Trotz des Verbots unseres Vercharterers stellen wir heute nach dem Frühstück unseren RV auf einem Parkplatz bei der U-Bahn-Station Longueuil ab und fahren mit der Metro in die Stadt. Zuerst schlendern wir ein wenig durch das Viertel rund um die Basilique Notre-Dame. Diese ist aktuell für Touristen noch geschlossen, so dass wir hier später noch einmal vorbei kommen wollen. Anfangs gefällt uns das Viertel hier nicht besonders. Die Straßen und Gebäude wirken ein wenig heruntergekommen und es fehlt irgendwie der Flair, den man im französischen Canada erwartet.
Die Promenade des Artistes lassen wir aus, weil hier so früh am Tag noch nicht allzu viel Leben herrscht. Statt dessen folgen wir der Rue St. Paul weiter bis zur Chapelle Notre-Dame-de-Bonsecours und dem Marche Bonsecours. Durch letzteren laufen wir kurz durch, wobei auch er nicht besonders viel zu bieten hat. Weiter geht es zum Place Jacques Cartier. Hier gefällt es mir das erste Mal seit wir unsere Tour durch Montreal begonnen haben. Es ist ein Platz, der von Cafes umzingelt ist und auf dem richtiges Leben herrscht. Von hier aus kann man das Hotel de Ville bereits sehen, das Rathaus, von wo aus Frankreichs Präsident Charles de Gaulle 1967 der Menge zurief: “Vive le Québec libre!” Ein wenig schade ist lediglich, dass das gesamte Gebäude zwecks Renovierungsarbeiten eingerüstet ist.
Auf einem kleinen Platz neben dem Hotel de Ville legen wir eine kurze Pause ein, um unsere weitere Tour durch Montreal zu besprechen. Viel Zeit haben wir ja leider nicht, da wir morgen früh bereits Christine in Québec City abholen müssen. Wir entscheiden uns, nach einem zweiten Abstecher zur Basilique Notre-Dame zuerst in Richtung Downtown Montreal zu gehen, um dem Eaton Center einen Besuch abzustatten. Unter Montreal ziehen sich kilometerlang Einkaufspassagen, die zusammen eine richtige Stadt im Untergrund ergeben. Das Eaton Center ist eines der Zentren dieses Shopping-Mekkas. Leider haben wir allerdings viel zu wenig Zeit, um auch diese Seite der Stadt intensiv kennen zu lernen.
An der Basilique Notre-Dame, die wir uns jetzt auch von innen anschauen können, führt uns unser Weg durch Chinatown nach Downtown Montréal. Chinatown macht auf mich einen schöneren Eindruck als in Toronto. Ein kleiner Abstecher führt uns sogar noch über einen kleinen Basar, auf dem alle möglichen Ramsch-Artikel aus chinesischer Produktion verkauft werden. Außerdem werden wir Zeuge der aufwändigen Aufbauarbeiten für das Festival International de Jazz, das Ende Juni, Anfang Juli hier stattfindet. Dann erreichen wir das Eaton Center und schauen uns kurz darin um. Wie gesagt, leider haben wir nicht genug Zeit, um die “Stadt unter der Stadt” besser kennen zu lernen.
Nach dieser kurzen Halbtagestour durch die Stadt fahren wir mit der Metro hinaus zum Olympic Park, in dem 1976 die Olympischen Sommerspiele stattfanden. Das ehemalige Velodrom, heute Biodôme genannt, ist in eine Biosphäre verwandelt worden, in der alle Ökosysteme der Erde nachgebildet sind – inklusive der dort lebenden Tiere. Dieser “Zoo der etwas anderen Art” ist sehr schön gemacht und wir halten uns hier einige Zeit auf. Mir gelingen auch einige tolle Fotos, vor allem von einem Meerkatzen-ähnlichen Tier, dessen korrekte Spezies ich nicht mehr weiß :-).
Neben dem Biodôme kann man im Olympic Park noch auf den Tour de Montréal hinauffahren, das größte, schräg stehende Gebäude der Welt (190 Meter bei 45 Grad Neigung). Von hier haben wir einen schönen Überblick über die Stadt, die einem von oben flach wie ein Pfannkuchen vorkommt.
Zum Abschluss unseres Besuchs in Montréal legen wir noch einmal einen kurzen Stopp auf der Île Ste-Hélène ein und schauen uns die Biosphére noch aus der Nähe an. Diese beeindruckende Stahlkonstruktion wurde für die Expo 1967 gebaut. Bei einem Brand ist die äußere Haut zerstört worden, so dass heute nur noch die Stahlträger erhalten sind. Im Inneren wurde eine Ausstellung über das Ökosystem der Great Lakes und des St. Lawrence Stroms eingerichtet, die wir aus Zeitgründen allerdings nicht mehr besuchen können.
Insgesamt hat mir Montréal nicht so gut gefallen wie Toronto und Ottawa. Es fehlt der Stadt nach meinem Eindruck einfach ein wenig an Flair, den man gerade im französischen Teil Canadas erwarten würde. Allerdings hatten wir definitiv viel zu wenig Zeit, um die Stadt im Detail kennen zu lernen. Von daher werde ich vermutlich irgendwann noch einmal hier her zurück kommen, um auch die Ecken und Sehenswürdigkeiten besuchen zu können, die wir dieses Mal leider auslassen mussten…
Zurück beim RV fahren wir weiter nach Québec City, wo wir früh am nächsten Morgen Christine vom Flughafen abholen werden.