Auf nach Ushuaia

Um 07:00 Uhr klingelt heute Morgen mein Wecker, aber ich habe viel Zeit und bleibe erstmal noch etwas liegen. In der Unterkunft ist noch alles still und es regt sich auch nichts als ich ins Bad gehe.

Ich packe in Ruhe meine Sachen zusammen. Kurz nach 08:00 Uhr richtet die Hausangestellte das Frühstück. Bezahlen kann ich aber wohl nur bei der Chefin, von der noch nichts zu sehen ist. Gegen 08:30 Uhr wird sie dann auf meine Nachfrage hin aus dem Bett geholt.

Nachdem ich bezahlt habe, marschiere ich los. Es ist ein wunderschöner Tag mit blauem Himmel und Sonnenschein. Die weiß überzuckerten Berge hinter dem Dorf schaffen eine tolle Atmosphäre.

In der Gobernacion Antarctica Chilena, wo ich meinen Pass zur Ausreise stempeln lassen muss, ist noch nicht viel los. Das Büro der Policia de Investigaciones ist noch geschlossen. Obwohl ein Aushang sagt, dass ab 08:30 Uhr jemand da ist, bekomme ich auf Nachfrage 09:00 Uhr als Öffnungszeit genannt. Also nutze ich die Zeit, um noch ein paar Fotos von der Umgebung zu machen.

Irgendwann taucht dann eine junge Frau auf, die mich nach meinem Namen und meinen Daten fragt. Sie ist offenbar für den Transport zuständig. Ich muss diesen auch sofort bezahlen und warte abschließend weiter. Es treffen noch weitere Passagiere ein und wir warten alle auf die Öffnung des Polizeibüros.

Kurz nach 09:00 Uhr sind dann alle Passagiere da und wir bekommen einer nach dem anderen unseren Stempel in den Pass. Dabei werde ich auf den schweizer Pass einer Passagierin, Charlotte, aufmerksam und spreche sie an. Wir unterhalten uns daraufhin bis zur Abfahrt und während der Fahrt zum Boot im Minibus.

Die Fahrt dauert etwas mehr als eine Stunde und führt an der Küste entlang gen Westen. Wir haben immer wieder tolle Ausblicke auf den Beagle Channel und die zum Teil schneebedeckten Berge auf der argentinischen Seite. Irgendwann spricht mich die neben mir sitzende Sophia an und ich unterhalte mich abwechselnd mit ihr und Charlotte.

In Puerto Navarino – das aus vielleicht drei bis vier Häusern und einem kleinen Bootsanleger besteht – müssen wir nicht lange warten. Passagiere und Gepäck werden passgenau auf das kleine Zodiak verladen und dann geht’s auch schon los.

Etwa 40 Minuten später legen wir in Ushuaia an. Sofort spüre ich, wieder in der Zivilisation angekommen zu sein. Im Vergleich zu Puerto Williams ist Ushuaia geradezu eine Großstadt ;-).

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Nach dem Aussteigen und Ausladen unseres Gepäcks müssen wir uns alle den Stempel für die Einreise nach Argentinien abholen. Unser Gepäck wird geröntgt und von einem Spürhund abgeschnüffelt, aber ansonsten verläuft die Prozedur recht problemlos ab.

Ich verabschiede mich von Charlotte und Sophia und marschiere los, um nach einer Unterkunft zu suchen. Von Puerto Williams aus hatte ich per eMail bei ein paar Hostels angefragt, aber immer nur Absagen erhalten. Ushuaia gilt in der Hochsaison als äußerst schwierig, was das Finden einer Unterkunft angeht. Eines der angeschriebenen Hostels hat mir aber ein anderes, das Hostel Momo, empfohlen und mir angeboten, dort eine Reservierung für mich zu machen. Von eben diesem Hostel hatte ich kurz zuvor von einer anderen Backpackerin gehört und die Reservierung veranlasst. Allerdings konnte ich gestern meine eMails nicht mehr checken und weiß daher nicht, ob diese Reservierung geklappt hat oder nicht. Ich steuere also direkt das Hostel Momo an. Von außen wirkt das Gebäude wie ein Container und macht keinen besonders einladenden Eindruck. Der Betreiber öffnet mir das Tor, macht dann aber keine Anstalten, sich um mich zu kümmern. Ich stehe also ein paar Minuten im Garten des Hostel, bis er endlich auftaucht. Wie sich herausstellt habe ich tatsächlich eine Reservierung für drei Nächte.

Da ich kurz zuvor noch eine eMail von Renée und Duncan erhalten habe, suche ich gleich deren Unterkunft auf, die vielleicht qualitativ etwas besser ist. Dort ist jedoch fraglich, ob noch etwas frei ist. Als ich außerdem den Preis höre, hat sich die Sache für mich erledigt. Also kehre ich zum Hostel Momo zurück, wo ich ohnehin bereits meine Sachen zurückgelassen habe.

Dort genieße ich eine Zeitlang das stabile und einigermaßen schnelle WLAN und ziehe dann los, um ein wenig die Stadt zu erkunden und Infos einzuholen. Im Tourismus-Büro erhalte ich einige interessante Infos zu Tagesausflügen und verabrede mich via eMail außerdem mit Renée und Duncan zum Abendessen. Inzwischen hat es angefangen zu regnen und so pausiere ich meinen weiteren Spaziergang für einen Moment. Als es wieder trocken ist flaniere ich den restlichen Nachmittag durch die Stadt und treffe dabei auch wieder auf Sophia und ihre Eltern. Unterwegs komme ich an einem beeindruckenden Denkmal für die Helden des Falklandkrieges vorbei. Argentinien beansprucht die seit dem Krieg von 1982 unter britischer Herrschaft stehenden Inseln bis heute. Von der Halbinsel auf der anderen Seite der Bucht gelingen mir außerdem ein paar schöne Fotos von der Stadt und den dahinter aufragenden Gipfeln.

Am frühen Abend besorge ich noch Proviant für einen Tagesausflug morgen und kehre dann ins Hostel zurück. Um halb Acht ziehe ich wieder los, um mich mit Renée und Duncan zum Abendessen zu treffen. Wir gehen in einem hervorragenden Steakhouse essen – ganz nach argentinischer Art. Nach einer Woche vegetarischer und nach esoterischen Regeln korrekter Kost ist das ein ganz besonderer Genuss – Molly wäre entsetzt ;-).

One thought on “Auf nach Ushuaia”

  1. Hallo Timo,
    die Zivilisation mit Dusche, ordentlichem Bett und der Möglichkeit einer Auswahl von Speisen (also Fleisch) hat offenbar auch was für sich – wie aus deinem Bericht eindeutig hervorgeht!
    Wünsche dir weiter beseres Wetter mit mehr Sonne und weiger Regen!!!
    Herzlichst deine Mum.

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