Di, 07.08.2007, Tag 18 (Ouro Preto)

Nach dem Aufstehen änderte ich spontan meine Pläne für diesen Tag ein wenig. Statt heute einen vollständigen Stadtrundgang durch Ouro Preto zu machen beschloss ich, zuerst zur Minas de Passagem zu fahren. Das ist eine alte Goldmine aus der Zeit des industriellen Abbaus in Ouro Preto.

Als ich im Stadtzentrum auf den Bus wartete, hielt plötzlich ein Autofahrer und fragte alle Wartenden, ob sie zur Mine wollten. Natürlich war ich zunächst etwas skeptisch (man wird mit der Zeit eben vorsichtiger) und erkundigte mich erstmal nach dem Preis. Da mir 2 R$ im Vergleich zum Bus angemessen vorkamen, stieg ich mit ein und wurde tatsächlich ohne weiteres Drängen für diesen Betrag vor der Mine abgesetzt. Auf der Rückfahrt von Mariana am Nachmittag erlebte ich das wieder, fuhr aber trotzdem mit dem Bus zurück. Eigentlich ist das ja ein ziemlich tolles System. Die Autofahrer verdienen ein wenig und für Nicht-Autofahrer ist es praktisch.

Die Mine selbst war zwar interessant zu sehen und vor allem die Einfahrt mit dem alten “Drahtwagen” lustig, für stolze 17 R$ Eintritt wurde aber viel zu wenig geboten. Wir liefen zwei Stollen entlang, mein Führer erklärte ein paar Dinge auf Portugiesisch und nach etwa einer halben Stunde waren wir schon wieder oben. Dort wurde uns ncoh vorgeführt, wie man nach Gold siebt. Dazu war in einem Wasserbecken im Schlamm etwa 1 Gramm Gold “versteckt”.

Da ich viel früher als erwartet wieder aus der Mine kam, beschloss ich, noch weiter nach Mariana zu fahren. Mit dem Bus war ich in etwa weiteren 15 min dort. Zunächst war ich gegenüber Ouro Preto enttäuscht von der Stadt, bis ich den Weg in das historische Zentrum fand. Zuvor versuchte ich aber noch in der Touristeninformation die Abfahrtszeiten der Maria Fumaça in São João del Rei herauszufinden. Das war leichter gesagt als getan, da die Mädels in der sehr provisorisch wirkenden Touristeninfo keinen blassen Schimmer hatten. Sie wussten nicht einmal, dass zwischen São João del Rel und Tiradentes auch eine Maria Fumaça fuhr und schickten mich zum Bahnhof um die Ecke. Dort wusste aber auch niemand Bescheid, so dass ich erfolglos wieder abzog. An verlässliche und korrekte Informationen zu kommen kann in Brasilien ein beinahe unüberwindbares Hindernis sein. Zumeist habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich aus meinen Reiseführern mehr weiß als die Locals.

Nach diesem typisch brasilianischen Erlebnis besichtigte ich das historische Zentrum Es war ganz nett, wobei mir Ouro Preto eindeutig besser gefiel. Nach vielleicht einer Stunde war ich durch und kehrte zum Mittagessen in ein Buffet-Restaurant ein, das mit z.T. kaltem Essen aber nicht die beste Wahl gewesen war.

Anschließend kehrte ich mit dem Bus nach Ouro Preto zurück und bekam auf dem Rückweg zum Hostel in der dortigen Touristeninformation tatsächlich noch die Abfahrtszeiten der “richtigen” Maria Fumaça.

Zurück im Hostel machte ich es mir noch ein wenig auf der Terrase mit Blick auf die Stadt gemütlich. Wenig später tauchte dann Margeta wieder auf, die heute Mittag hier angekommen war. Es ist schon irgendwie lustig, wie man in einem so riesigen Land immer wieder dieselben Leute trifft. Und um noch eins draufzusetzen, “stolperte” ich beim Aufstehen aus der Hängematte später sprichwörtlich über Marjo, die ich am letzten Tag unseres Treks durch die Chapada Diamantina kennen gelernt und bereits am Sonntag im Hostel in Belo Horizonte wieder getroffen hatte. Wir unterhielten uns den ganzen Abend über die verschiedensten Themen – unter anderem über unsere persönlichen Erfahrungen mit den Brasilianern – und gingen zusammen Pasta essen. Es war netter Abend, den ich zu Beginn allein zu verbringen gefürchtet hatte. Aber so schnell und spontan können sich die Dinge eben ändern und einmal mehr wurde mir bewusst, dass dieses Kennenlernen so verschiedener Leute aus der ganzen Welt einer der ganz großen Vorteile des Reisens als Backpacker ist.