Planloser Samstag…

Nachdem ich mich während der letzten drei Tage mit einem grippalen Infekt herumschlagen musste, geht es mir inzwischen wieder besser und ich komme endlich dazu, mein Blog mal wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Gerade von letztem Wochenende gibt es einiges zu erzählen…

Zugunsten von Silvana hatten wir für unsere Wanderung zum Praía Lagoinha de Lest den Sonntag eingeplant und für Samstag hatte ich mir daher nicht so viel vorgenommen. Ich wollte die Gelegenheit nutzen und einmal den in meinem Reiseführer als “sehenswert” bezeichneten “Mercado Publico” in Downtown kennen lernen. Bisher habe ich Downtown nur einmal Samstags erlebt und die alte Markthalle nur von außen gesehen. Kurz bevor ich aufbrach, rief mich Will an und meinte, dass er mit Zarko und einem Freund aus São Paulo auch nach Downtown ginge. Also verabredeten wir uns dort und genossen ein paar Stunden das geschäftige Treiben. So ausgestorben Downtown Samstags nach 16 Uhr auch ist, so lebhaft ist hier alles am Vormittag und am frühen Nachmittag. Rund um den “Mercado Publico” gibt es Markstände mit allem möglichen von Obst über Töpferwaren bis hin zu Souvenirs. Außerdem spielen verschiedene Bands und Werbeansagen dröhnen aus aufgestellten Lautsprechern.

Der “Mercado Publico” selbst ist aber sicherlich der Höhepunkt von allem: Diese 1898 erbaute Markthalle besteht eigentlich aus zwei Hallen, die durch zwei Torbögen miteinander verbunden sind und zwischen denen sich ein Hof befindet. Früher befand sie sich direkt am Meer, bevor die Insel künstlich vergrößert wurde. Ein wesentlicher Bestandteil ist immer noch der Fischmarkt, der – zum meiner großen Überraschung – selbst zu dieser späten Zeit noch in vollem Gange war. Daneben gibt es Fleischstände, Stände mit Tees und Kräutern und natürlich welche mit Souvenirs. Außerdem nimmt Box 32 – ein angeblich empfehlenswertes Restaurant – einen großen Teil der Halle ein.

Nachdem wir diesen ersten Teil des “Mercado Publico” gesehen hatten, kauften Wills Freunde noch ein paar T-Shirts als Souvenirs ein. Anschließend gingen wir im Hof zwischen den beiden Markthallen etwas essen. Danach wollten Will & Co an den Strand nach Barra da Lagoa fahren und ich verabredete mich mit ihnen dort. Ich wollte zuerst heimfahren und später evtl. zusammen mit Michal nachkommen.

Etwa 1,5 Stunden später mussten Michal und ich dann feststellen, dass dies keine gute Idee gewesen war: Vom Terminal in Lagoa an standen wir mit dem Bus voll im Stau. Es war unglaublich, was an diesem Samstag los war. Und dabei war gar nicht mal so tolles Wetter. Für die Strecke bis Barra da Lagoa brauchten wir über 1,5 Stunden und als wir dort ankamen waren Will, Zarko und die anderen bereits wieder weg. Auch wir blieben nicht sehr lange am Strand, da es sehr windig und ungemütlich war und der Strand in Barra da Lagoa sowieso nicht gerade der schönste der Insel ist. Wir beschlossen, nach Lagoa zurück zu fahren und dort etwas essen zu gehen. Leider dauerte die Rückfahrt fast genauso lange wie die Hinfahrt, da auch in dieser Richtung alles dicht war. Es ist hier zwar normal, dass an den Wochenenden auf den Straßen vom Strand zurück in die Stadt die Hölle los ist, aber so schlimm wie an diesem Wochenende habe ich es bisher noch nie erlebt. Das letzte Stück gingen wir dann zu Fuß, da uns das schneller vorkam als mit dem Bus. Dieser Strandausflug bestand im wesentlichen also aus der Hin- und Rückfahrt und war ansonsten ziemlich für die Katz’.

In Lagoa angekommen, kehrten wir in einem Lanchonete ein und schauten anschließend noch eine Weile einer Capoeira Gruppe zu, die dort auf einem kleinen Platz übte. Capoeira ist eine typisch brasilianische Mischung aus Kampfkunst und Tanz, die ihren Ursprung wohl in den Kampfkünsten der afrikanischen Sklaven der Kolonialzeit hat. Einige AIESECer haben mir erklärt, dass es den Sklaven in der Kolonialzeit verboten war, Kampfkünste zu praktizieren. Also tarnten sie diese als Tanz, wodurch diese Mischung zustande kam. Es war wirklich sehr interessant, das einmal live zu sehen.

Danach wollte Michal nach Hause und ich selbst noch eine Weile in Lagoa shoppen. Also trennten wir uns und ich schlenderte ein wenig durch die sehr touristische Stadt. Später traf ich noch einen Mitarbeiter von Módula und als ich praktisch schon auf dem Weg in Richtung Bus-Terminal war, rief mich unerwarteter Weise Will an und sagte mir, dass sie auf dem Weg in eine Bar in Lagoa wären. Also wartete ich auf sie (was natürlich wie immer einige Zeit länger dauerte als angekündigt) und verbrachte noch eine Stunde zusammen mit ihnen in dieser Bar. Dann musste ich mich leider auf dem Heimweg machen, da ich meinen letzten Bus nach Hause nicht verpassen wollte.

Am Bus-Terminal musste ich leider feststellen, dass der nächste Bus zurück ins Zentrum erst in einer halben Stunde fuhr. Damit war mein letzter möglicher Anschluss im Zentrum nach Abraão dahin. Auf dem gesamten Weg zurück überlegte ich mir, wie ich am besten zu meinem Apartment zurück kommen könnte. Ich hatte weder genug Geld für ein Taxi dabei, noch war ich mir sicher, ob der Geldautomat im Zentrum zu dieser späten Stunde noch funktionieren würde. Im Zentrum angekommen, stelle ich fest, dass zumindest auf letzteren Verlass war und so holte ich mir das nötige Kleingeld für ein Taxi und fuhr zurück zu meiner Wohnung.

Alles in allem ein ungeplanter Tag voller Überraschungen, der damit voll der brasilianischen Lebensweise entsprach ;-)…