Nach meiner ersten Nacht im Hostel, die trotz typischem Jugendherbergs-Mehrbett-Zimmer sehr angenehm verlief (ich war ja auch müde genug), lernte ich beim Frühstück Blair, einen Backpacker aus Nordirland kennen. Er war gerade auf Round-the-World-Trip und hatte daher natürlich einige sehr interessante Stories auf lager. Kurzentschlossen schloss er sich meinem Plan an, das Centro der Stadt zu erkunden.
Bereits die Busfahrt dorthin war typisch brasilianisch-abenteuerlich. Der Verkehr war das reinste Chaos: Auf drei Spuren pro Richtung (die Avenidas führen in Copacabana und Ipanema als Einbahnstraßen immer nur in eine Richtung und die parallele dann in die andere) schob sich der Verkehr von Ampel zu Ampel und die Busse wechselten von Spur zu Spur, um irgendwie im “Zeitplan” zu bleiben, den es hier natürlich sowieso nicht gab.
Dem Verkehr entsprechend war dann auch mein Eindruck von Downtown. Ich dachte nur “und das ist jetzt also das berühmte Rio de Janeiro, die angeblich schönste Stadt der Welt?”. Alles wirkte mehr wie ein riesen Chaos, in dem jeder irgendwie seinen Weg zu finden versuchte.
Wir erkundeten ein wenig Downtown, schauten uns die hypermoderne Catedral Metropolitana (das ist dieses kegelförmige Gebäude, falls ihr das Foto nicht zuordnen könnt) und passierten das Petrobras-Gebäude, sowie Rios berühmten Straßenbahn-Äquadukt Aqueduto de Carioca. Da das Wetter deutlich besser war als erwartet, entschieden wir uns am Nachmittag spontan, den Corcovado zu besuchen. Wir wollten von dort den Sonnenuntergang beobachten und das Aufflammen der Lichter in der Stadt erleben.
Mit U-Bahn und Bus ging es also zum Fuß des Corcovado und von dort mit der Zahnradbahn auf den Gipfel. Nach dem “Chaos-Eindruck” war der Blick von oben (zu Füßen der weltberühmten Christus-Statue) einfach gigantisch. Obwohl einer meiner Reiseführer behauptete, die Statue sei innen begehbar und es gäbe eine Aussichtsplattform auf dem Kopf, konnten wir davon nichts sehen. Allerdings suchten wir auch nicht explizit danach, da wir von der Aussicht zu Füßen des Christo Redentor einfach viel zu “verzaubert” waren. Hier dachte ich zum ersten Mal seit meiner Ankunft in der Stadt “ja, das ist das Rio de Janeiro, das ich erwartet hatte”. Der Sonnenuntergang war typisch tropisch wenig spektakulär und trotzdem schön anzusehen. Das langsame Nacht-Werden über der Stadt war dafür ein tolles Erlebnis. Trotz der Bärenkälte, die hier oben herrschte (v.a. wegen dem kalten Wind) blieben wir eine ganze Weile und lernten noch Ian, einen anderen Backpacker aus England kennen.
Zusammen machten wir uns dann auf den Rückweg nach Copacabana bzw. Ipanema. Da wir unsere Haltestelle verpassten, beschlossen wir spontan, in Ipanema etwas essen zu gehen. Nach kurzer Suche fiel die Wahl auf ein Pizza-Rodízio, das wir zufällig entdeckten. Anschließend ließen wir den sehr gelungenen ersten “richtigen” Tag in Rio in zwei Bars ausklingen…