El flamenco

Nach einer – wie an den letzten Tagen – kurzen Nacht, trafen wir beim Frühstück wieder auf “Tata” und “Rebe”. Die beiden waren in der letzten Nacht wohl noch später heim gekommen als wir.

Am Vormittag wollte ich dem Tipp des Lonely Planet folgen und mich ins Getümmel des Flohmarktes “El Rastro” in Lavapiés/La Latina stürzen. Julian wollte unbedingt noch die Miró-Ausstellung im Museo Thyssen-Bornemisza sehen und so trennten sich unsere Wege für einen halben Tag. Rebecca und Hannah begleiteten mich aber, was eine gewisse Verzögerung des Aufbruchs mit sich brachte ;-).

Der Flohmarkt an sich war ganz nett, allerdings auch nichts so besonderes wie erwartet. Mit der starken – ja beinahe ausschließlichen – Ausrichtung auf touristische Souvenirs konnte er definitiv nicht mit dem Mark in Curitiba mithalten, den ich dort mit Fábio besucht hatte. Trotzdem wurde ich an einem Stand fündig, kaufte mir ein T-Shirt als Souvenir und genoss ansonsten das bunte Treiben, während Hannah und Rebecca traditionelle Kleider an einem Stand anprobierten.

Eigentlich hatte ich ja vor gehabt, der Empfehlung des Lonely Planet weiter zu folgen und an den Flohmarkt eine traditionelle Tapas-Tour anzuschließen, Hannah und Rebecca wollten allerdings zurück zum Hostel und Julian, den ich dort wieder traf war für selbst Kochen. Bei nur so wenigen Tagen in der Stadt entsprach das zwar nicht meinen Vorstellungen, aber Kompromisse gehören dazu, wenn man in Begleitung reist. Allein zu reisen hat neben Nachteilen eben auch gewisse Vorteile…

Nach dem Essen folgten Julian und ich einem Tipp von Lena und fuhren zu einem kleinen Park am Rand der Innenstadt, wo ein ägyptischer Tempel aufgebaut war. Er wurde angeblich tatsächlich vor den Fluten beim Bau des Assuan-Staudams in Ägypten gerettet, Stein für Stein nach Madrid geschafft und dort wieder aufgebaut. Lena hatte uns diesen Platz empfohlen als guten Aussichtspunkt über die Stadt. Abgesehen von einem tatsächlich sehr schönen Blick auf den Palacio Real und die Catedral de Nuesta Señora de la Almudena erfüllte sich diese Aussicht aber nicht. Trotzdem war der Park ein nettes Plätzchen, um eine Weile zu relaxen. Nach meinen Erfahrungen mit Empfehlungen der Leute in Brasilien hatte ich bei der Art un Weise wie Lena uns den Park am Vorabend empfohlen hatte sowieso nicht wirklich mit dieser grandiosen Aussicht gerechnet. Ich glaube, inzwischen ganz gut abschätzen zu können, zu welchem Grad die häufig sehr blumigen Aussagen und Beschreibungen der Latinos am Ende tatsächlich zutreffen. Und wenn die Leute in Madrid ja nicht wirklich Latinos sind, trifft doch vieles davon auch auf sie zu. Genauer gesagt sind die Parallelen sogar erstaunlich stark ausgeprägt…

Vom Park aus ging’s wieder zurück zum Hostel, wo wir noch ein wenig relaxen und uns frisch machen wollten, bevor es zu einer Flamenco-Show gehen sollte – ja trotz Fußballspiel! “Rebe” und “Tata” hatten sich entschlossen, uns zum Flamenco zu begleiten und – wow – hatten sich dafür echt in Schale geworfen (siehe Amateur-Fotoshooting).

Die Flamenco-Show war der absolute Hammer und die 15 EUR ohne Einschränkung wert! Ich kann mich nicht daran erinnern, so eine Show zuvor schon einmal live gesehen zu haben. Jedenfalls haben es mir die abgehackten Bewegungen der Tänzer zu der sehr temperamentvollen Musik sehr angetan. Mit Sicherheit waren es auch gerade die feurigen Rhythmen, die uns anschließend super gelaunt und ein wenig albern durch die Straßen ziehen ließen. Zum einen auf der Suche nach etwas zu essen, zum anderen nach geeigneten Schauplätzen, um unsere beiden feschen Mädels abzulichten.

Wir kehrten einmal mehr in einem VIPS ein und vertieften uns über den Erzählungen von Rebecca und Hannah über ihr zurückliegendes Au-Pair-Jahr in ernstere, aber sehr interessante Gespräche. Vor allem Hannah hatte wohl beeindruckende und zugleich ein wenig beängstigende Erfahrungen in einer Familie der High Society Spaniens gemacht.

Weil die beiden noch für ihren Abflug nach Deutschland packen wollten gingen wir anschließend zurück zum Hostel. Dort halfen wir Rebecca mehr oder weniger erfolgreich, sich von ca. 15 kg Übergepäck zu trennen. Irgendwie kamen da Erinnerungen an meine eigenen letzten Tage in Brasilien auf, auch wenn sich mein Übergepäck dort zum Glück in Grenzen gehalten hatte. Nach einer Ermahnung durch das Hostel-Personal ging’s dann aber endgültig ab ins Bett.