mussten wir bereits sehr zeitig aufstehen (5:30 Uhr). Nachdem alles fertig gepackt und geregelt war, ging’s zur Haltestelle, wo wir die anderen beiden Teilnehmer unserer Gruppe kennen lernten: Dani und Marlene, ein Ehepar aus den Niederlanden, die während den folgenden Tagen immer wieder von den abenteuerlichsten Reisen erzählten, von denen ich je gehört hatte.

Mit dem Bus ging es dann in etwa einer Stunde nach Palmeras, wo bereits ein Pickup-Truck mit Sitzbänken auf der Ladefläche auf uns wartete. In weiteren 1,5 Stunden brachte uns dieser auf einer bereits abenteuerlichen Fahrt über eine “Dirt-Road” zum Ausgangspunkt. Zwischendurch gabs noch zwei kurze Stopps in zwei kleinen Orten, um letzte Einkäufe zu erledigen. Außerdem ging mitten in der Wildnis das Gas aus, mit dem der Truck betrieben wurde. Unserer Fahrer tauschte die normale Küchengasflasche aus und werkelte dann eine Weile mit einem Messer am Verschluss der alten herum, um diese vollständig zu entleeren. Deutsche Sicherheitsstandards vergisst man da besser ganz schnell. Aber nach dieser kleinen Zwangspause ging’s auch ohne weitere Zwischenfälle weiter.

Nach dem Ausladen und Verteilen des Proviants auf die Rucksäcke wanderten wir irgendwann so gegen 11:00 Uhr los. Zunächst ging es steil bergauf und unsere beiden Guides legten dabei ein solches Tempo vor, dass ich mir schon nach wenigen Metern überlegte, worauf ich mich da wohl eingelassen hatte. Ich war ja gänzlich untrainiert. Aber bald hatten wir die Hochebene erreicht, wo es dann erstmal problemlos in der Ebene weiter ging. Die Landschaft war schon hier beeindruckend und dabei waren wir ja erst am Beginn des Treks. Nachdem wir ein gutes Stück gewandert waren (ich hatte meine Uhr bereits abgelegt und jegliches Zeitgefühl verloren, so dass ich nicht sagen kann wie lange wir jeweils zwischen den Pausen wanderten) machten wir an einem kleinen Bach Rast. Hier bekamen wir unser erstes hervorragendes Mittagessen von unseren Guides serviert. Die beiden gaben sich wirklich unheimlich viel Mühe und hatten alle möglichen Dinge dabei, die ich auf einem Trek durch die Wildnis nicht auf der Speisekarte erwartet hätte.

Wir machten etwa eine Stunde Rast und dann ging’s weiter über die Ebene und gegen 15:30 Uhr (geschätzt) ein Stück abwärts. Etwa eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit hatten wir dann unseren Felsvorsprung erreicht, unter dem wir die Nacht verbrachten. Wieder bereiteten unsere Guides ein – diesmal warmes – hervorragendes Essen zu. Dazu war dort bereits ein kleiner “Herd” über einer Feuerstelle aus Steinen erreichtet worden. Wasser gab’s vom nahegelegenen Bach – leider mit derselben komischen Braunfärbung, die wir schon von der Ilha do Mel her kannten. Unsere Guides versicherten uns aber, dass es problemlos trinkbar war und da unsere eingekauften Wasservorräte spätestens für den nächsten Tag nicht mehr ausreichten, blieb uns auch nicht viel anderes übrig.

Mit dem Einbruch der Dunkelheit wurde es schnell empfindlich kalt und so legten wir uns bald schlafen. Ich bedauerte sehr, einen der dünnen Schlafsäcke erwischt zu haben und fror in dieser Nacht ein wenig, obwohl ich mit voller Kleidung und Regenjacke schlafen gegangen war.

So, 29.07.2007, Tag 9 (Lençois)

Nachdem ich praktisch die ganze, nach Zarkos Beschwerden zu urteilen katastrophale Busfahrt verschlafen habe, war ich bei unserer Ankunft in Lençois gegen 5:30 Uhr erstmal noch ein wenig desorientiert. Eigentlich hatte ich mit einer etwas späteren Ankunft gerechnet und mir vorgestellt, dass wir nach einem Frühstück dann entspannt nach einer Unterkunft und Tour-Anbietern in den “Parque Nacional de Chapada Diamantina” suchen könnten.

Das kam aber alles ein bisschen anders: Direkt nach dem Aussteigen wurden wir von wartenden Guides regelrecht “überfallen”, die uns zu bestimmten Pousadas lotsen wollten, welche mit dem jeweiligen Tour-Anbieter zusammen arbeiteten. So auf die Schnelle blickte ich da in meinem Halbschlafzustand nicht durch und schüttelte zunächst einmal alle Guides ab. Irgendwie trafen wir dann auf Thomas, ein Däne, der sich bereits im Vorfeld nach einer Unterkunft umgesehen und dort reserviert hatte. Mit einem der wartenden “Taxis” (Autos der Guides mit sehr flexiblen Preisen, wie sich bald herausstellte) wollte er nun dorthin fahren und fragte uns, ob wir mitfahren und die Kosten teilen wollten. Über letztere wusste er jedoch nicht wirklich Bescheid, was auch auf die “gebuchte” Unterkunft zutraf. Da die Guides auf Nachfrage von 30 – 40 R$ pro Nacht sprachen handelten wir zusammen mit Sisser, einer weiteren Dänin, eine Fahrt zu einer angeblich günstigeren Pousada aus. Am nächsten Tag sollte sich herausstellen, dass wir so zu einem der Konkurrenten des von Thomas ursprünglich angestrebten Tour-Anbieters H20 gelotst worden waren. Deshalb hatte die Nachfrage nach dem Preis der Unterkunft von H20 auch eine so überzogene Angabe ergeben – die Einheimischen arbeiten eben mit jeden Mitteln, um die Gunst der Touristen zu erlangen.

Jedenfalls fuhren wir dann alle zusammen (Thomas, Sisser, Anna, Inken, Zarko und ich) zu der anderen Pousada. Die Fahrt dauerte max. ein bis zwei Minuten und sollte 10 R$ kosten, die wir in der folgenden Hitze der Preisverhandlungen dort jedoch nicht bezahlten und nach denen wir auch nicht mehr gefragt wurden. Es gelang uns eine Nacht (es waren ja nur noch etwa 2 Stunden) plus Frühstück für 10 R$ pro Person im Mehrbettzimmer herauszuschlagen. Ich denke damit haben wir diesmal einen guten Deal gemacht und uns nicht über den Tisch ziehen lassen.

Am nächsten Morgen ging Thomas zu seiner ursprünglich angestrebten “Pousada dos Duendes”, da er den von den Guides genannten hohen Preis nicht glauben konnte, womit er auch recht behalten sollte.
Zarko, Sisser und ich zogen los in die Stadt, um unter den vielen Tour-Anbietern das für uns passendste zu suchen. Nach ein wenig “Umhershoppen” hatten wir verschiedene Angebote für 3- bis 4-Tagestouren, die aber im Wesentlichen alle in dasselbe Gebiet führten und sich praktisch kaum unterschieden. Da H20 im Lonely Planet als eine der besten Agenturen genannt wurde, suchten wir zuletzt auch noch deren “Pousada dos Duendes” auf. Dort wurde uns von den “Standard-Touren” zum Fumaça-Wasserfall abgeraten, da dieser im Moment kaum oder gar kein Wasser führe und der Trek sehr überfüllt sei. Statt dessen bekamen wir ein Angebot für eine 4-Tagestour ins “Vale do Pati”, für die wir uns nach ein wenig Hin- und Herüberlegen und Abstimmungen mit dem Guide entschieden. Zwar war diese Tour etwas teurer als die bisherigen Angebote und erforderte außerdem eine längere und kostenintensivere Anfahrt mit dem Bus und Auto, die Erklärungen des Pousada-Besitzers hatten uns aber überzeugt. Spielraum zum Verhandeln schien es leider auch keinen zu geben.

Zufrieden und gespannt auf unser bevorstehendes Erlebnis in der Wildnis gingen wir nach einem italienischen Mittagessen in einem Lokal mit Jazz-Musik (eine wirklich eigenartige aber lustige Mischung) zu unserer Pousada zurück, wo wir noch eine weitere Nacht verbringen wollten. In der Pousada dos Duendes war leider nichts mehr frei gewesen. Thomas war bereits an diesem Morgen unmittelbar nach seiner Ankunft zu einer 4-Tagestour aufgebrochen.

Anna und Inken waren immer noch in der Pousada. Ihnen waren die Touren alle zu teuer. Am Abend gingen wir alle zusammen Pizza essen – für uns vier das letzte richtige Essen vor unserem Abendteuer in der Wildnis. Anschließend hieß es das notwendigste für den Trek zusammen zu packen und dabei soviel Gewicht wie möglich zu sparen. Und dann ab ins Bett…

Sa, 28.07.2007, Tag 8 (Salvador)

Nach einigem Überlegen hin- und her, vor allem nach den mehrfachen Empfehlungen von Frank und Roberta, unbedingt noch ein paar Tage auf Morro de São Paulo zu verbringen, hatten wir uns doch dazu entschlossen, heute nach Lençois weiter zu fahren. Im Nachhinein bin ich auch froh über diese Entscheidung, da wir am Ende insgesamt eine ganze Woche dort verbracht haben.

Da der Bus erst am Abend abfuhr, entschlossen wir uns, mit der Fähre noch zur “Ilha Itaparica” in der “Baía de Todos os Santos” unmittelbar vor Salvador überzusetzen. Die Insel selbst war nichts besonderes und ihre Hauptstadt Itaparica ein richtig verschlafenes Nest. Aber wir spazierten dort ein wenig umher und genossen ein Mittagessen. Dabei folgten wir auch unserer Taktik bei entsprechender Auswahl immer einen Saft zu bestellen, dessen Namen uns am wenigsten sagte. So bekamen wir hier “Suco de Cacão”, von dem wir allerdings nicht genau wussten, ob er wirklich von den Kakao-Bohnen stammte. Jedenfalls war es weiß und schmeckte ein wenig wie Milch mit Honig.

Zur Abwechslung fuhren wir am Abend mit der Autofähre zurück nach Salvador. Dort holten wir unser Gepäck im Hostel ab und auf ging’s zur Rodoviaria, wo wir noch etwa 3 stunden warten mussten und kurz vor der Abfahrt Anna aus GB und Inken aus Deutschland kennen lernten. Die beiden fuhren ebenfalls nach Lençois.

Fr, 27.07.2007, Tag 7 (Salvador)

Zarko und ich wollten heute noch einmal ein wenig durch den Pelourinho streifen und das eine oder andere Souvenir kaufen. Mit letzterem waren wir auch ganz erfolgreich. Bis wir am Morgen allerdings los kamen verging einige Zeit, so das es fast schon Mittag war und der Tag dadurch ruckzuck auch schon wieder zu Ende ging.
Zum Mittagessen genossen wir eine Pfanne mit Fleisch, Gemüse, Reis, etc. – sehr ähnlich zum Feijoada wie ich es bei Marcelos Familie in Florianópolis bereits gegessen hatte. Die “Sound-&Light”-Show in der größten Kirche Salvadors verpassten wir leider, aber die Kirche selbst war schon beeindruckend genug. Sie entsprach viel eher den katholischen Kirchen, die man aus Europa kennt: Über und über mit Gold und kunstvollen Schnitzereien verziert.

Eigentlich wollte ich am Nachmittag noch eines der Museen besuchen, dafür war es dann aber bereits zu spät. Wir fuhren deshalb einfach nur zum Spass einmal mit dem “Plano Inclinado Gonçalves” hin- und her, der neben dem Aufzug den Pelourinho mit der “Cidade Baixa” verbindet. Dann wurde es gegen 17:30 Uhr auch schon wieder dunkel und wir kehrten zum Hostel zurück.

Dort fand am Abend eine Samba-Party statt, zu der es im Café des Hostels knall voll wurde. Es war aber ein netter Abend mit den anderen Backpackern, die wir während der letzten Tage kennen gelernt hatten und natürlich mit flotten Samba-Rhythmen und Tänzen. Für letztere fehlen uns Europäern aber wohl wirklich gewisse Gene oder Gelenke im Hüftbereich ;-).

Do, 26.07.2007, Tag 6 (Salvador)

Für den heutigen Tag hatten wir uns die Erkundung des Pelourinho (Altstadtkern Salvadors) vorgenommen. Frank, ein Backpacker aus Deutschland, der ein halbes Jahr in Argentinien studiert hatte und jetzt wie wir auf Brasilien-Rundreise war, wollte uns begleiten.

Wir wanderten kreuz und quer durch den Pelourinho und ich muss sagen, dass es mir hier besser gefiel als in Olinda. Es war mehr los und trotz der Unmenge an touristischen Souvenirläden waren doch auch so viele Locals unterwegs, dass die Altstadt richtig lebhaft wirkte. Überall war Musik zu hören und man konnte immer wieder Straßenkünstler sehen (vorwiegend natürlich Capoeira).

Leider war Frank ein wenig ungeduldig (vielleicht weil er schon etwas länger in Salvador war als wir oder weil es sowieso seine letzten Tage in Brasilien waren), so dass wir ziemlich zügig unterwegs waren und kein einziges Museum besuchten. Ich sagte mir immer, dass ich mich ja erstmal umsehen und am nächsten Tag dann intensivere Besuche machen könnte. Das hat sich so dann zwar leider nicht ergeben, trotzdem habe ich einen guten Eindruck von Salvador bekommen.

Nachdem wir unsere recht zügige Tour durch den Pelourinho beendet hatten, fuhren wir mit dem Aufzug (wirklich eine witzige Sache) in die Cidade Baixa. Dieser Stadtteil war weit geschäftiger als die gechillte Atmosphäre im Pelourinho. Wir besuchten den Marcado Modelo, wo ich von zwei Frauen ganz schön übers Ohr gehauen wurde (Verlust von insgesamt 12 R$).

Anschließend fuhren wir mit dem Bus zum in meinem Reiseführer als sehenswert bezeichneten Markt. Und dieser war wegen seiner absurden Organisation und seines haarsträubenden hygienischen Zustands wirklich sehenswert. Da schlief der Standbesitzer mitten auf dem Tisch, auf dem zuvor noch Fleischberge aufgetürmt waren. Zwischendrin an den Füßen angebundene oder bereits in Zeitungspapier gewickelte (aber noch lebendige!) Hühner usw. usf. – wirklich ein Erlebnis für sich, bei dem man dauernd hoffte, dass das Fleisch fürs nächste Essen hoffentlich nicht von hier kam.

Mit dem Bus fuhren wir danach zu der etwa außerhalb liegenden Igreja do Bomfim, die zwar selbst nichts wirklich besonderes, wegen ihrer schönen Lage aber einen Besuch wert war.

Nachdem wir uns hier ein wenig aufgehalten und vergeblich nach einem Mittagessen gesucht hatten (statt dessen gab’s “Cachorro frio” = kalter Hotdog und Eis), entschieden wir uns, noch zum Farol da Barra zu fahren. Dort besuchte ich mit Zarko das nautische Museum im Leuchtturm und wir trafen noch einen Brasilianer, den Frank bereits auf Morro de São Paulo kennen gelernt hatte. Er wohnte auch in unserem Hostel und so unterhielten wir uns noch eine Weile und fuhren dann zusammen dorthin zurück.

Wir gingen in der Nähe des Hostels noch etwas Essen, was sich aber als große Enttäuschung herausstellte: Wir warteten ewig und dann war das Essen auch noch kalt. Nachdem ich es nach einer Reklamation notdürftig in der Mikrowelle aufgewärmt zurück bekam, ließ ich alles zurückgehen und aß anschließend im Hostel-Café zu Abend.

Abends gingen wir mit Frank und ein paar anderen vom Hostel (u.a. Camilia und Roberta) noch ein wenig das Nightlife im Pelô erleben. Wir endeten bei einer Art Samba-Party/Konzert und kehrten erst gegen Mitternacht zum Hostel zurück. Im Pelô war nachts einiges los, wobei es nicht so viel war wie ich gedacht hatte – aber es ja auch Mitten in der Woche.

Mi, 25.07.2007, Tag 5 (Salvador)

Gegen 8:00 Uhr erreichten wir Salvador und nachdem ich aufgewacht war, bekam ich während der Fahrt durch die Randbezirke der Stadt den typischen Eindruck einer brasilianischen Metropole: Kilometerlang fuhren wir an einer Favela nach der anderen vorbei – oder besser: zuckelten wir vorbei, da wir auf dem letzten Stück zur Rodoviaria noch in einen ganz schönen Stau gerieten.

Nachdem wir in der Rodoviaria angekommen waren, uns etwas frisch gemacht, ein kleines Frühstück genossen und uns orientiert hatten, fuhren wir mit einem komfortablen Minibus ins historische Zentrum der Stadt, wo die Jugendherberge lag, die uns von den beiden Belgiern empfohlen worden war, die wir in Recife getroffen hatten. Dort angekommen konnten wir auch gleich einchecken und erstmal unter die Dusche springen. Gleich beim Check-In wurde uns ein Besuch einer Candomblé-Zeremonie angeboten. Da ich davon bereits in meinen Reiseführern gelesen hatte, entschied ich mich spontan dazu und Zarko zog mit.

Bis wir am Abend vom Tour-Anbieter abgeholt wurden, gingen wir erstmal noch etwas essen, was wegen der durchfahrenen Nacht im Bus alles von Frühstück über Mittagessen bis Abendessen hätte sein können.

Mit dem Minibus ging es von etwa 18:30 Uhr an nach einigen organisatorischen Startschwierigkeiten dann erstmal über eine Stunde quer durch die Stadt in Richtung Flughafen, in dessen Nähe sich das Gelände befand, auf dem die Zeremonie stattfand. Candomblé ist eine aus Afrika stammende und von den Sklaven nach Brasilien gebrachte Religion, die in ihrer heutigen Form aber erst in Brasilien entstanden ist. Wegen der Verbote ihrer Besitzer, ihre eigene Kultur und Religion zu leben und zu pflegen mussten sich die Sklaven verschiedene Tricks einfallen lassen, um ihre Religion und Zeremonien zu tarnen. Das führte zu einer Vermischung christlicher Symbole mit jenen des Candomblé. Heute ist es eine Religion wie jede andere in Brasilien und es gibt sogar Brasilianer, die zugleich gläubige Katholiken und Candomblé-Anhänger sind.

Aufgrund der organisatorischen Schwierigkeiten kam unsere Gruppe früher als unser Guide auf dem Gelände an und da keiner so recht wusste, “was, weshalb, warum” standen wir erstmal eine Weile in der Gruppe herum und bewunderten die bereits kostümierten Frauen.

Plötzlich begann sich dann ein Zug zu formieren, der mit Musik begleitet einmal um das Hauptgebäude zog. Wider besseren Wissens- unser Guide war immer noch nicht eingetroffen – liefen wir zusammen mit allen anderen Zuschauern am Ende des Zuges mit. Auf halbem Weg setzte ohrenbetäubendes Feuerwerk ein, von dem schwer zu sagen war, ob es Teil der Zeremonie war oder nicht.
Nach einer Runde ums Haus ging’s schließlich in dieses hinein, wo alles bereits für die Zeremonie vorbereitet war: In einem Kreis formierten sich die Zeremonie-Teilnehmer in dessen Mitte eine Art Gestellt aufgebahrt war, von dem ich nicht genau wusste, wozu es diente. Wir Zuschauer wurden nach Geschlechtern getrennt auf die Zuschauerbänke verteilt. Da ich in meinem Reiseführer bereits davon gelesen hatte, verwunderte mich das nicht weiter. Die Kleiderordnung, die ebenfalls dort beschrieben gewesen war, schien jedoch nicht so streng gehandhabt zu werden. Im Hostel hatte man uns gesagt, kein Schwarz zu tragen. Ich hatte gelesen, dass auch diverse andere Farben tabu waren, was in diesem Fall jedoch nicht zu zutreffen schien. Da Fotografieren wohl aber nur auf Anfrage erlaubt war und unser Guide bis zum Beginn der Zeremonie noch nicht eingetroffen war, so dass ich ihn nicht fragen konnte, verzichtete ich lieber darauf. Es gibt also von dem ganzen Abend keine Fotos, sondern “nur” meine Erinnerung.

Die eigentliche Zeremonie begann damit, dass die Frauen nach und nach (z.T. in kleineren Gruppen) vor dem Gestell in der Mitte des Kreises niederknieten bzw. sich hinlegten und Geld davor ablegten. Zum Teil sah das sehr kurios aus, da die weiten Rücke die Bewegungen sichtlich behinderten. Jede einzelne Opfergabe wurde von den anderen Teilnehmern mit Gesang begleitet. Nachdem diese Runde beendet war wurden die Zuschauer aufgefordert, selbst Opfer zu bringen – aber völlig freiwillig, nur wer wollte. Überhaupt gefiel mir schon zu diesem Zeitpunkt die offensichtliche Ungezwungenheit, in der alles stattfand. Die späteren Erklärung unseres Guides auf der Rückfahrt sollten diesen Eindruck der Candomblé-Religion bestätigen.

Nachdem die Opferrunde abgeschlossen war, begann das was sich die nächsten Stunden immer wieder wiederholen sollte: Die Candomblé-Teilnehmer tanzten begleitet von Trommeln singend im Kreis und immer wieder verfiel einer von ihnen in diesen Trance-Zustand, von dem ich nur schwer sagen konnte, ob er echt oder vorgetäuscht war. In meinen Reiseführern hatte ich gelesen, dass genau dieser Zweifel an der Echtheit der Trance Außenstehenden den richtigen Zugang zur Zeremonie verwehren kann.
Die ganze Zeit über erwartete ich eine gewisse Steigerung, aber auch wenn die Rhythmen schneller und intensiver wurden blieb es bei diesen kurzen Trance-Szenen. Ein Teilnehmer in diesem Zustand wankte innerhalb des Kreises fast wie betrunken, verdrehte die Augen und zitterte am ganzen Körper. Andere Teilnehmer unterstützten ihn dann und legten ihm u.a. auch andere Kleidungsstücke an. Der Grad an Koordination, den die Teilnehmer im Trance-Zustand aber immer noch hatten, ließ mich weiter an deren Echtheit zweifeln.

Dieser Teil der Zeremonie setzte sich eine ganze Weile fort, bis ein Großteil der Teilnehmer das Gebäude verließ. In der Pause wurde uns Zuschauern etwas zu essen serviert. Zum einen eine körnige Masse, die mich an CuzCuz erinnerte und zum anderen Teller mit einem Hähnchenschenkel, Reis und einem Gemüse, das wie Spinat aussah, wohl aber etwas anderes war. Ich versuchte allerdings nur ersteres, da mich letzteres rein optisch nicht so sehr anmachte.
Die Pause wurde durch das Auftauchen der Candomblé-Teilnehmer beendet. Sie waren nun noch krasser geschmückt und die wesentlichen Personen trugen Kostüme völlig unterschiedlicher Art. Später erfuhren wir, dass sie die Orixás darstellten.

Die Zeremonie selbst ging im Prinzip weiter wie bereits zuvor: Wieder Tanzen im Kreis und zwischendurch die fragwürdigen Trance-Zustände, die diesmal meist von innigen Umarmungen anderer Teilnehmer begleitet wurden. Zwischendurch “verirrten” sich zwei Teilnehmer in Trance in den Zuschauerbereich. Wieder ließ mich ihre Fähigkeit, zielstrebig den Weg zwischen den Zuschauerbänken zu finden an der Echtheit der Trance-Zustände zweifeln. Einer als ein Oxalá verkleideter Teilnehmer kam uns sehr nahe und die Art wie er die Augen verdrehte hatte schon etwas seltsames. Ich konnte mich des Verdachts nicht erwehren, dass die Teilnehmer zusätzlich zur Musik evtl. auch unter Einfluss irgendwelcher schwachen Drogen standen. Bestätigungen dafür gab es während der Erklärungen auf der Rückfahrt jedoch nicht.

Das ganze Spektakel ging noch eine Weile so weiter und endete dann ziemlich abrupt mit unserem Abzug. Ein paar Teilnehmer hatten das Haus schon verlassen, andere tanzten bei inzwischen nicht mehr ganz so intensiven Trommelrhythmen noch als unser Guide zum Rückzug pfiff. Vor dem Gebäude standen wir in kleinen Gruppen noch eine Weile zusammen und unterhielten uns über das Erlebnis. Schließlich gings im Auto zurück, wo unser Guide die eigentlich für vor der Zeremonie geplante Erklärung zunächst in Englisch und anschließend in Spanisch vortrug. Alles in allem hatte ich während der Zeremonie zwar dauernd das Gefühl gehabt, dass das ja noch nicht alles gewesen sein konnte und auf eine Steigerung gewartet. Mit der Erklärung wurde vieles aber einleuchtender und im Nachhinein dadurch interessanter. Ich war jedenfalls sehr zufrieden mit dem Abend und froh, diesen wesentlichen Bestandteil afro-brasilianischer Kultur miterlebt zu haben.

Di, 24.07.2007, Tag 4 (Recife)

Heute stand für uns die erste “richtige” Backpacker-Erfahrung an: Da wir am Abend ein Busticket nach Salvador hatten und uns die doch etwas weite Rückfahrt von Recife nach Olinda sparen wollten, nur um unser Gepäck an der Pousada abzuholen, hatten wir beschlossen mit demselbigen aufzubrechen und es den Tag über mit uns zu tragen. Als wir so voll bepackt unsere Pousada verließen wurden wir natürlich gleich von unseren “Guides” begrüßt. Da wir das aber bereits erwartet hatten, hatten wir uns schon darauf verständigt, ein Taxi nach Recife nur für einen unschlagbaren Preis weit unter 30 R$ zu akzeptieren. Prompt bekamen wir Schritt für Schritt auch immer bessere Angebote, die uns aber trotzdem alle zu teuer waren. Auf dem Weg zur Bushaltestelle kam uns unser Guide sogar noch nachgerannt, um noch mit einem noch günstigeren Angebot nachzulegen. Trotzdem lehnten wir gekonnt ab. Zum Glück, denn ein paar Meter weiter fuhr uns ein anderes Taxi über den Weg und bot uns eine Fahrt zur Metro-Station für unschlagbare 10 R$ an. Das war perfekt für uns, da wir sowieso dorthin wollten, um mit dem Bus zum “Oficina Ceramico Francisco Brenand” zu fahren.

Die Busfahrt dorthin dauerte viel länger als gedacht und wir waren über eine Stunde unterwegs – zum größten Teil mit dem sehr schweren Gepäck auf dem Schoß, da der Bus ziemlich voll wurde. Zu allem Übel verpassten wir dann auch noch die Haltestelle, was uns eine weitere Taxifahrt einbrachte. Letztere hätte sich aber sowieso nicht vermeiden lassen, da die Entfernungen zwischen dem “Oficina Ceramico Francisco Brenand” viel größer waren als erwartet. Auf ein “Roundtrip”-Angebot des Taxi-Fahrers gingen wir dann auch ohne großes Verhandeln ein.

Die Ausstellung mit unzähligen Skulpturen aus Keramik in einer sehr schön hergerichteten Anlage war sehr sehenswert. Francisco Brenands Vorstellungsgabe und sein Geschmack für skurriles war allerdings gewöhnungsbedürftig. Die Form eines Eis war überall gegenwärtig und in fast jeder Skulptur auf die eine oder andere Weise vertreten. Nach etwa einer Stunde hatten wir genug gesehen und fuhren mit unserem wartenden Taxi zum “Instituto Ricardo Brenand”, das vom Vater Francisco Brenands gegründet worden war. Hier wurden Gemälde und Waffen aus dem Mittelalter in einer burgartigen Anlage ausgestellt. Erstere Ausstellung interessierte uns beide weniger und daher waren wir dort schnell durch. Nach einer dringend notwendigen Café-/Mittagspause mit Tapiocas gingen wir zur Waffenausstellung. Diese war weitaus interessanter. Außerdem war die ganze Anlage selbst bereits einen Besuch wert gewesen.
Nachdem wir beide Ausstellungen gesehen und uns noch ein wenig ausgeruht hatten, fuhren wir mit einem Taxi zurück zur Bushaltestelle. Zarko quälte sich inzwischen mit Kopfschmerzen und einem schwachen Kreislauf. Die letzten Tage waren eben nicht ohne Anstrengungen gewesen und das Umhertragen des schweren Gepäcks bei doch recht warmem Wetter und der aufgrund des häufigen Regens in den letzten Tagen sehr hohen Luftfeuchtigkeit war natürlich ermüdend. Außerdem hatte er sich Erzählungen zur Folge bereits vor unserer Abreise in Floripa die Nächte um die Ohren geschlagen. Aber Backpacker-Reisen heißt eben nicht Erholungsurlaub pur – zumindest nicht ständig und nicht so wie sich das viele vorstellen.

Nachdem ich während der Mittagspause festgestellt hatte, dass wir am Morgen versehentlich unseren Zimmerschlüssel der Pousada mitgenommen hatten, mussten wir uns nach der Rückkehr ins Zentrum Recifes zunächst noch um diese Angelegenheit kümmern. Wir hinterlegten den Schlüssel aber einfach bei einer Touristen-Info und verständigten die Pousada-Besitzer, die froh zu sein schienen, dass wir uns überhaupt gemeldet hatten.

Anschließend gings zur Rodoviaria, von wo wir einen Bus nach Salvador nahmen. Abfahrt war gegen 19:00 Uhr und nach etwa 13 Stunden Fahrzeit, von denen ich den größten Teil verschlief oder zumindest im Halbschlaf zubrachte, kamen wir in Salvador an. Wir lernten auch noch drei brasilianische Mädels auf den Plätzen hinter uns kennen, mit denen wir uns zeitweise ein wenig unterhielten.

Mo, 23.07.2007, Tag 3 (Recife)

Als wir an diesem Morgen aufwachten schien die Sonne und es versprach ein herrlicher Tag zu werden. Beim Frühstück lernten wir ein Pärchen aus den Niederlanden kennen, die jedoch an diesem Tag bereits weiter in den Nordosten reisen wollten. Auch unsere beiden Französinnen sahen wir wieder. Gerade als wir uns nach dem Frühstück auf den Weg machen wollten, fing es mal wieder an zu regnen. Allerdings war es zum Glück nur ein kurzer Schauer. Nach den Erfahrungen der letzten Tage, schien das hier an der Tagesordnung zu sein. Trotzdem machten wir uns kurz darauf auf nach Recife. Innerhalb unseres Pousada-Geländes lief uns noch eine große Schildkröte über den Weg, die uns ein paar Minuten in ihren Bann zog.

Auf dem Weg zur Haltestelle lief uns unser “Abzocker-Guide” über den Weg und wir fragten ihn noch nach dem richtigen Bus ins Zentrum von Recife. Beim Einsteigen in den Bus erfuhren wir dann aber aber, dass diese Linie zum Strand in Boa Viagem fuhr. Generell hatte ich diese Erfahrung bereits mehrfach in Brasilien gemacht, dass die Locals meist nicht wirklich über ihre eigene Stadt Bescheid wussten und man auf Nachfrage höchst unterschiedliche oder gar widersprüchliche Infos bekam. Das Beste war immer, mehrere Leute zu fragen und der Durchschnittsauskunft zu folgen.
Da der Bus aber schon losgefahren war, fuhren wir eben zunächst nach Boa Viagem. Die Fahrt dorthin dauerte bereits etwa eine halbe Stunde und wir stiegen mangels besserem Wissens einfach irgendwo entlang des Strandes aus. Die Gegend war ähnlich wie an der Copacabana und in Ipanema in Rio de Janeiro angelegt: Parallele Einbahn-Avenidas entlang der Strandpromenade mit Hoteltürmen.
Wir liefen ein wenig den Strand entlang, nachdem wir uns in einem zufällig entdeckten STB-Büro nach Transportmöglichkeiten nach Salvador für den nächsten Tag erkundigt hatten. Mit der Frage “Und wo sind wir gerade?” beim Vorzeigen eines Stadtplans sorgten wir für ein wenig Belustigung bei den Mitarbeitern – tja, wir waren halt Gringos, die sich irgendwie durch den Großstadtdschungel schlugen.

Am Strand relaxten wir eine Weile in je einem der alle paar Meter angebotenen Liegestühlen und genossen “Agua de Coco”. Dieses Mal ließen wir uns zum ersten Mal die Kokusnuss auch aufschneiden, um auch deren Fleisch zu essen. Mir sagte dieses im Vergleich zum deutlich trockeneren das ich bei Marcelos bereits gegessen hatte jedoch nicht so zu.

Anschließend machten wir uns auf den Weg zur Rodoviaria, um dort unsere Bustickets nach Salvador zu kaufen. Entgegen der Auskünfte im Lonely Planet hatten wir im STB_Büro die Info bekommen, dass dies nur an der Rodoviaria selbst möglich war. Dort kauften wir einem Brasilianer dann sogar noch zwei Tickets ab und sparten dabei jeweils ca. 9 R$. Anschließend brachen wir endlich auf ins Zentrum von Recife. Durch den Irrtum mit dem Bus am Morgen und den Trip zur immerhin ca. 14 km außerhalb liegenden Rodoviaria hatten wir einiges an Zeit verloren. So erreichten wir Recifes Zentrum erst gegen 15:00 Uhr und suchten uns erstmal etwas zu essen. Danach nutzten wir die noch verbliebene Zeit um ein wenig das Zentrum und Recife Antigo mit seinen zwischen den modernen Bürotürmen verstreuten Kolonialbauten zu erkunden. Wir hatten natürlich nicht mehr ausreichend Zeit, um einen vollständigen Rundgang zu machen, da es hier bereits gegen 17:30 Uhr dunkel wird. Insgesamt war die Stadt zwar sehr lebhaft (zusammen mit ähnlich katastrophalem Verkehr wie in Rio), von ihrem angepriesenem kolonialen Stil war ich aber ein wenig enttäuscht.

Nachdem wir nach eine Runde durch Recife Antigo gedreht hatten, wo es immerhin eine nette Straße mit einigen alten Kolonialbauten gab wurde es auch schon dunkel und wir machten uns auf den Rückweg nach Olinda.

Da wir eine Weile brauchten, um die richtige Haltestelle zu finden (Nachfragen bei Locals brachte uns einmal mehr höchst widersprüchliche Infos ein) und die Busfahrt über eine halbe Stunde dauerte, verwarfen wir unsere Pläne, gegen später nochmal nach Recife zu fahren. Stattdessen besorgten wir uns einen Wein (für gerade mal 6 R$ – entsprechend schrecklich schmeckte er auch :-)) und ließen den Tag auf der Terrasse unserer Pousada ausklingen. Die beiden Französinnen waren leider nicht da, obwohl wir sie gerne zu einer geselligen Rund eingeladen hätten. Für die nächsten Stationen auf unserer Reise nahmen wir uns vor, nach “richtigen Hostels” Ausschau zu halten, um mehr Kontakt für gemeinsame Aktivitäten mit anderen Backpackern zu haben.

Leider wurden wir etwas später von plötzlich beginnendem Regen vertrieben, weshalb ich auch die Gelegenheit hatte, diesen Bericht noch am selben Abend zu verfassen.

Morgen geht es nach einer Besichtigung des Keramik-Museums weiter nach Salvador, wo wir am Mittwoch Morgen nach etwa 14 stündiger Busfahrt ankommen dürften.

So, 22.07.2007, Tag 2 (Recife)

Nach einer erholsamen Nacht wachten wir mit erneutem Regen auf. Unsere Idee vom Vortrag, an diesem Sonntag ins Zentrum von Recife zu fahren, um dort das Leben auf dem Praca de 13 de Maio zu erleben wurde dadurch in Frage gestellt. Aber zunächst gab’s sowieso erstmal Frühstück, bei dem wir zwei nette Französinnen kennen lernten.

Nach dem Frühstück gingen wir zu einer der vielen Kirchen hier, da ich gelesen hatte, dass man dort einen Gottesdienst mit Gregorianischen Gesängen erleben kann und es wegen des regnerischen Wetters sowieso die einzige Alternative zu sein schien. Die Gesänge waren jedoch eher enttäuschend und wir blieben nur deshalb eine ganze Weile dort, weil wir ständig auf mehr warteten.

Mit dem Beginn des Abendmahls machten wir uns dann aber auf, um ein wenig Olindas schöne Altstadt zu erkunden. Wir hatten unsere Pläne geändert und die Stadtbesichtigung von Recife auf den nächsten Tag verschoben.

Auf unserem Spaziergang durch die Stadt wurden wir von den “Guias” nahezu belagert. An jeder Straßenecke “lauerten” sie und gaben in den meisten Fällen nicht locker. Nach der Erfahrung vom Vortrag blieben wir diesmal aber hart und lehnten auch die aufdringlichsten von ihnen erfolgreich ab.

Ansonsten war unsere Tour durch die Altstadt aber sehr schön und Olinda erfüllte unsere Erwartungen weitestgehend. In einigen Souvenirshops mit wirklich sehr schönen Kunstwerken aus der Region kauften wir nahezu rekordverdächtig ein. Allerdings war alles auch wirklich derart günstig und selbst eine wunderschöne Holzschnitzarbeit erstanden wir für umgerechnet gerade mal 3,50 EUR.

Bei einem Imbiss in Alto da Sé trafen wir auf zwei belgische Backpacker und unterhielten uns eine ganze Weile mit ihnen. Sie gaben uns auch einige wertvolle Tipps für unsere nächste Station Salvador. Wir aßen “Tapioca”, eine Spezialität des Nordostens. Es ist ein Fladen aus Maniokmehl, der auf der Hälfte zusammen gelegt mit verschiedenen Zutaten gefüllt wurde. Ich aß einen mit Käse und Kokusflocken.

Nach diesem kleinen aber feinen Mittagessen (bisher schlugen wir uns hervorragend durch die Erkundung der kulinarischen Spezialitäten) beendeten wir unsere Tour mit einem kurzen Spaziergang am Meer entlang. Dort befanden wir uns allerdings außerhalb der schönen von der “Policia Turista” abgesicherten Altstadt und da die Promenade sowieso kaum die Ehre besaß, als solche bezeichnet zu werden, (alles wirkte ein wenig verfallen und ungepflegt) machten wir uns bald auf den Rückweg zur Pousada. Dort angekommen fing es auch schon wieder an zu regnen, obwohl zuvor sogar die Sonne herauskam und für blauen Himmel sorgte. Der Regen hinderte uns aber nicht an einem kurzen erfrischenden Bad im Pool.

Am Abend machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant und fanden nach ein wenig Suchen auch bald ein gemütliches wo wir einmal mehr “Carne do Sol” aßen. Zum Nachtisch versuchte ich noch mit Käse überbackene Banane, was sehr lecker war. Gerade als wir nach dem Essen aufbrechen wollten fing es erneut an zu regnen. Als es auch nach einer Weile nicht aufhörte machten wir uns trotzdem auf den Weg und entschlossen uns sogar noch für einen Abstecher nach Alto da Sé, um zu sehen, ob dort trotz des Regens noch etwas los war.

Und tatsächlich war dort sogar noch Leben, wobei sich die Leute unter den Regenschirmen und Dächern drängten. Wir entschlossen uns spontan in einen kleinen Club zu gehen, in dem eine Samba-Gruppe spielte. Diese hörte aber blad auf und wurde durch Reagea-Musik von der Anlage ersetzt. Wir hielten uns dort eine Weile auf der Terasse auf, von wo man einen schönen Ausblick auf Olinda und Recife hatte. Gegen später unterhielten wir uns noch mit ein paar Mädels aus Frankreich und Österreich, die uns bereits zu Beginn als Gringos aufgefallen waren – und wir wohl ihnen, da sie uns dieses Mal ansprachen.
Gegen 22:30 Uhr kehrten wir dann zu unserer Pousada zurück und beendeten den zweiten Tag unserer Reise.