Am Sonntag endete auch in Brasilien das Jahr 2006 – wenn auch 3 Stunden später als in Deutschland ;-). Für mich war klar, dass ich die Silvesterfeier am Strand verbringen wollte, da das natürlich etwas vollkommen neues für mich war.
Bereits letzte Woche versuchte ich vergeblich, mit ein paar AIESECern eine gemeinsame Feier zu organisieren. Leider scheiterte das daran, dass mir keiner auf meine Rundmails antwortete und außerdem viele nicht in der Stadt zu sein schienen. Auch mit meinen beiden Kollegen konnte ich nicht wirklich eine gewisse Vorausplanung auf die Beine stellen und so wussten Michal und ich bis Sonntag Nachmittag nur, dass wir an den Praía Jurere gehen wollten…
Nach einem gemeinsamen Mittagessen und notwendigen Einkäufen für die Silvesterfeier *g*, versuchten wir einige der AIESECer zu erreichen, um zu erfahren wer wo und wie feiert. Leider verlief aber auch das völlig im Sande. Die wenigsten schienen auch nur die geringste Spur einer Planung zu haben. Da uns Thiago – unser Boss – gewarnt hatte, wegen des Vekehrchaos gegen Mitternacht nicht zu spät in Richtung Strand aufzubrechen, zogen wir gegen 18 Uhr mit etwas gedrückter Laune allein los.
Von einem Verkehrschaos war absolut nichts zu sehen und am Strand angekommen, stellten wir fest, dass es dort noch sehr ruhig zuging und noch nicht allzu viel Leute da waren. Also erkundeten wir ein wenig die Gegend und suchten nach einem Club, vor dem Michal sich mit ein paar AIESECern verabredet hatte.
Jurere Internacional ist hier auf der Ilha de Santa Catarina die Gegend der Reichen. Sowohl Einheimische als auch ausländische Angehörige der High Society haben hier ihre Villen direkt am Strand, die wirklich beeindruckend sind. Mit Rucksack und in Badeschlappen durch diese Siedlung und an den Porsche und Lamborghinis vorbei zu latschen war schon irgendwie lustig…
Inzwischen hatte ich ganz schön Hunger bekommen, so dass wir außer dem Club auch noch etwas zu essen suchten. Letzteres stellte sich aber als recht schwierig heraus, da die alle Schnellrestaurants völlig übervölkert und bereits am schließen waren.
Je später es wurde, desto unruhiger wurde Michal, da wir den Club immer noch nicht gefunden hatten und auch nicht wussten, ob noch jemand von den AIESECern auftauchen würde. Zwar nahm die Zahl der Leute nun ständig zu, aber noch immer machte die Gegend den Eindruck als würde lediglich in uns unzugänglichem Rahmen innerhalb der Clubs gefeiert.
Nachdem wir den Club schließlich gefunden hatten und zur abgesprochenen Zeit (21 Uhr) keine Spur von Sissa zu sehen war, riefen wir sie an und mussten erfahren, dass sie ihre Pläne geändert hatte. Ganz nach brasilianischer Lebensweise hatte sie es natürlich nicht für nötig gehalten uns anzurufen. Zum Glück konnten wir Fábio erreichen, der uns versprach doch noch nach Jurere zu kommen. Das verbesserte unsere inzwischen sehr gedrückte Laune etwas.
Da es keine andere Möglichkeit mehr zu geben schien, kauften wir uns im Supermarkt schnell noch Pasteis. Seit dem Mittagessen hatte ich nichts gegessen und war fast am verhungern. Natürlich hatte ich ursprünglich nicht geplant, am Silvesterabend Fastfood aus dem Supermarkt zu “genießen”.
Anschließend machten wir uns am Strand auf die Suche nach Fábio und fanden ihn nach etlichen Anrufen und SMS auch endlich zusammen mit ein paar Freunden. Inzwischen hatte sich der Strand merklich gefüllt und es zeigte sich, dass die Angst, Silvester außerhalb der Clubs alleine verbringen zu müssen völlig ungerechtfertigt gewesen war.
Kurz vor Mitternacht war der Strand voll mit Leuten und ein paar Minuten zu früh (hier scheinen die Brasilianer plötzlich keine Verspätung mehr zu kennen) ging das Feuerwerk los. Es war schon sehr ungewohnt und beeindruckend, das am Strand zu erleben.
Nach dem Feuerwerk stürzten sich dann einige ins Wasser, um einer Tradition zu folgen, die ich im Detail nicht ganz verstanden habe. Irgendwie muss man über eine gewisse Anzahl Wellen springen und anschließend ins Wasser eintauchen, um das alte Jahr hinter sich zu lassen…
Gegen später kamen noch ein paar andere AIESECer vorbei, die wir zuvor nicht erreichen konnten. Wie immer passiert hier eben alles super-spontan und ohne Planung ;-)…
Um 2 Uhr wollte Fábio dann nach Hause und obwohl Michal und ich gerne noch etwas geblieben wären, gingen wir mit ihm, um unsere einzige Mitfahrgelegenheit nicht zu verspielen. Die Party war zwar ein Erlebnis, die ganze Nacht wollte ich aber doch nicht am Strand verbringen.
Gegen 4 Uhr war ich wieder zu Hause und fiel ziemlich erschlagen in mein Bett. Alles in allem war es trotz anfänglicher Schwierigkeiten eine gelungene Silvesterparty. Trotzdem hätte man mit ein wenig Planung viel mehr daraus machen können. Es wäre z.B. schön gewesen, bereits am Nachmittag mit einer größeren Gruppe am Strand zu sein und dort in Ruhe zu essen und die letzten Sonnentrahlen von 2006 zu genießen… Ich kann nicht verstehen, wieso die Brasilianer das nicht auf die Reihe bekommen. Aber ich kann ihre Lebenweise nicht ändern und bin schließlich ja auch hier, um diese kennen zu lernen.