Weil wir nach Möglichkeit bereits einen Platz auf der ersten Fähre nach Rivière-du-Loup ergattern wollen, verlassen wir heute in aller Frühe den Campingplatz und fahren zum Fähranleger. Dort stehen allerdings bereits einige Trucks in der Schlange. Offensichtlich nimmt ein Großteil des Schwerlastverkehrs die Fährverbindung, statt über Quebec City und die Brücke dort zu fahren. Entsprechend haben die Trucks auch Vorrang beim Beladen der Fähre. Obwohl wir über 1 1/2 Stunden vor Abfahrt dort waren, kommen wir leider nicht mehr auf die 9:30 Uhr Fähre und müssen die Zeit bis zur nächsten um 13:00 Uhr vertreiben. Dank Waschmöglichkeit, WLAN und Regenwetter fällt uns das allerdings nicht weiter schwer. Eigentlich finde ich die kleine Pause sogar gar nicht so schlecht. Klar kostet sie uns wertvolle Zeit, aber bisher waren wir doch sehr hektisch unterwegs und immer ein wenig unter Zeitdruck. Vier Wochen sind für ein Land wie Canada oder sogar nur einen kleinen Teil davon eben gar nichts.
Kurz vor 13 Uhr dürfen wir dann auf die Fähre, die wenig später auch schon ablegt. Das Wetter ist weiterhin nicht besonders gut und vom Deck aus kann man nicht sehr weit sehen. Deshalb verbringen wir den Großteil der Überfahrt im wärmeren Saloon. Nach etwa 1 1/4 Stunden erreichen wir Rivière-du-Loup und dürfen kurz darauf von Bord. Wir fahren gleicht weiter in Richtung Fredericton und überqueren bald die Grenze nach New Brunswick. Endlich ist alles wieder primär auf Englisch und auch der französische Flair schwindet Stück für Stück. Außerdem wird der Sprit wieder günstiger.
Das Wetter ist weiterhin leider ziemlich schlecht und es regnet immer wieder. Trotzdem entscheiden wir uns dazu, die als schöner angegebene Route entlang des St. John Rivers zu nehmen, statt den Trans-Canadian-Hwy nach Fredericton hinunter zu brettern. Die Straße ist zwar wesentlich schlechter – nach dt. Maßstab gleicht sie eher einem halbherzig asphaltierten Feldweg mit 2 Spuren – aber man sieht eben auch mehr. Allerdings hält sich die Aussicht wegen des Regenwetters in Grenzen. Mit den Durchfahrten durch kleinere Ortschaften ab Hartland lohnt sich der geringfügige Umweg aber schon. In Hartland selbst steht die längste vollständig überdachte Holzbrücke der Welt – zumindest behaupten das unsere Reiseführer und die Infotafel an der Brücke. Kurz nach Woodstock, der nächsten Siedlung nach Hartland, steuern wir einen Campingplatz an. Durch die Zeitumstellung zwischen Quebec und New Brunswick haben wir ja eine Stunde verloren.
Letztlich landen wir zwar auf einem anderen Campingplatz als den, den wir ursprünglich herausgesucht hatten. Der Platz liegt aber so schön am Wasser, dass er uns spontan gefällt. Überhaupt ist das ein Beispiel, dass man viel mehr die Freiheit des Wohnmobils ausnutzen sollte und weniger planen. An solchen Details merke ich schon deutlich den Unterschied zwischen dem Reisen in der Gruppe bzw. mit den Eltern und dem Alleinunterwegssein.
Zum Abendessen kochen Christine und meine Mutter die Glasnudeln, die Christine mitgebracht hatte. Anschließend setzen wir uns zur Planung unserer weiteren Route zusammen. Im Wesentlichen geht es um die Frage, ob wir Prince Edwards Island auslassen und direkt nach Nova Scotia weiterfahren oder nicht. Mein Vater hätte PEI wohl gerne gesehen und befürchtet ein wenig, am Ende zu viel Zeit auf Nova Scotia zu haben. Der Rest von uns denkt eher umgekehrt und will sicher gehen, dass es auf Nova Scotia nicht so hektisch zugeht wie in den vergangenen zwei Wochen. Die Besprechung verläuft ein wenig zäh und mühsam und am Ende kommt die Entscheidung zustande, tatsächlich direkt nach Nova Scotia weiter zu fahren. Leider ist die Stimmung ein wenig angespannt durch die unnötige Härte der Diskussion. Mit der Hoffnung auf Besserung und vor allem auch besseres Wetter gehen wir wieder einmal recht spät ins Bett.