Wie der Titel dieses Eintrags schon sagt: Die Zeit rennt hier nur so davon! Ich kann kaum glauben, dass ich jetzt schon 5 Wochen in Brasilien bin. Unter der Woche arbeite ich jeden Tag mindestens 9 Stunden und komme meist recht spät nach Hause. Zudem habe ich inzwischen zwei Mal in der Woche 2 Stunden Sprachkurs bei einem sehr talentierten Studenten, bei dem auch Michal und Younes seit einigen Monaten Portugiesisch lernen. Und an den Wochenenden ist schließlich ebenfalls immer etwas los – zumindest am späten Nachmittag und Abend.
Vergangene Woche war die Arbeit erneut sehr stressig und wenig erfreulich. Michal und ich hatten die Aufgabe bekommen, das beim Login eines Users über das Netzwerk übermittelte Passwort zu verschlüsseln. Aus Performance-Gründen soll es dem Anwender später ermöglicht werden, die Verschlüsselung des Netzwerkverkehrs zwischen Server und Applikation zu deaktivieren. Trotzdem soll das Passwort aber verschlüsselt übertragen werden. Das bedeutete, dass wir die eingebaute Verschlüsselung im “Real Thin Client” (RTC) – einer 3rd Party Komponente, die wir für die Abwicklung des Netzwerkverkehrs verwenden – nicht verwenden konnten. Also mussten wir unsere eigene Verschlüsselung vor dem Absenden und nach dem Empfangen des Passworts implementieren. Das nervigste an der Sache war aber, dass wir die Session ID als Schlüssel verwenden sollten und diese an der Stelle, an der wir die Verschlüsselung implementieren mussten nicht ohne weiteres zugänglich bzw. noch nicht initialisiert war. Thiago, unser Boss, beharrte darauf, dass es eine Möglichkeit im RTC gäbe, eine neue Session von Seiten des Clients zu öffnen. Die Dokumentation und einige andere Quellen sprachen aber dagegen. Insgesamt bastelten wir 3 Tage an dieser Lösung und verschoben unseren Code immer wieder an andere Stellen, nur um dann festzustellen, dass uns dort eine andere, an dieser Stelle unzugängliche Information fehlte. Zwischendurch war ich so genervt von dieser Aufgaben, dass ich sie am liebsten an die Wand geworfen hätte. Alles schien so kompliziert zu sein für eine so simple Sache wie eine TwoFish-Verschlüsselung des Passworts. Aber immerhin: Am Freitag Abend – nach einer Stunde mehr Arbeit als geplant – funktionierte unsere neueste Lösung endlich. Und auch wenn es eine sehr nervtötende Aufgabe gewesen war, konnte ich dadurch doch einiges über das System lernen…
Ansonsten ereignete sich während der vergangenen Woche nicht besonders viel. Am Dienstag Abend versuchte ich vergeblich meine Klamotten in einer “Lavanderia” zu waschen, musste allerdings feststellen, dass diese bereits um 19 Uhr schließt. Da ich unter der Woche erst später nach Hause komme, bedeutete das, das Nötigste von Hand zu waschen. Und das kostete einiges an Zeit, da wir abgesehen von der Dusche kein fließend Warmwasser haben und ich erstmal in viel zu kleinen Töpfen Wasser kochen musste ;-).
Am Donnerstag Abend feierten wir in einem mexikanischen Restaurant in Lagoa Abschied von Tatiana. Sie brach am Freitag Morgen nach Uruguay auf, wo sie nach Arbeit suchen will. In Florianópolis konnte sie trotz langer Suche nichts finden. Das Restaurant war ganz nett, das Essen allerdings nichts wirklich besonderes. Vielleicht sollten die Brasilianer lieber bei ihren wirklich guten Buffets bleiben und das mexikanische Essen den echten Mexikanern überlassen ;-).
Am Samstag Vormittag habe ich es mit Marcelos Hilfe endlich geschafft, ein paar Möbel für mein Zimmer zu kaufen. Neben dem Bett und dem Kleiderschrank (der fast zusammenzubrechen droht) habe ich jetzt einen kleinen weiteren Schrank mit Schubladen, einen kleinen Tisch und einen Stuhl – alles gebraucht und zusammen für 180 Reais (ca. 70 EUR). Jetzt fehlt mir nur noch eine Jalousie am Fenster, die ich am Sonntag gekauft aber in Ermangelung einer Bohrmaschine noch nicht montiert habe.
Nachdem ich mein Zimmer am Samstag Nachmittag nun endlich ein wenig wohnlicher eingerichtet habe, traf ich mich mit Michal und Younes, um zum Praía de Canasveiras zu fahren. Unterwegs trafen wir noch eine andere AIESECerin, die sich uns spontan anschloss. Unseren anfänglichen Plan, zum Praía Brava zu fahren änderten wir ein wenig ab, nachdem wir erfuhren, dass dieser Strand auf dem letzten Stück der Strecke nur noch zu Fuß erreicht werden kann. Canasveiras ist eine kleine Stadt im Norden der Insel (eigentlich spricht man hier ja nicht von Städten, da alles auf der Insel zu Florianópolis gezählt wird). Es ist dort sehr touristisch und der Strand ist sicherlich nicht der schönste der Insel – wenn man über 40 Strände zur Verfügung hat, steigen die Ansprüche mit der Zeit ganz schön an ;-). Trotzdem war es sehr schön dort und das Wasser war badwarm – ich kann mich nicht daran erinnern, schon einmal so warmes Meerwasser erlebt zu haben.
Den gestrigen Tag habe ich schließlich mit Cleber (mein WG-Mitbewohner) und seiner Freundin (die gerade für eine Woche hier ist) verbracht. Wir sind zusammen in den nahen “Super-Supermarkt” Angeloni gegangen und haben dort auch gleich zu Mittag gegessen. Anschließend versuchte ich mich im Heimwerken und montierte eine Vorrichtung für eine Wäscheleine. Abends bekam ich dann eine Einladung von Michal, mit Younes, Fábio und ihm Shrimps essen zu gehen. Insgesamt waren wir zu acht – eine wirklich nette Runde. Das Restaurant war gut und das Essen kam in riesigen Portionen (paniertes Chicken in einer Größe wie ich es noch nie gesehen habe). Obwohl das schon viel zu viel war, sind wir dann noch in eine der Eisdielen gegangen, in denen es Eis vom Buffet zum Kilopreis gibt. Ich finde das eine wirklich coole Einrichtung, die wir unbedingt nach Deutschland importieren sollten…
Soweit der Stand der Dinge hier in Florianópolis. Ich hoffe, euch geht’s allen gut in “good old Germany” und würde mich über ein paar Kommentare oder eMails freuen. Sobald ich – hoffentlich (!!!) – in den nächsten Tagen meinen Internet-Zugang bekomme, werde ich mein Blog wieder regelmäßiger updaten, eMails beantworten und vielleicht auch mit dem einen oder anderen von euch skypen können…