Abenteuer Carretera Austral

(Nachtrag von Montag, 16.12.2013)

Nach dem zeitigen Aufstehen gestern war die Nacht heute in der recht guten Unterkunft sehr erholsam. Leider fällt das Frühstück einmal mehr recht spartanisch aus und auch die Freundlichkeit der Betreiber der Hospedaje lässt etwas zu wünschen übrig. Auf die Frage, bis wann ich ausgecheckt habe muss, heißt es nur, sofort und ich könne mein Gepäck hier unterstellen. Während ich am Zusammenpacken bin kommt auch gleich die Angestellte vorbei und zieht bereits das Bett ab. Dabei ist es gerade mal 09:00 Uhr!

Insgesamt fühle ich mich in diesem Dorf hier nicht so richtig wohl. Kaum Infrastruktur, eine stark eingeschränkte Verfügbarkeit von verlässlichen Informationen, eine zwar gute Unterkunft, aber mit eher unfreundlichem Personal und zu essen gibt’s auch nicht so richtig etwas. All das bestärkt meinen ursprünglichen Plan, gleicht weiter zu ziehen…

… das allerdings stellt sich als nicht so leicht heraus. Bei Chaitur bekomme ich die Info, dass der nächste Bus nach La Junta bzw. nach Coyhaique erst am Mittwoch fährt. Von La Junta gibt es zwar wohl tägliche Verbindungen, dorthin zu kommen ist aber vor Mittwoch praktisch ausgeschlossen. Die einzige Möglichkeit scheint die tägliche Verbindung nach Furtalefu an der Grenze zu Argentinien zu sein, mit der man auch nach Villa Santa Lucia kommt, einem Kaff an der Carretera Austral ca. 70 km nördlich von La Junta. Von dort müsste ich dann irgendwie per Anhalter weiterkommen.

Genau das ist auch der Plan von Frederico und Gianfranco, die ich inzwischen auch wieder getroffen habe und mit denen wir noch kurz die Möglichkeiten für Aktivitäten vor Ort prüfen. Ich hingegen beschließe, bis nach Furtalefu zu fahren, dort die zwei Tage bis Mittwoch zu verbringen und dann mit dem Bus früh morgens zurück nach Chaitén oder auch nur Villa Santa Lucia zu fahren, um dann den regulären Bus nach Coyhaique zu nehmen.

Ich habe mein Ticket schon gekauft, als über Frederico die Neuigkeit durchsickert, dass der Bus am Mittwoch ersatzlos gestrichen wurde und erst am Sonntag entsprechend Anschluss nach Coyhaique besteht. Na super!

Kurz entschlossen tausche ich mein Ticket und schließe mich dem Plan von Frederico und Gianfranco an. Während wir auf den Bus nach Villa Santa Lucia warten, bekomme ich allerdings starke Zweifel. Wir versuchen zur Probe für die verbleibende halbe Stunde noch unser Glück mit Autostopp vor Ort und die Tatsache, dass in der Zeit kein passendes Fahrzeug vorbei kommt, beruhigt mich nicht gerade. Das Tourismusbüro, bei dem ich heute Morgen die Infos von Chaitur vergebens gegenchecken wollte, hatte mir deutlich davon abgeraten, nach Villa Santa Lucia zu fahren. Dort sei schlicht gar nichts außer einer Handvoll Häuser. In Ermangelung anderer echter Alternativen, beschließe ich, mir beim Durchfahren einen schnellen Überblick davon zu verschaffen und dann gegebenenfalls im Bus sitzen zu bleiben und bis Furtalefu durchzufahren. Von dort würde ich vielleicht einfacher eine Transportmöglichkeit nach La Junta finden, da Furtalefu einfach ein ganzes Stück großer ist als Villa Santa Lucia und außerdem auch mehr touristische Infrastruktur bietet.

Schließlich taucht der Bus auf und wir fahren los. So richtig entspannen kann ich mich angesichts der Unsicherheit über das weitere Fortkommen nicht. Trotzdem genieße ich die Fahrt entlang der Carretera Austral und durch eine herrliche Landschaft.

In Villa Santa Lucia bin ich zunächst weiter unschlüssig, steige dann aber ohne weiter nachzudenken mit Frederico und Gianfranco aus. Auf der Plaza in diesem wirklich völlig verschlafenen Nest sitzt Jeroen aus den Niederlanden, der vor wenigen Stunden aus Furtalefu hier angekommen war. Auch er will weiter nach Süden und bei inzwischen vier Personen wittere ich die Möglichkeit, vielleicht einen privaten Transport zu organisieren.

Während die anderen unser Gepäck bewachen, ziehe ich mit Frederico los und spreche Einheimische an, vor deren Häusern ein geeignet erscheinendes Transportmittel steht. Das erste Angebot fällt mit 70.000 Pesos gar nicht so schlecht aus und wir könnten in ca. drei Stunden losfahren. Beim zweiten Angebot für 60.000 Pesos und sofortiger Abfahrt schlagen wir ohne weiteres Zögern sofort zu. Das sind 15.000 Pesos pro Person, der Bus für die volle Strecke nach Coyhaique kostet 24.000 Pesos pro Person! Es verbleiben uns also 9.000 Pesos für die Strecke von La Junta bis nach Coyhaique und wir kommen Null auf Null raus bei gleichzeitig anderthalb eingesparten Tagen!

Wenig später werden wir an der Plaza abgeholt und los geht’s. Während der Fahrt können wir immer wieder kurze Ausblicke in die grandiose Landschaft links und rechts der Carretera Austral erhaschen. Außerdem unterhalte ich mich viel mit Jeroen.

Für die etwa 70 km brauchen wir um die zwei Stunden. Nach der Ankunft in La Junta holen wir uns erstmal die Infos für die Weiterfahrt morgen und kaufen auch gleich die Tickets für alle vier. Der Bus fährt um 05:00 Uhr morgens ab – puh, schon wieder so früh aufstehen!

Nachdem das geregelt ist, suchen wir eine Unterkunft. Wieder einmal gar nicht so einfach, weil bei den meisten angesteuerten niemand anzutreffen und die einzige verfügbare Option Frederico zu teuer ist. Beim Kauf der Bustickets wurde uns von einer Einheimischen eine Unterkunft für 8.000 Pesos angeboten, die sich meinem Empfinden nach eher nach einer privaten Unterbringung im eigenen Haus angehört hat. Nach ein wenig suchen finden wir das besagte Haus auch und es stellt sich heraus, dass die Frau dort ein paar ganz einfache Zimmer im ersten Stock ihres Hauses vermietet. Für eine Nacht, die ohnehin recht kurz werden würde war das ganz OK und so quartieren wir uns ein.

Anschließend gehe ich mit Jeroen noch etwas essen. Auf der Suche nach einer Unterkunft waren wir mit Hilfe des Lonely Planet auf das offensichtlich einzige offene Restaurant im Ort gestoßen. Es hatte sich ebenfalls eher wie das private Angebot angehört, uns etwas zu essen zu kochen. Wir versuchen unser Glück und es stellt sich als ganz nettes kleines Restaurant mit vier Tischen heraus. Wir bekommen einen Salat mit Lachsstreifen aus der Dose als Vorspeise, gefolgt von Reis und Rindfleisch und einer Art Bananenpudding zum Nachtisch. Und das ganze zu einem äußerst guten Preis.

Nach dem Essen verbringe ich auf der Plaza de Armas sitzend den Rest der Zeit bis zum Sonnenuntergang mit Blog schreiben. Dann treffe ich Frederico und Gianfranco wieder und wir gehen zusammen zur Unterkunft zurück. Dort herrscht inzwischen reger Betrieb, da einige Bauarbeiter zum Übernachten eingetroffen sind, die tagsüber entlang der Carretera Austral Straßenarbeiten vornehmen. Nach einer Dusche geht’s ab ins Bett, da wir morgen ja recht zeitig raus müssen.