Nachtrag der letzten Tage

Einige von euch haben bestimmt bemerkt, dass ich mein Blog in den letzten Tagen ein wenig vernachlässigt habe. Vielleicht habt ihr sogar schon sehnsüchtig auf einen neuen Bericht gewartet. Nachdem ich letzten Montag mit der Arbeit bei Módula Software begonnen habe, hatte ich die ganze Woche über praktisch keine Zeit dafür. Außerdem verfüge ich leider nur in der Firma über einen anständigen Internet-Zugang, den ich allerdings nicht oder nur sehr eingeschränkt für private Dinge verwenden darf. Jedenfalls soll dieser Bericht die Lücke der letzten Tage schließen und euch wieder mal auf den neuesten Stand meiner Erlebnisse in Brasilien bringen…

Vielleicht fange ich erstmal mit dem Feiertag am Mittwoch an. Von meiner Arbeit berichte ich dann weiter unten, weil das für manche von euch vielleicht weniger von Interesse ist (evtl. zu technisch *g*). Also, am Mittwoch war hier Feiertag und nachdem ich am Dienstag Abend Marcelo zu einem kleinen Treffen von AIESECern begleitet hatte, habe ich den Vormittag erstmal zum Ausschlafen genutzt. Anschließend gab’s bei Marcelo zu Hause mal wieder Churrasco, da sein Vater die Mitglieder seiner kleinen Band eingeladen hatte. Heute (Samstag) spielen sie irgendwo ca. 500 km von Florianópolis entfernt bei einem Fest und mussten dafür ihr Repertoire zusammenstellen und proben. Die Musik würde ich als “brasilianische Volksmusik” klassifizieren, die mir sehr gut gefiel. Sie spielen Gitarre, singen und begleiten das ganze durch Drum und Rassel – wirklich nicht schlecht. Ein paar Videos davon kann ich euch zeigen, wenn ich zurück bin.

Am Nachmittag fuhren Wiliam, Lukas, ein Freund von Lukas, Zarko, Michal und ich dann zum Praía Mole, um dort das herrliche Wetter zu genießen. Diesmal war ich das erste Mal im Wasser, was unheimlich viel Spass gemacht hat. Der Atlantik war ganz schön wild und die Wellen hatten eine unheimliche Kraft. Der Praía Mole gilt als einer der schönsten Strände der Insel und daher war es auch ziemlich voll. Verglichen mit dem ersten Mal, als ich mit Zarko allein dort war, war das schon etwas völlig anderes! Am späten Nachmittag ging’s zurück nach Hause, da wir am nächsten Tag ja wieder arbeiten mussten.

Nun zu meiner Arbeit (diejenigen unter euch, die sich nicht so sehr für Informatik interessieren können die folgenden beiden Absätze getrost überspringen): Die Firma Módula Software ist eine kleine Firma in einem Wohnhaus auf dem Festland. Die gesamte Entwicklungsabteilung besteht – abgesehen von Thiago, unserem Boss – aus Trainees. Soweit ich das bisher mitbekommen habe, scheint das aber eine Strategie der Firma zu sein. Zum einen spart es schlicht und einfach Geld, zum anderen versucht die Firma wohl, über die Trainees Kontakte zu neuen Kunden im Ausland zu bekommen. Der Vertrieb ihrer Software läuft dann über Mittlerfirmen im Ausland, die zum Teil nur die Software verkaufen, zum Teil aber auch den Kunden-Support dafür übernehmen. Das Produkt ist eine 2- bzw. 3-tier basierte Datenbankapplikation für das Financial Accounting, deren Zielgruppe vor allem Supermärkte und Tankstellen sind. Im Hintergrund läuft ein PostgreeSQL-Datenbankserver, im Vordergrund verschiedene Frontends je nach Anwendungsgebiet. In einem Supermarkt werden über ein spezielles Frontend z.B. alle verkauften Artikel erfasst und die Verwaltung kann über ein anderes Frontend ausstehende Abrechnungen mit Kreditkarten-Firmen etc. verwalten. Für Tankstellen wird ein weiteres Modul entwickelt, das direkt von der Zapfsäule seine Daten erhält (abgegebene Menge, Gesamtpreis, etc.) und diese wieder in die Datenbank einpflegt. Es existiert bereits eine voll funktionsfähige DOS-Version dieser Applikation, die auch bereits von diversen Kunden verwendet wird. Nun wird das Ganze seit einiger Zeit vollständig neu unter Delphi für Windows programmiert. Auch davon existieren schon funktionsfähige Versionen, die ebenfalls bereits im Einsatz sind. Die Firma übernimmt neben der Entwicklung auf Wunsch auch den Kunden-Support. Thiago kann sich dafür z.B. auf bereits laufenden Systemen verschiedener Supermärkte in der Umgebung einloggen und von dort Daten über Fehler u.ä. abrufen.

Soweit zum Produkt der Firma. Die Aufgabe von uns Trainees ist natürlich die Weiterentwicklung und Verbesserung dieses Systems. Außerdem werden immer wieder Tools und Components für Delphi benötigt, die die tägliche Arbeit erleichtern sollen. Zur Zeit arbeite ich zusammen mit Michal aus der Slowakei (der bereits seit Februar bei der Firma ist) an der Integration eines von ihm selbst entwickelten Standalone-Tools in Delphi. Zwecks Einführung in das System und die Programmiermethoden in der Abteilung läuft das noch im Pair-Programming Modus, was bedeutet, dass wir zusammen Lösungen diskutieren und entwickeln und er es dann codiert. Das macht sehr viel Spass und ich kann unheimlich viel dabei lernen. Was mir bisher jedoch ein wenig fehlt ist die Planung und systematische Entwicklung von neuen Funktionen. Noch läuft alles im Prinzip so, wie ich das bisher gewohnt bin: Man überlegt ein wenig und hackt dann drauf los. Mal sehen, wie sich das in der nächsten Zeit entwickelt und wie sehr sich Theorie aus der Uni und Praxis dann noch unterscheiden…

Die Suche nach einer Wohnung für Zarko und mich läuft leider weiterhin nicht so wie geplant. Letzten Dienstag waren wir bei der Immobilien-Firma, um den Vertrag für eine der drei Wohnungen zu machen, die wir zuvor besichtigt hatten. Leider mussten wir erfahren, dass zusätzlich zur Zahlung der gesamten Miete für 10 Monate im Voraus auch noch eine weitere Monatsmiete für die Versicherung fällig wird. Insgesamt wurde die Wohnung so Schritt für Schritt immer teurer, so dass vor allem Zarko lieber nach weiteren Möglichkeiten suchen wollte. Gerade das gestaltet sich aber nicht so einfach, da die Unterstützung von Seiten der AIESECer ein wenig mau ist. Niemand hat Zeit und/oder Lust, sich mit uns auf die Suche zu begeben und alleine loszuziehen hat wegen der Sprachbarriere einfach keinen Sinn. Ich hoffe, dass alles ab nächster Woche ein wenig ins Rollen kommt, wenn die Präsidentschaftswahlen bei AIESEC vorbei sind. Und bis dahin wohne ich eben noch bei Marcelos Familie…

So, das war jetzt ein umfassendes Update über die Ereignisse der letzten Tage. Mal sehen, ob ich nächste Woche mehr Zeit habe, mein Blog auch zwischendurch zu aktualisieren. Versprechen kann ich aber nichts ;-)…