Eine neue Bleibe…

Wie einige von euch ja schon mitbekommen haben, bin ich letzte Woche umgezogen. Hier nun die ganze Geschichte in voller Ausführlichkeit mit allen Hintergründen, Überlegungen und Ergebnissen ;-)…

Anfang Januar überraschte mich Cleber, mein Mitbewohner im alten Apartment, mit der Neuigkeit, dass er zum Ende des Monats in ein Apartment in Estreito umziehen würde. Dieses gehörte seinem Freund, der es ursprünglich verkaufen und es statt dessem nun ihm zur Verfügung stellen wollte. Er ließ mir die Wahl, mit ihm in dieses Apartment umzuziehen oder in Abraao zu bleiben und einen neuen Mitbewohner zu finden. Als Grund für seinen Umzug gab er an, dass das neue Apartment wesentlich günstiger sei.

Für mich kam diese Veränderung sehr überraschend, obwohl ich mich schon gewundert hatte, wo Cleber die ganze Zeit war. Seit Weihnachten war er Abends praktisch nie zu Hause und schien die meiste Zeit bei seinem Freund Lino zu verbringen. Noch dazu hatte ich nicht besonders viel Zeit, mich zu entscheiden, da wir angeblich innerhalb einer Woche den Eigentümern des bisherigen Apartments Bescheid geben mussten. Also schaute ich mir das neue Apartment an und traf nach ein paar Überlegungen hin- und her meine Entscheidung, mit Cleber dorthin umzuziehen. Viel anderes blieb mir eigentlich auch nicht übrig, da ich wegen meiner Arbeit nur sehr wenig Zeit hatte, nach einem neuen Mitbewohner oder einer neuen Bleibe zu suchen. Noch dazu reichten meine Sprachkenntnisse dafür noch nicht aus, weshalb ich auf die Hilfe der AIESECer angewiesen war. Und dass dies nicht besonders gut funktioniert habe ich ja bereits während meiner Wohnungssuche nach meiner Ankunft in Brasilien erlebt.

Das neue Apartment war insgesamt zwar viel größer als das alte, mein Zimmer jedoch sehr klein. Außerdem hätte ich nicht mehr zur Arbeit laufen können, sondern jeden Tag einen Bus nehmen müssen, was bei meinem recht knappen Gehalt auch eine Kostenfrage war. Entgegen Clebers Ankündigungen war das neue Apartment mit allen versteckten Kosten an sich bereits teurer als das alte.

Nachdem ich also meine Entscheidung getroffen hatte, wartete ich darauf, wie es weitergehen würde. Wir legten uns für den Umzug auf das letzte Wochenende im Januar fest und bis dahin wollte Cleber noch ein paar Dinge abklären – u.a. welche Möglichkeiten es für den Internet-Zugang im neuen Apartment gab. Die Zeit verstrich und ich wartete jeden Tag auf Neuigkeiten…

Einige Zeit später kamen diese auch – allerdings fielen sie mal wieder völlig anders aus als erwartet… Lino hatte sich nun doch dazu entschieden, das Apartment zu verkaufen, weshalb Cleber und ich in Abraão bleiben würden. Im Prinzip war mir das lieber, trotzdem kam es jetzt wo ich meine Entscheidung getroffen hatte doch sehr überraschend!

Scheinbar blieb also alles beim alten… scheinbar… Doch eines ist in Brasilien ziemlich sicher: Nämlich, dass nichts sicher ist ;-)…

Die folgenden Wochen war Cleber wieder praktisch nicht zu Hause und irgendwie ahnte ich bereits schlechte Neuigkeiten. Ende Januar kamen diese dann auch in Form einer eMail, in der mir Cleber mitteilte, dass er Ende Februar aus dem Apartment in Abraão ausziehen würde. Da er zu seinem Freund Lino ziehen wollte, stand ich nun endgültig allein da und musste schnellst möglich entweder einen Nachmieter oder eine neue Bleibe finden.

Da ich immer noch die Illusion hatte, dass AIESEC ja für Dinge wie diese verantwortlich war und mir helfen würde, teilte ich den Membern mein Problem umgehend mit und bat sie um Hilfe. Wie bereits nach meiner Ankunft in Brasilien versprachen mir alle ihre Unterstützung und versicherten mir, dass bald eine Lösung gefunden sein würde. Tatsächlich etwas dafür zu unternehmen kam ihnen allerdings nicht wirklich in den Sinn und so verstrich Tag für Tag die Zeit. Zwar versuchte ich selbst ein wenig nach einer Lösung zu suchen, hatte aber vor allem wegen meiner begrenzten Zeit während der Woche und meinen beschränkten Sprachkenntnissen keinen Erfolg.

Als schließlich das Ende des Monats näher kam, schien Naiara (eine der AIESECerinnen) tatsächlich ein wenig nach einer neuen Bleibe für mich zu suchen und hatte nach ein paar Tagen auch zwei interessante Angebote gefunden. So schnell wie möglich wollte ich mir diese anschauen, was aber ein neues Problem zu sein schien: Zuerst hatte Naiara und keiner der AIESECer Zeit, dann war der Eigentümer eines der beiden Apartments nicht zu Hause. Schließlich verbrachte ich das letzte Januar-Wochenende damit, darauf zu warten, dass dieser sich wegen eines Besichtigungstermins bei Naiara melden würde. Am Sonntag Abend konnten wir dann endlich das Apartment besichtigen, während das zweite Angebot inzwischen bereits vergeben war oder in Wirklichkeit nie existiert hatte…

Das fragliche Apartment in Estreito gefiel mir bei der Besichtigung auf Anhieb recht gut. Lediglich ein paar Kleinigkeiten gaben mir ein wenig zu denken und machten die Entscheidung nicht einfach. Trotzdem entschied ich mich nach einem Tag Bedenkzeit (viel Zeit hatte ich ja nicht), in das neue Apartment umzuziehen. Da mir Naiara zugesichert hatte, mir beim Umzug meiner wenigen gebrauchten Möbel zu helfen, verließ ich mich natürlich darauf. Leider musste ich erneut erfahren, wie schnell Brasilianer ihre Meinung ändern können: Urplötzlich hatte sie einen Test an der Uni und damit keine Zeit. Da der Monat bald zu Ende war und ich eine weitere Mietzahlung für das alte Aparment vermeiden wollte, versuchte ich verzweifelt, jemand anderen zu finden, der mir beim Umzug helfen würde. Außerdem hatte ich für das erste März-Wochenende einen Besuch bei Fábio in Curitiba eingeplant und meine Bustickets bereits gekauft. Da keiner der AIESECer wegen Prüfungen oder verlegten Autopapieren zur Verfügung stand, erklärte sich schließlich mein Boss Thiago spontan bereit, mir noch am selben Abend beim Umzug zu helfen.

Entsprechend spontan verlief dieser dann auch: Nach der Arbeit stürmte ich letzten Dienstag regelrecht nach Hause, packte meine Sachen zusammen und traf mich 1,5 Stunden später mit Thiago (meinem Boss). Wir stopften so viel wie möglich in seinen kleinen Fiat Uno und machten uns auf den Weg zum neuen Apartment. Fotos von mir selbst auf dem Beifahrersitz mit einem Bürostuhl auf dem Schoß habe ich leider nicht, da meine Kamera bereits irgendwo verpackt war.

Als wir beim neuen Aparment angekommen waren, mussten wir feststellen, dass Thiago (der Eigentümer) trotz vorheriger Absprache spontan weggefahren war und keiner wusste, wann er wiederkommen würde. Da er auch per Handy nicht erreichbar war, luden wir die Möbel und das Gepäck vor der Wohnungstür ab und erledigten gleich noch die zweite Fuhre. Wenig später kam der Vermisste dann auch freudestrahlend und mit unschuldiger Miene (er war spontan schwimmen gegangen) zurück und wir konnten die Sachen endlich in die Wohnung bringen. Gegen halb 1 Uhr nachts war mein Umzug dann abgeschlossen.

Das neue Apartment hat insgesamt 3 Zimmer, ein kleines Wohnzimmer, Küche und Bad. Es gehört Thiago, der bisher allein darin wohnte. Ende März will er ausziehen und Platz für seine Ex-Frau/Freundin machen. Ob in das 3. Zimmer noch ein weiterer Mieter einziehen wird ist noch nicht sicher. Laut eigener Aussage ist Thiago das aber auch ziemlich egal und er sucht wohl nicht explizit nach jemandem. Zur Arbeit habe ich es nun ein wenig weiter, kann bei Bedarf aber einen Bus nehmen, was bisher nicht möglich war. Auch zum Angeloni-Supermark (der nächsten wirklichen Einkaufsmöglichkeit) ist es ein wenig weiter. Dafür bin ich mit einem der zahlreichen Busse, die praktisch direkt vor der Haustür abfahren etwas schneller im Zentrum auf der Insel als bisher. Insgesamt ist das Apartment ein wenig günstiger als es das alte in Abraão für mich allein gewesen wäre. Außerdem wohnen ein weiterer Mitarbeiter von Módula und ein Freund von Thiago (meinem Boss) in dem Condominio, in dem sich das Apartment befindet. Letzteren habe ich bei Thiagos “politisch korrektem” Churrasco im Januar kennen gelernt und mich gut mit ihm unterhalten. Ich werde hier also hoffentlich mehr Kontakt zu Einheimischen haben als bisher, was auch ein Grund für meinen Umzug war.