Mi, 01.08.2007, Tag 12 (Chapada Diamantina)

Heute stand uns die wohl schwierigste und anstrengendste Tageswanderung bevor – nur dass wir am Morgen noch nichts davon wussten.

Nach dem Frühstück ging’s los, unser Gepäck blieb diesmal in der Unterkunft zurück. Ziel war der Morro Castelo, einer der Berge, die unsere Unterkunft umgaben. Der Weg dorthin zog sich schon ganz schön hin und war zu einem kleinen Teil dieselbe Strecke, die wir bereits am Vortrag gewandert waren. Dann ging es an den Aufstieg. Zum Glück war das Wetter noch nicht ganz super, so dass uns zumindest die Sonne nicht zusätzlich zu schaffen machte. Immer steiler ging es den Hang hinauf. Immer durch den Wald und immer wieder hörten wir den Ruf eines für dieses Gebiet typischen Vogels, wie uns unsere Guides erklärten. Seinen Namen weiß ich leider nicht mehr. Da ich mir in der vergangenen Nacht eine Erkältung eingefangen und außerdem nicht besonders gut auf dem harten Steinboden geschlafen hatte, wurde der Aufstieg für mich doppelt anstrengend.

Auf etwa halbem Weg wollten Dani und Marlene dann das erste Mal umkehren, da ihnen der Pfad inzwischen zu knapp am Abgrund entlang führte. Nach ein wenig Überzeugungsarbeit gingen sie aber noch ein Stück weiter, kehrten dann aber ein paar Minuten später doch um, als der Pfad noch steiler wurde. Zum Glück hatten wir zwei Guides, so dass Hariboo mit den beiden zurückgehen und Raul den Aufstieg mit Zarko, Sisser und mir fortsetzen konnte.

Schließlich hatten wir die Höhle erreicht, von der Raul erzählt hatte. Man konnte sie durchqueren und auf der anderen Seite des Berges in den Nachbarcanyon blicken. Der Ausblick war einfach gigantisch und wir verweilten hier trotz des kühlen Windes eine ganze Weile. Dann ging’s zurück durch die Höhle, vor der wir auf der anderen Seite unsere Pause zum Mittagessen einlegten. Ich war inzwischen ganz schön fertig, zumal ich mich nicht 100%ig wohl fühlte und hatte gewisse Bedenken bezüglich des langen und anstrengenden Abstiegs. Deshalb machte ich vor und nach dem Essen noch einen kurzen Mittagsschlaf mit grandioser Aussicht auf das Tal unter uns.

Und dann pfiff Raul auch schon zum Rückzug, was – wie wir später merkten – genau richtig war, da der Abstieg und die Rückkehr zur Unterkunft bis kurz vor Sonnenuntergang dauerte.
Der Abstieg selbst war wie erwartet noch anstrengender als der Aufstieg vor allem mit den ohnehin bereits schmerzenden Oberschenkeln vom Vortag (ein langer Tag auf der Skipiste ist nichts dagegen!). Aber wir meisterten die Kletterpartie alle ohne Probleme.

Im Tal angekommen machten wir noch einen kleinen Abstecher zu einer Schule, in der die 5 Kinder aus den umliegenden Häusern unterrichtet wurden. Uns wurde erzählt, dass bald 3 davon auf die weiterführende Schule in der nächsten Stadt wechselten und die Zukunft dieser Schule hier dann ungewiss sei. Sogar eine gemalte Flagge von Dänemark hing in dem kleinen Klassenzimmer, da wohl vor kurzem ein Freiwilliger aus Dänemark hier gearbeitet hatte. Und dann wurden wir sogar noch Zeugen des beginnenden Mathematik-Unterrichts. Mit unserer Anwesenheit konnten sich die Kinder allerdings weniger auf ihre Aufgaben konzentrieren.

Wenig später traten wir das letzte Stück Rückweg an, wobei Raul zwischendrin zurück blieb, um frisches Brot bei einem Einheimischen zu besorgen, dessen Haus wir passierten. Als wir drei dann endlich den nicht enden wollenden Weg auf den Hügel vor unserer Unterkunft geschafft hatten, legten wir oben eine kurze Pause ein, um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen. Das Tal unter uns lag bereits im Schatten.

Unten angekommen war nach einer sehr kalten aber erfrischenden und notwendigen Dusche dringend Ausruhen angesagt. Um in der kommenden Nacht besser schlafen zu können, organisierte ich mir für 7 R$ Aufpreis auch eine Matraze und Decken.

Nachdem auch Raul zurückgekehrt war, gab es bald unser letztes Abendessen: Nudeln mit Bolognese-Soße mit Soja. Gegen später traf auch Marjo und Michelle ein, die uns während unseres Abstiegs bereits begegnet waren. Der Abend war ruhiger als der am vorherigen Tag, hatte aber mindestens so interessante Unterhaltungen zu bieten. Außerdem gab es zwischendurch einmal mehr einen herrlichen Sternenhimmel zu bewundern. Wie immer gingen wir aber recht bald schlafen, da wir am nächsten Tag eine fast 24 km lange Wanderung zurück nach Capeão vor uns hatten.