Zurück in Deutschland – ein Resümee

Inzwischen bin ich fast 4 Wochen wieder in Deutschland und habe mich schon wieder ganz gut eingelebt. Obwohl die gesamte Verarbeitung aller Eindrücke meines Brasilien-Aufenthalts bestimmt noch längere Zeit dauern und immer so nebenher laufen wird, möchte ich die Gelegenheit doch nutzen, ein wenig Resümee über meinen Brasilien-Aufenthalt zu ziehen und euch an der einen oder anderen Stelle daran Teil haben zu lassen. Außerdem stehen ja noch die Berichte über meine 4-wöchige Rundreise quer durch Brasilien aus, auf der ich brav in einem Notizbuch “offline” all meine tollen Erlebnisse niedergeschrieben habe.

Die Rückkehr nach Deutschland fiel mir trotz aller Ankündigungen und Erfahrungsberichten anderer nicht besonders schwer. Zum einen freute ich mich vor allem nach den 4 Wochen Rundreise und “Leben aus dem Koffer” wieder enorm auf mein geregeltes Leben in der Heimat und meine eigene Wohnung in Karlsruhe. Zum anderen sind 10 Monate aber auch eine lange Zeit und das Wiedersehen mit meinen Eltern, meinem Bruder und unserem Hund – aber auch mit all meinen Freunden – “lockte” mich nach Hause. Außerdem fehlte es mir aufgrund der eher dürftigen Integration ins Geschehen von AIESEC und den nur wenigen Kontakten zu Studenten in Florianópolis an “echten Freunden” dort, von denen mir der Abschied schwer gefallen wäre.

Alles in allem sehe ich meinen Brasilien-Aufenthalt aber als eine grandiose Erfahrung für mein Leben, die ich auf keinen Fall missen wollte. Auch wenn vieles nicht so gelaufen ist, wie ich es mir vorgestellt oder gewünscht hätte, habe ich mir einen Traum erfüllt und dessen Realisierung trotz aller Schwierigkeiten und Handicaps bis zum Ende durchgehalten, worauf ich schon ein wenig stolz bin.

Meine Arbeit verbuche ich ganz klar als eine positive Erfahrung, da ich viel dazu gelernt habe – sowohl auf rein fachlicher, als auch auf der persönlichen Seite. Ich habe erlebt, wozu mangelnde Dokumentation und das unkoordinierte “Drauflos-Hacken” in der Software-Entwicklung führen kann und habe einen vollkommen anderen Blick auf die zuvor noch sehr theoretisch anmutenden Inhalte der Vorlesungen während meines bisherigen Studiums bekommen. Ich kann mir heute besser vorstellen, wie einige der in der Softwaretechnik-Vorlesung vorgestellten Methoden in der Praxis umgesetzt werden könnten.
Dahingehend hatte ich mir aufgrund der sehr umfangreichen Job-Beschreibung mehr von dem Praktikum erwartet und hätte mir mehr Planung und methodisches Vorgehen bei der Entwicklung neuer Features und der Beseitigung von Bugs gewünscht. Die Auseinandersetzung mit den Vorgehensweisen meines Chefs, dessen Einschätzungen ich in vielen Fällen nicht teilen konnte, haben mich persönlich im beruflichen Umfeld aber mich Sicherheit weiter gebracht. Dazu haben ohne Zweifel auch die zum Teil heftigen Diskussionen beigetragen, die ich zu diesem Thema immer wieder mit meinem Chef geführt habe.

Auch jenseits der Arbeit hat mir der Aufenthalt in Brasilien einiges gebracht. Durch die fehlende Motivation der Einheimischen für Aktivitäten an den Wochenenden – die mich zu Beginn für lange Zeit und auch später immer wieder sehr beschäftigt hat – habe ich gelernt, selbst meinen Weg zu gehen und in erster Linie das zu tun, was ich für richtig halte. Wegen mangelnder Begleitung habe ich sehr viele Ausflüge allein durchgezogen und mich trotz aller Beschwerden über das Alleinsein, die ihr des öfteren von mir zu hören bekommen habt, immer wieder erneut für den nächsten aufgerafft.
Mit den Problemen rund um die Wohnung und den negativen Erlebnissen mit den Diebstählen habe ich gelernt, mich in schwierigen Situationen nur auf mich selbst zu verlassen und mich weitestgehend ohne fremde Hilfe durch zuschlagen.
Beides hat mein Selbstvertrauen enorm gestärkt, was ich als sehr wichtigen Verdienst aus meinem Brasilien-Aufenthalt mitnehme.

Zuletzt möchte ich trotz aller Beschwerden über zu wenig Kontakt zu Einheimischen noch erwähnen, dass ich doch ein paar Personen gut kennen und schätzen gelernt habe. Da ist zum einen Fábio, den ich über Michal und Younes kennen gelernt habe und der leider gleich zu Beginn meines Aufenthalts in Florianópolis nach Curitiba umgezogen ist. Dort habe ich ihn zwei Mal besucht und mich immer gut mit ihm unterhalten. Vielleicht schafft er in naher Zukunft ja doch noch einmal den Sprung nach Europa für einen Besuch, worüber ich mich sehr freuen würde.
Außerdem habe ich gerne mit Michal, Younes und Zarko zusammen gearbeitet und habe die wenigen gemeinsamen Aktivitäten mit ihnen immer genossen. Hoffentlich gelingt es uns, den Kontakt zumindest einigermaßen aufrecht zu erhalten. Mit Zarko verbindet mich ja immerhin auch noch der erste Teil meiner Brasilien-Rundreise.
Nicht zuletzt war ich während meines Aufenthalts in Florianópolis bei Marcelo und seiner Familie immer willkommen und habe mich dort wohl gefühlt. Auch zu ihnen würde ich den Kontakt gerne aufrecht erhalten. Vielleicht kommen auch sie mich einmal in Deutschland besuchen.

Alles in allem kann ich sagen, dass ich trotz aller Schwierigkeiten und Enttäuschungen mit meinem Brasilien-Aufenthalt zufrieden bin und ihn als große Erfahrung für mein Leben verbuche.

Meine 4-wöchige Rundreise durch Brasilien war der krönende Abschluss dieser intensiven Erfahrung und wie bereits erwähnt habe ich meine Eindrücke und Erlebnisse in einem Notizbuch festgehalten. In den folgenden Berichten werde ich diese nun nach und nach veröffentlichen und kann euch nur vorwarnen: Es gibt sehr viel zu lesen!!! Viel Spass…