Um ausreichend Zeit im Pantanal zu haben hatte ich inzwischen meine Idee verworfen, von Brasília aus noch den “Parque Nacional da Chapada Veadeiros” zu besuchen. Statt dessen hatte ich für heute Abend einen Flug nach Cuiabá gebucht und hatte daher noch einen knappen Tag für Brasília zur Verfügung.
Heute fuhren auch wieder Busse und auf der Fahrt in die Stadt flammte zwischen Andy und mir die Weltverschwörungsdiskussion vom Vorabend wieder auf. Er war schon ein harter Brocken: Die Klimaerwärmung aufgrund des CO2-Ausstoßes, sowie das Ozonloch sah er als Verschwörung der Industrie an, die diese Zusammenhänge und Phänomene erfunden hatte, um irgendwelche Produkte besser verkaufen zu können.
An der Rodoviária wurde unsere Diskussion dann aber beendet, da sich unsere Wege trennten. Ich fuhr weiter zum Kongress, wo ich an einer sehr interessanten Führung teilnahm. Der ganze Gebäudekomplex, von dem wir nur einen kleinen Teil besichtigten war der bisher beeindruckendste. Die Sitzungssäle von Kongress und Senat waren mit modernster Technik ausgestattet – bis hin zum Fingerprint-Scanner für die Identifikation jedes Abgeordneten vor der Stimmabgabe. Lustig war auch der Garten vor den Büros der Senatoren, in dem jeder von ihnen vor seinem Fenster typische Pflanzen aus seinem Staat hatte.
Nach dieser Führung war es auch schon Zeit für ein Mittagessen, das ich nach einem Hinweis im öffentlichen Kongress-Restaurant einnahm. Anschließend machte ich einen Abstecher zum Platz der drei Gewalten und schaute mir dort kurz eine Ausstellung im Foyer des obersten Gerichtshofes an, den man unter der Woche leider nicht besichtigen konnte. Außerdem gab es in einem unterirdischen Raum unter dem “Praça de Três Poderes” noch ein Modell der ganzen Stadt zu sehen, das recht beeindruckend war.
Der “Palacio da Justicia” war wegen Renovierungsarbeiten für Besucher leider geschlossen und so fuhr ich mit dem Bus zur “Ponte JK”, die ebenfall architektonisch interessant zu sehen war. Ich marschierte sie sogar einmal entlang und anschließend leider noch ein ganzes Stück weiter in Richtung zurück zum Regierungsviertel. Auf der breiten, autobahnähnlichen Straße verkehrten zwar einige Busse, aber es gab keine Haltestellen. Ohne diese erwartete ich nicht, dass sie für mich halten würden. Als ich irgendwann genug von der Lauferei in der prallen Sonne hatte, versuchte ich es dann aber doch und siehe da, der erste Bus hielt sogar an.
Da es inzwischen zwar später war als erwartet, ich aber beschloss, dass mein Zeitplan trotzdem noch einen Abstecher zum “Templo da Boa Vontade” erlaubte, nahm ich von der Rodoviária einen Bus dorthin. Der “Cobrador” reagierte auf meine Frage, ob der Bus dorthin fahren würde ganz erstaunt – ganz nach dem Motto: “Was will denn dieser Gringo so weit außerhalb des Zentrums?”. Trotzdem ließ ich mich nicht beirren und blieb bei meinem Entschluss, diesen Abstecher noch mit zu nehmen und habe das auch nicht bereut.
Der Tempel war eine Pyramide mit einem großen Kristall an der Spitze, der die positiven Energien bündeln sollte. Im Inneren befand sich ein Saal mit einer großen Spirale auf dem Fußboden, die man zu Sphärenklängen bis zu ihrer Mitte direkt unter dem Kristall entlang laufen konnte. Der Tempel war angeblich offen für alle Religionen, mit den angeschlossenen Gebäuden, die wohl eine Art Schule waren, war ich mir aber nicht ganz sicher, inwiefern es sich um eine Art Sekte handelte. Nichts desto trotz war es irgendwie ein mystischer Ort, von denen es rund um Brasília angeblich einige gibt – inklusive einer Siedlung, in der die Bewohner geduldig auf die Ankunft von Außerirdischen warteten. Diese war aber weiter entfernt, so dass ich sie leider nicht besuchen konnte.
Nach der Besichtigung des Tempels kehrte ich zum Hostel zurück, um mein Gepäck zu holen. Eigentlich wollte ich den Bus auf seinem Rückweg wieder erwischen, was mir seltsamer Weise aber nicht gelang. Deshalb musste ich einige Zeit auf den nächsten warten und wurde bereits etwas nervös. An der Rodoviária ließ der Bus zum Flughafen dann auch noch auf sich warten und als wir endlich den Flughafen erreichten und ich einchecken wollte, wurde mir mitgeteilt, dass ich zum anderen, ein gutes Stück entfernten Terminal 2 gehen musste. Ziemlich entnervt nahm ich ein Taxi dorthin und checkte schließlich etwa 5 Minuten vor Aufruf zum Boarding ein. Im Flugzeug war dann auch noch mein Platz belegt, woraufhin eine ganze Familie auf Portugiesisch auf mich einredete und mir auf ziemlich unfreundliche Art und Weise erklärte, dass ich irgendeinen anderen freien Platz nehmen könne, da wohl generell irgendetwas schief gelaufen war. Die Fliegerei in Brasilien ist eben immer für eine Überraschung gut.
Schließlich saß ich aber und mit leichter Verspätung ging’s dann auch los. Ich hatte mich über die Angaben in meinem Ticket bereits beim Kauf gewundert, da es so aussah als würde der Flug nur 45 Minuten dauern. Was ich allerdings nicht bedacht hatte war, dass wir nach Cuiabá eine Stunde Zeitverschiebung hatten. Und so dauerte der Flug an und ich wunderte mich bis zur Landung und der Zeitangabe des Piloten, mit der es mir dann auf einen Schlag klar wurde.
Um 20:40 Uhr Ortszeit erreichten wir ganz nach Plan Cuiabá und nachdem ich mein Gepäck und ein paar Flyer von Touranbietern eingesammelt hatte, machte ich mich auf den Weg. Als ich mich unterwegs nach dem Weg zum Hostel erkundigte, wurde ich unfreiwillig von einem Freelance-Guide zum Hostel geleitet, der anschließend natürlich Geld wollte. Ich wurde ihn mit 2 R$ und der Ausrede, dass ich nicht mehr hätte nach ein paar Minuten aber los. Wenig später tauchte dann noch Pete aus England auf, der ebenfalls im gleichen Zimmer einquartiert war. Für ein angeblich brandneues Hostel war dieses sehr einfach und wirkte von der Ausstattung her ein wenig unfertig. Aber immerhin hatten wir zwei Klimaanlagen im Zimmer, was bei der Hitze in Cuiabá (tagsüber bis zu 45 °C) recht angenehm war.
Nach diesem weiteren anstrengenden Tag zuerst in Brasília und dann mit der Hektik rund um den Flug fiel ich sehr müde ins Bett.