Ancud & Castro

(Nachtrag von Donnerstag, 12.12.2013)

Nachdem ich die letzten beiden Nächte im Zelt verbracht und daher nicht so gut geschlafen habe, lasse ich es heute Morgen ein wenig gemütlicher angehen. Den ersten Bus nach Ancud um 09:25 Uhr lasse ich deshalb aus und richte mich auf den nächsten um 11:05 Uhr ein. Nach dem Frühstück packe ich meine völlig in meinem kleinen Zimmer ausgebreiteten Sachen zusammen und marschiere los zum Bus-Terminal von Cruz del Sur, das sich etwas am Rand der Stadt befindet. Unterwegs lege ich noch einen Zwischenstopp im Supermarkt ein, in dem es kräftig weihnachtet: In voller Lautstärke wird man dort mit Jingle Bells beschallt. Bei tagsüber 20 Grad und herrlich sonnigem Wetter ist mir irgendwie noch weniger weihnachtlich zu Mute, als das zu Hause in Deutschland im vorweihnachtlichen Stress der Fall wäre…

Im Terminal muss ich noch etwa eine halbe Stunde warten, bis der Bus vorbei kommt. Die Fahrt geht mit einem Halt im bereits bekannten Terminal von Puerto Montt nach Pargua, wo wir auf die Fähre nach Chacao fahren. Während der Überfahrt können wir zum Glück aussteigen und obwohl es im Wind recht frisch ist, erlebe ich die Fährfahrt so voll mit. So am Meer fühle ich mich einfach am wohlsten!

Nach etwa einer weiteren halben Stunde hält der Bus vor einem Terminal in Ancud. Da auch einige Touristen aussteigen, steige auch ich aus. Was ich noch nicht weiß ist, das das nur das Terminal Rural ist und nicht das von Cruz del Sur, zu dem ich eigentlich will.

Da mir der Weg zu Fuß zu weit erscheint, nehme ich kurzer Hand ein Taxi zum anderen Terminal. Gegenüber befindet sich auch das Lunas Hostel, das mir Angela und Alex empfohlen haben. Ich frage dort zu allererst nach den Blauwalen, die man laut Lonely Planet in dieser Jahreszeit vor der Nordküste von Chiloé beobachten kann. Die Angestellte im Hostel ist sehr hilfsbereit und ruft für mich sogar die Agentur an, die Whale-Watching-Touren anbietet. So erfahre ich, dass die Wale erst ab frühestens Januar hier vorbei kommen. Sehr schade – wieder einmal scheine ich die richtige Zeit verpasst zu haben!

Ich lasse mir noch ein paar weitere Infos über Ancud und andere Aktivitäten in der Region geben und lagere mein Gepäck für ein paar Stunden im Hostel ein. Zunächst möchte ich mir Ancud ein wenig anschauen und im Tourismus-Büro vorbei gehen, um eine zweite Info bzgl. der Wale einzuholen. Erst dann möchte ich entscheiden, ob ich die Nacht hier bleibe oder gleich nach Castro weiterfahre.

Im Tourismus-Büro und durch Anrufe erfahre ich bzgl. der Wale nichts neues. Aber ich bekomme einige gute Infos über mögliche Aktivitäten und die Weiterfahrt gen Süden. Ich beschließe, mir Ancud noch ein wenig anzuschauen und dann nach Castro weiter zu fahren.

Die Stadt gefällt mir ausgesprochen gut – ganz entgegen der Erwartungen aufgrund der wenig enthusiastischen Beschreibung im Lonely Planet. Man darf eben auch nicht alles glauben, was in der Reisebibel steht!

Nachdem ich genug gesehen und an der Uferpromenade ein paar Empanadas de Queso gegessen habe, kaufe ich im Bus-Terminal mein Ticket für den nächsten Bus nach Castro. Leider vertue ich mich irgendwie mit der Uhrzeit und denke, der Bus führe erst in einer Stunde. Also schlendere ich nochmal ein wenig durch die Straßen. Als ich beim Fotografieren auf der Uhr der Kamera mein Irrtum bemerke, ist es vermeintlich schon zu spät. Zurück im Terminal kann ich mein Ticket aber für den nächsten Bus umtauschen – dieses Mal wirklich in knapp einer Stunde.

Ich hole mein Gepäck aus dem Hostel und als ich wieder ins Terminal komme, steht dort gerade der vermeintlich verpasste Bus – na super, dann hätte ich ja doch noch diesen nehmen können. Mit der Pünktlichkeit scheint man es hier auf Chiloé nicht so eng zu nehmen – ganz im Gegensatz zu meinen bisherigen Busfahrten, die alle immer recht akkurat abliefen. Ein erneuter Umtausch ist auf die Schnelle aber nicht möglich und so richte ich mich im Terminal auf etwa eine Stunde Warten ein.

Auch mein Bus hat natürlich deutlich Verspätung und so gegen 19:00 Uhr verlasse ich Ancud in Richtung Castro. Dort komme ich etwa anderthalb Stunden später an und begebe mich gleich zu der ausgewählten Hospedaje. Ich bekomme für 12.000 Pesos ein Zimmer ohne Bad – ein etwas höherer Preis als ich dachte. Dafür ist die Betreiberin super freundlich und nennt mich ständig “mi hijito”, verniedlichend für “mein Sohn”. Nachdem ich mich eingerichtet habe, mache ich noch einen kurzen Rundgang durch Castro und verbringe die verbleibenden Stunden dann mit Blog schreiben. Auch hier in Castro weihnachtet es kräftig und die Glocken der knallbunten Kirche spielen “Stille Nacht, Heilige Nacht”…

Gegen halb elf falle ich dann ins Bett.