Tag 3: Waterloo

Heute fahren wir in Jans Auto zum RV-Vercharterer in der Nähe des Flughafens. Leider ist inzwischen Regenwetter, so dass uns der Abschied von Toronto nicht allzu schwer fällt. Vom CN-Tower ist von unten nur der Turm, nicht aber das Restaurant und die Plattformen zu sehen. Die liegen völlig im Nebel oder tief hängenden Wolken.

Gegen 9:30 Uhr kommen wir auf der Basis des RV-Vercharterers an und ca. 1,5 Stunden später haben wir alle Formalitäten erledigt und können unser Wohnmobil übernehmen. Es ist sehr nett hergerichtet und die Übergabe klappt wie am Schnürchen. Kein Vergleich mit dem Theater, das wir seiner Zeit in Californien hatten.

Zuerst fahren wir auf den St. Jacobs Market in der Nähe von Waterloo. In zwei zweistöckigen Holzhäusern und an Marktständen verkaufen die Mennoniten dort ihre Waren. Besonders der Indoor-Teil des Marktes gefällt uns sehr gut. Es ist ein richtiges Treiben und die Waren sehen alle sehr verlockend aus. Wir essen hier zu Mittag – bei uns würde man es Gyros aus der Pitta nennen – und schlendern durch die Hallen. Für den Outdoor-Teil ist das Wetter einfach zu schlecht, so dass wir hier nur kurz vorbei schauen. Leider findet die Auktion von Kühen bzw. Pferden heute nicht statt, auf die Jan und Elena gebaut hatten. Das wäre sicherlich ein Erlebnis für sich gewesen, da man sich dort ihrer Beschreibung nach ins 18. Jhdt. zurück versetzt fühlt.

Vom Markt aus fahren wir weiter auf einen Campingplatz in einem Park in der Nähe der University of Waterloo. Dort stellen wir unseren RV ab und fahren in Jans Auto weiter zur Uni, wo er uns die zentralen Einrichtungen und seine Fakultät zeigt. Außerdem dürfen wir einen Blick in “sein Büro” werfen, das sich als ein Arbeitsplatz in einem fensterlosen Raum entpuppt.

Anschließend fahren wir ein wenig durch Waterloo und Kitchener, ohne jedoch weitere Stopps einzulegen. Die beiden Städte sind so weitläufig, dass das ohnehin wenig Sinn gemacht hätte. Außerdem haben sie auch nicht wirklich viel zu bieten. Schön ist aber eine kurze Rundfahrt durch ein besseres Viertel mit schönen Häusern und kleinen Villen.

Nach der kurzen Rundfahrt durch die Stadt nehmen uns Jan und Elena mit in ihre Wohnung. Dort schauen wir uns ihr Zimmer und das ganze Haus an und legen eine längere Pause ein. Ich muss schon sagen, dass Jan dort ziemlich gut eingerichtet ist. In meiner Zeit in Brasilien hatte ich da wesentlich weniger Möbel und Ausstattung.

Am Abend fahren wir noch einmal in die Stadt und kehren in einen Pub ein, in dem wir bei Chickenwings en masse und Bier aus dem Pitcher den Abend ausklingen lassen. Leider hatte ich mir den Tag über bereits eine Erkältung mit Halsschmerzen zugezogen – ein herzliches Dankeschön an die übermäßige Nutzung der Klimaanlagen in Supermärkten etc. – weshalb ich das Essen nur halbwegs genießen kann.

Nach dem Essen liefern uns Jan und Elena auf dem Campingplatz ab, wo wir unsere erste Nacht im RV verbringen.

Tag 2: Toronto

Wir treffen uns um 9:00 Uhr und ziehen typisch amerikanisch erstmal los, mit dem Ziel unterwegs zu frühstücken. Das setzen wir dann auf dem St. Lawrence Market auch gleich in die Tat um. Der Markt selbst erinnert mich stark an die Mercados Publicos, die zu jeder Stadt in Brasilien einfach dazu gehörten. Interessant ist hier der Vergleich des Marktes mit seiner Umgebung, einer 3-Millionen Metropole: Auf der einen Seite Protz und Seifenspender mit Desinfektionsmittel für die Hände an jeder Ecke, auf der anderen einfachste hygienische Verhältnisse an den Ständen des Marktes, die in Deutschland vermutlich sofort den Lebensmittelkontrolldienst auf den Plan gerufen hätten.

In der Nähe des St. Lawrence Markets entdecken wir mehr durch Zufall das Iron Flat House, das vor den hypermodernen Wolkenkratzern im Hintergrund ein skurriles Bild abgibt. Nach dem Frühstück schlendern wir weiter durch die Stadt und schauen uns die Union Station, den Bahnhof Torontos an. Von hier aus fahren die wenigen Züge in die unendlichen Weiten Canadas ab. Gegenüber des Bahnhofs werfen wir einen Blick in die Lobby des riesigen Royal York Hotels bevor uns unser Stadtbummel an der Royal Bank of Canada vorbei führt, die in einem der Wolkenkratzer untergebracht ist. Aus klimatischen Gründen sind sämtliche Fenster der Stahl-und-Glas-Konstruktion mit Gold überzogen. Ein weiteres gigantisches Gebäude ist das Eaton Center, eine der vielen riesigen Shoppingmalls Nordamerikas. Hier halten wir uns nur kurz auf, denn zum Shoppen fehlt uns leider die Zeit. Vor dem Eingang zur Mall bewundern wir Elvis Presley – bzw. eine Kopie von ihm: Ein Straßenkünstler im entsprechenden Outfitt tanzt nach einer ausreichenden Spende im Elvis Stil und verharrt anschließend wieder wie eine Statue in absoluter Bewegungslosigkeit.

Im Anschluss an die Mall, gehen wir am alten und neuen Rathaus (City Hall) vorbei. Letzteres liegt in einem kleinen Park mit Springbrunnen und gibt ein sehr schönes Fotomotiv ab. Hier legen wir eine kleine Rast ein, bevor wir weiterziehen nach Chinatown. Dort preisen uns Jan und Elena ein Überraschungsgetränk namens Bubble Tea an. Und eine Überraschung ist das Zeug wirklich: Es besteht aus einer Art Iced Tea verschiedener Sorten, in den schwarze Bubbles mit einer etwas seltsamen Konsistenz gemischt werden. Das Ganze wird typisch amerikanisch mit einem überdimensionalen Strohhalm aus einem Plastikbecher getrunken. Durch erstern flutschen die Bubbles richtig in den Mund. Anfangs erinnern sie mich stark an chinesische Reisknödel. Jan und Elena meinen, dass es sich um so etwas ähnliches wie Gummibärchen handelt. Später auf unsere Reise erfahre ich, dass sie wohl aus Tapioka gemacht werden. Jedenfalls gibt einem das Getränk im Anschluss das Gefühl, man sei mit Luft vollgepumpt worden. Lustig zum Ausprobieren ist es aber alle Mal.

Von Chinatown selbst sind wir zunächst etwas enttäuscht. Mit jener in New York oder San Francisco kann sie definitiv nicht mithalten. Nach ein wenig Suchen entdecken wir allerdings ein Viertel, das sich offensichtlich hinter der Bezeichnung Kensington Market versteckt. Hier bewundern wir einige sehr schön hergerichtete Häuser, die neben chinesischen Restaurants und Geschäften auch viel indische Kultur beherbergen.

Anschließend beschließen wir auf der Suche nach etwas zu Essen in Richtung Hafen zu gehen. Kurz darauf kehren wir in einen kleinen Pub namens “Crab Shack” ein, wo es u.a. Chicken Breast mit Pommes Frites gibt. Nach dem Essen und einem kurzen Stopp im Hotel zur Kontaktaufnahme mit unserem RV-Vercharterer, gehen wir weiter zum Hafen. Dort buchen wir gleich eine Bootsfahrt und legen nach einer kurzen Wartezeit auch schon ab.

Die Fahrt führt uns durch die vor der Stadt liegenden Toronto Islands, vorbei an dem kleinen City Airport, für den die Flugzeuge im Landeanflug sehr tief über der Bucht einfliegen. Die Toronto Islands bestehen aus mehreren kleinen Inseln, die von der Stadt aus nur mit dem Boot erreichbar sind. Es gibt dort einige Häuser und einen Yachtclub. Ob ich dort allerdings wohnen wollte, bezweifle ich, denn die letzte Fähre am Abend fährt um 22:30 Uhr. Besonders schön ist der Blick auf die Skyline der Metropole Toronto vom Boot aus. Erst von hier kann man das wirkliche Ausmaß der Stadt mit ihren riesigen Wolkenkratzern erfassen.

Im Anschluss an die Tour gehen wir direkt weiter zum CN-Tower. Jan und Elena hatten als Überraschung bereits im Vorfeld einen Tisch im Dreh-Restaurant reserviert. Vor der Fahrt hinauf muss jeder durch eine Schleuse, in der aus verschiedenen Richtungen Druckluftstöße blaßen. Angeblich wird hier nach Waffen bzw. Sprengstoff gesucht. Wie das allerdings genau funktionieren soll, ist mir ein Rätsel.

Im Restaurant, das sich in der Stunde einmal um 360 Grad dreht, essen wir sehr gut. Besonders zusammen mit der tollen Aussicht auf die Stadt unter uns, ist das ein ziemlich einmaliges Erlebnis. Nach dem Essen gehen wir noch hinunter zur Aussichtsplattform unterhalb des Restaurants. Von hier oben, auf ca. 346 Meter Höhe, haben wir einen grandiosen Überblick über die Stadt. Außerdem gibt es an einer Stelle einen Glasboden, auf dem man praktisch über dem Abgrund “schwebend” stehen kann. Aber damit nicht genug: Mit dem Aufzug fahren wir sogar noch höher auf das ca. 447 Meter Höhe liegende Skypod. Besonders schön ist es, das Aufflammen der vielen Lichter in der Stadt unter uns zu beobachten. Als es richtig dunkel ist, tobe ich mich noch eine ganze Weile mit meiner Kamera aus. Dabei schwöre ich mir, auf dieser Reise mein Stativ in Zukunft immer griffbereit zu haben. Die anderen gehen inzwischen schon zum Hotel zurück, während ich bestimmt noch eine Stunde lang herum experimentiere. Irgendwann muss aber auch ich aufhören, damit es nicht allzu spät wird. In der Hoffnung, einige tolle Bilder hinbekommen zu haben, fahre ich hinunter und gehe ebenfalls zum Hotel zurück. Damit endet ein anstrengender, aber sehr erlebnisreicher Tag in der Millionen-Metropole Toronto.

Tag 1: Anreise

10:30 Uhr: Abfahrt bei Mandes in Unterhausen. Allan haben wir zu Hause bereits verabschiedet und jetzt sind wir auf dem Weg zum Flughafen Stuttgart. Gegen 11:15 Uhr Ankunft am Flughafen. Wir verabschieden uns von Mandes und werden zunächst an einem Automaten und schließlich wegen Versagens der Technik doch am KLM-Schalter eingecheckt. Unsere Plätze können wir noch so umbuchen, dass wir zwar alle drei getrennt voneinander, dafür aber am Fenster sitzen. Gegen 13:00 Uhr warten wir nach dem Passieren der Sicherheitsschleuse am Gate auf das Boarding.

Gegen 14:20 Uhr dürfen wir nach etwa einer halben Stunde Verspätung endlich ins Flugzeug. Dann geht alles recht zügig: Die Türen werden geschlossen und wir rollen zur Startbahn. Noch vor zwei größeren, wartenden Maschinen dürfen wir starten. Und schon sind wir auf dem Weg nach Amsterdam. Der Flug verläuft weitestgehend ereignislos und die meiste Zeit sehen wir bis auf Wolken auch nicht viel. Gegen 16:00 Uhr erreichen wir Amsterdam und müssen nach dem Aussteigen erstmal eine ganz ordentliche Strecke im Flughafen zu Fuß zurücklegen. Nach einem kleinen Snack müssen wir auch nicht mehr lange auf die erste Stufe des Boardings in unseren A330-200 warten. Nach dem Passieren einer zweiten Sicherheitsschleuse direkt vor dem Gate sitzen wir allerdings noch eine ganze Weile in einem viel zu kleinen Warteraum vor der Gangway zum Flugzeug herum. Dann geht es endlich los und wir sind auf dem Weg nach Canada!

Der Flug führt uns knapp an Island vorbei und über Grönland, wo wir schön die Eislandschaft bewundern können. Zwar nicht ganz so deutlich wie auf meinem Flug nach Brasilien über Atlanta, aber doch sehr beeindruckend. Besonders interessant ist das Packeis, das man über weite Flächen vor der kanadischen Küste sehr gut erkennen kann. Es ist schon ein Erlebnis, das zum ersten Mal live und nicht nur im Fernsehen zu sehen.

Gegen 20:10 Uhr erreichen wir nach ca. 7,5 Stunden Flug den Pearson Int’l Flughafen von Toronto. Nach einer längeren Taxi-Strecke findet der Pilot auch tatsächlich einen Parkplatz für unsere Maschine und wir können aussteigen. Nach der Passkontrolle, die hier in Canada um einiges relaxter ausfällt als ich es von den USA gewohnt bin, müssen wir noch eine ganze Weile auf unser Gepäck warten. Dann noch das obligatorische Ankunftsfoto und schließlich treffen wir auf Jan und Elena, die uns bereits mit Canada-Luftballon und Flaggen erwarten.

Jan fährt uns in seinem “neuen” Ford Van zum Hotel, wo sich herausstellt, dass Elena und er als Überraschung ebenfalls ein Zimmer gebucht haben. Wir waren bisher davon ausgegangen, dass die beiden noch am Abend wieder nach Waterloo zurück fahren würden.

Alle zusammen schlendern wir noch ein wenig durch die Stadt und kehren zum Abendessen in einem lustigen Restaurant ein, das wieder so voll ins europäische Bild von Nordamerika passt: In der Mitte ein Platz mit Ständen wie auf einem Marktplatz, an denen man aus den verschiedensten Dingen auswählen konnte. Von Salat über Fajitas bis zur Pasta.

Nach dem Essen kehren wir zum Hotel zurück und fallen dank Jetlag und einem – für unser noch gestörtes Zeitempfinden – sehr langen Tag in unsere Betten.

Jetzt kann’s losgehen…

Nachdem ich heute meine Studienarbeit praktisch auf den letzten Drücker abgegeben habe und dieses Kapitel damit auch abgeschlossen ist, steht unserer Canada-Reise nichts mehr im Weg. Gepackt ist auch schon und morgen geht’s los… Ich freue mich riesig darauf, mal wieder “on the road” zu sein! Das wird sicher wieder ein Abenteuer, über das ich natürlich intensiv berichten werde. Und Fotos wird es natürlich auch wieder geben. Also schaut einfach die nächsten vier Wochen immer mal wieder auf meiner Website vorbei.

In diesem Sinne: Bis in etwa 4 Wochen :-)… Und viel Erfolg und Motivation an alle, die leider studieren oder arbeiten müssen!