Di, 24.07.2007, Tag 4 (Recife)

Heute stand für uns die erste “richtige” Backpacker-Erfahrung an: Da wir am Abend ein Busticket nach Salvador hatten und uns die doch etwas weite Rückfahrt von Recife nach Olinda sparen wollten, nur um unser Gepäck an der Pousada abzuholen, hatten wir beschlossen mit demselbigen aufzubrechen und es den Tag über mit uns zu tragen. Als wir so voll bepackt unsere Pousada verließen wurden wir natürlich gleich von unseren “Guides” begrüßt. Da wir das aber bereits erwartet hatten, hatten wir uns schon darauf verständigt, ein Taxi nach Recife nur für einen unschlagbaren Preis weit unter 30 R$ zu akzeptieren. Prompt bekamen wir Schritt für Schritt auch immer bessere Angebote, die uns aber trotzdem alle zu teuer waren. Auf dem Weg zur Bushaltestelle kam uns unser Guide sogar noch nachgerannt, um noch mit einem noch günstigeren Angebot nachzulegen. Trotzdem lehnten wir gekonnt ab. Zum Glück, denn ein paar Meter weiter fuhr uns ein anderes Taxi über den Weg und bot uns eine Fahrt zur Metro-Station für unschlagbare 10 R$ an. Das war perfekt für uns, da wir sowieso dorthin wollten, um mit dem Bus zum “Oficina Ceramico Francisco Brenand” zu fahren.

Die Busfahrt dorthin dauerte viel länger als gedacht und wir waren über eine Stunde unterwegs – zum größten Teil mit dem sehr schweren Gepäck auf dem Schoß, da der Bus ziemlich voll wurde. Zu allem Übel verpassten wir dann auch noch die Haltestelle, was uns eine weitere Taxifahrt einbrachte. Letztere hätte sich aber sowieso nicht vermeiden lassen, da die Entfernungen zwischen dem “Oficina Ceramico Francisco Brenand” viel größer waren als erwartet. Auf ein “Roundtrip”-Angebot des Taxi-Fahrers gingen wir dann auch ohne großes Verhandeln ein.

Die Ausstellung mit unzähligen Skulpturen aus Keramik in einer sehr schön hergerichteten Anlage war sehr sehenswert. Francisco Brenands Vorstellungsgabe und sein Geschmack für skurriles war allerdings gewöhnungsbedürftig. Die Form eines Eis war überall gegenwärtig und in fast jeder Skulptur auf die eine oder andere Weise vertreten. Nach etwa einer Stunde hatten wir genug gesehen und fuhren mit unserem wartenden Taxi zum “Instituto Ricardo Brenand”, das vom Vater Francisco Brenands gegründet worden war. Hier wurden Gemälde und Waffen aus dem Mittelalter in einer burgartigen Anlage ausgestellt. Erstere Ausstellung interessierte uns beide weniger und daher waren wir dort schnell durch. Nach einer dringend notwendigen Café-/Mittagspause mit Tapiocas gingen wir zur Waffenausstellung. Diese war weitaus interessanter. Außerdem war die ganze Anlage selbst bereits einen Besuch wert gewesen.
Nachdem wir beide Ausstellungen gesehen und uns noch ein wenig ausgeruht hatten, fuhren wir mit einem Taxi zurück zur Bushaltestelle. Zarko quälte sich inzwischen mit Kopfschmerzen und einem schwachen Kreislauf. Die letzten Tage waren eben nicht ohne Anstrengungen gewesen und das Umhertragen des schweren Gepäcks bei doch recht warmem Wetter und der aufgrund des häufigen Regens in den letzten Tagen sehr hohen Luftfeuchtigkeit war natürlich ermüdend. Außerdem hatte er sich Erzählungen zur Folge bereits vor unserer Abreise in Floripa die Nächte um die Ohren geschlagen. Aber Backpacker-Reisen heißt eben nicht Erholungsurlaub pur – zumindest nicht ständig und nicht so wie sich das viele vorstellen.

Nachdem ich während der Mittagspause festgestellt hatte, dass wir am Morgen versehentlich unseren Zimmerschlüssel der Pousada mitgenommen hatten, mussten wir uns nach der Rückkehr ins Zentrum Recifes zunächst noch um diese Angelegenheit kümmern. Wir hinterlegten den Schlüssel aber einfach bei einer Touristen-Info und verständigten die Pousada-Besitzer, die froh zu sein schienen, dass wir uns überhaupt gemeldet hatten.

Anschließend gings zur Rodoviaria, von wo wir einen Bus nach Salvador nahmen. Abfahrt war gegen 19:00 Uhr und nach etwa 13 Stunden Fahrzeit, von denen ich den größten Teil verschlief oder zumindest im Halbschlaf zubrachte, kamen wir in Salvador an. Wir lernten auch noch drei brasilianische Mädels auf den Plätzen hinter uns kennen, mit denen wir uns zeitweise ein wenig unterhielten.