Las Ventas & Cidade Universitaria

Mit diesem Tag war auch schon unser letzter voller Tag in Madrid angebrochen. Bevor wir Rebecca und Hannah am frühen Nachmittag im Hostel verabschieden wollten, fuhren Julian und ich noch ins Stadtviertel Salamanca, das als das Einkaufsparadies der “besser gestellten Gesellschaftsschichten” Madrids bekannt ist. Entgegen entsprechender Erwartungen stellte sich die Gegend aber als sehr “normal” heraus. Zwar fanden sich in der Tat einige sündhaft teure Geschäfte und insgesamt herrschte auch ein viel geschäftigeres Treiben in den Straßen, wirklich “chicy micky” oder gar borniert wirkte sie aber nicht.

Wir schlenderten ein wenig durch die Straßen, schauten uns das Museo Archeológico von außen an und besuchten auch noch die Puerta de Alcalá und den Palacio Correos. Anschließend fuhren wir auf meinen Wunsch hin noch zur Stierkampfarena Las Ventas, die nicht weit von hier lag. Das Gebäude wirkte schon von außen beeindruckend und mächtig, so dass sich der Abstecher in jedem Fall gelohnt hatte. Eine Führung konnten wir wegen der anstehenden Verabschiedung von Rebecca und Hannah leider nicht mehr mitnehmen. Aber es muss ja auch noch etwas für weitere Besuche in Madrid übrig bleiben ;-).

Zurück im Hostel verabschiedeten wir die beiden dann auf unbestimmte Zeit und zogen dann allein wieder los, diesmal in Richtung Stadtteil Malasaña, den wir als einzigen bisher noch gar nicht besucht hatten. Auch hier war auf den Straßen viel mehr Verkehr als im Centro, Lavapiés oder La Latina. Aber es gab auch einige kleinere Gässchen mit den typischen, schönen und gut gepflegten Häuserfasaden Madrids.

Unsere Suche nach einem späten und günstigen Mittagessen endete in einer Pizzaria, die hier deutlich stärker vertreten zu sein schienen als in den anderen Stadtteilen. Neben Pizza gab es dort auch noch “heiße Croissants”, von denen wir uns zunächst fragten, ob es wohl wirklich das war, an was wir dachten. Ein Versuch ergab, dass es sich tatsächlich um belegte und getoastete Croissants handelte. Gut waren sie auf jeden Fall, nur ein bisschen wenig – also noch eine gemeinsame Pizza hinterher ;-).

So gestärkt, beschlossen wir nach den faszinierten Erzählungen der beiden Mädels doch noch einen Blick in den Palacio Real zu werfen. Als wir dort allerdings ankamen, hatte der bereits geschlossen. Also änderten wir unsere Pläne erneut und machten uns auf in Richtung Cidade Universitaria (was wir allerdings erst später realisierten), weil dort laut Lonely Planet ein Turm mit Aussichtsplattform stand, von dem wir uns die immer noch ausstehende Aussicht über die Stadt versprachen.

An der Endhaltestelle der Metro angekommen, realisierten wir, dass wir uns in der Nähe der Uni befinden mussten. Für Julian natürlich ein Glückstreffer, weil er sowieso scharf darauf gewesen war, die Uni zu sehen und eigentlich sogar einmal in der Mensa essen wollte. Für letzteres war ich aber nicht zu gewinnen gewesen. Mensa … hm … das habe ich zu Hause genug ;-).

Der erste Eindruck vom Uni-Gelände war alles andere als gut. Der Teil, den wir als erstes sahen wirkte sehr abgewrackt und ungepflegt. Später verbesserte sich der Eindruck aber deutlich und in ein Gebäude – dem des Instituts für Seefahrt – schauten wir sogar rein.

Leider mussten wir feststellen, dass der Turm, wegen dem wir eigentlich her gekommen waren wegen Renovierungsarbeiten auf unbestimmte Zeit geschlossen war. Also war es wieder nichts mit der Aussicht. Statt dessen schlenderten wir noch ein wenig über den Campus – sofern man diesen überhaupt so nennen konnte. Er glich rein von der Größe her eher einer kleinen Stadt. Später am Abend erfuhren wir von zwei Studenten dann auch, dass er wohl ganze 15 km lang ist. Da ist es wohl ein wenig schwieriger, in einer Viertelstunde von Vorlesung zu Vorlesung zu sprinten – es sei denn man hat nen Helikopter ;-).

Nach der Rückkehr zum Hostel relaxten wir dort noch ein wenig unter dem Eindruck der Aufbruchstimmung, die auf Reisen dieser Art irgendwie immer kurz vor einem anstehenden Ortswechsel bzw. einer Abreise aufkommt. Am Abend rappelten wir uns aber nochmal auf und machten uns auf die Suche nach einer Bar mit Live-Musik. Laut Lonely Planet haben Montags in Madrid allerdings viele Bars geschlossen. Durch Zufall trafen wir auf dem Plaza Lavapiés zwei deutsche Studenten, mit denen wir uns kurz über das Leben und Studium als Ausländer in Madrid unterhielten. Außerdem fragten wir sie natürlich, ob sie Joaquín Sabina kannten – und tatsächlich, sie kannten ihn und konnten unsere Story zunächst fast nicht glauben. Von ihnen bekamen wir dann auch einen super Tipp für die Bar “La Tomasa Negra” in der Nähe von Puerta del Sol, in der wohl täglich cubanische Live-Musik geboten wurde. Das erschien uns genau das richtige zu sein…

Für die Live-Musik waren wir noch etwas zu früh dran und wollten zuerst in einer Bar nebenan noch etwas essen – wenn wir denn einen Platz gefunden hätten. Soviel also dazu, dass die meisten Bars geschlossen haben. Wenig später hätten wir zwar problemlos einen Platz bekommen, dann wollten aber selbst wir nicht mehr draußen sitzen: Es fing ziemlich heftig an zu regnen und mit den ersten Tropfen sprangen alle von ihren Stühlen auf wie von der Tarantel gestochen. Tja, Regen ist wohl etwas, was die Madrileños nicht gewohnt sind ;-).

Wir gingen dann einfach gleich ins “Tomasa Negra” und sicherten uns spontan den vordersten Tisch vor der kleinen Bühne. Sogar eine Kleinigkeit zu essen gab es hier noch und wenig später erschien auch die Band, die ein wenig durchnässt hektisch mit dem Aufbau begann.

Was dann folgte, kann wieder nur nachvollziehen, wer einmal Madrileños bzw. Latinos hat feiern sehen! In wenigen Minuten war der Laden rappel voll und alle tanzten Salsa zu den cubanischen Rhythmen. Da wir beide letzterer nicht wirklich mächtig waren (muss wohl irgendwie an fehlenden Genen liegen ;-)) blieben wir lieber an unserem Tisch mitten im Getümmel sitzen und genossen einfach die Stimmung. Es war absolut super und ein gelungener Abschluss unseres Madrid-Erlebnisses. Gegen halb 2 Uhr machten wir uns dann im ströhmenden Regen auf den Heimweg und erwischten sogar noch die letzte Metro. Damit war unser Madrid-Urlaub fast schon beendet, denn am nächsten Tag stand lediglich die Rückreise an.