Hier nun der zweite Teil meines Berichts über unser Wochenende an den “Cataratas do Iguaçu”…
Für den Samstag hatten wir uns einen Besuch der argentinischen Seite der Wasserfälle vorgenommen. Über die Frage, welche Seite uns die bessere Sicht auf die Fälle bieten würde, waren wir uns nicht einig. Mein Reiseführer verkauft die brasilianische Seite als die mit der besseren Sicht, Younes (mein Arbeitskollege aus Ägypten, der Wasserfälle vor einigen Wochen bereits besucht hat) war der Meinung, dass die argentinische Seite die schönere ist. Nachdem ich beide Seiten erlebt habe, kann ich ihm da nur voll und ganz zustimmen…
Gegen 9 Uhr brachen wir von unserem Hostel in Richtung Argentinien auf. Mit dem Bus ging es zunächst nach “Puerto Iguazú”, der argentinischen Schwesterstadt von “Foz do Iguaçu”. An der Grenze mussten wir alle aussteigen und beim argentinischen Zoll unsere Einreise in den Pässen vermerken lassen. Kurz vor der Endhaltestelle, wo wir eigentlich brasilianische Reais in argentinische Pesos tauschen wollten, kam uns ein Bus zum Nationalpark entgegen. Unser Busfahrer hielt an und ließ alle Touristen auf der Straße umsteigen. In Deutschland wäre sowas vermutlich undenkbar ;-)…
Da Argentinien keine Zeitumstellung zwischen Sommer- und Winterzeit hat, kamen wir gegen 9 Uhr Ortszeit am Besucherzentrum des “Parque Nacional Iguazú” an. Zunächst kam etwas Verwirrung auf, da Michal unter dem dort als “30 $” angegebenen Eintrittspreis US Dollar verstand und weder er noch Zarko soviel Geld dabei hatten. Natürlich waren mit “$” aber Pesos gemeint, so dass wir wenig später unsere Eintrittskarten hatten. Bei der Einholung der Auskünfte merkte ich, wie sehr sich mein brüchiges Spanisch bereits mit dem noch brüchigeren Portugiesisch vermischt hatte. Nach den 9 Monaten spreche ich statt Spanisch oder Portugiesisch wohl erstmal eine Weile Portunhol…
Im Gegensatz zur brasilianischen Seite gefiel mir das Besucherzentrum hier viel besser. Alles war offener und statt nach dem Eingang sofort in einen Bus verladen zu werden, erkundete man hier den größten Teil des Parks zu Fuß. Da wir wussten, dass wir hier eine viel größere Strecke zurücklegen würden, machten wir uns auch gleich auf den Weg. Zunächst ging es auf dem “Sendero Verde” durch den Wald und anschließend auf dem “Paseo Inferior” in Richtung Wasserfälle. Unterwegs kamen wir immer wieder an kleineren Nebenfällen vorbei und schon hier war mir klar, dass die argentinische Seite eindeutig die schönere war. Der Weg bestand größten Teils aus einem Steg, der durch den Wald führte und irgendwie viel natürlicher wirkte als die “Betonpiste” auf der brasilianischen Seite.
Und dann hatten wir schließlich die Fälle “Ramirez” und “Bozetti” erreicht. Der Weg führte relativ nahe an diese heran und der Ausblick auf den gesamten Canyon war einfach grandios. Nach einem weiteren kleinen Abstieg, setzten wir mit einem kleinen Boot zur “Isla San Martín” über, um auch den dortigen Rundweg zu erkunden. Und das hat sich wirklich gelohnt: Unterwegs begegneten wir einem Echse, die während einer kurzen Pause hinter uns aus dem Wald auftauchte. Außerdem hatten wir von der Insel den wohl schönsten (Panorama-)Ausblick auf die Fälle “San Martín” und “Adán y Eva”…
Inzwischen war es bereits brütend heiß und wir flüchteten immer wieder in den Schatten des Waldes. Später sollten wir erfahren, dass angeblich bis zu 47 Grad gemessen wurden, was ich allerdings nicht ganz glauben kann.
Nachdem wir einige Zeit auf der Insel verbracht hatten, fuhren wir mit dem Boot zurück und machten uns auf den Weg zurück zum Besucherzentrum. Statt jedoch mit Michal und Zarko auf dem Weg zurück zu gehen, entschied ich mich, eine der angebotenen Touren mitzumachen. Mit einem Schnellboot ging es zunächst zum “Salto Dos Mosqueteros” und danach zum “Salto San Martín”. Nach der Möglichkeit Fotos zu machen, wurden wir angewiesen unsere Kameras in wasserdichten Beuteln zu verpacken und anschließend gab’s mehrere Duschen zum Abkühlen ;-). Der Skipper fuhr mit dem Boot mehrere Male praktisch direkt in die Wasserfälle hinein und am Ende waren alle im Boot triefend nass. Das war vielleicht ne Gaudi!!!
Nach diesem zugegeben sehr nassen Spass, gings in einem Affentempo zwischen den Felsen im Wasser hindurch ca. 7 Kilometer den Fluss hinauf zur Anlegestelle. Dort warteten große Trucks auf uns, mit denen wir etwa 8 Kilometer durch den Dschungel gefahren wurden. Unterwegs erklärte uns eine “Park-Rangerin” auf Spanisch und Englisch einige Dinge über Pflanzen und Tiere im Park. Leider konnte wir von letzteren keine sehen, da es bereits Mittagszeit und damit viel zu heiß war. Die Truck-Tour war interessant, wenn auch nicht unbedingt der Höhepunkt des Tages. Trotzdem bereue ich es nicht, die gesamte Tour gemacht zu haben. Es war auf jeden Fall ein Erlebnis und wer weiß, ob und wann ich jemals wieder in diesem Park sein werde…
Nach etwa 1,5 Stunden traf ich mich wieder mit Michal und Zarko und wir brachen zum “Paseo Superior” auf. Dieser Weg führte ähnlich wie der “Paseo Inferior” auf Brückenstegen durch den Wald – diesmal oberhalb der Abbruchkante der Fälle “Ramirez”, “Bozzetti” und “Mendez”. Abgesehen von der wirklich schönen Aussicht in den Canyon bot er allerdings nicht viel neues und war im Vergleich zum “Paseo Inferior” geradezu langweilig.
Den absoluten Höhepunkt der argentinischen Seite der “Cataratas do Iguaçu” hatten wir uns bis zum Schluss aufgehoben: Den Blick in den “Garganta do Diabo” von dessen Abbruchkante aus! Mit einer kleinen gasbetriebenen Lokomotive fuhren wir dazu die 7 km nach Puerto Canoas, von wo aus ein Brückensteg zum “Teufelsschlund” hinausführte. Allein schon der Weg dorthin war fantastisch, da man den “Río Iguazú” überquerte und sich dabei mitten in der Natur fühlte. Sogar einen kleinen Alligator (oder Krokodil – ich kenne den Unterschied nicht genau) konnten wir beobachten. Im Gegensatz zu meinen beiden Kollegen Michal und Zarko ließ ich mir recht viel Zeit und genoss den Ausblick und die Ruhe…
Und dann war es soweit: Ich war am Rand des “Garganta do Diabo” angekommen! Obwohl die Erwartungen natürlich sehr hoch waren, konnte das was sich einem hier bot mit diesen problemlos mithalten! Die Menge an Wasser die non-stop hinunter rauscht ist einfach unvorstellbar – noch dazu mit dem Wissen, dass es bei Hochwasser fast die doppelte Menge sein kann. In Worten lässt sich dieses Erlebnis gar nicht beschreiben und selbst die Fotos (die an sich schon beeindruckend wirken) können es nur annährend verdeutlichen…
Wir verbrachten einige Zeit hier draußen an diesem gigantischen Wasserfall und machten uns anschließend auf den Weg zurück zum Besucherzentrum. Inzwischen war es auch Zeit, da der Park bereits gegen 18:30 Uhr schloss. Auch ich war nach diesen grandiosen Eindrücken und der langen Zeit in der brütenden Hitze müde. Das Erlebnis dieses Naturschauspiels werde ich jedoch nie vergessen – es war einfach unbeschreiblich!!!
Auf der Rückkehr nach Brasilien *g* gab es kurz ein paar Unklarheiten an der brasilianischen Grenze, da sich der Zöllner beschwerte, dass wir uns bei der Ausreise nicht abgemeldet hatten. Mit Hilfe unseres Busfahrers war das aber schnell geklärt und nach einiger Wartezeit in “Puerto Iguazú” waren wir auf dem Heimweg zu unserem Hostel. Später gingen wir dann noch in einer Pizzeria mit “Rodízio” (die brasilianische Variante von All-you-can-eat) essen. Die Pizzerias hier sind ziemlich lustig: Man sitzt wie in einem gewöhnlichen Restaurant am Tisch und der Kellner kommt immer wieder mit verschiedenen Arten von Pizzen vorbei. Man kann dann nach Lust und Laune ein Stück bekommen oder auf das nächste Angebot warten. Und ihr könnt euch gar nicht vorstellen, mit was man eine Pizze alles belegen kann. Es gibt hier praktisch alles – bis hin zu süßen Pizzen mit Bananen, süßen Früchten und Schokolade.