Reserva Nacional Malalcahuello-Nalcas

(Nachtrag von Mittwoch, 04.12.2013)

Beim Aufwachen wird mir heute sofort bewusst, dass ich mich inzwischen ein ganzes Stück südlicher befinde: Es ist empfindlich kalt!

Die Idee, mich mit einer warmen Dusche aufzuwärmen, funktioniert leider nicht, da das Wasser nicht warm wird oder ich nicht lange genug warte. So gibt’s eben nur eine Schnellreinigung :-). Anschließend frühstücke ich zusammen mit Sandra und Daniel, den beiden Schweizern aus meinem Zimmer. Wir tauschen uns wieder über unsere zurückliegenden Reisen und die Erlebnisse dabei aus.

Nach dem Frühstück ziehen Sandra und Daniel weiter. Sie sind mit dem Mietwagen in der Region unterwegs und damit nicht auf Busse oder Mitfahrgelegenheiten angewiesen. Ich beginne, meine nur groben Vorstellungen für die kommenden Tage zu konkretisieren. Zwischendurch lerne ich auch noch Maren aus Stuttgart kennen, die außer mir die einzige im Hostel ist. Da sie bereits in einem der Nationalparks in der Region und auch in Patagonien war, frage ich sie natürlich intensiv aus :-).

Mit Hilfe der Infos der Hostelbetreiber entscheide ich mich, morgen zu einer 2-tägigen Trekking-Tour im Parque Nacional Conguillas aufzubrechen. Heute möchte ich dafür noch Proviant besorgen und erneut versuchen, eine Gaskartusche für meinen Kocher zu finden. Vielleicht kann ich dann später noch eine kleine Tour in der Reserva Nacional Malalcahuello-Nalcas machen.

Zunächst schlendere ich ein paar Minuten durch die Stadt – oder wohl eher Dorf – und finde doch tatsächlich in der ersten Ferreteria die Gaskartusche, nach der ich in Santigo so vergebens gesucht hatte. Jetzt noch Proviant besorgen und die Trekking-Tour morgen ist gebongt.

Zurück im Hostel verstaue ich die Einkäufe und breche dann mit dem Bus auf nach Malalcahuello. Ich kann direkt bei der Ranger-Station aussteigen und bekomme eine vorbildliche Wegbeschreibung. In der Station sind zwei Praktikanten aus Kolumbien und so werde ich sogar noch bis zum Beginn des gut markierten Weges geleitet.

Der Weg steigt ziemlich steil an und verläuft praktisch gänzlich im Wald. Eigentlich hatte ich mir eher eine gemütliche Wanderung mit Aussicht auf die umliegenden, vergletscherten Vulkane vorgestellt :-). Aber ich gehe weiter, denn was noch nicht ist, kann ja noch werden… Und tatsächlich, vom ersten Aussichtspunkt aus kann ich trotz Wolken einen Teil der schneebedeckten Gebirgskette bewundern.

Ich gehe weiter immer dem Weg nach und komme an einem zweiten Aussichtspunkt vorbei. Von hier bietet sich ein noch schönerer Ausblick.

Da ich völlig allein unterwegs bin, habe ich viel Zeit, meine Gedanken kreisen zu lassen. Und so denke ich viel über meine Freundin Paola und unsere Beziehung nach.

Auf dem weiteren Weg bekomme ich Zweifel, ob ich es wohl rechtzeitig bis zum Piedra Santa schaffen würde. Um 18:15 Uhr muss ich wieder unten bei der Ranger-Station sein, um den letzten Bus zurück nach Curacautín zu erwischen. Die Rangerin hatte mir einen Rundweg erklärt, von dem ich von Anfang an Zweifel hatte was die benötigte Dauer angeht. Zumal die Karte, die ich ebenfalls in der Ranger-Station bekommen hatte, ganz andere Angaben zu den Gehzeiten macht. Da ich aber nicht so zwischendrin irgendwo abbrechen möchte laufe ich zügig weiter.

Schließlich, als ich schon nicht mehr damit rechne, erreiche ich die hiesige Baumgrenze und den Piedra Santa, einen niedrig gelegenen Gebirgskamm. So ohne den Schutz des Waldes bläst hier oben ein empfindlich kühler Wind – vielleicht schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf Patagonien und Feuerland. Außerdem beginnt hier auch der andere Weg, den mir die Rangerin als Rückkehr ins Tal beschrieben hatte.

Zunächst genieße ich ein wenig die Aussicht und mache Fotos der umliegenden Gebirgszüge. Dann entscheide ich mich spontan, es doch noch mit dem anderen Rückweg zu versuchen.

Der Weg führt zunächst am Gebirgskamm entlang und sollte laut Karte wenig später auf einen kreuzenden Weg zurück ins Tal treffen. Vergeblich halte ich nach den entsprechenden Markierungen Ausschau. Nach etwa einer weiteren halben Stunde beschließe ich umzukehren und auf dem gleichen Weg zurück zu gehen und so hoffentlich noch den Bus zurück zu erwischen.

Ich komme zügig voran, obwohl der Abstieg auf dem zum Teil sehr steilen Waldweg ganz schön anstrengend ist. Aber ich bin inzwischen guter Dinge, dass es mit dem Bus klappt. Ohne diese zusätzliche Sorge, wie ich nach Curacautín zurückkommen würde, kehren meine Gedanken schnell zu meiner Freundin Paola zurück.

Gegen 17:30 Uhr erreiche ich schließlich wieder die Ranger-Station und setze mich in der Einfahrt an die Straße, um auf den hoffentlich irgendwann vorbei kommenden Bus zu warten. So ohne Bewegung wird es schnell kühl, aber zum Glück finde ich in einer kleinen Hütte ein wenig Schutz. Die Wanderung war vor allem sehr anstrengend gewesen und hatte einen wesentlich größeren Umfang als ich es ursprünglich geplant hatte. Aber Abenteuer sind schließlich das, was passiert während man andere Pläne macht. Und unter anderem wegen der Abenteuer bin ich ja hier…

Schließlich kommt nahezu pünktlich tatsächlich der Bus und ich komme müde aber zufrieden im Hostel an. Dieses Mal klappt es auch mit der warmen Dusche und die chilenische Variante der 5-Minuten-Terine muss zwecks Bequemlichkeit als Abendessen herhalten.

Anschließend bereite ich noch meine Trekking-Tour der nächsten beiden Tage vor. Der Rucksack muss umgepackt werden, da ich nur die wirklich wichtigen Dinge mitnehmen und den Rest hier im Hostel zurücklassen werde. Außerdem bekomme ich vom Hostelbetreiber den entscheidenden Hinweis, dass mein Plan basierend auf dem Tourvorschlag des Rother Wanderführers nicht funktioniert. Erstens ist der Transport zum Park wesentlich komplizierter als gedacht und zweitens kann man wohl nicht in der Sierra Nevada campen, so dass Hin- und Rückweg in einem Stück zurückzulegen sind. Trotzdem halte ich an meinem Plan fest, morgen um 6 Uhr mit dem Bus nach Captrén zu fahren und von dort die restlichen 12 km zum Park irgendwie anders zurückzulegen – zur Not eben zu Fuß. Im Park selbst werde ich dann sehen, wo genau ich mein Zelt aufschlagen kann und welche Wege sich bzgl. Dauer und Machbarkeit anbieten.

Mitten in meinen Vorbereitungen kommt noch ein neuer Gast aus Tschechien an, der auch in meinem Zimmer unterkommt. Wir unterhalten uns eine Weile, bevor ich schließlich ziemlich erschlagen ins Bett falle. Von einem weiteren Abkömmlinge, der wohl mit dem Fahrrad unterwegs ist, bekomme ich praktisch nichts mehr mit.

2 thoughts on “Reserva Nacional Malalcahuello-Nalcas”

  1. Mit grossem Interesse verfolgen wir Deine Reise. Dank Deiner angesammelten Reiseerfahrungen weisst Du wie man sich im Unbekannten durchschlaegt. Weiterhin viel Erfolg und schoene Erlebnisse.
    Gruss,
    Christine und Joe

    1. Hi Timo,
      das liest sich wieder spannend was du jetzt am Anfang deiner Reise schon so erlebst. Wir sind gespannt wie es dir bei deiner Tour in der Sierra Nevada erging. Hoffentlich gut, dass alles so geklappt hat wie du es dir vorgestellt hast.
      Bei Paps hat’s am Freitag wieder nicht so geklappt wie wir es uns gewünscht haben, jetzt hoffen wir auf die nächste Untersuchung erneut am Freitag.
      Wir wünschen dir weiter eine tolle Reise!!!
      Liebe Grüße deine Mum und Paps

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