Ab in die Wildnis… (Teil 1)

Letzte Woche haben Zarko und ich von Mittwoch bis Sonntag einen Kurzurlaub auf der Ilha do Mel und im Parque Nacional Superagüi verbracht. Wir hatten die ganze Zeit super Wetter und es war insgesamt einfach nur herrlich – einer der besten Ausflüge bisher! Natürlich gibt es einiges zu berichten, weshalb ich auch einige Zeit gebraucht habe, um diesen Bericht zu verfassen. Ihr solltet euch fürs Lesen also auch ein wenig Zeit nehmen – wobei es ja nur der erste Teil ist ;-)…

Nach der Arbeit sind wir am Dienstag Abend mit dem Bus nach Curitiba gefahren und dort gegen 22:30 Uhr angekommen. Wir haben die Nacht bei Fábio verbracht, bei dem ich bereits während meines Wochenendes in Curitiba vor 4 Wochen eine Unterkunft gefunden hatte. Am nächsten Morgen ging es sehr früh zurück zur Rodoviaria und von dort in etwa 2,5 Stunden mit dem Bus nach Pontal do Sul bzw. zur dortigen Ablegestelle der Boote zur Ilha do Mel.

Die 2762 ha große Ilha do Mel liegt in der Bucht von Paranaguá im Bundesstaat Paraná etwa 100 km von Curitiba entfernt. Sie hat den Status einer “Reserva Ecológica” (Naturschutzgebiet) und ist ein beliebtes Ferienziel der Brasilianer. Noch gibt es auf der Insel keine Autos und sie kann nur mit Booten von Paranaguá oder eben Pontal do Sul erreicht werden. Geographisch hat die Insel eine eigenartige Form und ist praktisch zweigeteilt. Der schmale Sanddamm zwischen dem nördlichen und dem südlichen Teil der Insel kann bei Flut unterbrochen sein. Der Norden der Insel steht zum größten Teil unter Naturschutz und ist für Besucher gesperrt. Aber in der Mitte und im Süden befinden sich die zwei Ortschaften Nova Brasilia und Encantadas, die bis auf wenige normale Häuser praktisch nur aus Pousadas bestehen und voll auf den Tourismus eingerichtet sind.

Von Pontal do Sul setzten wir mit dem Boot in etwa 45 min nach Nova Brasilia über. Schon als wir auf die Insel zusteuerten hatte man das Gefühl im Paradies zu sein. Die Insel lag vor einem, wie man es sich aus der Karibik vorstellt: Helle Sandstrände und dahinter ein dichter aber niedriger (Regen-)wald. Nachdem wir auf der Insel angekommen waren, suchten wir zunächst unsere Pousada auf, die wir bereits von Floripa aus reserviert hatten. Wenig später stellten wir fest, dass dies völlig unnötig gewesen war: Auf der Insel war praktisch nichts mehr los und in unserer Pousada schienen wir die einzigen Gäste zu sein. Aber schließlich waren wir nicht hierher gekommen, um die Insel mit hunderten anderen Touristen zu teilen und so war uns das gerade recht.

Da es bereits Mittag war, luden wir in der Pousada praktisch nur unser Gepäck ab und brachen dann schon wieder auf in Richtung der Festung “Fortaleza Nossa Senhora dos Prazeres”. Diese Festung ist neben dem Leuchtturm “Farol das Conchas” eines der Wahrzeichen der Insel. Sie wurde 1767 unter Dom José zur Verteidigung der Bucht von Paranaguá und des bereits zu dieser Zeit wichten Hafens errichtet. 1850 erlebte sie ihre Bewährungsprobe als ein englisches Kriegsschiff unter dem Kommando von Kapitän Cormorant drei brasilianischen Schiffen mit Sklaven aus Afrika die Einfahrt in die Bucht versperrte. Die Auseinandersetzung wurde später als die “Schlacht von Cormorant” bekannt.

Abgesehen von diesem historischen Hintergrund ist die Festung selbst nichts besonderes. Sie liegt am Fuß eines kleinen Berges im Norden der Insel direkt am Strand. Auf einer Art Terrasse sind Kanonen aus verschiedenen Epochen ausgestellt und im Innenhof wurden zwei Gebäude restauriert. In der Hauptsaison scheinen dort irgendwelche Events statt zu finden. Wir verbrachten ein wenig Zeit hier und genossen die Aussicht aufs Meer. Anschließend gingen wir noch ein kleines Stück weiter den Strand entlang und kehrten dann wenig später um. Auf dem Rückweg legten wir noch einen kleinen Badestopp ein, bei dem wir feststellten, dass das Wasser hier extrem warm war. Fast noch wärmer als im Norden der Ilha de Santa Catarina, wo mich die Wassertemperatur schon immer wieder aufs Neue erstaunt.

Von dem schmalen Sanddamm aus, der den nördlichen mit dem südlichen Teil der Insel verbindet, wollten wir eigentlich den Sonnenuntergang genießen. Leider tauchten kurz vorher aber Wolken auf, so dass wir uns keine großen Hoffnungen machten und nach Nova Brasilia zurückkehrten.

Zum Abendessen kehrten wir in das Restaurant einer anderen Pousada ein, da uns unsere eigene keine wirkliche Alternative zu sein schien. Vor allem wo wir ja die einzigen Gäste dort waren. Das Essen war sehr gut und außerdem lernten wir dort Björn und zwei weitere Mädels aus Deutschland kennen, die gerade auf Backpacker-Tour durch Brasilien waren. Ich habe es sehr genossen, andere Backpacker mit derselben Gesinnung zu treffen und mit ihnen Reiseerfahrungen auszutauschen.

Nach dem Essen kehrten wir in unsere Unterkunft zurück und fielen auch bald ziemlich müde ins Bett. Leider war die Nacht aufgrund der vielen Moskitos nicht besonders angenehm und am frühen Morgen find es auch noch an zu regnen, so dass ich echte Bedenken wegen unseren Plänen für den nächsten Tag bekam. Zum Glück ließ sich am späteren Vormittag aber bereits wieder die Sonne blicken und so brachen wir in Richtung des Leuchtturms “Farol das Conchas” und der Ortschaft Encantadas im Süden der Insel auf.

Beim “Aufstieg” auf den Berg, auf dem der Leuchtturm steht trafen wir ein österreichisch/brasilianisches Paar, mit denen wir aber nur wenige Worte wechselten. Vom oben hatten wir eine wunderschöne Aussicht über die ganze Insel (siehe Fotos), die wir auch eine ganze Weile genossen. Auf dem Rückweg tauchte dann plötzlich Björn auf und so zogen wir zu tritt weiter in Richtung Süden der Insel. Ich nehme an, dass wir den “offiziellen Weg” irgendwie verpasst hatten, jedenfalls gingen wir einmal mehr am Strand entlang und kletterten zwischendurch auch über einige Felsen. Unterwegs legten wir natürlich wieder einen Badestopp ein und anschließend gab’s ein Mittagessen in einem Lanchonette an einem der Strände, die wir passierten.

Schließlich erreichten wir die “Grutas das Encantadas”, eine kleine Höhle in der felsigen Küste im Süden der Ilha do Mel. Um diese Höhlen ranken sich Legenden, wonach wunderschöne Meerjungfrauen Besucher verzaubern und diese auf nimmer Wiedersehen verschwinden. Die Höhle selbst war nichts wirklich besonderes, aber die Umgebung mit der felsigen Küste und der Brandung war sehr schön zu sehen. Meerjungfrauen haben wir allerdings keine getroffen ;-)…

Von diesem südlichsten Punkt auf unserem Trip ging es dann nach Encantadas, wo im Gegensatz zu Nova Brasilia, das praktisch ausschließlich aus Restaurants und Pousadas besteht, auch tatsächlich ein paar Einheimische zu wohnen schienen. Die Siedlung war wirklich nett mit ihren bunten Häusern und kleinen Fischerbooten, die den Strand zierten. Wir schlenderten ein wenig am Strand entlang und ruhten uns ein wenig von der bisherigen Wanderung aus.

Anschließend machten wir uns auf den Rückweg nach Nova Brasilia, für den wir eigentlich den Weg finden wollten, der durchs Innere der Insel führen sollte. Irgendwie gelang und das aber nicht, so dass wir nach kurzer Zeit wieder am Strand herauskamen und zumindest das größte Stück denselben Weg zurück gingen, den wir bereits gekommen waren. Unterwegs legten wir noch einen finalen Badestopp ein und legten das letzte Stück dann tatsächlich auf einem Weg durch den Wald zurück. Leider wimmelte es dort nur so von Moskitos, so dass der Strand zuvor eindeutig die bessere Wahl gewesen war.

Zurück in unserer Pousada ruhten wir uns eine Weile aus, was nach der anstrengenden Wanderung durch die Hitze (entgegen aller Befürchtungen wegen des Regens am Morgen hatten wir den ganzen Tag über Sonnenschein pur gehabt). Zum Abendessen wollten Zarko und ich zunächst eines der anderen Restaurants ausprobieren, entschieden uns dann aber spontan doch für dasselbe wie am Abend zuvor, da uns das Angebot dort einfach am meisten ansprach und das Essen wirklich sehr gut gewesen war. Kurze Zeit später tauchte auch Björn wieder auf und auch die beiden Mädels gesellten sich zu uns. Außerdem lernten wir noch ein deutsch/brasilianisches Paar vom Nachbartisch kennen. Er stammt aus der Region des Pantanal und wohnt seit einigen Jahren in Deutschland. Natürlich habe ich mir sofort ein paar interessante Tipps für meine Reise in den Pantanal im August geben lassen.

Mit all den neuen Bekanntschaften war es erneut ein sehr schöner Abend mit viel Unterhaltung und Erfahrungsberichten. Wahrscheinlich verging die Zeit deshalb auch wie im Flug und es war bereits spät als wir uns auf den Rückweg zur Pousada machten. Am nächsten Tag wollten wir in den Parque Nacional Superagüi weiterreisen und hatten bereits eine Bootsfahrt von der Ilha do Mel dorthin organisiert. Was wir dort alles erlebt haben lest ihr dann im zweiten Teil des Berichts – seid gespannt darauf!!!

(Fortsetzung folgt…)