Heute steht Packen für die Wildnis und Abfahrt zu unserem 3-tägigen Kanu-Abenteuer im Algonquin Park auf dem Plan. Nach einem Continental Breakfast in der Basis von Algonquin Outfitters am Lake Oxtongue machen wir uns gemeinsam ans Packen der Rucksäcke. Anschließend werden die beiden Kanus auf dem Dach von Jans Auto festgezurrt. Dann gehts los zum Canoe Lake, wo wir unsere Fahrzeuge abstellen, die Kanus beladen und unsere Tour beginnen.
Zuerst paddeln wir den Canoe Lake entlang in Richtung Norden. Dafür dass wir absolute Kanu-Greenhorns sind kommen wir gut voran und erreichen schon bald die 295 Meter lange Portage zwischen dem Canoe Lake und dem Joe Lake. Hier ist noch alles für die “absolute beginners” markiert und Schilder weisen den Weg. Das sollte sich später ändern, wie wir noch feststellen werden. Wir treffen auf ein Paar, das ebenfalls mit dem Kanu unterwegs ist und legen erstmal eine Rast ein. Wir sind bereits voll in der Natur angekommen und genießen die Ruhe abseits der hektischen Zivilisation.
Nach der Mittagspause schleppen wir unsere Kanus und die Ausrüstung die knapp 300 Meter zum Ufer des Joe Lake. Die beiden Seen sind durch ein kleines Flüsschen verbunden, das aber einige Stromschnellen hat und somit nicht mit dem Kanu zu befahren ist. Das Tragen der Kanus auf dem Kopf ist für uns bzw. meinen Vater und Jan noch etwas ungewohnt, aber die Portage ist zum Glück nicht allzu lang. Am Joe Lake angekommen beladen wir sofort die Kanus und paddeln weiter in nördlicher Richtung zum Lake Tepee. Von dort geht es direkt über in den Fawn Lake. Kurz bevor wir diesen verlassen und in Richtung unseres Tagesziels, dem Lake Tom Thompson, in den Littledoe Lake abbiegen, entdecken wir in einer Bucht einen Elch beim Seerosen grasen. Er steht bis zum Bauch im Wasser und mampft genüsslich vor sich hin. Unsere Anwesenheit stört ihn nicht weiter, selbst als wir uns bis auf wenige Meter nähern. Wir verbringen hier einige Zeit und fotografieren und filmen ihn ausgiebig. Besonders hübsch sind diese Tiere ja nicht, das riesige, ein wenig pelzig aussehende Geweih mit den großen Schaufeln ist aber schon sehr beeindruckend.
Nachdem wir genug gesehen und fotografiert haben, fahren wir weiter und müssen auf dem Verbindungsarm zwischen dem Littledoe Lake und dem Lake Tom Thomson noch einen verlassenen Biberdamm überqueren. Diese perfekten Stauanlagen zu sehen und dabei zu wissen, dass sie rein instinktiv von Tieren errichtet wurden ist schon sehr interessant. Kurz nach dem Damm erreichen wir den Lake Tom Thomson. Leider ist die kleine Insel in seiner Mitte bereits bewohnt, so dass wir uns für einen anderen, aber ebenfalls sehr schön gelegenen Zeltplatz entscheiden. Dort angekommen bauen wir gleich unsere Zelte auf und machen uns dann daran, unser erstes Essen in der Wildnis vorzubereiten. Bei dieser Gelegenheit analysieren wir interessiert noch einmal alle Dinge, die uns John von Algonquin Outfitters eingepackt hat. So genau hatten wir sie im Eifer des Gefechts bei der kurzen Einweisung nicht überblicken können. Besonders lustig sind all die getrockneten und auf möglichst wenig Volumen und Gewicht getrimmten Zutaten. Richtiges Trekking-Essen habe ich bisher nur in Katalogen gesehen, geschweige denn welches gegessen. Das bevorstehende Abendessen und die nächsten Tage versprechen also auch von der kulinarischen Seite her interessant zu werden.
Zum Abendessen machen wir Nudeln mit panierten Putenschnitzeln. Die ganze Kocherei ist natürlich fotografisch festgehalten, wobei ich mich selbst ein wenig zurück halte. Man könnte das auf Erfahrungen in vergangenen Urlauben – wie z.B. Segeltörns – zurückführen. Zu viele Köche verderben bekanntlich den Brei und endlose Diskussionen übers das Wie und Warum des Kochens konnte ich noch nie besonders leiden.
Neben dem Essen ist auch eine andere Einrichtung des Zeltplatzes recht interessant: Das Klo. Es bestand aus einem Loch in der Erde, über das eine Holzkiste mit Deckel gebaut war, die einer Schatztruhe ähnlich sieht. Für die gewissen Geschäfte sitzt man also mitten im Wald zwischen Bäumen auf der Schatztruhe. Keine Hütte, keine Tür, nichts. Richtiges “Freiluft-Kacken” also ;-). Das Problem an der Sache ist aber nicht wirklich die Einfachheit der Einrichtung selbst, sondern der Schwarm von Mosquitos, der das “stille Örtchen” belagert. An den nächsten beiden Tagen sollten wir das noch “zu schätzen lernen”.
Nach dem Essen sucht mein Vater erstaunlich schnell das Zelt auf und wir anderen laufen noch ein kurzes Stück in der Umgebung des Lagers durch den Wald. In Ermangelung eines Weges kehren wir aber bald wieder um und lassen den Tag am Ufer sitzend ausklingen. Gegen später kommt noch einmal Action auf, als wir nach einer geeigneten Stelle suchen, um unser Fass mit den Lebensmitteln aufzuhängen. Es sollte dabei hoch genug und möglichst weit von Baumstämmen entfernt hängen, um alles Essbare möglichst unerreichbar für Bären zu verstauen. Auf einen nächtlichen Besuch eines solchen Weggefährten sind wir alle nicht besonders scharf.
Mit dem kollektiven Angriff der Mosquitos macht das draußen Zusammensitzen einfach keinen Spaß mehr und wir hauen uns alle in die Zelte. Damit endet unser erster Kanu-Tag, der wie bereits alle anderen Tage zuvor voller Erlebnisse war.