Rio de Janeiro (Tag 7) – Ausgeraubt

An meinem letzten vollen Tag in Rio de Janeiro wollte ich mir noch ein paar Dinge anschauen, die an den Tagen zuvor zu kurz gekommen waren. Da war zum einen das weltweit größte Fußballstadion “Maracanã”, der “Lagoa Rodrigo de Freitas”, den ich bisher nur ganz kurz besucht hatte und die Parkanlage “Parque do Flamengo”. Dass am Ende alles ein wenig anders kommen sollte konnte ich zu Beginn des Tages ja noch nicht wissen…

Nach dem Frühstück entschied ich mich nach kurzer Lektüre meiner Reiseführer für einen Ausflug in die “Zona Norte”, der Teil von Rio de Janeiro, der von Touristen eher weniger besucht wird und in dem im Wesentlichen die Industrie angesiedelt ist. Einige wenige touristisch interessante Orte gibt es dort aber doch. So hatte ich gelesen, dass von Freitag bis Sonntag dort ein Markt stattfindet, dessen lebhafte Atmosphäre laut “Lonely Planet” nicht verpasst werden sollte. Außerdem liegt gleich nebenan das erwähnte Fußballstadion “Maracanã”. Kurzentschlossen machte ich mich also mit der U-Bahn auf dorthin.

Zunächst verbrachte ich ein wenig Zeit auf dem Markt, der aber bei weitem nicht so lebhaft war wie ich es erwartet hatte. Genauer gesagt war dort eigentlich ziemlich tote Hose und außer Restaurant-Ständen hatten nur wenige Händler überhaupt ihre Stände geöffnet. Das mag vielleicht auch daran gelegen haben, dass am Tag zuvor ja Feiertag gewesen war. Ich wanderte ein wenig zwischen den Ständen umher und kehrte schließlich zu einem recht frühen Mittagessen in einem der Lanchonete-Stände ein.

Nach dem Essen verließ ich den Markt, der auch in der Zwischenzeit nicht lebendiger geworden war und machte mich auf zum “Maracanã” Stadion. Dort besichtigte ich u.a. die Umkleide- und Massageräume der Spieler und bekam einen Eindruck von der Größe des Stadions von der Tribüne aus. Insgesamt war es zwar ein beeindruckender Bau, da ich jedoch wenig für Fußball übrig habe, jedoch nicht unbedingt ein Highlight meines Rio-Aufenthalts.

Als ich dann das Stadion verlassen hatte und auf dem Weg zur U-Bahn war, passierte das, was mir an all den Tagen zuvor erspart geblieben war: Ich wurde überfallen und mir wurde mein Handy geraubt! Ich ging gerade eine Rampe einer Fußgänger Überführung hinauf als von hinten zwei Kerle ankamen und mich belästigten. Ich dachte zuerst, sie wollten Geld erbetteln und drückte sie mit dem Arm ein wenig von mir weg als sie zu aufdringlich wurden. Daraufhin packte mich einer der beiden und griff zunächst nach meiner Kamera, die ich immer noch in der Hand trug. Diese zog ich aber erfolgreich weg und er griff dafür in meine Hosentasche. Dort fand er mein Handy und schien damit zufrieden zu sein und die beiden rannten davon. Meine Kamera, mein Geld und meine Kreditkarten (im Secretbag) ließen sie mir zum Glück. Auch für meinen Rucksack interessierten sie sich nicht weiter. Das ganze ging so schnell, dass ich beinahe nicht wusste, was mir geschah und auch nicht nach Hilfe rufen konnte. Außerdem waren abgesehen von einer Frau mit Kindern, die im Vorbeilaufen zwar alles beobachtet aber schnell weiter ging, keine Leute in unmittelbarer Nähe, die mir hätten helfen können.

Nachdem ich mich wieder gefangen hatte, ging ich sofort zurück zum Stadion und sprach einige Sicherheitsbeamten und sogar einen Militärpolizisten an. Diese verwiesen mich immer wieder weiter zu Kollegen, bis ich schließlich einen Polizeiwagen anhielt. Der Polizist informierte Kollegen, die mich dann in einem anderen Polizeiwagen einmal rund ums Stadion fuhren, um die Kerle vielleicht in nächster Nähe zu finden. Das war aber natürlich aussichtslos und nach kurzer Zeit lieferten sie mich an der U-Bahn-Station ab. Machen könne man da nicht viel, die Kerle würden sofort ab in die nächste Favela gehen. Soviel zur Kontrolle der Polizei über diese Favelas…

Für mich war der restliche Tag natürlich gelaufen und ich kehrte zunächst zum Hostel zurück. Dort angekommen, entschied ich mich dann aber doch, noch zur Touristen-Polizei zu gehen, um mir wenigstens einen Bericht für die Versicherung geben zu lassen. Dort brachte ich dann mindestens eine Stunde zu, bis ich den Wisch endlich in der Hand hatte. Anschließend versuchte ich in einem Handy-Geschäft noch meine Prepaid-Karte im gestohlenen Handy sperren zu lassen, worauf die Angestellten mir eine neue Karte verkaufen wollten. Ohne Handy bringt mir die ja aber herzlich wenig, so dass ich dankend abgelehnt habe.

Natürlich war dieser Zwischenfall ein sehr unerfreuliches Ende meines Rio-Aufenthalt und ich trauere meinem Handy nach! Aber falls nun jemand denkt, ich würde es deshalb bereuen, nach Rio gegangen zu sein, so hat er/sie sich getäuscht: Ich habe unheimlich viel gesehen und meinen Aufenthalt sehr genossen. Es gibt keinen Grund, sich die ganze Woche von so ein paar versifften Deppen versauen zu lassen! Und außerdem war ich irgendwie auch froh, dass sie “nur” mein Handy mitgenommen haben und mir z.B. meine Kamera mit all den Bildern und mein Geld gelassen haben…