Trekking im Parque Nacional Conguillío (Teil 2)

(Nachtrag von Freitag, 06.12.2013)

Unangenehm früh klingelt heute Morgen der Wecker nach meiner ersten Nacht im Zelt auf dieser Reise und meiner ersten überhaupt in meinem neuen Hilleberg Akto Zelt. Ich will heute nicht zu spät aufbrechen, um zur Not die ganzen 20 km bis nach Captrén zu Fuß zurücklegen zu können und trotzdem noch den letzten Bus zurück nach Curacautín zu erreichen. Aber so früh wie geplant schaffe ich es einfach nicht aus dem Schlafsack :-).

Nachdem ich dann tatsächlich aufgestanden bin, gibt’s erstmal eine Dusche, die leider nicht ganz so schön warm ist wie noch gestern Abend. Dann mache ich mir ein einfaches Müsli aus Haferflocken, Rosinen und Milchpulver und packe anschließend meine Sachen zusammen. In der Zwischenzeit fahren die beiden britischen Pärchen bereits an mir vorbei. Sie sind also tatsächlich früher los gekommen als ich.

Als alles zusammengepackt ist mache auch ich mich auf den Weg. Bei der Administración fällt mir ein LKW auf, der vielleicht meine erste Mitfahrgelegenheit sein könnte…

Vom Centro de Informaciones folge ich dieses Mal der Schotterpiste und biege nicht auf den Waldweg ab, um nicht mögliche Mitfahrgelegenheiten zu verpassen. Und tatsächlich, nach nur kurzer Zeit kommt das erste Auto – allerdings mir entgegen :-(.

Ich muss aber kürzer warten als gedacht, denn wenig später kommt das Auto im Rückwärtsgang zurück, gefolgt von zwei LKWs, von denen ich einen ja bereits unten an der Lagune bemerkt hatte. Sofort versuche ich mein Glück und voila, ich werde tatsächlich mitgenommen. Zwar verstehe ich den Fahrer nur sehr schwer und weiß daher auch nicht genau, bis wohin er mich mitnehmen wird, aber die Richtung stimmt und jedes noch so kurze Stück ist besser als nichts :-).

Die Fahrt geht langsam und in Maßarbeit die tief eingeschnittene Schotterpiste entlang. Nebenbei wechsle ich ein paar Worte mit dem Fahrer, den ich noch immer nur sehr schwer verstehe. Bei der Laguna Captrén am Parkeingang schlägt dieser einen kurzen Stop vor. Die Fahrer beider LKWs vertreten sich einen Moment die Beine und tauschen sich sicherlich über diesen Gringo aus, den sie da aufgesammelt haben. Ich mache derweil noch ein paar Fotos.

Für die Weiterfahrt steigt der Beifahrer des zweiten LKWs nun bei uns mit ein – aus Neugierde, wie ich vermute :-).

Und tatsächlich, kaum sind wir losgefahren, fängt er an mich auszufragen. Woher ich komme, was ich hier mache und wie lange ich hier in Chile bin. Natürlich bleibt auch die immer etwas unangenehme Frage nicht aus, wie viel denn der Flug von Deutschland hierher gekostet hat. Ich weiß bei dieser Frage immer nicht, wie ich reagieren soll. Sagt man die Wahrheit, sind die Gesprächspartner immer zu tiefst entsetzt über den für sie unglaublich hohen Preis. So auch in diesem Fall: Unser Beifahrer meint nur, dass er sich für dieses Geld hier drei Autos kaufen könne. Naja, mir kommt es eher immer so vor als fehle den Leuten einfach das Gefühl für so hohe Beträge. Zum Glück ist diese Situation aber schnell wieder vergessen und wir unterhalten uns über belanglosere Dinge. Eine beliebte Frage ist auch immer, weshalb ich so gut Spanisch spreche. Ich erkläre dann immer, dass ich bereits im Studium Spanisch gelernt habe und außerdem inzwischen eine peruanische Freundin habe.

So fahren wir für vielleicht eine Stunde dahin und passieren auch Captrén. Ich bin meinem Ziel Curacautín also schon näher gekommen als gehofft. In einer Art Kieswerk ist dann Schluss mit dieser Mitfahrgelegenheit. Der Fahrer verabschiedet sich und der Beifahrer zeigt mir noch den Weg weiter in Richtung Curacautín. Dabei verstehe ich für einen Moment fälschlicherweise, dass er mich noch weiter mitnehmen kann, aber dieses Missverständnis klärt sich schnell. Die paar Pesos, die ich meinen Wohltätern als Dank anbiete werden überzeugt abgelehnt – damit habe ich wirklich nicht gerechnet!

Ich verabschiede mich, schultere wieder meinen Rucksack und trabe weiter der Schotterpiste entlang in Richtung Curacautín. Zu allererst fährt ein Polizeiwagen an mir vorbei, den abzuhalten ich mir aber nicht traue. Dann kommen mir mehrfach Autos und kleinere LKW entgegen. Nach einer ganzen Weile tauchen dann auch endlich Autos in meiner Richtung auf. Keines davon hält auf mein Zeichen jedoch an und so laufe ich lagsam aber stetig immer weiter. Ein Kleinwagen kommt sogar mehrfach an mir vorbei, der Fahrer lehnt mit einem Handzeichen meinen Mitnahmewunsch jedoch ab.

Schnell merke ich, dass sich die Strecke noch ganz schön hinziehen wird und hoffe ständig, dass irgendwann doch noch jemand für mich halten wird. Und tatsächlich, nachdem ich ca. fünf Kilometer marschiert bin, habe ich bei dem Fahrer eines alten Pickups Glück. Er fährt sogar ganz bis Curacautín und setzt mich nur einen Block vom Zentrum entfernt ab. Nach meiner letzten Erfahrung bedanke ich mich dieses Mal nur höflich, biete jedoch kein Geld an.

Auf direktem Weg gehe ich zum Hostel, wo ich ja einige meiner Sachen zurückgelassen hatte. Ich bin einige Zeit damit beschäftigt, meine Sachen für die Weiterreise zu packen und lerne dabei auch noch einen deutschen Langzeit-Backpacker kennen.

Schließlich verabschiede ich mich und mache mich einmal mehr auf den Weg zum Bus-Terminal. Dort muss ich ca. eine dreiviertel Stunde warten, bis der nächste Minibus nach Temuco vorbei kommt.

Etwa zwei Stunden später komme ich dann im Zentrum von Temuco an. Fälschlicherweise war ich davon ausgegangen, dass der Bus auch wieder das zentrale Terminal anfahren würde, an dem ich vor drei Tagen aus Santiago kommend angekommen bin. Aber es gibt noch weitere Terminals in der Stadt und ich werde kurz vor einem davon abgesetzt.

Das erste Hostel, das ich ansteuere ist angeblich voll belegt. Deshalb muss ich ein ganzes Stück zu einem anderen laufen, in dem ich dann aber zum Glück ein einfaches Zimmer bekomme. Endlich kann ich aus den Wanderstiefeln raus, die ich bereits seit heute Morgen trage. Leider hat das aber den unangenehmen Nebeneffekt, dass mein kleines Zimmer ohne Fenster innerhalb kürzester Zeit einen recht strengen Geruch aufweist :-). Naja, so zimperlich darf man da eben nicht sein.

Nachdem ich ein wenig meine Sachen geordnet habe, mache ich mich nochmal auf den Weg in die Stadt. Dort kaufe ich mein Busticket nach Puerto Montt für morgen und gehe in einem Fast-Food-Restaurant schnell noch eine Kleinigkeit essen. Dann geht’s zurück zum Hostel, wo ich nach einer kurzen Online-Session auch schnell ziemlich müde ins Bett falle.

3 thoughts on “Trekking im Parque Nacional Conguillío (Teil 2)”

  1. wacker, wacker wie du dich durch schlägst. warum hast du die Polizei, deinen Freund und Helfer. nicht um Mitfahrgelegenheit gebeten? in Afrika konnten wir einmal eine solche Bekanntschaft gut brauchen als etwas schiefging. wenn ich bei dem Wetter hier an Schlafsack und gar noch daraus hervor kriechen zu müssen denke,, dann kriege ich einen Schüttelfrost. bei euch ist es hoffentlich noch wärmer.

    Gruss
    U.

    1. Naja, die Carabineros – wie sie hier interessanter Weise heißen – fahren hier in vergitterten Fahrzeugen rum. Da war mir nicht nach Anhalter zu Mute :-). Und ja, tagsüber haben wir hier so um die 20 Grad – nur Abends und Nachts wird’s frisch. Für mich wird es jetzt wohl langsam aber sicher immer kühler werden, je weiter nach Süden ich komme…

      Danke für die netten Kommentare – ich freue mich immer darüber!

  2. Hallo Timo,
    schön, dass du gestern angerufen hast, auch wenn die Verbindung bereits nach einem Satz abbrach. So wissen wir wenigstens, dass es dir gut geht. Den Rest, den du erzählen wolltest, hast du uns ja per eMail geschrieben. Vielen Dank.
    Bei deinen Schilderungen deiner Reise muss ich immer an unsere gemeinsame Reise vor 1,5 Jahren in Ecuador denken und so manches kommt mir bekannt vor. Ich kann mich so richtig in deine Situation versetzen. Genieße deine Reise weiterhin und schreibe weiterhin deine Erlebnisse in deinem Blog, damit wir zumindest in Gedanken mit dir auf Reise sein können.
    Meinen Kameraden (Blasenkatheter) habe ich immer noch, die nächste Hoffnung ihn los zu werden ist morgen. Lassen wir uns überraschen.
    Noch einen weiteren guten Verlauf deiner Reise mit viel Erlebnissen wünsche ich Dir
    Paps

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