So, 29.07.2007, Tag 9 (Lençois)

Nachdem ich praktisch die ganze, nach Zarkos Beschwerden zu urteilen katastrophale Busfahrt verschlafen habe, war ich bei unserer Ankunft in Lençois gegen 5:30 Uhr erstmal noch ein wenig desorientiert. Eigentlich hatte ich mit einer etwas späteren Ankunft gerechnet und mir vorgestellt, dass wir nach einem Frühstück dann entspannt nach einer Unterkunft und Tour-Anbietern in den “Parque Nacional de Chapada Diamantina” suchen könnten.

Das kam aber alles ein bisschen anders: Direkt nach dem Aussteigen wurden wir von wartenden Guides regelrecht “überfallen”, die uns zu bestimmten Pousadas lotsen wollten, welche mit dem jeweiligen Tour-Anbieter zusammen arbeiteten. So auf die Schnelle blickte ich da in meinem Halbschlafzustand nicht durch und schüttelte zunächst einmal alle Guides ab. Irgendwie trafen wir dann auf Thomas, ein Däne, der sich bereits im Vorfeld nach einer Unterkunft umgesehen und dort reserviert hatte. Mit einem der wartenden “Taxis” (Autos der Guides mit sehr flexiblen Preisen, wie sich bald herausstellte) wollte er nun dorthin fahren und fragte uns, ob wir mitfahren und die Kosten teilen wollten. Über letztere wusste er jedoch nicht wirklich Bescheid, was auch auf die “gebuchte” Unterkunft zutraf. Da die Guides auf Nachfrage von 30 – 40 R$ pro Nacht sprachen handelten wir zusammen mit Sisser, einer weiteren Dänin, eine Fahrt zu einer angeblich günstigeren Pousada aus. Am nächsten Tag sollte sich herausstellen, dass wir so zu einem der Konkurrenten des von Thomas ursprünglich angestrebten Tour-Anbieters H20 gelotst worden waren. Deshalb hatte die Nachfrage nach dem Preis der Unterkunft von H20 auch eine so überzogene Angabe ergeben – die Einheimischen arbeiten eben mit jeden Mitteln, um die Gunst der Touristen zu erlangen.

Jedenfalls fuhren wir dann alle zusammen (Thomas, Sisser, Anna, Inken, Zarko und ich) zu der anderen Pousada. Die Fahrt dauerte max. ein bis zwei Minuten und sollte 10 R$ kosten, die wir in der folgenden Hitze der Preisverhandlungen dort jedoch nicht bezahlten und nach denen wir auch nicht mehr gefragt wurden. Es gelang uns eine Nacht (es waren ja nur noch etwa 2 Stunden) plus Frühstück für 10 R$ pro Person im Mehrbettzimmer herauszuschlagen. Ich denke damit haben wir diesmal einen guten Deal gemacht und uns nicht über den Tisch ziehen lassen.

Am nächsten Morgen ging Thomas zu seiner ursprünglich angestrebten “Pousada dos Duendes”, da er den von den Guides genannten hohen Preis nicht glauben konnte, womit er auch recht behalten sollte.
Zarko, Sisser und ich zogen los in die Stadt, um unter den vielen Tour-Anbietern das für uns passendste zu suchen. Nach ein wenig “Umhershoppen” hatten wir verschiedene Angebote für 3- bis 4-Tagestouren, die aber im Wesentlichen alle in dasselbe Gebiet führten und sich praktisch kaum unterschieden. Da H20 im Lonely Planet als eine der besten Agenturen genannt wurde, suchten wir zuletzt auch noch deren “Pousada dos Duendes” auf. Dort wurde uns von den “Standard-Touren” zum Fumaça-Wasserfall abgeraten, da dieser im Moment kaum oder gar kein Wasser führe und der Trek sehr überfüllt sei. Statt dessen bekamen wir ein Angebot für eine 4-Tagestour ins “Vale do Pati”, für die wir uns nach ein wenig Hin- und Herüberlegen und Abstimmungen mit dem Guide entschieden. Zwar war diese Tour etwas teurer als die bisherigen Angebote und erforderte außerdem eine längere und kostenintensivere Anfahrt mit dem Bus und Auto, die Erklärungen des Pousada-Besitzers hatten uns aber überzeugt. Spielraum zum Verhandeln schien es leider auch keinen zu geben.

Zufrieden und gespannt auf unser bevorstehendes Erlebnis in der Wildnis gingen wir nach einem italienischen Mittagessen in einem Lokal mit Jazz-Musik (eine wirklich eigenartige aber lustige Mischung) zu unserer Pousada zurück, wo wir noch eine weitere Nacht verbringen wollten. In der Pousada dos Duendes war leider nichts mehr frei gewesen. Thomas war bereits an diesem Morgen unmittelbar nach seiner Ankunft zu einer 4-Tagestour aufgebrochen.

Anna und Inken waren immer noch in der Pousada. Ihnen waren die Touren alle zu teuer. Am Abend gingen wir alle zusammen Pizza essen – für uns vier das letzte richtige Essen vor unserem Abendteuer in der Wildnis. Anschließend hieß es das notwendigste für den Trek zusammen zu packen und dabei soviel Gewicht wie möglich zu sparen. Und dann ab ins Bett…