Tag 19: Cape Breton Highlands National Park

Von Broad Cove fahren wir heute weiter in den Cape Breton Highlands National Park hinein. Entlang der Küste geht es über Lakies Head und Green Cove nach Neils Harbour. Obwohl es am Morgen etwas geregnet hat, haben wir auf dem ersten Teil der Strecke Glück mit dem Wetter – zumindest verglichen mit unserem ersten Versuch im Nationalpark vor zwei Tagen. Teilweise kommt sogar die Sonne durch, mit der die ganze Landschaft schon wieder völlig anders wirkt. Wir legen immer wieder kurze Stops ein, um zu fotografieren und die Landschaft zu genießen. Aus Zeitgründen lassen wir die zuerst ins Auge gefassten Trails rund um den South Point aus. Statt dessen fahren wir von Neils Harbour gleich auf die Alternate Scenic Route und machen einen Abstecher in den Hafen bei White Point. Dort kommen wir mit einem Hafenarbeiter ins Gespräch, der die Fänge der Fischer weiter versorgt. Er zeigt uns den heutigen Fang Lobster und drückt mir plötzlich eines der Viehcher in die Hand. Die gefährlichen Scheren sind zugebunden, trotzdem weiß ich zunächst nicht, wie ich ihn anfassen soll. Er bewegt sich allerdings nur ganz leicht und die Beine krallen bei weitem nicht so wie ich befürchtet hatte. Der Mann erklärt uns, dass die Fänge dieses Jahr sehr mager ausfallen und das fast durchweg schlechte Wetter schlecht für das Geschäft der Fischer ist. Zumal die Lobster-Saison in Kürze endet und Regularien den weiteren Fang der Tiere verbieten.

Weiter geht die Fahrt am South Harbour vorbei, der für einige tolle Fotos sorgt. Eine Sandbank schneidet die Bucht bei Niedrigwasser vollkommen vom Meer ab, so dass sie zu einer kleinen Seenlandschaft wird. Nördlich von South Harbour fahren wir über Dingwall einen Abstecher an die Küste. Dort ist es allerdings weniger spektakulär, so dass wir recht schnell wieder umkehren. Auf der Rückfahrt zur Hauptstraße läuft wenige Meter vor unserem RV plötzlich ein großes Tier über den Weg. Meine Mutter ruft noch “Ah, ein Pferd… äh Esel” als ich bereits sage “Guck, ein Elch!”. Und tatsächlich: Gemütlich läuft das riesige Tier quer über die Straße und das, obwohl wir uns eigentlich in einem Dorf befinden. Wir halten sofort an, steigen aus und laufen ihm ein Stück hinterher. Um eine Ecke herum steht er unter ein paar Bäumen und grast. Dabei können wir ihn in Ruhe fotografieren. Leider habe ich nur das normale Objektiv auf der Kamera und bis ich mein Tele geholt habe, ist der Elch ein ganzes Stück weiter gelaufen. Noch dazu in Richtung eines Hauses. Dort bellt schon ein Hund und läuft auch auf den Eindringling zu. Dieser senkt nur den Kopf und zeigt dem Kläffer kurz sein mächtiges Geweih, worauf sich der Verteidiger eilig verzieht. Stolz, wenn auch etwas verwirrt stolziert der Elch davon.

Wir fahren weiter nach Cape North und biegen dort entlang des North Harbour auf die Route in Richtung Bay St. Lawrence bzw. Meat Cove ab. Inzwischen hat der Wind deutlich aufgefrischt und es hat leicht zu regnen begonnen. Kurz vor der Siedlung Sugarloaf besuchen wir das Cabot Landing Memorial, das zu Ehren von John Sebastian Cabot – ursprünglich Giovanni Caboto – errichtet wurde, der 1497 hier anlandete und Nordamerika entdeckte. Mit dem starken Wind und dem Regen ist der Aufenthalt dort allerdings kein so riesiges Vergnügen. Deshalb legen wir nur eine kurze Snackpause ein und fahren dann weiter. Auf der Rückfahrt von Meat Cove kommen wir ja noch einmal hier vorbei und haben damit eine weitere Chance.

Vom Memorial fahren wir weiter in die Bay St. Lawrence. Ganz vorne im Hafen peitscht das Wasser immer wieder heftig über die Mole, was für einige gute Fotos sorgt. Auch der kleine Fischerhafen gibt ein schönes Bild ab. Allerdings ist der Wind inzwischen so stark, dass es zusammen mit der recht kühlen Luft ziemlich ungemütlich ist. Deshalb halten wir uns hier auch nicht allzu lange auf. Auf dem Rückweg zur Abzweigung in St. Margaret Village kommen wir an einer Imbissbude vorbei und essen Fish-‘n’-Chips bzw. einen Hot Dog zum Mittagessen. Außerdem kommen wir kurz mit dem Budenbesitzer ins Gespräch – wie eben so oft hier in Canada, wo die Menschen sich ständig für dich und deine Erzählungen interessieren.

Nach dem Mittagessen legen wir den Rest der Strecke bis Meat Cove ohne größere Stopps zurück. Die Sicht ist inzwischen einfach zu schlecht und das Wetter so ungemütlich, dass keiner von uns mehr länger aussteigen will. Kurz nach Capstick endet die asphaltierte Straße und wir fahren auf der “Dirt Road” weiter bis Meat Cove. Dort angekommen halten wir kurz bei dem kleinen Infocenter vor dem Campingplatz, um uns nach den Trails hier oben zu erkundigen, die in unseren Karten gar nicht mehr verzeichnet sind. Ob es mit einer längeren Wanderung am nächsten Tag allerdings noch etwas werden würde, steht wegen des Wetters sehr in den Sternen. Anschließend fahren wir auf den Campingplatz, der bis auf zwei RVs, einen Pickup-Camper und einem Klappzelt vollkommen verlassen ist. Zunächst treffen wir niemanden zum Einchecken an, aber kurze Zeit später erscheint ein etwas unwirrsch wirkender Mann. Sehr gesprächig ist er nicht, aber wir bekommen unseren Platz und stellen unser Wohnmobil nach ein wenig hin- und her rangieren auch wie gewünscht ab. Dann verziehen wir uns erstmal in das nahegelegene Restaurant für einen heißen Kaffee. Kurz bevor wir wieder gehen wollen, kommen wir mit einem anderen Gast ins Gespräch. Er ist Lehrer an internationalen Schulen und hat bereits in vielen verschiedenen Ländern gearbeitet – zum Großteil in Südamerika. Eine seiner Töchter ist 19 Jahre alt und in 6 verschiedenen Ländern aufgewachsen. Er ist wirklich eine interessante Persönlichkeit und wir unterhalten uns eine ganze Weile mit ihm. Das ist etwas, was mir – wie bereits in den USA – auch hier in Canada sehr gut gefällt: Man kommt sehr leicht mit den Leuten ins Gespräch und die Unterhaltung läuft in den meisten Fällen auch von ganz allein weiter.

Zurück im Wohnmobil spielen wir noch ein paar Runden Mogeln in Ermangelung der genauen Kombinationen beim Pokern, die weder Christine noch ich vollständig auf die Reihe bekommen. Anschließend gibts Chicken Wraps zum Abendessen und Christine und meine Eltern haben ihre Freude an zwei ankommenden Motorradfahrern, die nach einem geeigneten Zeltplatz suchen und mit dem Aufbau ihres Zelts beginnen. Eigentlich ja ein wenig daneben, aus dem Camper heraus die Leute zu begaffen… Tja, ich nutze die Zeit, um mein Blog zu vervollständigen.