Do, 16.08.2007, Tag 27 (Pantanal)

Um 5:00 Uhr hieß es aufstehen, was mit der ziemlich kalten Dusche auch einigermaßen gut gelang. In der Nacht war es angenehm kühl geworden und auch jetzt vor dem Sonnenaufgang war es noch frisch. Wir liefen von der Fazenda aus einen Pfad entlang zusammen mit unserem Fahrer und dem Guide der Lodge, der auch schon bei der gestrigen Bootsfahrt dabei gewesen war. Es war interessant, die Natur beim Aufwachen zu erleben. Vor allem die vielen verschiedenen Vogelgesänge, die nach und nach aus allen Richtungen zu hören waren.

Etwas später entdeckten wir eine Gruppe Affen, die in den Baumkronen turnten und frühstückten. Abgesehen davon trafen wir allerdings auf keine weiteren Tiere. Trotzdem war die ganze Stimmung mit der Beleuchtung der aufgehenden Sonne sehr schön. Ich hoffte für die kommenden Tage eben weiter auf eine Begegnung mit einem Jaguar oder einer Anakonda.

Nach der Rückkehr zur Lodge gab es Frühstück und anschließend ging es weiter auf der Transpantaneira tiefer in den Pantanal hinein in Richtung Jaguar Lodge. Unterwegs trafen wir wieder auf jede Menge Vögel und Kaimane und legten den einen oder anderen Stopp ein, um die Tiere für eine Weile zu beobachten. Von einer der zahlreichen Brücken aus konnten wir z.B. eine ganze Gruppe recht großer Kaimane aus nächster Nähe bewundern. Die Tiere lagen mehr als faul herum und reagierten nicht mal auf Steinwürfe. Außerdem begegnete uns noch eines dieser Ameisenbär-ähnlichen Tiere und für eine Weile konnten wir uns einem Capybara sehr gut nähern. Drei wunderschöne Papageien zogen uns ebenfalls eine Zeitlang in ihren Bann. Sie flogen von Baum zu Baum und beschwerten sich lauthals über die Ruhestörer – denke ich jedenfalls, denn der Ara-Sprache bin ich leider nicht mächtig. Vielleicht haben sie uns auch nur ihrerseits beobachtet und sich zugerufen: “Guck mal, da sind schon wieder zwei dieser Gringos!” 😉

Es überraschte mich jedenfalls schon, dass man so von der Straße aus (deren guter Zustand mich ebenfalls erstaunte) so viele Tiere beobachten konnte und wir auf der Nachtsafari dagegen so wenig Glück hatten.

Unterwegs kamen wir an einem großen Camper-Truck vorbei, der doch tatsächlich ein deutsches Kennzeichen hatte!!!

Gegen 11:30 Uhr erreichten wir unsere nächste Unterkunft, die Jaguar Lodge. Dort gab es auch ziemlich bald Mittagessen gefolgt von einer fast 3-stündigen Pause zum Ausruhen im Schatten. Für wirkliche Aktivitäten war es hier um die Mittagszeit einfach viel zu heiß, wobei heute eine sehr angenehme Brise wehte.

Um ca. 15:00 Uhr brachen wir für die letzte Etappe auf der Transpantaneira bis nach Porto Jofre auf. Da hier die Landschaft noch flacher war als zuvor und die Vegetation weniger dicht, konnten wir auf dem Weg eine Vielzahl von Tieren beobachten. Allen voran natürlich wieder Unmengen von Kaimanen und Vögeln. Erstere lagen an einer Stelle faul unter einer Brücke und auf den ersten Steinwurf hin schnellte einer davon einen halben Meter von seinem Platz weg. An einer anderen Stelle scheuchte unser Guide eine Gruppe auf, indem er sich ihnen von hinten näherte. Die ganze Gruppe verschwand daraufhin blitzschnell im Wasser.

Außer Kaimanen und Vögeln sahen wir auch wieder eine Gruppe Capybaras und ein einzelnes Exemplar saß plötzlich neben dem Auto als wir langsam die Straße entlang fuhren. Auch eine Gruppe Affen konnten wir für eine Weile beobachten. Im Vergleich zu bisher hatte es sich also in jedem Fall gelohnt, die Idee durchgesetzt zu haben, die ganze Transpantaneira bis zu ihrem Ende entlang zu fahren.

Porto Jofre erreichten wir kurz vor 17:00 Uhr und da es bis zum Sonnenuntergang – den wir diesmal nicht wie am Vortrag verpassen wollten – nur noch etwa eine halbe Stunde war, lohnte sich eine Bootsfahrt auf dem Rio Cuiabá nicht mehr. Eine Anfrage ergab aber sowieso, dass die Boote nur zu völlig überzogenen Preisen (180 R$ pro Stunde) vermietet wurden. Das wäre bei dem ohnehin schon sehr hohen Preis für die ganze Tour sowieso nicht in Frage gekommen. Außerdem hätten wir dann bereits früher nach Porto Jofre aufbrechen müssen, was für mich aber OK gewesen wäre. Eine 3-stündige Mittagspause war trotz der Hitze nach meinem Geschmack zuviel gewesen, da ich sowieso nicht hatte schlafen können.

Um den Sonnenuntergang nicht zu verpassen und ihn diesmal gut beobachten zu können, machten wir uns dann auch schon wieder auf den Rückweg. Sehr lange waren wir also nicht in Porto Jofre gewesen, aber allzu viel gab es hier auch nicht zu sehen und die Fahrt selbst war ja eigentlich die Attraktion gewesen.

Wir fanden eine sehr gute Stelle, um den Sonnenuntergang über der endlosen Ebene des Pantanal zu verfolgen. Und es war wirklich ein tolles Schauspiel, wie der rote Feuerball hinter den Bäumen am Horizont verschwand.

Anschließend fuhren wir zur Jaguar Lodge zurück und auf meine Nachfrage hin erfuhr ich, dass für diesen Abend keine Nachtsafari geplant war, da wir keinen solchen Suchscheinwerfer hatten wie auf der Arancuã Lodge. Darüber war ich ein wenig enttäsucht, da ich eigentlich jede Chance zu nutzen gehofft hatte, auch größere Tiere zu sehen und davon ausgegangen war, dass die Tour bei ihrem hohen Preis entsprechend gut vorbereitet war. Unser Guide vertröstete mich aber darauf, dass wir von der nächsten Lodge aus wieder eine nächtliche Tour unternehmen würden und damit musste ich mich eben zufrieden geben.

Nach dem Abendessen, das wieder einmal reichlich und recht gut ausfiel, lief ich zusammen mit Pete noch ein Stück die Transpantaneira bis zur nächsten Brücke entlang. Dort angekommen sahen wir im Licht meiner Stirnlampe hunderte von Kaiman-Augen leuchten. Das war faszinierend und ein wenig “scary” zugleich. Wie die da zu Hauf unterhalb der Brücke im Wasser lagen und sich ganz langsam und lautlos bewegten. Pete schien ein wenig verunsichert zu sein und allein wollte ich dann doch auch nicht noch näher gehen, obwohl ich eigentlich nicht direkt Angst hatte, da die Tiere tagsüber bereits eine große Scheu vor Menschen gezeigt hatten.

Außer diesen Kaiman-Augen bescherte uns die total dunkle Umgebung auch noch einen prächtigen Sternenhimmel. Zur Bestimmung irgendwelcher Sternbilder waren einfach zu viele Sterne zu sehen und außerdem hatte ich sowieso größte Schwierigkeiten mit deren verschiedener Orientierung hier auf der Südhalbkugel. Noch nicht einmal den Großen Wagen hatte ich bisher gefunden, ganz zu schweigen von dem so berühmten “Kreuz des Südens”. Ich hätte wohl meine internationale Sternkarte mitnehmen sollen, aber ich war bestimmt nicht das letzte Mal in meinem Leben auf der Südhalbkugel und auch nicht das letzte Mal in Südamerika…

Da die Mosquitos trotz dicker Schicht Repellents und langer Kleidung schnell über uns herfielen (vielleicht waren es nicht einmal Stechmücken, sondern einfach nur nervige kleine Fliegen), machten wir uns schnell wieder auf den Rückweg. Der kurze Ausflug hatte ich v.a. wegen der Kaiman-Augen aber auf jeden Fall gelohnt.