Puerto Varas

(Nachtrag von Samstag, 07.12.2013)

Nach den vielen Stunden, die ich in den letzten Tagen zu Fuß unterwegs war und der Nacht im Zelt, habe ich heute sehr gut geschlafen. Für die Weiterfahrt nach Puerto Montt bzw. Puerto Varas konnte ich mir glücklicherweise die Uhrzeit aussuchen und so habe ich die Abfahrt so gewählt, dass ich nicht allzu früh aufstehen muss und es auch noch für ein Frühstück reicht.

Die Fahrt führt zunächst durch eine Landschaft, die mich stark an die schwäbische Alb erinnert. Aber dann, kurz vor Puerto Varas kann ich einen super Ausblick auf den Volcán Osorno genießen. Dessen perfekte Form und weiße Schneehaube ist wieder einmal umwerfend!

Nach etwa fünf Stunden Fahrt erreichen wir Puerto Montt. Bevor der Bus im Terminal hält fährt er noch einen Umweg durch die engen Straßen, um eine Lieferung abzuladen. Die Busgesellschaften bieten hier auch meistens den Versand von Waren an. Für so ein riesiges Fahrzeug ist die Fahrt um die engen Kurven des Wohngebiets gar nicht so einfach.

Auf den letzten Metern kann ich meinen ersten Blick auf den Pazifik während dieser Reise genießen. Nach der Ankunft im Terminal nutze ich dessen perfekte Lage an der Uferpromenade auch noch für einen kurzen Fotostopp.

Dann nehme ich einen der vielen Minibusse nach Puerto Varas. Der Fahrer fährt bei teilweise laut aufgedrehter Musik äußerst langsam und ich frage mich, ob das Fahrzeug so schlecht motorisiert ist, oder das normal ist. Da ich beim Einsteigen deutlich das Ziel Puerto Varas genannt habe, gehe ich davon aus, dass mich der Fahrer entsprechend absetzen würde. Nachdem wir ein Stadtzentrum passiert haben und alle anderen Passagiere bereits ausgestiegen sind, frage ich dann aber doch nochmal nach. Obwohl ich in der zweiten Reihe sitze hat mich der Fahrer doch glatt vergessen und hätte mich kostenlos wieder mit nach Puerto Montt zurück genommen. Schnell beruhigt er mich aber und hält einige Meter weiter einen entgegenkommenden Minibus an, mit dem ich umsonst zurück ins Zentrum von Puerto Varas fahren kann.

Das Bild, das sich mir von der Uferpromenade aus bietet ist einfach unglaublich: Vor mir der Lago Llanquihue und dahinter in der Ferne die schneebedeckten Kegel der drei Vulkane Osorno, xyz und xyz!

Zunächst mache ich mich auf zu einem der im Lonely Planet genannten Hostels. Das erste befindet sich nicht mehr an der angegebenen Stelle, einen Aushang erklärt jedoch den Weg zur neuen Adresse. Unterwegs komme ich noch an einem anderen Hostel vorbei, das ein Bett im 6er-Dormatory frei hat. Das Hostel selbst erscheint mir auch ganz in Ordnung, als ich jedoch das Zimmer mit den sechs Betten nebeneinander sehe, lehne ich erstmal ab. Leider ist das eigentlich ausgewählte Hostel aber bereits voll und nur ein Doppelzimmer für 35.000 Pesos frei. Also steuere ich das nächste an, das aber ebenfalls belegt ist! Das kann ja heiter werden in Patagonien, wenn es schon hier so schwierig ist, eine Unterkunft zu finden.

Auf dem Rückweg ins Zentrum komme ich schließlich an einer Hospedaje vorbei, die ein einfaches und winziges Zimmer für mich frei hat. Für 10.000 Pesos habe ich hier aber mein eigenes Zimmer, das auch vollkommen in Ordnung ist. Lustig ist der Weg von der Rezeption zum Zimmer: Die Hospedaje besteht aus zwei ineinander übergehenden Häuser und man kann sich auf den engen und verwinkelten Fluren echt verlaufen. Überall hängen Pfeile, die den Weg zur Rezeption weisen und ohne diese wäre es auch unmöglich, diese zu finden.

Nachdem ich meine Sachen ausgepackt habe, treffe ich mich mit Angela und Alex, die ebenfalls heute in Puerto Varas angekommen sind. Wir wollen zunächst Wäsche waschen, womit wir am Samstag aber keinen Erfolg haben. Dann gehen wir in einem sehr touristischen Restaurant am.See etwas essen. Das Sandwich ist allerdings nicht gerade der Hit, da das Steak zum großen Teil fast roh ist. Auch der erträumte echte Capuchino von Angela entpuppt sich als Tüten-Nescafé! Leider bekommt man hier in Chile fast nirgends echten Kaffee, oder wenigstens Filterkaffee.

Nach der kleinen Pause und dem Austausch unserer Reisestories machen wir uns auf den Weg, um Infos für die Aktivitäten der nächsten Tage einzuholen. Eigentlich wollte ich das schon viel zeitiger machen, aber da kam die gemeinsame Pause dazwischen. Jetzt müssen wir uns sputen, bevor die Agenturen schließen.

Die Bootsfahrt von Petrohué nach Peulla stellt sich als sündhaft teuer heraus. Ebenso der Ritt zu Pferd von Cochamó nach La Junta im Valle Cochamó. Also beschließen wir, morgen einfach auf eigene Faust nach Petrohué zu fahren und dort spontan unser Glück mir einer Bootsfahrt auf dem Lago Todos Los Santos zu versuchen.

Inzwischen ist es auch zu spät, um noch weitere Dinge zu organisieren oder Infos einzuholen. Also genießen wir noch ein wenig die Aussicht über den See und auf die dahinter liegenden Vulkane bei Sonnenuntergang und schauen dann noch bei einer kleinen Party vom Hostel vorbei, in das Angela und Alex morgen umziehen werden und in dem eine Freundin von Alex arbeitet. Dort treffen wir auf einen Canadier, der einen vom Hostel organisierten Ausritt im Valle Cochamó gemacht hat und begeistert davon erzählt. Wir nehmen uns vor, morgen in diesem Hostel nochmal nach Pferden für den Weg von Cochamó nach La Junta zu fragen. Vielleicht würde es hier ja ein bezahlbares Angebot geben.

Nach einiger Zeit auf der Party verabreden wir uns für morgen und machen uns dann auf den Weg zurück zu unseren Unterkünften.