Fala Deutsch? – Sprechen Sie portugues?

Am vergangenen Samstag habe ich meinen letzten Ausflug von Florianópolis aus unternommen. Zusammen mit meinen beiden Kollegen Zarko und Eduardo sind wir früh am Morgen nach Pomerode und Blumenau aufgebrochen. Diese beiden Städte gelten hier im Süden als DIE deutschesten Städte Brasiliens und ich wollte sie schon immer mal besuchen, da es mich einfach interessiert hat, wieviel der deutschen (Einwanderer-)Kultur dort noch erhalten ist.

Eduardo holte Zarko und mich gegen 7:30 Uhr am Samstag Morgen ab und los ging’s die etwa 2,5 Stunden nach Pomerode. Dort angekommen, besuchten wir zunächst ein kleines Geschäft mit Fabrikverkauf der bekannten Schmidt Porzellanfabrik, mit der Pomerode in ganz Brasilien berühmt wurde. Anschließend schlenderten wir ein wenig durch das Städtchen und ich muss sagen, dass sie vor allem im Kern schon einen typisch deutschen Eindruck machte. Im Vergleich zu den brasilianischen Städten, die ich bisher kennen gelernt hatte, war der Stadtkern wesentlich sauberer, die Straßen und die Hauswände ordentlicher und gepflegter – wie man das eben von deutschen Siedlungen erwartet ;-)…

Anschließend wollte uns Eduardo die “Rota de Casas Enxamel” zeigen, ein Rundweg vorbei an einigen Fachwerkhäusern nach deutscher Bauart. Allerdings fanden wir den Weg nicht richtig und bekamen bis auf ein oder zwei Ausnahmen keine wirklichen Fachwerkhäuser zu sehen. Zwischendrin waren immer mal wieder Fälschungen zu sehen, deren Betrug aber schon aus der Ferne sofort auffiel.

In meinem Reiseführer war ein Museum über die Entstehung und Geschichte der Stadt erwähnt, das wir danach aufsuchen wollten. Zunächst hatten wir einige Schwierigkeiten es zu finden, da es ein wenig außerhalb der Stadt lag. Nachdem Eduardo sich aber ein paar Mal erkundigt hatte, hatten wir unser Ziel erreicht. Das Museum selbst war nichts besonderes, trotzdem aber nett hergerichtet und interessant zu sehen.

Da es inzwischen Mittag war, machten wir uns nach diesem Abstecher auf in das Restaurant “Wunderwald”, um echte deutsche Küche mitten in Brasilien zu genießen. Ich war wirklich gespannt, was mich dort erwarten würde. Die erste Frage des Kellners beim Austeilen der Speisekarten war dann auch prompt: “Sprechen Sie auch Deutsch?”. Eine portugiesische Karte für Eduardo war dann aber ohne weitere Probleme doch zu bekommen ;-)…

Wir entschieden uns für eine gemeinsame Platte mit gefüllter Ente und weiteren Beilagen, die uns beim Servieren auch liebevoll im Einzelnen auf Deutsch erklärt wurden: Sauerkraut, Rotkraut, Weißwurst, Bockwurst, Klöße, verschiedene Sorten Senf, etc… Für mich machte es den Anschein als wären die Beilagen aus den verschiedensten Regionen Deutschlands zusammengetragen worden – alles in allem jedenfalls eine interessante Mischung. Und vor allem jede Menge, wie wir wenig später feststellten…

Nach diesem sehr reichhaltigen und durchaus sehr guten Mittagessen machten wir uns noch einmal auf, die richtige “Rota de Casas Enxamel” zu finden. Und diesmal hatten wir auch tatsächlich Glück, was allerdings nichts an der Tatsache änderte, dass wir nicht besonders viele echte Fachwerkhäuser zu sehen bekamen. Oft war nur die Vorder- und Rückwand im Fachwerkstil erbaut, gerade so als wolle man den Betrachter absichtlich täuschen. Der Rundweg konnte also keineswegs mit den Versprechen mithalten, die ihm vorauseilten.

Nach dieser eher enttäuschenden Rundtour machten wir uns auf nach Blumenau. Dort angekommen, fuhr uns Eduardo – der ursprünglich aus Blumenau stammt – zunächst ein wenig durch die Stadt. Anschließend zeigte er uns das Rathaus und parkte das Auto in dessen Nähe. Von dort aus wanderten wir ein wenig die Hauptstraße entlang, die erneut auch nach Reutlingen gepasst hätte. Hier war die Ähnlicheit zu Fußgängerzonen in unseren kleinen süddeutschen Städten sogar noch offensichtlicher als in Pomerode. Vor allem die Sauberkeit und Ordentlichkeit stach im Vergleich zu den typischen brasilianischen Städten erneut erkennbar hervor.

Nachdem wir so ein wenig die Stadt erkundet hatten, kehrten wir für einen Kaffee ins “Cafe Colonial” ein. Eigentlich war wesentlich mehr als “nur ein Kaffee”, da dort ein umfangreiches Kaffee- und Kuchen-Buffet ganz nach brasilianischer Art Tradition ist. Es gab bestimmt 10 verschiedene Kuchen und Torten, sowie andere leckere Süßspeisen zur Auswahl – und das ganze für 16 R$ All-You-Can-Eat-Buffet. Obwohl wir eigentlich schon sehr gut zu Mittag gegessen hatten, konnte ich mir das natürlich nicht entgehen lassen und so schlugen wir zum zweiten Mal an diesem Tag ziemlich zu.

Nach diesem Kuchen-Festmahl war es dann auch schon später Nachmittag und so machten wir uns langsam auf den Weg zurück zum Auto. Wenig später waren wir dann auch schon auf dem Rückweg nach Florianópolis und legten in Balneario Camboriú noch einen kleinen Zwischenstopp ein, um die Mole entlang zu laufen. Diese Stadt ist eine typische Touristen-Stadt mit Hoteltürmen direkt an der Promenade und am Strand entlang. Da wir bisher nur auf unseren Reisen nach Foz do Iguacu und nach Curitiba einen kurzen Stopp hier eingelegt hatten, war es aber ganz interessant, ein wenig mehr von der Stadt zu sehen.

Von Balneario Camboriú ging es dann direkt zurück nach Florianópolis, wo mich Eduardo gegen 21:30 Uhr bei Marcelos Haus ablieferte. Es war mal wieder ein schöner Ausflug gewesen und dank Eduardos Begleitung (mit Auto) natürlich wesentlich angenehmer als mit dem Bus – vor allem, da sich die Entfernungen in den eigentlich recht kleinen Städten (für brasilianische Verhältnisse) Pomerode und Blumenau als doch recht groß herausgestellt hatten.

Das war dann wohl auch mein letzter Ausflug von Florianópolis aus. Die nächsten Ausflüge werden von verschiedenen Orten aus auf meiner Rundreise durch Brasilien ausgehen und natürlich wird es auch über diese Berichte geben. Allerdings evtl. erst zeitversetzt nach meiner Rückkehr nach Deutschland – abhängig von den Möglichkeiten, unterwegs günstig auf der Internet zuzugreifen.