Hier nun der zweite Teil meines Berichts über meine Carnaval-Erfahrungen in Brasilien…
Am Montag war im Prinzip “offizielle Carnaval-Ruhepause”. In manchen Firmen wurde sogar gearbeitet, wir hatten jedoch auch diesen Brücken-Tag frei. Ursprünglich wollten Tiago und Kathrin an den Strand gehen, was aber wegen des schlechten Wetters ins Wasser fiel. Seit Sonntag Abend war es deutlich kühler geworden (nur ca. 17 Grad) und es regnete immer wieder. Also traf ich mich statt dessen zum Mittagessen mit ihnen im Centro und anschließend besichtigten wir ein wenig die Teile der Innenstadt, die ich bisher noch nicht gesehen habe. Außerdem wollte ich eigentlich in eines der Museen, über die ich in meinem Reiseführer gelesen hatte. Diese waren allerdings alle geschlossen, so dass auch das leider nicht möglich war. An Tagen mit schlechtem Wetter gibt es hier in Floripa scheinbar eher weniger zu tun, womit ich nun auch die Erzählungen von Michal und Younes nachvollziehen kann, wonach im brasilianischen Winter hier so ziemlich “tote Hose” herrschen soll.
Vor allem weil es Kathrins vorletzter Tag in Brasilien war, wollten wir aber nicht schon wieder nach Hause und fuhren deshalb nach Lagoa. Trotz des schlechten Wetters war dort ziemlich viel los und um nicht in dem üblichen Stau fest zu stecken, fuhr Tiago einen Umweg um den südlichen Teil des Lagoa da Conceição, was mir eine kleine Tour durch eine bisher unbekannte Gegend der Insel bescherte. In Lagoa angekommen, schlenderten wir ein wenig durchs Zentrum und gingen anschließend in der “Casa do Suco” (oder so ähnlich) etwas trinken. Erst als wir dort waren erkannte ich den Ort wieder: An meinem ersten Tag in Brasilien hatten mich die AIESECer Abends hierhin mitgenommen.
Nachdem wir in aller Ruhe einen der vielen verschiedenen Säfte von mir zum Teil unbekannten tropischen Früchten genossen und uns ein wenig unterhalten hatten, ging’s zurück ins Centro, wo ich an diesen Abend noch Sprachkurs hatte – schließlich war es ja ein “halber Arbeitstag” ;-)…
Am Dienstag Abend findet traditionell die Parade der Sieger Samba-Schule und der Zweitplatzierten statt. Da ich seit Sonntag Nachmittag abgesehen von Tiago und Fábio weder von den AIESECern noch von Zarko etwas gehört hatte, beschloss ich einmal mehr, den Tag selbst in die Hand zu nehmen. Schon immer wollte ich die in meinem Reiseführer als sehenswert beschriebenen Inselorte Riberão da Ilha und Santo Antônio de Lisboa besuchen.
Also machte ich mich um die Mittagszeit auf den Weg nach Riberão da Ilha. Dort schlenderte ich ein wenig durch die Gassen des wirklich sehr schönen Fischerortes, in dem jedes Haus in einer anderen Farbe gestrichen zu sein schien. Auf dem Rückweg kehrte ich zu einem verspäteten Mittagessen in ein sehr schön gelegenes Restaurant direkt am Meer ein – die Fisch-Restaurants, an denen ich bisher vorbei gekommen war, waren mir schlicht zu teuer. Zumal ich kein großer Freund von Seafood bin, was die Auswahl vor allem in Orten wie diesem natürlich stark einschränkt. Riberão da Ilha scheint zumindest auf der Insel für seine Austern-Zucht bekannt zu sein.
Da ich einen guten Hunger mitbrachte, bestellte ich auf die verwunderte Frage der Kellnerin, ob ich außer den Pommes Frites keine anderen Beilagen wolle, noch “ein wenig” Salat mit. Die Portion, die mir wenig später aufgetischt wurde hätte ohne Probleme für zwei Personen gereicht ;-). Als Beilagen bekam ich je eine kleine Platte Reis, Pommes Frites und Salat. Außerdem gab’s natürlich Bohnen und eine andere Art Sauce, die ich nicht so recht zuordnen konnte. Das muss schon ein heißes Bild gewesen sein: Ich allein an einem Tisch voll mit Platten, Schüsseln, Tellern, … (Foto habe ich aber leider keines). Am Ende kam dann die positive Überraschung: Ich hatte für gerade mal 15 Reais (ca. 5 EUR) gegessen ;-)…
Nach dem Essen machte ich mich auf den Rückweg ins Centro, da ich rechtzeitig an der “Passarela” sein wollte, um eines der heute kostenlosen Tickets zu bekommen. Als ich dort ankam, hatte sich tatsächlich schon eine kleine Schlange von Wartenden gebildet. Trotzdem bekam ich mein Ticket innerhalb weniger Minuten und hatte bis zum offiziellen Beginn um 20 Uhr noch fast 2 Stunden Zeit. Um nach Hause zu fahren und später wieder zu kommen, hätte es aber nicht gereicht. Also rief ich Zarko an, um ihm die letzte Chance zu bieten, die Parade doch noch zu sehen. Er war aber gerade erst nach Hause gekommen und zog es daher vor, das Spektakel auch diesmal zu verpassen.
Da ich nichts besseres zu tun wusste und dieses Mal außerdem einen Platz ganz vorne am Geländer der Tribüne haben wollte, begab ich mich in die “Passarela”, die bereits geöffnet hatte. Vor dem Eingang sprach mich ein kanadisches Paar an, da sie mich mit dem Handy telefonieren gesehen hatten und selbst ein paar Freunde anrufen wollten. Durch diesen Zufall hatte ich nette Gesprächspartner für den Abend gefunden, die noch dazu voll auf meiner “Wellenlänge” lagen: Sie tourten bereits zum wiederholten Mal als Backpacker durch Südamerika und erzählten sehr interessant von Peru, Chile, Argentinien, Patagonien, … – sie schienen einfach überall schon gewesen zu sein. Leider wollten sie bereits am nächsten Morgen nach Uruguay weiterreisen, so dass es bei diesem einen Abend blieb.
Die Parade selbst war diesmal natürlich nicht so gigantisch wie am Samstag Abend. Trotzdem war sie wieder sehr eindrucksvoll und ich war froh, dort gewesen zu sein – vor allem, wo ich diesmal nicht allein dort war und mich in den Pausen sehr gut mit den beiden Kanadiern unterhielt. Außerdem traf ich auf eine Gruppe deutscher Studenten, die ich bereits am Montag Mittag in der Stadt gesehen hatte. Als ich dort auf Tiago und Kathrin gewartet hatte, waren mir zwei von ihnen aufgefallen weil sie Deutsch miteinander sprachen. Ich wollte sie eigentlich bereits dort ansprechen, wurde dann aber durch einen Anruf abgelenkt und danach waren sie verschwunden. Nach dem Ende der Parade nutzte ich die Gelegenheit und kam kurz ins Gespräch mit ihnen. Wenn schon die Einheimischen so wenig Interesse an Unternehmungen haben, vielleicht habe ich bei ihnen mehr Glück…
Diesmal ging die Parade nur bis kurz nach 1 Uhr und gegen 2 Uhr war ich zu Hause.
Am Mittwoch hatten wir schließlich noch den Vormittag frei, den ich vor allem zum Ausschlafen nutzte. Nach dem Mittagessen hieß es dann “back to normal life” und “ab ins Büro” und die freien Tage rund um Carnaval waren beendet. Insgesamt hat es mir gut gefallen und ich bereue nicht, in der Stadt geblieben zu sein statt einen mehrtägigen Ausflug unternommen zu haben. Es ist einfach eine Erfahrung, das Ganze einmal mitzuerleben, wobei man – wie bereits an Weihnachten und Silvester – mit ein wenig Organisation mehr hätte daraus machen können. Jedes Jahr bräuchte ich dieses Spektakel jedenfalls nicht…