(Nachtrag von Montag, 09.12.2013)
Heute geht’s mal wieder für mindestens zwei Tage in die Wildnis. Dieses Mal zum Teil aber auf leicht anderem Weg: Von Cochamó aus reiten Angela, Alex und ich zu Pferd bis nach La Junta im Valle Cochamó.
Zunächst müssen wir aber einige Zeit lang in Puerto Varas auf den Bus nach Cochamó warten. Das zieht sich so lange hin, dass ich nach meiner Erfahrung in Curacautín schon zu zweifeln beginne, ob wir jetzt einen der vielen vorbei fahrenden Minibusse verpasst haben. Endlich kommt dann aber doch noch ein größerer Bus mit der richtigen Aufschrift.
Die Fahrt dauert etwa drei Stunden und unterwegs unterhalten wir uns ausgiebig mit Jan, einem Deutschen, der zusammen mit seiner chilenischen Freundin einen großen Teil Chiles zu Fuß durchwandert. Die beiden verfolgen das Ziel, die gesamte Strecke nur zu Fuß bzw. mit dem Faltboot zurückzulegen. Im Bus sitzen sie nur, weil sie in Puerto Varas eingekauft haben und nun wieder nach Cochamó zurück fahren, dem Ausgangspunkt ihrer nächsten Wanderetappe. Ich bin von den Erzählungen über das Entstehen dieses Projekts, dessen minutiöse Planung und schließliche Umsetzung total fasziniert! Das ist doch das pure Leben eines Traums! Und Jan hat ansonsten noch ein beinahe normales Leben, in dem er als Ingenieur überall auf der Welt Turbinen von Gaskraftwerken inspiziert.
Mit uns im Bus sitzt auch das eine der britischen Pärchen, die ich im Parque Nacional Conguillíos kennen gelernt habe. Man läuft sich bei dieser Art zu reisen eben immer wieder über den Weg.
Durch die ausführliche Unterhaltung mit Jan vergehen die drei Stunden Fahrt wie im Flug und wir erreichen mit leichter Verspätung Cochamó. Da wir dort mit den meisten anderen aussteigen und nicht noch ein paar hundert Meter weiterfahren, müssen wir zur Agentur der Pferde noch ein Stück laufen bzw. werden kurz darauf von zwei Frauen mit dem Auto abgeholt, die uns offensichtlich bereits vermisst haben. Eine davon, Sofia, erinnert mich sofort an eine der Chileninnen im Film “Die Reise des jungen Che”. Später stellt sich heraus, dass sie unsere Führerin und außerdem Argentinierin ist :-).
Während Sofia bereits mit einem Pferd davon reitet, dürfen wir es uns im Garten eines normalen Wohnhauses erstmal bequem machen. Wir müssen wohl noch etwas auf die Pferde warten, da diese momentan noch unterwegs sind. Also warten wir eben und ich unterhalte mich mit Angela und Alex über die verschiedensten Themen wie die Arbeit als Softwareentwickler, Politik und natürlich das Reisen.
Nach einer Weile bedeutet uns unsere Gastgeberin, wieder ins Auto zu steigen und wir fahren los – allerdings nicht ohne, dass sich es der junge Hund des Hauses in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit auf dem Rücksitz bequem macht. Es kostet unsere Gastgeberin viel Überredungskunst, ihm klar zu machen, dass er hier bleiben muss. Dass wir nicht direkt von.Cochamó aus losreiten würden hatten wir bis jetzt auch nicht gewusst – ebenso wenig wie das kleine Detail, dass uns diese Zubringerfahrt 7000 Pesos extra kosten würde. Immerhin ist unsere Fahrerin auch mit 6000 Pesos zufrieden, als keiner von uns die passenden Scheine hat :-).
Die Fahrt endet bei einem kleinen Eco-Hostel, wo auch tatsächlich unsere Pferde warten. Leider stellt sich heraus, dass unsere Fahrerin vergessen hat, einen weiteren Sattel mitzubringen. Also verzögert sich der Aufbruch nochmal etwas, weil zuerst jemand zurückfahren und den Sattel holen muss. Alles wirkt irgendwie etwas improvisiert aber ändern können wir daran ohnehin nichts, also warten wir einfach. Immerhin wird schon mal unser Gepäck auf ein extra Packpferd verladen, das zusammen mit einem anderen Guide auch gleich lostrabt. Gut, dass ich noch daran gedacht habe unser Trinkwasser aus dem Rucksack zu nehmen, sonst wären wir unterwegs auf dem Trockenen gesessen. Es hatte uns ja auch keiner gesagt, dass unser Gepäck getrennt von uns befördert wird. Als bei der Buchung im Hostel in Puerto Varas die Rede von einem Packpferd war, bin ich natürlich davon ausgegangen, dass dieses mit uns zusammen laufen würde.
Schließlich trifft auch der fehlende Sattel ein und wenig später kann es losgehen. Der Ritt führt einen zum Teil sehr tief eingeschnittenen Pfad entlang durch überwiegend dichten Wald. Zwischendurch können wir aber ab und an mal einen kurzen Blick auf die riesigen Granitfelsen werden, die das relativ enge Tal einschließen. Und tatsächlich, die Ähnlichkeit der Felsformationen mit jenen im Yosemite Park in den USA ist nicht von der Hand zu weisen.
Unsere Pferde werden praktisch ununterbrochen von einer ziemlich großen Sorte Pferdebremsen malträtiert. Zum Glück für uns fallen diese aber kaum über uns her. Während Alex und ich unseren Spaß mit dem Ritt haben, hält sich die Begeisterung bei Angela in Grenzen.
Zwei Mal machen wir unterwegs eine kurze Pause, bis wir schließlich den Campingplatz und das Refugio La Junta erreichen.
Zwischen dem Campingplatz und dem Refugio liegt der Fluss, der mit Hilfe einer manuellen Seilbahn überbrückt werden muss. Wie früher auf dem Kinderspielplatz fährt man mit Schwung so weit wie möglich und zieht sich dann selbst an einem Seil den Rest des Weges – oder man hat Glück und auf der Gegenseite wartet jemand auf einen Transport und übernimmt das für einen.
Zunächst werde ich auf die Suche nach unseren Sachen geschickt, die ja mit dem extra Packpferd transportiert und nun irgendwo hier oben abgeladen wurden. Ich baue dann auch gleich mein Zelt auf, während sich Angela und Alex im Refugio einrichten.
Um 20 Uhr ist die Pizza (einsame Spitze!!!) fertig und ich gehe bzw. fahre mit der Seilbahn zum Refugio rüber. Beim Essen treffen wir natürlich auf andere Trekker – unter anderem auf Tanja aus Deutschland, die sich bereits zusammen mit uns im Bus mit Jan unterhalten hatte, Amy, einer US-Amerikanerin aus Atlanta, die zusammen mit ihrem Mann für über ein Jahr unterwegs ist und einer jungen Familie aus Deutschland. Letztere ist mit einem sechs Monate alten Baby unterwegs – echt krass! Ich unterhalte mich ein wenig mit dem Vater und mir gefällt die Aussage mit Bezug auf’s Reisen “Mit Kind ist das Leben nicht vorbei!”.
Bei Einbruch der Dunkelheit mache ich mich auf den Weg zurück zu meinem Zelt auf der anderen Seite des Flusses.
Hallo Timo,
das Warten lernst du auf dieser Reise ja wieder perfekt!
Hoch zu Ross – ich spüre geradezu den Gewitterregen, meine eiskalten Hände und mein Urvertrauen in “mein” Pferd auf dem Pfad hangabwärts zu der Hütte unseres Guides in Ecuador – du erinnert dich?! Aber ein klasse Erlebnis war es trotz aller Widrigkeiten!!! Du hast hoffentlich auch ohne derartige Wettereskapaden super Erlebnisse auf deinem Ausritt!
Ich freue mich schon auf deinen nächsten Bericht!
Alles Liebe und weiter eine tolle Reise deine Mum.
Hallo Timo,
mit dem Pferd reiten wäre genau die richtige Fortbewegungsart für meine Frau 🙂
Ich würde mich derweil schwimmend an der Küste fortbewegen.
Ich freue mich schon auf die tollen Bilder.
Viele Grüße aus der Bastelbude
Julia und Simon