Zwei Mal Churrasco an einem Tag

Am Samstag habe ich mein erstes brasilianisches Churrasco (= Barbecue) erlebt. Mit ein paar AIESECern ging’s nach einigen Verzögerungen (die hier nebenbei vollkommen normal zu sein scheinen – Abfahrt geplant für 14:30 Uhr, tatsächliche Abfahrt gegen 16:00 Uhr) zum ELASE Freizeitzentrum bei Tamar irgendwo auf der Insel – und bitte fragt mich jetzt nicht, wo ;-)… Das brasilianische Churrasco unterscheidet sich grundlegend von dem aus den USA bekannten Barbecue. Auf einem Buffet – wie könnte es auch anders sein 😉 – stehen Beilagen bereit. Das fertige Fleisch wird in kleine Stücke geschnitten, die sich jeder nach Finger-Food Methode abholt. Jedes Mal, wenn eine Ladung fertig ist, stürzt sich alles auf den Teller, der meist in weniger als einer Minute wieder leer ist.

Ansonsten unterschied sich die Party eigentlich kaum von unseren deutschen: Der Alkohol floss in Strömen (Bier und Caipirinha), es wurde getanzt und rumgealbert. Ein Unterschied war vielleicht das Fußballspiel, dem fast alle sehr interessiert zuschauten, das aber selbst für mich Fußball-Banausen eher langweilig war. Außerdem fiel mir die Pärchenbildung auf: Ich hatte irgendwie den Eindruck, als seien das zum größten Teil spontane, für die Dauer der Party anhaltende “Beziehungen” nach dem Motto “just for fun” – die Brasilianer sind da wohl deutlich unkomplizierter als wir Deutsche ;-). Und für diejenigen, denen die Frage jetzt unter den Nägeln brennt: Nein, diesen Aspekt des brasilianischen Lebensmottos habe ich noch nicht übernommen. Aber ich bin ja auch erst seit einer Woche hier, da sind die deutschen Wurzeln noch zu stark ;-).

Auf dem Heimweg legten wir an zwei Aussichtspunkten kurze Pausen ein, von denen man eine tolle Aussicht auf den Lagoa de Conceicao bei Nacht hatte. Bei Marcelo zu Hause angekommen, war dort die Geburtstagsfeier für seinen Cousin bereits in vollem Gange und so konnte ich mein zweites Churrasco an diesem Tag genießen ;-). Nach ein paar Stunden fiel ich gegen 1 Uhr todmüde ins Bett, obwohl die Party noch lange nicht zu Ende zu sein schien. Es ist ganz schön anstrengend, wenn dauernd irgendwo was los ist und man außerdem noch den ganzen Tag Gesprächen auf portugiesisch zuhört, ohne dabei besonders viel zu verstehen. Trotzdem: Obwohl ich erst seit einer Woche hier bin, fühle ich mich irgendwie schon ein wenig heimisch – eben mal abgesehen von der noch anhaltenden Sprachbarriere, aber die baut sich zwar langsam aber stetig weiter ab. Wenn ich bedenke, was ich nach einer Woche bereits alles verstehen kann wenn sich die Brasilianer Mühe geben, bin ich eigentlich beeindruckt.