Über das Oster-Wochenende habe ich zusammen mit Zarko einen weiteren Trip unternommen. Diesmal ging es von Floripa aus nach Süden: Nach Rio Grande do Sul bzw. genauer nach Torres und anschließend in die Hauptstadt Porto Alegre.
Nach unserer Erfahrung mit Reservierungen auf der “Ilha do Mel” und den Tips die wir dort von Ulli und Björn bekommen haben, wollten wir diesmal einfach losziehen und vor Ort nach einer Unterkunft suchen. Außerdem waren wir uns noch nicht sicher, ob wir in Torres und dessen Umgebung bleiben oder weiter nach Porto Alegre zu unserem ehemaligen Portugiesisch-Lehrer fahren würden. Also kauften wir diesmal nur das Busticket bis Torres.
Einmal mehr ging es am Donnerstag Abend nach der Arbeit zur Rodoviaria und von dort in etwa 4 Stunden nach Torres. Dort kamen wir gegen 22:30 Uhr an und machten uns gleich auf die Suche nach einer Unterkunft. Leider bewahrheitete sich meine Befürchtung, dass die meisten Pousadas zu dieser späten Stunde bereits geschlossen hatten. Nachdem wir etwa 1,5 Stunden mit Suchen verbracht hatten, hatte ich genug und wir kehrten in das günstigste Hotel ein, das wir bisher gefunden hatten. Es lag direkt am Strand und war mit 50 R$ pro Person und Nacht etwa doppelt so teuer als unsere Erwartungen.
Am nächsten Morgen checkten wir aus, da wir natürlich nicht länger als nötig in diesem Hotel bleiben wollten. Anschließend wollten wir das Tourismusbüro aufsuchen, um uns nach einer anderen Unterkunft zu erkundigen. Außerdem hatten wir geplant, in den “Parque Nacional dos Aparados da Serra” zu fahren, von dem ich gelesen und den auch Björn erwähnt hatte. Leider war in der Stadt hinsichtlich Tourismus absolute tote Hose und beide Tourismusbüros, die wir nach einigem Herumfragen finden konnten, hatten geschlossen. Auch der Versuch auf eigene Faust eine Fahrt in den Park zu organisieren scheiterte an der doch recht großen Entfernung und unserer Unwissenheit. Ein Taxi war zu teuer, Busse gab es nicht und keiner der Einheimischen hatte eine Idee, wie wir sonst dorthin kommen könnten.
Nach einiger Zeit gaben wir auf und entschieden uns, am Abend nach Porto Alegre weiter zu fahren. Also kontaktierten wir unseren Ex-Portugiesisch-Lehrer, der Ende Februar von Floripa nach Porto Alegre umgezogen war. Er wollte sich bis zu unserer Ankunft nach einer günstigen Unterkunft umsehen.
Nachdem das geregelt war, machten wir uns auf zum Strand, um wenigstens von Torres ein paar Eindrücke zu sammeln. Die Stadt ist in der Hochsaison ein beliebtes Ferienziel und mit Sicherheit total überfüllt. Die Umgebung von Torres gilt als die “Strandzone” von Rio Grande do Sul, da die restliche Küste dieses südlichsten Staates angeblich keine besonders einladenden Strände zu bieten hat. Seinen Namen hat Torres von drei riesigen Basaltfelsen, die am Strand in die Höhe ragen und von denen man eine herrliche Aussicht über die Stadt und den endlosen Strand hat. Die Aussicht war zwar wegen des nicht ganz so tollen Wetters nicht so grandios wie sie hätte sein können, trotzdem war sie aber bereits einen Ausflug wert und da ich immer gerne am Meer bin, habe ich den Nachmittag hier sehr genossen.
Wir hielten uns in der Umgebung dieser Felsen einige Zeit auf. Später kletterte Zarko noch auf den kleinsten davon (siehe Foto), was ihm eine Rüge der Lifeguards am Strand einbrachte, da dieser unter Naturschutz stand. Vor dem Mittagessen am frühen Nachmittag legten wir einen Badestopp ein, wobei inzwischen ein sehr kräftiger Wind aufgekommen und es ziemlich bewölkt war, was den Badespass auf eine sehr kurze Zeit beschränkte. Zum Essen kehrten wir in ein Restaurant unterhalb der Felsen ein und anschließend ging’s zurück zur Rodoviaria und von dort in etwa 3 Stunden nach Porto Alegre.
Dort angekommen kümmerten wir uns erst einmal um ein Rückfahrticket nach Floripa für Sonntag und mussten feststellen, dass Biga (unser Ex-Lehrer) sehr Recht hatte, als er meinte, dass die Busse zwischen Porto Alegre und Floripa sehr häufig ausgebucht seien. Wir bekamen nur noch zwei Plätze in der Leito-Preisklasse in einem Bus, der am Sonntag um 14:00 Uhr abfuhr. Da wir am Montag ja wieder bei der Arbeit erscheinen mussten, blieb uns aber nichts anderes übrig, als diese einzige Möglichkeit wahrzunehmen und eine Fahrt in der Leito-Preisklasse wollte ich sowieso schon immer mal machen ;-)…
Nachdem wir also unsere Rückfahrt organisiert hatten, trafen wir Biga, der bereits ein Zimmer in einem günstigen Hotel für uns reserviert hatte. Dort eingecheckt, ging’s auch gleich weiter zu ein paar Freunden von ihm, wo wir uns ein wenig aufhielten und uns unterhielten. Anschließend beschlossen diese gegen Mitternacht, zum “Abendessen” in Bigas Apartment zu gehen. Obwohl wir eigentlich ziemlich müde waren, gingen wir noch mit und verbrachten dort auch noch einmal ein paar Stunden. Zwischen 2 und 3 Uhr nachts kehrten wir dann schließlich in unser Hotel zurück.
Am nächsten Morgen zogen Zarko und ich nach einem gewöhnlichen Frühstück im Hotel los, um die Stadt zu erkunden. Im Gegensatz zu Torres fanden wir hier ein Tourismusbüro, wo uns die sehr freundliche “Senhora” hilfreiche und interessante Tips gab. Wir schlenderten dann praktisch den ganzen Tag durch die Stadt und schauten uns verschiedene Sehenswürdigkeiten an. Darunter ein altes Gaskraftwerk, in dem heute Ausstellungen, ein Theater und ein Kino untergebracht sind. Außerdem ein Museum der brasilianischen Armee, in dem diverse Panzer und anderes Kriegsgerät ausgestellt waren. Und natürlich die obligatorischen Kirchen, die mich hier immer wieder erstaunen. Im Gegensatz zu den großen katholischen Kirchen in Europa, die vor Prunk nur so strotzen, wirken die Kirchen hier regelrecht schlicht. Ansonsten hatte ich von Porto Alegre aber mehr erwartet. Im Wesentlichen ist es eine große Stadt, deren Umgebung mit der riesigen Lagune vielleicht recht interessant ist (dafür hatten wir natürlich viel zu wenig Zeit), die selbst aber nicht so viel zu bieten hat. Curitiba hat mir im Vergleich wesentlich besser gefallen.
Gegen später trafen wir Biga wieder, der inzwischen auch ausgeschlafen hatte ;-). Wir schlenderten (oder viel mehr rannten, denn er hatte einen wirklich rasanten Schritt drauf) noch ein wenig durch die Stadt und trafen dann zwei Freunde von ihm. Zusammen kehrten wir in einem lustigen Café im Untergeschoss einer Bank ein. Anschließend trafen wir noch weitere Freunde von Biga im Parque Farroupilha, dem größten Park der Stadt. Dort ließen wir den Tag auslingen und genossen Chimarrão, das klassische Dauergetränk der Gaúchos (Einwohner von Rio Grande do Sul).
Am Abend luden uns Biga und seine Freunde zu einem Churrasco ein. Da dieses aber in einem anderen, mit der Bahn etwa eine Stunde entfernten Stadtteil stattfand und nach Mitternacht keine Bahnen mehr fuhren, beschlossen Zarko und ich lieber im Centro etwas essen zu gehen. Und so kehrten wir in einer Churrascaria (ebenfalls besonders typisch für Rio Grande do Sul) ein und genossen ein sehr umfangreiches Rodízio mit einer Unmenge an Fleisch – am Ende gingen die meisten Beilagen zurück ;-)…
Vor unserer Rückfahrt nach Floripa wollten wir uns am Sonntag noch den im Reiseführer angepriesenen Floh- und Antiquitäten-Markt im Parque Farropilha anschauen. Zunächst entdeckten wir nur einen Teil des Markts, der dem in Curitiba ähnlich, jedoch wesentlich kleiner war. Als wir bereits auf der Suche nach einem Mittagessen waren, entdeckten wir einen weiteren Teil des Markts, auf dem tatsächlich Antiquitäten verkauft wurden. Die Stände dort waren wesentlich interessanter und so verbrachten wir auch hier noch einige Zeit.
Nach einem kleinen Mittagessen in einem Lanchonette war es dann auch bereits Zeit für die Rückfahrt nach Floripa. Unser Bus war ein Monster-Gefährt, wie man es sich in Deutschland kaum vorstellen konnte. Er hatte tatsächlich zwei lenkbare Vorderachen hintereinander (siehe Foto), was schon irgendwie krass aussah. Da wir ja Tickets für die Leito-Preisklasse hatten, fuhren wir mit nur 4 weiteren Fahrgästen wie die VIPs im unteren Teil des Busses in total bequemen Sesseln, die man fast bis in Liegeposition zurück klappen konnte. Allein diese Fahrt war schon ein Erlebnis ;-).
Gegen 22:30 Uhr kamen wir mit ca. 2,5 Stunden Verspätung in Floripa an und ein weiterer Wochenend-Trip ging zu Ende!