Di, 31.07.2007, Tag 11 (Chapada Diamantina)

Am nächsten Morgen wachten wir natürlich bereits recht früh auf, da wir ja sehr früh schlafen gegangen waren und es auch früh hell wurde. Unser Tagesrhythmus begann sich bereits auf das Leben in der Wildnis einzustellen ;-).

Bis unsere Guides das wiederum sehr gute und aufwändige Frühstück hergerichtet hatten, zogen die meisten von uns die Wärme der Schlafsäche vor, da es noch empfindlich kühl war.

Nachdem Frühstück wurde zusammen gepackt und dann ging’s zunächst ohne Rucksäcke auf einem insgesamt 3-stündigen Abstecher an den Rand des Canyons, wo sich der Carvoeira Wasserfall befand. Wasser war zwar praktisch keines zu sehen – nur Sprühregen, der im starken Aufwind des Canyons fast waagerecht davon flog – die Aussicht war aber grandios. Besonders spektakulär war es, auf dem Bauch bis zum Abgrund vor zu robben und dann direkt in die 300 Meter tiefe Schlucht zu blicken (siehe Fotos).

Wir hielten uns an diesem ersten Aussichtspunkt eine Weile auf und wanderten dann noch ein kurzes Stück weiter zu einem anderen, von dem die Aussicht in den lang gezogenen Canyon sogar noch besser war.

Nach einiger Zeit ging es dann zurück zu unserem Nachtlager, wo wir unsere Rucksäcke abholten und dann für die weitere Tageswanderung aufbrachen. Diese führte uns heute zu einem anderen Wasserfall, zu dem wir ein gutes Stück an und in einem Bach entlang über Steine kraxeln mussten. Nach dem recht niedrigen Schwierigkeitsgrad vom Vortag wurde es nun also schon anspruchsvoller.

Unterhalb des Wasserfalls konnten wir baden (was ich nach einigem Zögern doch auch tat – das Wasser war eiskalt!!!) und legten unsere Mittagspause mit den letzten Sonnenstrahlen ein, die diese Schlucht für diesen Tag erreichten.

Als es Zeit zum Aufbrechen war, deuteten unsere Guides an, dass wir seitlich des Wasserfalls die Felswand hochklettern würden. Zunächst war ich mir unsicher, hielt es dann aber für einen Scherz. Damit lag ich aber ziemlich falsch, wie sich bald herausstellen sollte.

Die Kletterpartie war dann auch ganz schön anspruchsvoll und mit den Rucksäcken ziemlich anstrengend. Dani und Marlene waren von diesem Part sichtlich weniger begeistert, da er stückweise nur Zentimeter am Abgrund entlang führte und sie ein wenig Schwierigkeiten mit der Höhe hatten. Nach etwa einer ¾ Stunde hatten aber alle wohlbehalten die Anhöhe oberhalb des Wasserfalls erreicht und nach einem kurzen weiteren Stück Wanderung in der Ebene kam unser zweites Nachtlager in Sicht: Die übrig gebliebenen Häuser eines einst stolzen Dorfes von ca. 3000 Einwohnern als in der Chapada Diamantina noch Kaffee angebaut wurde. Dort mieteten wir uns bei einem Einheimischen für die nächsten beiden Nächte ein, der für die Verwaltung dieser Backpacker-Unterkunft verantwortlich zu sein schien.

Wir hatten allen Luxus wie eine echte Toilette und eine Dusche (natürlich mit kaltem Wasser aus dem Bach), mit dem man in der Wildnis nicht unbedingt rechnen kann. Außerdem trafen wir hier gegen später auch die andere Trekking-Gruppe von Thomas wieder, die uns bereits beim Mittagessen am Wasserfall überrascht hatte.

Nach Einbruch der Dunkelheit konnten wir einen der schönsten Sternenhimmel bewundern, den ich je gesehen habe. Das Rätsel, ob man den Großen Wagen auch auf der Südhalbkugel sehen sollte, konnte ich allerdings immer noch nicht lüften. Inzwischen weiß ich, dass wir ihn sehr einfach hätten sehen sollen, allerdings in einer ungewohnten Orientierung, was es dort wohl so schwer machte. Auch das so legendäre “Kreuz des Südens” fanden wir alle nicht mit absoluter Sicherheit. Trotzdem war der Anblick an sich fantastisch.

Das Abendessen wurde zusammen mit der anderen Gruppe und zwei weiteren Gästen eine ziemlich lustige Zusammenkunft rund um die Feuerstellen in der Küche der Unterkunft. Der Guide der anderen Gruppe war sehr witzig, vor allem mit seinem dauernden Kommentaren “very gooood” und “we are in Bahia – don’t worry” zu jedem und allem – ohne Rücksicht darauf, ob er wirklich alles auf Englisch verstand oder nicht.

Gegen später gab’s noch super-ultra-starke Caipirinhas und Musik vom Berimbau, einem einsaitigen Instrument, das tief mit dem Capoeira verwurzelt ist. Trotzdem holte uns die Müdigkeit irgendwann ein und wir begaben uns in unser Quartier.