Zurück nach El Chaltén

(Nachtrag von Sonntag, 29.12.2013)

Wieder stehen wir heute Morgen sehr früh auf, um den Sonnenaufgang an der Laguna Torre zu erleben. Zum Glück ist letztere nur ein paar Minuten vom Camp entfernt, so dass wir nicht wie gestern bereits um vier, sondern erst gegen fünf Uhr los laufen müssen.

An der Lagune angekommen, bestätigt sich die Vermutung: Der Cerro Torre versteckt sich vollständig hinter einer Wolkenwand. In der anderen Richtung können wir aber wenigstens ein wenig die Rotfärbung des Himmels zum Sonnenaufgang sehen und so warten wir wieder einmal, dass irgendetwas passiert. Ich selbst will schon wieder zum Camp zurück gehen, aber King will noch hier bleiben, ohne genau zu artikulieren, auf was er wartet. Aber irgendwie veranlasst mich das auch noch zum Verweilen. Ein wenig später können wir auch ein paar ganz schöne Fotos von der Lagune und dem uns gegenüberliegenden Gletscher machen. Der Cerro Torre bleibt aber weiterhin hinter der Wolkenwand verborgen.

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Irgendwann kehren wir dann zum Camp zurück. Dort gibt’s erstmal ein Frühstück und anschließend werden wieder die Sachen zusammen gepackt. King scheint es jetzt plötzlich eilig zu haben. Er will wohl noch den Bus um 13:00 Uhr nach El Calafate bekommen. Als ich das merke, erkläre ich ihm, dass er nicht auf mich warten müsse und schon los laufen könne. Letzten Endes laufen wir dann zwar gemeinsam los, King legt aber ein derart schnelles Tempo vor, dass ich mich durch Fotostopps aktiv von ihm absetze. Ich habe einfach keine Lust, aus dem Park heraus zu rennen.

Der Pfad führt zunächst auf der von gestern bereits bekannten Strecke zurück und steigt nach einem weiteren ebenen Stück dann zu einem Aussichtspunkt hinauf. Unterwegs und am Aussichtspunkt treffe ich wieder auf King. So viel schneller war er also doch nicht unterwegs. Beide Male verlieren wir uns aber wieder, da ich weiterhin keine Motivation verspüre, mich besonders zu beeilen. Mein Plan ist es, den Bus um 13:00 Uhr zu nehmen, falls es zeitlich passt und ansonsten eben erst den um 18:00 Uhr.

Nach dem Aussichtspunkt führt der Weg abfallend hinunter nach El Chaltén, wo ich gegen 12:00 Uhr ankomme – viel früher als ich gedacht hatte. Im Hostel kaufe ich sofort mein Busticket für die Fahrt nach El Calafate um 13:00 Uhr und treffe dabei auch King wieder, der offensichtlich nicht wesentlich viel vor mir hier angekommen ist. Ich packe meine zurück gelassenen Sachen ein und warte die verbleibende Zeit auf den Bus.

Pünktlich um 12:30 Uhr fährt dieser direkt am Hostel ab. Ein nettes Schild zeigt, dass man sich der Tatsache bewusst ist, dass viele Passagiere wie wir direkt von einer mehrtägigen Trekkig-Tour kommen:

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Die Fahrt nach El Calafate dauert etwa drei Stunden und führt durch die bereits bekannte Steppe des argentinischen Patagoniens. Mehrfach sind wieder Guanacos und Vogelstrauße zu sehen. Ansonsten nur die unendliche Weite mit vereinzelten Farmen.

In El Calafate angekommen, heißt es zunächst einmal eine Unterkunft finden. Wie immer habe ich nichts im Voraus gebucht, sondern verlasse mich darauf, schon irgendwo unterzukommen. Praktischerweise führt die Touristeninformation im Busterminal eine Liste mit Unterkünfte, die noch freie Plätze zu vergeben haben. So steuere ich zielstrebig das an Position zwei meiner eigenen Auswahl stehende Calafate Hostel an. Der Preis von 120 Pesos erscheint mir aber zunächst sehr hoch, weshalb ich noch eine andere Option zum Vergleich prüfe. Dort ist der Preis aber beinahe der gleiche, bei gefühlt schlechteren Bedingungen und so kehre ich zum Calafate Hostel zurück. Mit mir checkt ein Israeli ein und im Zimmer lerne ich später noch Anna, eine Französin kennen.

Nachdem ich mich ein wenig eingerichtet und einige Zeit mit Chatten zugebracht habe, genieße ich erstmal die dringend notwendige Dusche – nach zwei Nächten im Zelt. Anschließend ziehe ich nochmal los, um mich nach einer Ice-Trekking-Tour am Perito Moreno Gletscher zu erkundigen. Und tatsächlich bekomme ich bei der einzigen Agentur, die diese Art von Touren anbietet den angeblich letzten verfügbaren Platz für morgen. Ob es sich wirklich um den letzten Platz handelt, oder hier schnell noch einer geschaffen wurde, kann ich nicht sagen. Aber eigentlich ist mir das auch egal – ich bin einfach nur happy, noch einen bekommen zu haben. Und den stolzen Preis kann ich durch Zahlung in Dollar sogar auch noch deutlich reduzieren. Die 800 Pesos würden etwa 88 Euro entsprechen. Durch den verrückt guten Umrechnungskurs von 1:10 zahle ich nur 80 Dollar, was etwa 58 Euro entspricht. Auf meine interessierte Nachfrage hin wird mir erklärt, dass die Argentinier über die Banken nicht an US-Dollar heran kommen und daher der hohe Umrechnungskurs zustande kommen.

Die nächste Station nach El Calafate würde Puerto Natales bzw. der Torres del Paine Nationalpark sein. Da ich die Erfahrung von der Trekking-Tour im Fitz Roy Park, bis auf die Unterwäsche durchnässt zu werden, ungern ein zweites Mal machen möchte, schaue ich mich hier nach einer Regenhose um. Ich finde auch ein paar wenige, darunter eine qualitativ sehr hochwertige von The North Face zum recht stolzen Preis von 165 US-Dollar. Eine Weile überlege ich hin und her und entschließe mich dann zum Kauf derselben. An gewissem Outdoor Equipment soll man ja lieber nicht zu sehr sparen, um einigermaßen komfortabel unterwegs zu sein :-).

Nach diesem erfolgreichen Beutezug kehre ich noch in einem Bistro ein und gönne mir einen Hamburger. Dann gehe ich zufrieden mit dem heutigen Tag zurück zum Hostel.