Cataratas do Iguacu – Teil 1

Am vergangenen Wochenende wurde einer meiner größten Träume für meinen Aufenthalt in Brasilien wahr: Zusammen mit meinen Kollegen Michal (Slovakei) und Zarko (Slowenien) habe ich die “Cataratas do Iguacu” im Bundesstaat Paraná besucht. Am Donnerstag Nachmittag sind wir direkt von der Arbeit aus zur zentralen Busstation (Rodoviária) gefahren, um von dort mit dem Bus in Richtung “Foz do Iguaçu” aufzubrechen. Schon allein die 14 Stunden dauernde Busfahrt war für mich ein neues Erlebnis. Da es in Brasilien keine Eisenbahn gibt, reist man hier in Reisebussen durch das Land – und die sind hier sehr komfortabel und mit denen in Deutschland nicht zu vergleichen. Man kann die Sitze beinahe in Liegeposition zurück klappen und hat bei weitem mehr Platz als im Flugzeug. Auch die Tatsache, dass unsere Reise in der Nacht stattfand ist nichts außergewöhnliches. Man sieht dann zwar nichts von der Landschaft, kommt dafür aber halbwegs ausgeruht am Reiseziel an. Insgesamt hat mir die Reisemethode ganz gut gefallen ;-)…

Gegen 6:30 Uhr am Freitag Morgen kamen wir in “Foz do Iguaçu” an und sind gleich zu unserem Hostel “Pousada da Laura” gefahren. Nachdem wir dort eingecheckt und unser Gepäck abgeladen hatten, ging gleich weiter zur zur brasilianischen Seite der “Cataratas do Iguaçu”. Die Wasserfälle des “Rio Iguaçu” einige Kilometer vor seiner Mündung in den “Rio Paraná” liegen etwa 10 km südöstlich von “Foz do Iguaçu”. Beide Flüsse bilden in dieser Gegend Landesgrenzen – der “Rio Iguacu” auf seinen letzten 100 Kilometern die Grenze zu Argentinien, der “Rio Paraná” die zu Paraguay. “Foz do Iguacu” liegt auf der brasilianischen Seite und ist über zwei Brücken mit seiner argentinischen Schwesterstadt “Puerto Iguazú” und der als Freihandelszone (billige Importwaren und anderer Ramsch) bekannten “Ciudad del Este” in Paraguay verbunden.

Die Wasserfälle liegen sowohl in Brasilien als auch in Argentinien in einem Nationalpark. Vom “Centro de Visitantes” am Parkeingang des brasilianischen “Parque Nacional” aus ging es mit speziellen Bussen zum Ausgangspunkt des Fußwegs beim “Hotel das Cataratas” (das einzige Hotel auf der brasilianischen Seite, das im Nationalpark selbst liegt). Schon hier konnten wir das Getöse der nicht mehr weit entfernten Wasserfälle gut hören. Die in meinem Reiseführer angekündigte Gruppe von Nasenbären ließ sich jedoch nicht blicken.

Von hier aus gings auf einem ca. 1,5 Kilometer langen Fußweg am Rand des Canyons in Richtung Aussichtsplattform beim “Garganta do Diabo”. Immer wieder hatten wir eine fantastische Aussicht auf die kleineren Nebenfälle, die an sich schon sehr beeindruckend waren. Oft machen die sehr hohen Erwartungen an ein so bekanntes Naturschauspiel wie die “Cataratas do Iguaçu” ja das tatsächliche Erlebnis ein wenig zunichte. Nicht in diesem Fall: Das Panorama, das sich uns immer wieder bot konnte problemlos mithalten und die Erwartungen meist sogar noch übertrumpfen.

Ich weiß nicht mehr, wieviel Zeit wir für die 1,5 Kilometer gebraucht haben, aber eigentlich hat das auch überhaupt keine Rolle gespielt. Am “Garganta do Diabo” angekommen, führte uns ein Brückensteg hinaus zur Abbruchkante des Santa-Maria-Falls, von wo man einen sehr schönen Ausblick auf den riesigen “Teufelsschlund” hatte. Dort rauscht das Wasser mit einem gigantischen Getöse von drei Seiten die Klippen hinab und verschwindet kurzzeitig in einer Wolke aus Wassernebel. Am Ende des Brückenstegs wurde man sogar richtig nass von diesem Nebel…

Nachdem wir einige Zeit dieses faszinierende Schauspiel genossen hatten, fuhren wir mit einem Aufzug auf einen kleinen Aussichtsturm hinauf, von dem man die Hauptfälle noch einmal von oben bewundern konnte. Obwohl es immer wieder diesselben Fälle sind, sorgten die neuen Blinkwinkel immer wieder neue Eindrücke. Von einem Besucher erfuhren wir, dass die aktuelle Wassermenge lediglich 50% des Höchstwasserstandes entsprach, was angesichts der tosenden Wasserfälle kaum zu glauben war. Er erzählte uns, dass bei Hochwasser der Brückensteg überflutet und daher für Besucher gesperrt sein kann. Vielleicht war es besser, dass wir die Fälle nicht bei Hochwasser besucht haben, sonst wäre uns dieser Weg versperrt gewesen…

Nach diesem atemberaubenden Naturschauspiel, war es Zeit für ein Mittagessen. Natürlich gelten innerhalb des Parks Touristenpreise, aber das lies sich nicht ändern. Anschließend berieten wir über die weiteren Aktivitäten und leider musste ich dabei feststellen, dass ich nicht ausreichend vorbereitet war. Da wir noch recht viel Zeit übrig hatten, hätte ich gerne noch etwas unternommen. Zum Beispiel eine Bootstour oder eine Tour durch den Dschungel. Beides war aber nicht ganz billig und meine beiden Kollegen lehnten alles ab, was zusätzlich Geld kostete. Sie wollten statt dessen lieber irgendwo im Schatten sitzend relaxen. Nach einer kleinen Diskussion brachen wir in Richtung Itaipu (s.u.) auf. Nachdem wir den Park verlassen hatten, mussten wir aber erfahren, dass die letzte Führung dort um 15:30 Uhr anfing und wir mit dem Bus nicht rechtzeitig dort sein würden. Also verschoben wir die Besichtigung auf den Abend und fuhren zurück zum Hostel. Ehrlich gesagt ärgerte ich mich ein wenig über diesen planlosen Ablauf des restlichen Tages und die “vergeudete” Zeit, in der wir noch andere interessante Dinge im Park hätten besichtigen können. Aber inzwischen hatten wir diesen ja verlassen. Aber der Abend und vor allem der nächste Tag ließen mich diese leichte Verstimmung schnell vergessen…

Im Hostel lernten wir David, einen polnischen Backpacker kennen, der uns sagenhafte Stories von seinen Trips überall auf der Welt erzählte. Spontan willigte er ein, am Abend mit uns in einer Churrascaria essen zu gehen und anschließend Itaipu zu besichtigen. Das “Itaipu Binacional” ist das (noch) größte Wasserkraftwerk der Erde. Im Mai 1975 begannen Brasilien und Paraguay nach langen Verhandlungen mit dem Bau und schlossen es 1995 mit der letzten Ausbauphase ab. Die zunächst angestrebten Baukosten von 18 Mrd. US$ wurden natürlich nicht eingehalten. Der Staudamm hat eine Gesamtlänge von 7755 Metern und 20 Riesengeneratoren erzeugen über 14.000 MW Leistung, was in etwa der Leistung von 13 Atomkraftwerken entspricht.

Das besondere an diesem Abend war eine Lightshow, die den Staudam eindrucksvoll präsentierte. Mit dem Bus fuhren wir zunächst zum “Centro de Visitantes” der Itaipu Gesellschaft, von wo es in sehr komfortablen Reisebussen (vermutlich gehört das zur Repräsentation der Firma) zu einer Aussichtsplattform oberhalb des Hauptdamms ging. Dort wurde uns ein kurzer Film über den Bau des Staudamms und die “Corporate Responsability” gezeigt wurde. Anschließend wurde der Staudamm zusammen mit musikalischer Untermalung Stück für Stück erleuchtet. Insgesamt war die Show zwar beeindruckend, konnte die Erwartungen aber nicht ganz erfüllen. Trotzdem bereue ich es nicht, sie gesehen zu haben. Auf dem Rückweg zum Besucherzentrum fuhren die Busse dann am Staudamm entlang, wodurch uns dessen Größe noch einmal deutlich gemacht wurde. Die riesigen Druckleitungen hatten von oben so klein ausgesehen…

Nach diesem ebenfalls sehr beeindruckenden Erlebnis endete unser erster Tag in “Foz do Iguaçu” mit ein wenig Relaxen im Hostel. Ich fiel allerdings bald ziemlich müde in mein Bett…

To be continued…