Cerro La Bandera

(Nachtrag von Dienstag, 21.01.2014)

Endlich wieder eine Nacht in einem richtigen Bett! Ich kann mich zwar nicht beschweren, an Bord der Northanger schlecht geschlafen zu haben, aber ein richtiges Bett ist im Vergleich zu den dort sehr engen Kojen doch ein echter Luxus! Noch dazu ist die Hospedaje Pusaki eine wirklich nette Unterkunft.

Nach dem Aufstehen will ich schon in Richtung Museum bzw. Yachtclub losziehen, da bemerke ich, dass hier offensichtlich ein Frühstück im Preis inbegriffen ist. Irgendwie hatte ich damit nicht gerechnet und bereits ein paar Kekse gegessen. Aber ein richtiges Frühstück lasse ich mir natürlich nicht entgehen ;-).

Dann ziehe ich tatsächlich los. In einem kleinen Tourismus-Kiosk bekomme ich einige ausführliche Tipps zu kurzen Wanderungen. Da es aber noch recht bewölkt ist und nach Regen aussieht, statte ich erstmal dem Museum einen Besuch ab. Allerdings nicht wegen des Museums, sondern wegen des kostenlosen Internet-Zugangs dort ;-). Schließlich war ich mit Ausnahme der kurzen Online-Sessions nach unserer Ankunft und gestern für eine Woche offline. Ich aktualisiere die Karte in meinem Blog, Suche nach einer Unterkunft in Ushuaia und erledige sonst noch ein paar organisatorische Dinge.

Gegen 13:00 Uhr laufe ich zurück zur Hospedaje und bereite mich für die geplante Tageswanderung vor. Im Supermarkt gegenüber besorge ich den notwenigen Proviant und wenig später ziehe ich los. Da das Wetter immer noch nicht so richtig mitspielt, pausiere ich nochmal vor dem Museum. Dieses hat zwar zur Siesta geschlossen, das WLAN kann man aber unter dem Vordach sitzend auch nutzen. Und ich bin nicht der einzige, der das erkannt hat. Die Treppe des Museums scheint auf diese Art und Weise zu einem Backpacker-Treffpunkt zu werden. Ich komme mit einer Finnin und einem Amerikaner ins Gespräch. Wir tauschen die üblichen Reisegeschichten aus und ich bekomme einen Tipp für eine Unterkunft in Ushuaia. Die Pause nutze ich gleichzeitig zum Mittagessen.

Irgendwann scheint sich das Wetter ein wenig zu bessern und ich laufe los. Wohin weiß ich noch nicht genau. Meine ursprüngliche Idee war ein Aufstieg zum Cerro La Bandera, einem 600 Meter hohen Berg hinter dem Dorf mit einer chilenischen Flagge auf dem Gipfel. Im Tourismus-Büro habe ich aber von einem weiteren Weg entlang der Küste der Halbinsel, auf der sich der kleine Flughafen befindet, erfahren. Da beide Wege vom gleichen Ausgangspunkt starten, laufe ich einfach erstmal der Schotterpiste nach aus dem Dorf hinaus. An einer überlebensgroßen und ziemlich kitschigen Marienstatue teilt sich dann der Weg und ich entscheide mich spontan für den Aufstieg auf den Cerro La Bandera. Spontane Entscheidungen haben mir auf dieser Reise ja schon das eine oder andere tolle Erlebnis eingebracht…

Zunächst folge ich für vielleicht weitere 15 Minuten der Schotterpiste, bis diese an einem Wasserreservoir endet. Hier beginnt auch der eigentliche Pfad zum Cerro La Bandera, der mit dem ersten Teil des großen Circuito Navarino identisch ist. Der Weg steigt steil durch Lenga-Wald an und ist zum Teil sehr matschig. Und leider beginnt es unterwegs auch wieder zu regnen :-(. Ich bin froh, meine Regenhose mitgebracht zu haben – eine allein für diese Reise bereits lohnenswerte Anschaffung.

Da der Weg durch den Wald führt, kann ich nur ab und an einen eingeschränkten Blick auf Puerto Williams und den Beagle Channel unter mir erhaschen. Nach etwa einer dreiviertel Stunde Aufstieg erreiche ich aber einen Mirador, von dem ich den ersten tollen Ausblick genießen kann. Und er ist trotz schlechtem Wetter wirklich toll! Hier lege ich eine kurze Rast ein.

Ich folge dem Weg weiter und erreiche nach einer weiteren halben Stunde den Aussichtspunkt unterhalb der Flagge, von der ich allerdings noch nichts sehen kann. Da ich nun oberhalb der Baumgrenze stehe habe ich einen hervorragenden Ausblick auf den Beagle Channel. Trotz Wolken kann ich sogar Ushuaia in der Ferne erkennen.

Die Neugierde treibt mich an, auch noch den letzten Rest des Weges bis zur Flagge weiter zu gehen, obwohl es inzwischen leicht angefangen hat zu schneien. Ein paar Minuten später stehe ich auf dem flachen Gipfel – eher ein Hochplatteau – neben der Flagge. Auch von hier und einem nahen Aussichtspunkt genieße ich den Ausblick auf Puerto Williams und den Beagle Channel. Außerdem nutze ich die Gelegenheit für eine weitere Rast.

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Als es mir langsam kalt wird, beginne ich mit dem Abstieg. Auf gleichem Weg erreiche ich nach etwa einer dreiviertel Stunde die Schotterpiste beim Wasserreservoir. Inzwischen regnet es deutlich stärker. Da ich aber nicht warten will laufe ich zügig durch den Regen zurück ins Dorf. Dort angekommen gehe ich direkt in die Mcalvi Bar im Yachtclub, um dort meine Sachen zu trocknen, mich selbst aufzuwärmen und gleichzeitig das WLAN zu nutzen ;-).

Ich verbringe fast zweieinhalb Stunden in der super gemütlichen Bar und mache mich auf den Rückweg zur Hospedaje, als meine Sachen weitestgehend trocken sind und der Akku meines Smartphones fast leer ist. Unterwegs kehre ich zum Abendessen noch in einem der sehr wenigen Restaurants ein. Das Sandwich schmeckt mir nach einer Woche strikt vegetarischer Kost sehr gut, auch wenn es an sich nichts besonderes ist.

Zurück in der Unterkunft vervollständige ich noch ein wenig mein Blog und gehe dann schlafen. Morgen fahre ich mit dem Schnellboot nach Ushuaia.